Dienstag, 27. Dezember 2005

Wochenbericht 003 (19.12.05 bis 25.12.05)

Der Montag war vor allem von der Reise von Manizales nach Medellin geprägt. Leider war die Fahrt mit dem Minibus nicht gerade sehr angenehm, da der Fahrer anscheinend das Gefühl hatte, zeigen zu müssen, wie toll er fahren kann. Deshalb ist mir doch das eine oder andere Mal der Atem gestockt, als er immer wieder riskante Überholmanöver in den Passstrassen der Anden gewagt hat. Wie auch immer, ich bin heil in Medellin angekommen. Am gleichen Tag habe ich noch ein bisschen das Zentrum von Medellin erkundet. Die Stadt wurde leider nicht gerade mit viel Schönheit bedacht. Das liegt aber vor allem daran, dass sich die Stadt erst etwa in den letzten 100 Jahren entwickelt hat. (Bild 1: Nein, sie ist nicht käuflich, aber ihr Handy kann für 400 Pesos [ca. 25 Rappen] pro Minute gemietet werden [Zentrum von Medellin])

Am Dienstag machte ich mich auf, um "La Pierda" (ein grosser Monolith inmitten einer Seelandschaft in der Nähe von Medellin) zu besichtigen. Mir wurde gesagt, das die Fahrt dorthin ca. 1 1/2 Stunden dauern wird. Nach einer halben Stunde Busfahrt wurde unser Bus von einer Polizeikontrolle angehalten. Zuerst müssen alle Männer aussteigen. Jeder wurde genau kontrolliert (inkl. Gepäck). Danach mussten alle in eine Reihe stehen und an einem Tisch vorbei laufen. Dort musste man dann seinen Ausweis zeigen. Die Polizei überprüfte dann per Funk die Identität eines jeden. Irgendwann kamm dann einmal der Jefe zu mir (ich stand ziemlich am Ende der Reihe). Es spielt sich folgende Szene ab:

  • Jefe: De donde eres?
  • Andy: Soy de Suiza.
  • Jefe: Donde son sus documentos?
    Andy trugt seinen Pass dummerweise nicht auf sich. Er reichte dem Jefe aber eine laminierte, verkleinerte Farbkopie seines Passes rüber. Der Jefe studierte das Teil lange. Irgendwie hatte der Jefe nicht bemerkt, dass es sich um eine handgebastelte Kopie des Passes handelte, denn ansonsten hätte er das Teil sicherlich nicht akzeptiert. Auf jeden Fall erhielt Andy das Teil wieder zurück. Der eigentliche Guerilla-Test folgte aber erst noch.
  • Jefe: Habla inglés?
  • Andy: Si, claro.
  • Jefe: Que hora es? In inglés por favor!
  • Andy: Eleven twenty-five.
  • Jefe: Bien. Regresa al bus!

Damit hatte Andy definitiv bewiesen, dass er kein Guerilla war, und durfte wieder in den Bus einsteigen... ;-) Allerdings nützte ihm dies relativ wenig, denn bis alle kontrolliert wurden (inkl. Frauen und Bus) verging noch einmal eine Stunde. Im Gesamten hatte ich dann statt der 1 1/2 Stunden, geschlagene 3 1/2 Stunden. Ich hatte dann "La Pierda" schlussendlich doch noch erreicht. (Bild 2: La Pierda, ein grosser Granit-Monolith im Hinterland von Medellin // Bild 3: Aussicht von La Pierda)

Als ich am Mittwoch auf dem Weg in Richtung botanischer Garten von Medellin war, welcher übrigens eine herbe Entdäuschung war, "stolperte" ich per Zufall über eine Tanzschule, welche meinen zwei Auswahlkriterien entsprach. Es waren dies:

  1. hübsche Tanzlehrerin... ;-)
  2. günstige Preise

Vor allem das zweite hatte ich in Cali leider nicht gefunden. Wie auch immer, kurz entschlossen machte ich noch für den gleichen Nachmittag einen Termin für meine erste Salsa-Stunde aus. Naja, die Stunde hat ziemlich viel Spass gemacht, und ich musste vor allem immer wieder über mich selber lachen. Lina (meine Tanzlehrerin, 23) war so höflich und hat immer wieder gesagt: "Muy bien, muy bien"... Dass die Kolumbianer gute Höfligkeitslügner sind, hatte ich ja schon früher herausgefunden... ;-) (Bild 4: Andy beim Salsa tanzen, es darf gelacht werden...)

Am Mittwochabend bin ich zusammen mit ein paar anderen Travellers in die Diskothek Mango's gegangen. Anscheinend einer der angesagtesten Clubs in Südamerika. Ich kann nur sagen: affenteuer, saulaut, megacool und bildhübsche Frauen... Nicht jeder von uns hat es dann schlussendlich aus eigener Kraft geschafft, den Club wieder zu verlassen... ;-)

Apropos Frauen in Medellin: Im letzten Wochenbericht hatte ich geschrieben, dass die Frauen in Medellin noch hübscher sein sollen, als in Cali. Dem kann ich nun nur bedingt zustimmen. In Medellin scheint Schönheit sehr eng mit Reichtum verbunden zu sein. Die schönen Kurven entstammen leider all zu oft der künstlerischen Hand eines Schönheitschirurgen. Und ausserdem habe ich mir sagen lassen, dass in Medellin viele junge Frauen sich die untersten Rippen entfernen lassen, um eine schönere Taille zu haben. Gerüchten nach soll such Shakira eine solche Operation gemacht haben... Crazy :-(

Wegen den Nachwirkungen des Vorabends stand der Donnerstag vor allem unter dem Vorzeichen "Ausschlafen". Aber auch eine weitere Salsa-Stunde stand an diesem Tag auf dem Programm. Abends hatte ich dann ein Busfahrt von Medellin nach Bogota gebucht. Angekündigt waren zwölf Stunden Fahrt. Weil es aber auf die Weihnachtszeit zu ging, hatten wir nur schon 5/4 Stunden Verspätung, bis wir den Bus besteigen konnten. Die Fahrt war fürchterlich, und an schlafen war leider nicht zu denken. Wie auch immer, nach 14-stündiger Fahrt und mit drei Stunden Verspätung kamen wir dann in Bogota an. Damit war meine Reise allerdings noch nicht beendet. Um mein Ziel Villa de Leyva, ein kleines Kolonial-Städtchen in den nördlichen Anden von Bogota, zu erreichen, musste ich noch einmal vier Stunden mit zwei verschiedenen Busen fahren. Von Hostel-Tür in Medellin bis Hotel-Tür in Villa de Leyva war ich im Ganzen 22 Stunden unterwegs... :-( Aber auch das gehört halt zum Reisen... (Bild 5: Plaza Mayor von Villa de Leyva)

Am 24. Dez. entschloss ich mich, ein Moutain Bike zu mieten und die Umgebung ein bisschen zu erkunden. Leider erhielt ich ein schlechtes Mountain Bike mit noch schlechteren Bremsen. Ich fuhr mit dem Bike zum Wasserfall "Cascada La Periquera". Der Weg dorthin war ziemlich beschwerlich und führte buchstäblich über Stock und Stein, und ich musste mein Bike manchmal mehr stossen, als dass ich fahren konnte. Als Zweites wollte ich den "Parque Arqueologico de Monquira (El Infiernito)" (astrologische Einrichtung der Ureinwohner, den Muiscas) besichtigen. Allerdings war der Weg dorthin nicht so einfach zu finden. Ein alter Bauer, der zu Fuss mit einem Topf Suppe in der Hand in den Bergen unterwegs war, zeigte mir dann einen Pfad zum El Infiernito. Allerdings war dies wirklich nicht mehr als ein Pfad, und ich musste mein Bike schon wieder mehr stossen, als dass ich fahren konnte. Aber schlussendlich fand ich dann auch diesen Park noch. Ziemlich ausgelaugt kam ich dann nach Villa de Leyva zurück. (Bild 6: Fruchtbarkeitssymbol für die Ernte der Muiscas im "El Infiernito" // Bild 7: Weihnachtsbier der Bergbauern um 14:00)

Um 20:00 des Heiligabends machte ich mich auf, um zu sehen, was in dem Städtchen an Heiligabend so angesagt war. Lustig war, dass um 20:00 sowohl der Supermarkt, der Coiffeur, der Kleiderladen, der Souvenir-Shop, der Internet-Shop sowie viele Restaurants noch offen hatten. Viele Leute waren in den Strassen unterwegs. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass alle Leute entweder mit arbeiten, mit zur Kirche gehen oder mit saufen beschäftigt waren (der überwiegende Teil allerdings mit Letzterem). Irgendwo sah ich noch ein paar Leute ein Festzelt aufstellen. Mir wurde dann gesagt, dass die Party um 23:00 beginnen würde. In der Zwischenzeit schloss ich mir der Mehrheit an und machte es mir mit einer Flasche kolumbianischem Rum gemütlich. Um 23:00 begann dann die Weihnachtsparty. Zu ohrenbetäubendem Salsa tanzte und trank dann Jung und Alt bis spät in die Nacht. Eine etwas andere Weihnacht als in der Schweiz... ;-) (Bild 8: Weihnachtsparty in Villa de Leyva)

Am 25. Dez. mussten dann wieder einmal gewisse Nachwirkungen auskuriert werden, und ich entschloss mich, einen gemütlichen Tag mit Schlafen und Lesen im Hotel zu verbringen.

PS: Bilder können durch einen Klick vergrössert werden... ;-)

Sonntag, 25. Dezember 2005

Feliz Navidad

Hallo zusammen

Von hier, einem kleinen Dörfchen (Villa de Leyva) inmitten der Anden von Kolumbien, wünsche ich Euch allen eine ganz schönes Weihnachtsfest.


(Bild: Weihnachtsdekoration in Cali)

Montag, 19. Dezember 2005

Wochenbericht 002 (12.12.05 bis 18.12.05)

Anbei ein kleines Beispiel der hiesigen Gastfreundschaft:

  • Chica: Hallo, wie geht's?
  • Andy: Danke gut. Und selber?
  • Chica: Auch gut. Danke. Von wo kommst Du?
  • Andy: Aus der Schweiz.
  • Chica: Ah. Darf ich fragen, was Du hier machst?
  • Andy: Ja, sicher. Ich bereise Kolumbien.
  • Chica: Ah. Und wieso besuchst Du gerade Kolumbien, und nicht ein anderes Land?
  • Andy denkt: Ja, wegen den schönen Frauen natürlich... ;-)
  • Andy sagt: Um das Land und die Leute kennen zu lernen.
  • Chica: Ah. Also ich heisse Dich herzlich Willkommen in meinem Land. Es freut mich sehr, dass Du mein Land besuchen kommst. Wir freuen uns immer, wenn Ausländer unser Land bereisen, obwohl unser Land leider einen schlechten Ruf hat.
  • Andy: Vielen Dank
  • Chica: Ja, und Dein Spanisch ist ausgezeichnet.
  • Andy denkt: Jetzt schleimst du aber... ;-)
  • Andy sagt: Nein, Nein. Das stimmt nicht. Aber ich bin fleissig am lernen.
  • Chica: Wir schätzen es sehr, wenn Ausländer Spanisch lernen, um mit uns in unserer Landessprache zu kommunizieren. Also nochmals, herzlich Willkommen in Kolumbien, und ich hoffe, dass Du einen schöne Zeit in Kolumbien haben wirst. Danke, dass Du gekommen bist...

Ja, so wird man hier in Kolumbien oft von den Einheimischen begrüsst. Ich habe mir mal probiert vorzustellen, ob dies einem Touristen in der Schweiz vielleicht auch schon einmal wiederfahren ist...

Wie auch immer, die ersten vier Tage (von Montag bis Donnerstag) der zweiten Wochen sind mir fast vorgekommen, als würde ich hier schon einem Alltagstrott verfallen sein. Aufstehen, kalt duschen (brrr...), Spanisch-Unterricht, HamaHama, Bier trinken, usw.

Ok, so schlimm ist es nun nicht gerade. Anfangs Woche hat es Abwechslung der negativen Art gegeben. Obwohl das Hostel, in welchen ich seit meiner Ankunft wohne, in einer guten Gegend von Cali liegt, ist gerade um die Ecke des Hostel der Transen-Strich. In der Nacht auf Montag hat es dann dort einmal Peng gemacht. Am nächsten Tag haben wir dann erfahren, dass ein potentieller Freier anscheinend nicht so erfreut war, als er erkannt hat, was gerade in sein Auto einsteigen wollte. Er hat dann "kolumbianisch" reagiert und seine Kanone gezogen. Zum Glück für die Transe, dass sie/er "nur" ins Bein getroffen wurde.


(Bild 1: gepflegtes Haus in Cali; da würde es mir auch noch gefallen...)

Am Dienstag konnte ich mir endlich meine Reisepläne für die Zeit nach Cali zurecht legen. So wie es aussieht, gibt es schon die ersten Verschiebung gegenüber meinen ursprünglichen Reiseplänen. Ich werde ein bisschen mehr Zeit in Kolumbien verbringen, als geplant.

Am Freitag, ging es dann endlich los mit dem Reisen. Ich habe mich entschlossen, als nächste Station nach Manizales zu reisen. Manizales ist eine Stadt in der "Zona Cafetera", einem der grössten Kaffeeanbaugebiet der Welt inmitten der Anden. Die Fahrt nach Manizeles war zwar sehr schön, sie dauerte aber leider über 6 1/2 Stunden mit nur einem kurzen Stopp... In Manizales habe ich mich dann wieder in einem Hostel einquartiert, und konnte tatsächlich nach zwei Wochen wieder das erste Mal eine warme Douche nehmen... Jupie... ;-) Uebrigens: Hier in Manizales in ca. 2000 Meter über Meer ist es leider nicht mehr Hochsommer. Ich muss musste unterdessen das erste Mal meinen Long-Sleeve hervor nehmen... :-(

Am Samstag besuchte ich mit zwei anderen Reisenden (Amerikaner und Japaner) ein Kaffee-Finca bei Chinchina, in der Nähe von Manizales. Ein älterer Kaffeebauer nahm uns mit auf eine Tour durch die Kaffeehügel und erklärt uns alles ausgiebig. Am Schluss der Tour durch die Kaffeehügel zeigt er uns dann seine eigene Kaffee-Finca. Er baut hier selber Kaffee an, bewirtet aber auch Touristen in seiner Finca. Herrlich, extrem ruhig, sauber gepflegt... Die Orangen und Bananen pfückt man sich direkt von den Bäumen. Wenn man ein bisschen mehr Zeit hätte, wäre man fast versucht, hier ein Weilchen zu verweilen. (Bild 2: Kaffee-Plantage bei Chinchina)


(Bild 3: Kaffee-Finca "Colina del Sol" bei Chinchina)

Am Sonntag machte ich dann meinen ersten Ausflug zum einem Vulkan. Mit einem Guide gehe ich in den Nationalpark "Natural Los Nevados". Ein extrem schöner Nationalpark. Vor allem interessant ist, wie die Vegetation mit unterschiedlicher Höhe ändert. Rund um den Vulkan "Nevado del Ruiz" (5321 M.ü.M.) gleicht die Gegend dann einer Mondlandschaft. Die letzten paar Hundert Meter in Richtung des Kraters musste ich dann mit eigener Kraft erreichen. Das war das erste Mal, dass ich auf über 5000 Meter unterwegs war. Der Kopf hämmert, alle 20 Meter muss man eine Schnaufpause einlegen... eine interessante Erfahrung. Leider konnten wir nicht bis zum Kraterrand aufsteigen, weil im Moment zuviele giftige Gase aus dem Krater entweichen. Deshalb mussten wir dann auf 5100 M.ü.M. Halt machen. (Bild 4: Aussicht im Nationalpark "Natural Los Nevados")


(Bild 5: Mondlandschaft mit Schnee rund um den Vulkan "Nevado del Ruiz", 5321 M.ü.M.)

Am Montag, werde ich dann weiter nach Medellin reisen. Dort soll es noch schönere Frauen als in Cali geben. Aber davon dann im nächsten Wochenbericht... ;-)

PS: Bilder können durch einen Klick vergrössert werden... ;-)

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Wochenbericht 001 (05.12.05 bis 11.12.05)

Den Montag verbringe ich mehr oder weniger nur damit, mein verloren geganges Gepäck zu suchen. Um es kurz zu fassen: ich telefoniere mit fünf verschiedenen Personen und besuche 11 verschiedene Büros, bis ich mein Gepäck wieder habe. Von optimierten Prozessen haben die hier leider noch nie etwas gehört... ;-) Aber Hauptsache ich habe mein Gepäck wieder. Nicht auszudenken, wenn ich mein über zwei Monate sorgfältig zusammengestelltes Gepäck hier vor Ort hätte neu zusammenstellen müssen.

Am Dienstag kann dann das Reisen, Erkunden und Geniessen richtig anfangen. Das Wetter ist herrlich. Ich besichtige den Zoo, eine alte Kirche, und ein archeologisches Museum. Allerdings habe ich damit schon fast 75% der Sehenswürdigkeiten von Cali gesehen... ;-) Aber abgesehen davon, dass es hier nicht so viele Sehenswürdigkeiten zu sehen gibt, gefällt mir Kolumbien immer je besser. Die Leute sind voll relaxed. Ganz anders als die Leute der übrigen lateinamerikanischen Länder, welche ich bis anhin besucht habe. Am Nachmittag hänge ich ein bisschen im Hotel ab. Es ist ziemlich ungewohnt, wenn man einfach einmal Zeit hat, nichts zu tun, und schon am Nachmittag ein paar Bierchen trinken kann ;-) Möchte gar nicht daran denken, was ich jetzt sonst um diese Zeit tun würde ;-)

Unterdessen konnte ich eine Spanischlehrerin (Isabel, 28) engagieren. Am Mittwochmorgen habe ich dann meine ersten Spanischstunden, um mein Spanisch ein wenig aufzufrischen. Es hat es wirklich bitter nötig... Die Unterrichtsstunden finden im Wohnzimmer der Familie von Isabel statt. Die Wohnung ist allerdings ziemlich weit ausserhalb vom Zentrum von Cali. Aber so lerne ich auch das andere Cali noch ein bisschen kennen. Am Mittwochabend ist "La Noche de las Candeleros", d.h. dass die Bewohner Kerzen entweder ins Fenster oder auf die Strasse stellen. Leider konnte mir keiner genau erklären, was diser Brauch für eine Bedeutung hat. Auf jeden Fall ist dieser Brauch Grund genug für die Kolumbianer zum feiern. Urs, der Schweizer Hotelmanager, hat mich zu einer kleinen Party mit seiner Familie und seinen Freunden eingeladen. (Bild 1: Für diejenigen, die nicht selber schreiben können, gibt es auf der Strasse einen Schreib-Service, wo man seine Briefe direkt diktieren kann...)

Am Donnerstag ist ein nationaler Feiertag in Kolumbien und alles ist mehr oder weniger geschlossen. Ich entschliesse mich, ein bisschen Sport zu machen, und erklimme den Hügel zu den "Tres Cruzes" oberhalb von Cali. Das ist ziemlich anstrengend. Aber ich habe in der letzten Zeit genug Ausdauertraining gemacht, so das dieses Hügelchen für mich locker zu schaffen ist. Oben angekommen werde ich ausserdem mit einem halben Liter frischgepresstem Mandarinensaft und und einem riesigen Stück Ananas für zusammen umgerechnet 80 Rappen belohnt... mmmhhh... (Bild 2: Der steinige Weg zu den "Tres Cruzes")


(Bild 3: "kolumbianisches Fitness-Studio" auf dem Hügel bei den "Tres cruzes" oberhalb von Cali)

Am Freitag ist wieder Spanischunterricht angesagt. Auf dem Weg zurück ins Hotel, komme ich bei einer Wahlveranstaltung für Uribe vorbei. Der Veranstaltungsort wird von der Militärpolizei, welche bis an die Zähne bewaffnet sind, schwer bewacht. Das ist hier in Kolumbien schon ein bisschen speziell. Die Polizei und das Militär ist hier omnipräsent. Die Polizisten tragen ihre Pistolen oft nicht im Halfter, sondern direkt in der Hand, und die Soldaten nehmen ihren Finger selten vom Abzug ihrer Gewehre. Alle Banken und sonstige Läden, wo grössere Geldbeträge über den Tisch gehen, werden immer von mind. einem Sicherheitsmann, welcher mit einer Pump-Gun, einer Pistole und einer Schussweste ausgerüstet ist, bewacht. Wenn man sich ausserdem ein wenig achtet, sieht man leider all zu oft bei vielen Passanten verdächtige Ausbeulungen von Schusswaffen in der Hosenbundgegend. Nicht desto trotz habe ich mich bis jetzt hier noch nie unsicher oder irgendwie bedroht gefüllt. Am Freitagabend gehe ich dann mit ein paar Travellers in eine Salsa-Diskothek (Tin Tin Deo). Da kommen dann schon die einen oder anderen guten Erinnerungen an Kuba wieder hoch... ;-)

Am Samstag mache ich einen Ausflug nach San Cipriano, einem kleinen Dorf inmitten des Urwaldes in der Nähe des Pazifik. Die Busfahrt in die Nähe von San Cipriano dauert zwei Stunden und führt über einen teilweise malerischen Anden-Pass. Das Dorf erreicht man nur mit einem ganz speziellen Verkehrsmittel (siehe Bild 4). In San Cipriano schlendere ich dann ein bisschen durch den Urwald. Die schönen Wasserfälle, welche es hier gibt, sind leider nur nach einem 3-Stunden-Marsch zu erreichen. Und darauf habe ich jetzt bei dieser Feuchtigkeit keine Lust. Ich mache mich deshalb wieder auf den Rückweg nach Cali. Als ich dann wieder mit diesem Spezialgefährt unterwegs bin, stehen auf den Schienen inmitten des Urwaldes dann plötzlich fünf schwer bewaffnete Soldaten. Wir müssen uns ausweisen, werden von oben bis unten durchsucht und müssen ein paar Fragen beantworten. Dann kann's dann wieder weiter gehen. Naja, lieber die als Guerillas oder Paramilitärs... ;-)
(Bild 4: Spezialgefährt bei San Cipriano; der Antrieb des Gefährtes erfolgt durch das Motorrad, welches am Holzbrett angeschraubt ist; auf diesem Bild kreuzen sich gerade zwei dieser Dinger, und deshalb muss eines aus den Schienen gehoben werden...)

Am Sonntag geniesse ich wieder einmal ein bisschen das Nichtstun. Aber ein bisschen Spanisch lerne ich schon noch... ;-)

Was gibt es sonst noch zu erzählen:

  • Wetter: herrlich; immer zwischen 25 und 32 Grad, je nach dem, ob es bewölkt ist oder nicht; manchmal ein kurzer Regenschauer
  • Frauen: Der Ruf ist wirklich gerechtfertigt... ;-) Alles Wichtige ist hier ein bisschen grösser, länger oder runder... Und es wird alles gnadenlos zur Schau gestellt... ;-)
  • Preise: ziemlich günstig; heute habe ich 3 Bananen und eine ganze Ananas für umgerechnet ca. 45 Rappen gekauft. So kann ich noch lange Ferien machen... ;-) Andererseits kostet dann ein Cocktail in einer guten Disco wiederum umgerechnet ca. 8 Franken. Da soll noch einer draus kommen... ;-)

Dienstag, 13. Dezember 2005

Landkarte von Kolumbien

Als kleine Orientierungshilfe publiziere ich anbei wieder eine Karte des Landes, in welchem ich mich gerade befinde.


(Bild: Karte von Kolumbien. Map taken from and copyrighted by Lonely Planet)

Montag, 12. Dezember 2005

Wochenbericht 000 (03.12.05 bis 04.12.05)

Schon um 05:00 beginnt meine Weltreise. Ziemlich übermüdet von den allerletzten Vorbereitungen bis 01:15 am Vortag bringen mich meine Eltern zum Flughafen.

Die Flüge nach London und Miami verlaufen problemlos. Erstaunlich war in London allerdings, dass die Sicherheitschecks aufgrund einer Gesichtskontrolle durchgeführt wird. Deppen, so erkennt man Terroristen sicher am besten! Und offensichtlich sehe ich auch wie ein Terrorist aus, und werde von Kopf bis Fuss untersucht.

Auf dem Flug nach Miami sitze ich neben einem älteren Ehepaar, welches in der Karibik eine Kreuzfahrt machen wird. Er leitet in England eine Gross-Farm, bei welcher er schon seit 50 Jahren arbeitet. 50 Jahre arbeiten..., tssssss, kopfschüttel. Ich gehe jetzt 1 1/2 Jahre in die Ferien... ;-)

In Miami beginnt dann der Spiessrutenlauf mit diesen verdammten Flughafenbeamten. Diese idiotischen Amis gehen mir extrem auf die Nerven... :-(

Der Flug nach Bogota verläuft ebenfalls problemlos. Während dem Fliegen geht mir schon so der eine oder andere Gedanke durch den Kopf. War es die richtige Entscheidung, so lange reisen zu gehen? War Kolumbien die richtige Wahl, um mit der Reise zu beginnen bzw. ist es überhaupt eine gute Idee, nach Kolumbien zu gehen?

Abends um 21 Uhr bin ich dann endlich in Bogota angekommen. Allerdings wenig erstaunlich ist, dass mein Gepäck natürlich nicht mit mir ankommt. Habe ich dass nicht schon einmal mit den genau gleichen Airlines erlebt? :-( Mir wird dann gesagt, dass mein Gepäck am Sonntag direkt nach Cali nachgesendet wird. Da bin ich ja mal gespannt...

Beim Geldwechsel erlebe ich dann die nächste Überraschung. Meine 50-Dollarnoten werden nicht angenommen. Sie haben die falsche Seriennummer.... hääääää.....?!? Aber da bekomme ich schon das erstemal die oft gelesene Hilfsbereitschaft der Kolumbianer zu spüren. Ein Kolumbianer, welcher in der Schlange vor dem Bankschalter hinter mir steht, gibt mir für meine zwei 50er einen 100er. Die 50er wird er dann in Mexiko einsetzen können. Nach dem Wechseln bin ich dann schon fast Millionär, denn für 200 Dollar erhält man fast eine halbe Million Pesos ;-)

Mit dem Taxi geht es dann auf die Suche nach einem halbwegs günstigen Hotelzimmer (siehe Bild). Als auch dies geschafft ist, falle ich sofort in den Tiefschlaf...


Bild: Mein erstes Zimmer auf meiner Weltreise

Am nächsten Morgen geht es dann nach einem kurzen Frühstück wieder zum Flughafen, um nach Cali zu fliegen. Am Flughafen stelle ich dann zu meinrm Erstaunen fest, dass mein Flug nach Cali nicht um 12:10, sondern um 14:35 fliegt. Vier Stunden warten, naja, ich könnte mir auch schöneres vorstellen, aber ich habe ja Zeit.... ;-) Auf jeden Fall wird mir am Flughafen nicht langweilig. Die Kolumbianerinnen machen ihrem Ruf die beste Ehre. Innert kürzester Zeit werde ich von zwei Flughafenangestellten auf's heftigste angeflirtet... ;-)

In Cali angekommen bin ich natürlich nicht sehr erstaunt, dass mein Gepäck immer noch nicht mit mir angekommen ist. Ich werde auf den nächsten Tag vertröstet.

In Cali quartiere ich mich dann im Hotel Iguana ein, welches von einem Schweizer, Urs, geleitet wird. Hier werde ich wahrscheinlich die nächsten ein bis zwei Wochen bleiben.