Sonntag, 29. Januar 2006

Wochenbericht 008 (23.01.06 bis 28.01.06)

Ich werde morgen (Sonntag) wieder einmal für drei Tage einen Abstecher in die Natur machen, weshalb ich diesen Wochenbericht nun schon am Samstag publiziere. Die vergangene Woche war geprägt von ein paar Hochs, aber auch von einigen Tiefs...Aber nun mal schön der Reihe nach...

Weil mir Santa Fe nicht sonderlich gefiel, und auch weil mein Zimmer leider relativ teuer war, packte ich schon nach einer Nacht am Montag wieder meine Sachen zusammen. Als ich mein Zimmer beim Posada-Besitzer bezahlte und ihm erzählte, dass ich als nächstes zum "Playa Colorado", welcher nur 8 km von Santa Fe entfernt ist, gehen wollte, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Er meinte, dass es dort erstens viel zu gefährlich, und zweitens auch nicht sonderlich schön sei. Obwohl ich normalerweise solchen Hinweise der Einheimischen grossen Wert beimesse, schlug ich die Warnungen von diesem alten Mann in den Wind, und machte mich auf den Weg nach Playa Colorado. (Bild 1: Oranger Sand beim Playa Colorado)

Ganz zu Beginn meiner Reise hatte ich in Cali einen deutschen Gleitschirmflieger, Rob, kennen gelernt, welcher mir den Tipp gab, in Playa Colorado nach einem Peter Ausschau zu halten, welcher Flüge mit seinem Ultralight-Flieger über den Nationalpark Mochima anbieten würde. In Playa Colorada, einem kleinen Nest, welches übrigens überhaupt nicht gefährlich war, fragt ich dann unzählige Leute nach diesem Peter. Niemand schien den Typen zu kennen. Irgendwann fand ich dann heraus, dass es einen Deutschen namens Helmut gab, welcher ganz oben am Ende des Dorfes wohnte. Mit meinem ganzen Gepäck schleppte ich mich den Berg hinauf. Oben angekommen wurde ich dann lautstark von zwei deutschen Schäferhunden begrüsst. Irgendwann kam dann eine Frau aus dem sehr gepflegten Anwesen heraus, und irgendwie sah ich der Frau schon von weiten an, dass sie wahrscheinlich eine Schweizerin war. Wie sich dann herausstellte, stimmte dies auch. Sie, die Lebenspartnerin von Helmut, lud mich zu einer Limonade ein, und holte später Helmut, welcher auf dem Nachbarsgrundstück am arbeiten war.

Leider stellte sich heraus, dass Helmut seine Ultralight-Flüge einstellen musste, weil er auf seiner privaten Flugpiste mit Hangar zweimal überfallen und bedroht worden war. Nichts desto trotz blieb ich über zwei Stunden bei Helmut und Vreni, und wir redeten v.a. über Politik und Sicherheit in Venezuela, aber auch über die in Venezuela bzw. in Playa Colorado lebenden Ausländer.

Nachdem ich mich dann verabschiedet hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich fand die "Posada Rita", welche von einer Schweizerin geführt wird. Das Zimmer war relativ günstig. Das Beste war aber, dass es eine "öffentliche" Küche gab, welche den Namen Küche auch wirklich verdiente. Die beste, und v.a. die sauberste Küche, welche ich bis jetzt auf meiner Reise gesehen hatte. Ich entschloss mich, das Abendessen wieder einmal selber zu kochen. Leider gab es in dem verpennten Dorf keinen einzigen Laden, welcher noch etwas Gemüse verkauft hätte. Nachdem ich noch ein bisschen die Sonne am orangen Strand von Playa Colorada genossen hatte, machte ich mich in die mehr oder weniger nah gelegene Stadt "Puerto la Cruz" auf. Dort fand ich dann frisches Gemüse, so dass ich mir ein richtig gutes und gesundes Essen kochen konnte. (Bild 2: "coole Typen" in einem getunten, alten Chevi am Malecon in Puerta la Cruz)

Am Dienstagmorgen kam ich dann in den Genuss des von Rita zubereiteten Frühstückes. Sehr umfangreich, mit viel Früchten und frischem Brot. Eigentlich wollte ich an diesem Morgen nach Rio Caribe weiterreisen. Weil ich mir aber den Bauch so vollgeschlagen hatte, und weil auch das Wetter an diesem Tag schlecht war, entschloss ich mich, noch einmal einen Tag zu bleiben. Dadurch hatte ich genügend Zeit, um mit Rita über Gott und die Welt zu plaudern. (Bild 3: Frühstück bei Rita (rechts))

Wie ich das aus meinen Gesprächen mit Helmut und Rita herausgehört habe, gibt es in Playa Colorado zahlreiche Ausländer (v.a. aus dem deutschsprachigen Raum), welche sich dort schon seit sehr langer Zeit niedergelassen haben. Die touristische Situation in Playa Colorado und die politische Situation in Venezuela haben sich in der Zwischenzeit aber verschlechtert. Aber anstatt dass die Ausländer zusammen an einem Strick ziehen würden, kocht jeder sein eigenes Süppchen. Schlimmer noch, man gönnt sich gegenseitig gar nichts. Da wird schlecht über die touristischen Dienstleistungen der anderen gesprochen, oder man droht seinen Landsmann mit der Polizei, falls der andere das konkurrenzierende Produkt nicht vom Markt nehmen würde. Naja, Auslandschweizer in einem tropischen Paradies zu sein, hat sicherlich nicht nur Vorteile.

Wie schon oben erwähnt, war das Wetter an diesem Dienstag nicht sonderlich gut, und es gab den ganzen Tag durch immer wieder Regenschauer. Gemäss den Einheimischen ist dies allerdings sehr ungewöhnlich, den zur Zeit ist hier die Trockenzeit, und da sollte es eigentlich immer schön sein. Wie sich herausstellte, sollte dieses "komische" Wetter noch die ganze Woche anhalten. Zum guten Glück behinderte es mich weder in meinen Aktivitäten, noch in meinen Reiseplänen.

Am Mittwoch, wieder nach einem ausgiebigen Frühstück von Rita, machte ich mich dann definitiv auf, um nach "Rio Caribe" zu fahren. Obwohl nicht sehr weit, war es wieder eine nervenaufreibende, achtstündige Fahrt. Als ich dann abends kurz vor dem Eindunkeln bei leichtem Regen mit vollem Gepäck eine Unterkunft suchen musste, hatte mich das Glück ein wenig verlassen. Alle halbwegs guten und bezahlbaren Posadas waren voll, so dass mir nur noch eine billige Absteige blieb, wo im gemeinsamen Bad zwei Fässer mit stinkigem Wasser und einer Schöpfkelle als Dousche-Ersatz dienten. Naja, vielleicht ein gutes Abhärtungstraining für Bolivien, Peru und gewisse asiatische Länder... ;-) Ausserdem bemerkte ich auch noch, dass ich mein Handy bei Rita hatte liegen lassen... :-( Wahrscheinlich war es mir beim Packen unter die Bettlaken gerutscht, so dass ich es übersehen hatte.

Am Donnerstag wollte ich dann zum "Playa Medina", welcher anscheinend Postkartenqualität haben sollte. Allerdings wurde mir von allen Seiten abgeraten auf eigene Faust und mit mehr oder weniger öffentlichen Verkehrsmitteln zu diesem Strand zu fahren. Es sollte anscheinend sehr schwer sein, dort ohne eigenes Auto hin zu kommen, aber vor allem auch wieder zurück. Da aber ein Taxi oder eine geführte Tour nicht in meinem Budget vorgesehen waren, machte ich mich dann trotzdem alleine auf den Weg.

Und tatsächlich brauchte ich bis zu dem Punkt, wo kein Fahrzeug mehr für einen vernünftigen Preis weiterfahren wollte, drei Stunden. Ich musste dann noch ca. 40 Minuten zu Fuss bis zum Strand laufen. Weit und breit waren keine Touristen zu sehen. Den einzigen, welchen ich dann auf dem Weg doch noch antraf, war ein Schweizer (Tom), welcher in Zürich Höngg ein Strandbad führt. Ich war ziemlich froh, dass ich ihn noch getroffen hatte, den der Strand, welcher wirklich sehr schön war (v.a. die vielen Palmen), stellte sich als ziemlich verlassen heraus. Ausser ein paar Einheimischen, welche Essen und Getränke verkauften, hatte es nur noch eine halbe Hand voll weiterer Badende. So hatte ich einen interessanten Gesprächspartner, der mir viel von seinen vergangenen Reisen erzählte. (Bild 4: Playa Medina bei Rio Caribe)

Als wir dann wieder langsam zurück nach "Rio Caribe" wollten, stellte sich dann heraus, dass es wirklich keine Fahrtgelegenheiten mehr nach "Rio Caribe" gab. Wohl oder Übel entschlossen wir uns dann halt, so lange zu laufen, bis wir irgendeine Fahrtgelegenheit finden würden. Nach 1 1/2 Stunden Fussmarsch hatten wir dann Glück, dass uns ein paar Jungs, welche wahrscheinlich gerade von einer "Früchte-Klau-Tour" zurück kamen, uns in ihrem Jeep, welcher voll mit Mandarinen, Kakao-Früchten etc. war, mitnahmen, und dies erst noch gratis... ;-)

Ein weiterer Tiefpunkt dieser Woche war, dass sich meine geschätzte Zahnpaste "Elmex Sensitive" und Deo "Nivea Agua Cool Stick" am Donnerstag gleichzeitig nun nicht mehr weiter ausquetschen liessen, so dass ich mich von den leeren Hüllen trennen musste... ;-)

Obwohl ich unzählige Male versucht hatte, Rita wegen dem vergessenen Handy telefonisch zu erreichen, bekam ich sie nie ans Telefon. Leider blieb mir am Freitag deshalb keine andere Wahl, als noch einmal zurück zu reisen. Die Rückreise war in etwa wieder gleich nervenaufreibend wie die Hinreise. Allerdings war ich dieses Mal zwei Stunden schneller. Dort angekommen, erfolgte dann aber der nächste Tiefschlag. Sie hatte das Handy zwei Deutschen mitgegeben, welche in die gleiche Richtung reisten, wie ich ursprünglich beabsichtigte. Ich hätte mir also die die ganze Rückreise sparen können... :-( Irgendwann habe ich mir dann noch überlegt, was jemand machen würde, der in Basel lebt und in Mailand (Basel - Mailand = 6 Stunden) sein Handy vergessen hat. Wahrscheinlich in den nächsten InterDiscount gehen, und ein neues kaufen, oder? Naja, als armer Backpacker geht dies halt ein bisschen anders... ;-) Wie auch immer, leicht frustriert traf ich dann die masochistische Entscheidung, dass ich noch am gleichen Tag weiter nach "Ciudad Bolívar" reisen würde. Das waren dann noch einmal acht Stunden Reise... :-(

Der Busfahrer hatte mir versichert, dass wir um 20:00 in "Ciudad Bolívar" sein würden. Es wurde dann schlussendlich 22:00. Leider ist "Ciudad Bolívar" nicht gerade die sicherste Stadt, und ich fühlte mich nicht sehr wohl, als ich mit einem komischen Taxi-Fahrer durch die menschenverlassen Strassen zu einer Posada fuhr. In der Posada gab es dann für diesen Tag aber noch einen Aufsteller. Ein belgischer Diamantenhändler, welcher in der Posada mit ein paar Freunden eine "Fiesta" feierte, lud mich kurzerhand auch zu der "Fiesta" ein. Die "Cuba Libres" waren dann genau das richtige und haben wirklich super geschmeckt. Auch die Nacht in der Hängematte wäre OK gewesen, wenn da nicht der stinkende Haushund die ganze Nacht um meine Hängematte geschlichen wäre, und dann irgendwann auch noch zwei Meter von mir entfernt auf den Boden geschissen hätte... :-( (Bild 5: Brücke über den Orinoco bei Ciudad Bolívar, welches die einzige Brücke über diesen Fluss ist. Der Fluss teilt Venezuela in eine Nord- und Südhälfte, und ist über 1000 km lang. Es soll einer der fischreichsten Flüsse der Welt sein.)

Am Samstag machte ich mich dann auf die Suche nach Silke und Christian, welche ja noch mein Handy hatten. Ich fand sie dann in einer anderen Posada, und ich bekam mein geliebtes "SonyEricsson T610" wieder zurück... :-) Da diese Posada einiges schöner war als meine, wechselte ich kurz entschlossen. Leider regnete es auch diesem Tag wieder ziemlich häufig, so dass wir nur einen kurzen Ausflug durch die Stadt machten.

Wie schon zu Beginn berichtet, startet ich am Sonntag eine Tour zum höchsten Wasserfall der Welt (Salto Angel). Aber davon dann im nächsten Wochenbericht mehr...

Dienstag, 24. Januar 2006

Wochenbericht 007 (16.01.06 bis 22.01.06)

Wie im letzten Wochenbericht angekündigt, war in der vergangenen Woche ein bisschen "Beach-Hopping" angesagt. Nach einer zehnstündigen Nachtbusfahrt von Merida kam ich am Montagmorgen um acht Uhr in Maracay an. Dort wechselte ich auf einen kleinen "por puesto"-Bus. "por puestos" sind Busse, die jeweils losfahren, wenn alle Sitzplätze besetzt sind. Dieser Bus fuhr über eine malerische Passstrasse (1830 M.ü.M.) durch Nebel- und tropischen Regenwald in Richtung "Puerto Colombia".

Eine halbe Stunde vor dem Ziel hielt der Busfahrer plötzlich an. Er wollte mit anderen Passagieren, welche schon an der Bustüre standen, wieder nach Maracay zurückfahren... :-( Alle Passagiere, welche bis nach Puerto Colombia bezahlt hatten, blieben einfach im Bus sitzen. Es gab dann wilde Diskussionen zwischen dem Busfahrer und den Venezuelanern. Nach einer Stunde im Bus warten, konnten wir dann in einen anderen Bus umsteigen, welcher aus dem Nichts auftauchend uns ohne Zusatzkosten nach Puerto Colombia fuhr. Allerdings war der Bus schon zu 3/4 voll, so dass er nach der Umsteig-Aktion zu 7/4 voll war. Jupie, dass waren angenehmene 30 Minuten im Bus. Ach, übrigens. In der selben Zeit wäre der ursprünglich Bus nach Puerto Colombia und wieder zurück zu seinen "Wunsch-Passagieren" gefahren. Aber nein, es war natürlich gescheiter eine Stunde mit 30 Passagieren zu streiten... (Bild 1: Busfahrt in einem überfüllten Bus nach Puerto Colombia)

"Puerto Colombia" scheint ein beliebter Ausflugsort für deutschsprachige Touristen zu sein. Ich lernte zahlreiche Deutsche (mit zweien von ihnen reiste ich dann ein paar Tage weiter), einen Schweizer und einen Österreicher kennen. Ausserdem hatte sich auch ein ostdeutscher Bäcker in dieses kleine Nest verirrt. Dies gab uns nach langem wieder einmal die Möglichkeit ein gutes, dunkles Brot zu essen, mmmhhhh... :-) (Bild 2: Playa Grande bei Puerto Colombia)

"Puerto Colombia" liegt übrigens im Nationalpark "Henri Pittier". Der Schweizer Henri Pittier hatte Anfang des 20. Jahrhunderts als erster das Tierleben in dieser Region erforscht, weshalb der Nationalpark nach ihm benannt wurde. Obwohl es ein Nationalpark ist, wird in dem Park Landwirtschaft betrieben. So wird im Dörfchen Chuao z.B. Kakao angebaut. Am Diensttag machten wir einen Ausflug zu diesem Dörfchen und dem naheliegenden Strand. Das Dörfchen ist nur per Boot und einem einstündigen Fussmarsch durch die Kakao-Plantagen erreichbar. Da die Karibik an dieser Stelle relativ rau ist ist, war die 30-minütige Fahrt in einer motorisierten Nussschale eine relativ nasse Angelegenheit... ;-) Lustigerweise konnte uns dann trotz Kakao-Plantagen weder ein Restaurant noch ein Plantagenbesitzer eine Tasse Kakao anbieten... ;-) Wir mussten dann halt mit einem hässlichen Kaffee vorlieb nehmen. (Bild 3: Kakao-Bauer in Chuao, im Moment aber mit Bananen und Manchete unterwegs // Bild 4: Playa Chuao)

Am Mittwoch wollten wir zur "Colonia Tovar" reisen. Diese Siedlung wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von deutschen Siedlern in den Bergen von "Cordillera de la Costa" auf ca. 1'800 M.ü.M gegründet. Die Siedler wurden irgendwie vergessen und lebten für ca. 100 Jahre ohne Kontakt zur Aussenwelt. Während dieser Zeit bauten sie inmitten von Venezuela ein typisches Schwarzwalddörfchen. Als das Dörfchen in der Mitte des 20. Jahrhundert quasi entdeckt wurde, entwickelte sich relativ rasch der Tourismus, erst recht aber als eine Strasse gebaut wurde. Ein Teil der Bevölkerung spricht noch einen alemanischen Dialekt, und für die Touristen tragen die Frauen z.T. noch traditionelle Kleider. Leider ist die Authenzität des Dörfchens durch den Tourismus verloren gegangen. So wurden viele Häuser unterdesssen neu gebaut. Aber statt die Hausmauern nach traditoneller Art mit Balken zu unterstützen, wurden die Balken mit dunkelbrauner Farbe auf die Betonwand gemalt... :-( (Bild 5: Hotel "Selva Negra" (Hotel Schwarzwald), welches das erste Hotel von Colonia Tovar war)

Bevor wir aber in "Colonia Tovar" ankamen, mussten wir zuerst einmal "Puerto Colombia" verlassen. Wir fragten zwei verschiedebne Personen, um welche Uhrzeit der erste Bus nach Maracay fahren würden. Einmal bekamen wir zu hören, dass der erste Bus um 09:00 fahren würde, und einmal hörten wir, dass 08:30 die richtige Zeit für den ersten Bus sei. Wir waren dann um 08:20 bei der Bushaltestelle. Leider war der Bus aber um 08:15 abgefahren... :-( So funktioniert das hier eben in Venezuela. Wir konnten dann mit einem Taxifahrer einen guten Preis aushandeln, so dass wir am Schluss doppelt so schnell wie mit dem Bus waren. Dies war dann auf dem Weg nach "Colonia Tovar" nicht der einzige Zwischenfall. Auf der malerischen Strecke von "La Victoria" nach "Colonia Tovar" durch die "Cordillera de la Costa" hatte der Ford-Minibus ein Motorschaden. Der Fahrer beugte sich mit weissem Hemd und Krawatte über den Motor. Er fummelte wie wild herum, bis dass Teil dann wieder funktionierte. (Bild 6: traditionelle Kleider in Colonia Tovar)

Am Donnerstagmorgen reisten wir über Carayaca zum Flughafen von Caracas. Die zwei Deutschen, mit welchen ich die vergangenen Tage verbracht hatte, mussten nach Hause bzw. nach Mexiko fliegen, und ich wollte nach "Los Roques", einem Archipel in der Karibik 160 km nördlich von Caracas. Die Inselgruppe hat wunderschöne, weisse Strände und schöne Koralen zum Tauchen und Schnorcheln. Leider war es aber auch sehr teuer, so dass ich nur zwei Tage blieb. Ausserdem traf ich auf der Insel wieder eine der drei Schwedinnen, mit welchen ich in der Vorwoche die Tour durch "Los Llanos" gemacht hatte. (Bild 7: Weisser Sandstrand beim "Cayo de Agua" auf "Los Roques" // Bild 8: dito. Hier würde ich gerne jeden Morgen "Joggen" gehen)

Am Samstag flog ich dann von "Los Roques" zur "Isla Margarita". Eigentlich wollte ich dort auf keinen Fall hin, weil die Insel, welche zwar wunderschöne Strände hat, nichts anderes als ein "Malorca" von Südamerika ist. Zum Fliegen von "Los Roques" hat man aber nur die Wahl zwischen "Caracas" und "Isla Margerita". Da war die Wahl hingegen wieder einfach. Meine Befürchtungen über "Isla Margerita" wurden bestätigt, ich fand an einer Strandbar sogar Bierdeckel von "Feldschlösschen" und "Cardinal"... :-( Der Samstag war übrigens der 50. Tag meiner Reise. Wenn man es etwa hochrechnet, waren dies jetzt schon die ersten 10% meiner Reise. Wie die Zeit doch schnell vergeht. (Bild 9: Pauschaltouristen-Strand "Playa El Aqua" auf "Isla Margerita")

Auf der "Isla Margerita" hielt mich nicht all zu viel, weshalb ich schon am nächsten Tag (Sonntag) mit einer Fähre in Richtung Festland zur Stadt "Cumaná" fuhr. "Cumaná" war die erste Stadt, welche von den Spaniern auf dem Festland von Südamerika gegründet wurde. Aber auch dort hielt mich nicht all zu viel, denn die Stadt soll teilweise ziemlich unsicher sein. Mit einem "por puesto" fuhr ich zum Fischerdörfchen "Santa Fe", welches im Nationalpark "Mochima" liegt. Der verbrachte ich den Nachmittag gemütlich am Strand.

Zumindest die erste Hälfte der nächsten Woche, werde ich weiterhin mit "Beach-Hopping" verbringen, denn schöne Strände hat es in Venrzuela wirklich genug.

Sonntag, 15. Januar 2006

Wochenbericht 006 (09.01.06 bis 15.01.06)

Am Montag hatte ich das erste Mal mit Geldproblemen zu kämpfen. Die ersten fünf ATM, welche ich mit meiner Maestro-Karte probierte, akzeptierten meine Karte nicht. Ich fand dann endlich einen ATM, wo meine Karte funktionierte. Doch leider zeigte der ATM den Text nur in spanisch und ausserdem in hellblauer Schrift auf blauem Hintergrund an. Des weiteren klemmten die Tasten, so dass ich am Schluss 5'000 statt der gewünschten 500'000 Bolivares ausgespuckt bekam. Da meine Bank für jede ausländische ATM-Transaktion CHF 5.00 verlangt, freute ich mich natürlich sehr, dass ich bei dieser Transaktion ganze CHF 3.00 ausbezahlt bekam... :-( Naja, die Sucherei war damit dann leider noch nicht abgeschlossen. Ich war dann noch auf vier weiteren Banken bzw. ATM's, bis ich meinen gewünschten Betrag erhielt. Die Bank erster Wahl für Ausländer in Venezuela heisst Banco Mercantil. Geldprobleme werde ich nun wahrscheinlich in Venezuela nicht mehr haben... :-)

In dieser Woche wollte ich einen Ausflug nach "Los Llanos" machen. Deshalb verbrachte ich den Rest des Tages mit einer weiteren Suche. Allerdings war die Suche nach dem richtig Guide nicht so frustrierend, wie die Suche nach dem richtigen ATM. Ich entschied mich für eine Tour mit der Tour-Agentur "Arassari Trek". Die Tour würde vier Tage dauern und schon am darauffolgenden Tag beginnen. Ich verbrachte deshalb den Rest des Tages mit den Vorbereitungen für die Tour.

Am Dienstag um 07:00 starteten wir (der Guide César, welcher ursprünglich aus Spanien kam, und drei Schweden (Simon, ein Blauhelm-Soldat aus Liberia auf Ferienreise, Sarah und Helen)) unsere viertägige Tour in den "Los Llanos". "Los Llanos" ist eine riesige, flache Tiefebene (ca. 80 M.ü.M.), welche ca. einen Drittel von Venezuela bedeckt. Die Gegend ist extrem schwach besiedelt, weil die Temperatur Nachmittags jeweils das ganze Jahr durch locker 40° erreicht. Im "Los Llanos" wird vor allem Rinderzucht betrieben. Ausserdem weisst "Los Llanos" ein extrem reiches Tierleben auf, weshalb sich jeweils auch ein paar verrückte Touristen hierhin verirren. (Bild 1: Viehzucht in Los Llanos)

Um von Mérida nach "Los Llanos" zu gelangen mussten wir zuerst einmal den Andenpass "Mucubaji" (3800 M.ü.M) überqueren. Auf der Passhöhe machten wir noch einen Abstecher in den Nationalpark Sierra Nevada. Auf der anderen Seite des Passes waren dann die Ausläufer der Anden, welche dann langsam in die Tiefebene "Los Llanos" übergingen. (Bild 2: Lago Mucubaji im Nationalpark Sierra Nevada)

Gegen Abend erreichten wir dann von der langen, heissen Fahrt ziemlich ausgelaugt unser Camp im Dörfchen "San Vicente" inmitten von "Los Llanos" am Fluss "Apure", wo wir von unserem Bootsfahrer und unserer Köchin schon erwartet wurden. Von hier aus machten wir dann während 2 1/2 Tagen mit Jeep und Boot verschiedene Tag- und Nachtausflüge, um das Tierleben zu beobachten. (Bild 3: Geier in Los Llanos)

Die absoluten Highlights der 2 1/2 Tage "Wildlife Watching" waren:

  • Kaimane fangen: Kaimane fangen ist in der Nacht gar nicht so schwar. Man leuchtet ihnen mit einer Taschenlampe in die Augen. Dies paralisiert die Tiere und sie bewegen sich nicht von Stelle. Leider konnte ich den mir zugedachten Kaiman nicht fangen, weil er mir mit der Schnauze zugewandt war, und ich ihn im Nacken nicht richtig zu packen bekam. So konnte er mir leider wieder entwischen... :-( Aber das Wichtige ist, dass ich noch alle meine Finger habe... (Bild 4: Andy mit einem Kaiman in den Händen)
  • Anacondas fangen: Mit Hilfe einer Lampe entdeckte unser Bootsführer eine Anaconda im Gebüsch am Ufer. César, unser Guide, der irgendwie alles zu fangen schien, was sich bewegte, sprang ans Ufer, griff ins Gebüsch, schrie kurz auf und zog eine 2,5 Meter lange, männliche Anaconda aus dem Gebüsch. Wie wir dann später erfuhren, passiert ihm dass öfters, dass er beim Anaconda fangen gebissen wird, denn im Dunkel, nur mit einer Taschenlampe bewaffnet, sei es schwierig den Kopf einer Schlange auszumachen. Deshalb greift er halt einfach einmal zu, und hofft, den Kopf dann vorher noch zu fassen zu kriegen, bevor die Schlage zubeisst. Da sage ich nur: Spinner. Wie auch immer, Anacondas sind nicht giftig. Das einzige Problem ist, das die Zähne Bakterien enthalten können, welche dann an der Bissstelle eine Infektion auslösen können. Nachdem unser Guide die Schlange ins Boot gehieft hatte, fuhren wir zu einer grösseren Sandbank im Fluss, wo wir die Schlange dann in Ruhe betrachten und "streicheln" konnten. Männliche Anacondas werden nicht länger als drei Meter. Die weiblichen Anacondas hingegen können bis zu neun Meter lang werden. Eine solche haben wir aber leider nicht gesehen. (Bild 5: unsere Anaconda)
  • Piranhas fischen: Mit einem simplen Angelhaken, einem Stück Nylonschnur und ein paar Ködern machten wir es uns auf einer Sandbank auf einem Nebenfluss des Apure gemütlich, um Piranhas zu fischen. Ich konnte im Ganzen drei Stück fangen. Mit ein bisschen Geduld und einem kräftigen Ruck an der Angelschnur im richtigen Moment ist auch dies nicht sonderlich schwer. Die Piranhas wurden dann für das Mittagessen in Öl fritiert und verspeisst. War gar nicht so schlecht... ;-) (Bild 6: Andy und sein zweiter Piranha)

Folgende Tiere habe ich sonst noch in "Los Llanos" gesehen:
  • Red Howler Monkeys
  • Pink River Dolphins
  • Geier
  • Adler
  • Falken
  • Reiher
  • Ibisen
  • Storchen
  • Kaimane
  • Boas
  • Anacondas
  • Aras
  • Papageien
  • Leguane
  • Kolibris
  • Eulen
  • Piranhas
  • und viele weitere Vögel...

Am vierten Tag (Freitag) fuhren wir dann wieder in die Anden zurück, um im Fluss "Acequia" ein bisschen "River Tubing" zu machen. Weil in der Trockenzeit wegen Wassermangel kein "River Rafting" möglich ist, lässt man sich mit einem grossen Lastwagenschlauch den Fluss hinuntertreiben. Das war ziemlich lustig. Das gefährlichsten an diesem Trip war aber die Rückfahrt hinten auf einem Pickup. Der Fahrer hatte irgendwie das Gefühl, dass die Touristen hinten auf der Ladefläche, wo es fast keine Gelegenheiten zum Festhalten gab, auf der Schotterpiste ruhig ein bisschen durchgeschüttelt werden durften. (Bild 7: "River Tubing" auf dem Acequia)

Am Samstag war dann wieder einmal ein Ruhetag nötig. Unter anderem gönnte ich mir in der Heladería Coromoto vier Kugeln Glacé. Diese Eisdiele hält den Weltrekord mit 800 verschiedenen Glacé-Sorten. Darunter sind komische Dinge wie Spaghetti Bolognaise, Knoblauch, Calamares, Poulet, Guinness Beer, Viagra, Reis mit Käse, etc. (Bild 8: Heladería Coromoto in Mérida, auf der rechten Seite an der Wand sind alle Glacé-Sorten aufgeführt)

Am Sonntag fuhr ich mit den drei Schweden, welche ich auf der Tour durch "Los Llanos" kennengelernt hatte, mit dem Teleférico auf den "Pico Espejo" (4765 M.ü.M.). Der Teleférico ist die längste Seilbahn der Welt. Er überwindet innerhalb von 12.5 km über 3000 Höhenmeter. (Bild 9: Panorama-Bild vom "Pico Espejo")

Heute Abend (Sonntag) führt mich die Reise wieder einmal mit einem Nachtbus zurück an die Küste der Karibik, wo ich die Nationalpärke "Henri Pittier" und "Los Roques" besichtigen werde.

Hasta luego...

Mittwoch, 11. Januar 2006

Landkarte von Venezuela

Auf Wunsch meiner Leser werde ich in Zukunft jeweils eine Landkarte des Landes, in welchem ich mich im Moment gerade befinde, auf dieser Seite publizieren. Eine Landkarte von Kolumbien habe ich der zeitlichen Korrektheit halber unter dem Monat Dezember publiziert.


(Bild: Karte von Venezuela. Map taken from and copyrighted by Lonely Planet)

Montag, 9. Januar 2006

Wochenbericht 005 (02.01.06 bis 08.01.06)

Am Montag machte ich mich auf für einen zweitägigen Ausflug in den Nationalpark Tayrona, welcher ca. eine Autostunde westlich von Santa Marta liegt. Beim Park handelt sich um Regenwaldgebiet, welches direkt mit wunderschönen Stränden an die Karibik angrenzt. Der Park kann nur zu Fuss oder per Pferd erkundet werden. Im Park mietete ich ein kleines Zelt, so das ich die Nacht direkt am Strand verbringen konnte. (Bild 1: Parque Tayrona, Strand bei Cabo San Juan de la Guía)

Am Dienstagabend war ich dann wieder zurück in Santa Marta. Da am Mittwoch ja mein 30. Geburtstag anstand, gönnte ich mir noch einmal ein etwas besseres Hotel als normalerweise. Es hatte sogar einen Jacuzzi im Patio... ;-) Am Abend ging ich mit meiner Silvesterbekanntschaft (Tatiana) an der Strandpromenade etwas trinken. Plötzlich fing es aus heiterem Nachthimmel an zu regnen. Es brauchte nur fünf Minuten Regen, um einen Stromausfall, welcher dann drei Stunden anhielt, zu verursachen. Nach weiteren zehn Minuten stand das Wasser ca. zehn Zentimeter hoch in den Strassen, mit allem Müll und Dreck des ganzen Tages darin schwimmend. Mir wurde dann erklärt, dass die Kanalistion in Santa Marta überhaupt nicht funktioniert, und es gibt Stellen in Santa Marta, wo das Wasser bei Regen jeweils bis zu 20 cm hoch steht. Jedesmal, wenn es regnet, wird die sonst sehr belebte Stadt innerhalb von wenigen Minuten zu einer Geisterstadt, meistens bis am nächsten Tag, bis sich die Wassermassen in den Strassen wieder verzogen haben. Vor allem in der zweimonatigen Regenzeit sei dies ziemlich mühsam...

An meinem Geburtstag liess ich es mir vor allem gut gehen (lange ausschlafen, gut und viel essen, im Jacuzzi baden, etc.). Am Abend ging ich dann mit Tatiana in ein gutes Restaurant (Muelle 8) beim Hafen von Santa Marta essen. Anschliessend besuchen wir noch die vor allem von Studenten frequentiert Disco "La Puerta", wo wir auch auch einige Freunde von Tatiana traffen. Ich kann nur sagen, dass mein Geburtstag gebührend feucht und fröhlich gefeiert wurde. Der Nachteil ist allerdings schon, dass ich jetzt eine 3 auf dem Rücken habe... :-( (Bild 2: Geburtstag in der Disco "La Puerta")

Der Donnerstag stand dann vor allem unter dem Vorzeichen, mich von all den Strapazen der vergangenen Festtage zu erholen... ;-)

Auf meiner Reise durch Kolumbien hatte ich von verschiedenen Kolumbianer gehört, dass der Ort "Cabo de la Vela" auf der nordöstlichen Halbinsel "Guajira" sehr schön wäre. Ich dachte mir, dass dies ein guter Ort für meine letzte Destination in Kolumbien wäre.

Ohne dass ich weitere Informationen darüber hatte, machte ich mich am Freitag früh am Morgen auf, um dieses Kap (span. cabo) zu besuchen. Die Halbinsel "Guajira" ist mehrheitlich topf- eben und besteht grösstenteils aus roter Wüstensteppe. Um dieses Kap zu erreichen, musste ich zwei Stunden hinten auf der Ladefläche eines Pickups durch diese Wüste fahren und Staub schlucken. Was ich dann in der Bucht zu sehen bekam, warf mich leider nicht gerade aus den Socken. Ein paar einfache Hütten ohne Strom- und Wasseranschluss entlang eines nicht sonderlich schönen Strandes. Offensichtlich definieren die Kolumbianer die Schönheit eines Ortes komplett unterschiedlich als ich... :-( Da ich aber schon mal hier war, verbrachte ich hier auch eine Nacht. (Bild 3: "Cabo de la Vela" auf der nordöstlichen Halbinsel "Guajira" in Kolumbien // Bild 4: Ureinwohnerin von Guajira in traditioneller Lehmhütte)

Am Samstag stand dann die Reise nach Venezuela auf dem Programm. Zuerst wieder zwei Stunden durch die Wüste nach Uribia. Dann eine halbe Stunde mit einem Taxi zur Grenzstadt Maicao. Diese Stadt schien wirklich so zu sein, wie alle mir alle zuvor erzählt hatten: extrem hässlich und nicht gerade ungefährlich, eine richtige lateinamerikanische Grenzstadt eben.

Wie dem auch sei, irgendwie liebe ich die Grenzüberschreitungen in lateinamerikanischen Länder. Obwohl es immer wieder sehr anstrengend, stressig und manchmal auch nervaufreibend ist, hat so eine Grenzüberschreitung seinen ganz eigenen Charm.

Die erste Überraschung bescherrte uns der Taxifahrer. Der Taxifahrer weigerte sich plötzlich, uns für den abgemachten Preis zum Haupt-Busterminal in Maicao zu fahren. Weil wir uns aber wiederum weigerten, mehr zu bezahlen, setzte er uns kurzerhand am Stadtrand von Maicoa an einer kleinen Busstation ab. Wir mussten nun schauen, dass wir zum Haupt-Busterminal kamen, oder dass wir hier eine Fahrtgelegenheit zur Grenze fanden. Als wir so am schauen waren, kam ein Mann auf mich zugerannt, und riss wie blöd an meinem Rucksack. Gleichzeit rief er immer wieder "Tayrona, Tayrona". Da ich den Nationalpark Tayrona schon gesehen hatte, und ich mir schon gar nicht meinen Rucksack aus der Hand reissen liess, wurde er zuerst einmal mit den übelsten Schipfwörtern eingedeckt. Allerdings auf Schweizerdeutsch, denn so viele, wie ich benötigte, waren mir auf Spanisch noch nicht geläufig... ;-) Er schaute mich dann ein wenig komisch an und verzog sich wieder.

Irgendwie schaffte ich es dann, eine Fahrtgelegenheit für mich in einem alten Chevrolet zu organisieren. Auf der Rückbank sass schon eine fünfköpfige venezuelanische Familie, vorne der alte Chauffeur und eine etwa 35-jährige Venezuelanerin. Ich quetschte mich auch noch vorne rein. Dann ging es dann los in Richtung Grenzübergang.

Da ich als einziger Fahrgast nicht Venezuelaner war, musste ich vor der Grenze aussteigen. Ich konnte erst auf der venezuelanischen Seite wieder in das Fahrzeug einsteigen. Ich holte die notwendigen Stempel auf der kolumbianischen Seite, wechselte meine letzten Pesos in Bolivares im Niemandsland, und verlangte schlussendlich meinen Eintrittsstempel im Pass für Venezuela. Danach musste ich auf der venezuelanischen Seite warten, bis sich mein Fahrzeug durch die lange Schlange gequält hatte. Natürlich wurde ausgerechnet mein Fahrzeug für eine genaue Gepäckkontrolle ausgesucht... :-( Da mein grosser Rucksack im Auto war, musste ich ebenfalls antraben und mein Gepäck offenlegen. Danach konnte es dann in Venezuela mit Reisen losgehen. (Bild 5: Grenzübergang in Richtung Venezuela)

Für die ca. 60 km nach Maracaibo auf topfebener Strecke brauchten wir über 2 1/2 Stunden. Die lange Dauer hatte folgende drei Ursachen:

  1. 14 Kontrollposten, wobei ich acht mal meinen Pass zeigen und einmal einen Beamten bestechen musste, damit mein Gepäck nicht noch ein weiteres mal durchsucht wurde
  2. eine Reifenpanne (was nicht sonderlich überraschend war, denn die Reifen hatten etwa nach soviel Profil wie bei uns ein Slick)
  3. leerer Tank (da in dem alten Chevi keine einzige Anzeige auf dem Amaturenbrett mehr funktionierte, wusste der Fahrer natürlich auch nicht, wann das Benzin alle war)

Alle Probleme konnten dann irgendwie gelöst werden, und ich erreichte so gegen 17:00 die Busstation von Maracaibo. Da Maracaibo hauptsächlich von der Ölproduktion lebt und touristisch nicht sehr viel zu bieten hatte, ging die Reise direkt nach Mérida weiter. Der Bus fuhr allerdinds erst um 21:00 los. (Bild 6: Reifenpanne mit einem uralten Chevi in Venezuela)

Am Sonntag um 05:30 war ich dann in Mérida, auf 1500 M.ü.M in den venezuelanischen Anden. Das Wetter war ein wenig anders als an der Karibik. Ich musste wieder einmal meinen Long-Sleeve und meinen Regenschirm auspacken... :-( Nach über 24 Stunden Reisen war ich dann froh, als ich in einer Posada um 10 Uhr morgens ins Bett gehen konnte.

Somit ist das Kapitel "Kolumbien" vorerst einmal geschlossen. Mir hat Kolumbien sehr gut gefallen. Und ich kann nur empfehlen, dieses Land zu besuchen. Wenn man sich erkundigt, wo man hin kann und wo nicht, ist es nicht gefährlicher als in anderen Ländern in Lateinamerika. Zum Abschluss noch eine kleine "Anektode" über Kolumbien.

Schon von Beginn weg meiner Reise hatte ich mich immer wieder gefragt, wie der Verkehr in Kolumbien geregelt ist. Nach intensiver Recherche habe ich nun das kolumbianische Verkehrsgesetz gefunden. Da der Gesetzestext nur gerade vier Artikel umfasst, möchte ich dieses Gesetz an dieser Stelle aufführen (freie Übersetzung von mir).

Kolumbianisches Verkehrsgesetz

Artikel 1: Verkehrszulassung

a) Um mit einem Fahrzeug als Verkehrsteilnehmer am kolumbianischen Strassenverkehr teilnehmen zu können, muss das Fahrzeug folgende Bedingungen erfüllen:

  • i) Das Fahrzeug muss mind. zwei Räder aufweisen, und muss mit Hilfe einer menschlichen, einer tierischen oder einer durch Benzin, Diesel, Gas, Elektrizität o.ä. angetriebenen Kraftquelle eine Mindestgeschwindigkeit von 5 km/h erreichen.
  • ii) Jedes Fahrzeug muss mind. eine funktionsfähige, möglichst auffällige und laute Hupe vorweisen können.

b) Jedes Fahrzeug, welches die Vorausetzungen gemäss Absatz a) Punkt i) und ii) erfüllt, erhält vom kolumbianischen Departement für Verkehr ein Kontrollschild. Fahrzeug des öffentlichen Personentransportes (wie z.B. Taxis, Busse, etc.) sowie alle Nutzfahrzeuge müssen zusätzlich zur Front- und Heckkennzeichnung die Kennziffern ihres Kontrollschildes an den zwei Längsseiten ihres Fahrzeuges ersichtlich machen.

Artikel 2: Strassenverkehrsregeln

a) Um Kollisionen zwischen den Verkehrsteilnehmern möglichst zu verhindern, ist jeder Verkehrsteilnehmer verpflichtet, seine Position im Strassenverkehr durch möglichst häufige Betätigung der am Fahrzeug angebrachten Hupe kund zu tun, mind. aber an jeder Strassenverzweigung.

b) Im Zweifelsfalle hat der stärkere oder der schnellere Vortritt, auf keinen Fall aber die Fussgänger.

Artikel 3: Fahrzeugkontrolle

a) Die Funktionstüchtigkeit der Hupe muss vom Fahrzeughalter allmorgendlich, nach Möglichkeit schon zwischen 06:00 und 07:00, mehrmals geprüft werden.

b) Die sonstige Fahrzeugkontrolle (wie z.B. Bremstest, Abgastest, o.ä.) obliegt in der Verantwortung eines jeden Fahrzeughalters, und sollte nach Möglichkeit mind. alle zehn Jahre durchgeführt werden.

Artikel 4: Strasseninfrastruktur

a) Es obliegt dem kolumbianische Departement für Verkehr ein funktionierendes Strassennetzwerk zur Verfügung zu stellen.

b) Bei der Konstruktion der Strassen hat die beauftragte Bauunternehmung darauf zu achten, möglichst viele Bodenwellen zur Geschwindigkeitsreduktion einzubauen, auch auf geraden und übersichtlichen Landstrassen.

;-)

Montag, 2. Januar 2006

Wochenbericht 004 (26.12.05 bis 01.01.06)

Leider hatte ich am 25. Dezember etwas gegessen, was meinem Magen nicht so sehr bekömmlich war. Ohne in Details gehen zu wollen, machte ich halt das durch, was ich wahrscheinlich noch öfters durchmachen werden muss... :-( Aber auch das gehört halt zum Reisen. Ich entschloss mich deshalb, meine Reisepläne wieder einmal zu ändern. Anstatt am Montag einen Ausflug in den Nationalpark "Santuario de Iguaque" zu machen, reiste ich in einer 6-stündigen Fahrt nach San Gil. Ausser River Rafting und einen schönen Park hat San Gil nicht all zu viel zu bieten. Es ist aber Ausgangspunkt, um ein paar benachbarte Dörfchen aus der Kolonialzeit besichtigen zu können. (Bild 1: Parque El Gallineral in San Gil, in welchem der ganze Park mit diesen natürlichen "Girlanden" verhangen ist)

Am Dienstag besuchte ich dann die gut erhaltenen Kolonial-Dörfchen Barichara und Guane. Vor allem Barichara ist sehr gepflegt. Alle Strassen sind mit grossen Kalksteinen gepflastert. Wahrscheinlich gibt es in diesem Dörfchen ein Gesetz, welches bestimmt, dass alle Häuser gleich aussehen müssen. Einstöckig, der erste Meter der Hausmauer muss grün gestrichen werden, der Rest weiss, etc... ;-) Auf jeden Fall sieht es schön aus, wenn auch ein bisschen eintönig. (Bild 2: schönes, gepflegtes und einheitliches Strassenbild in Barichara)


(Bild 3: Drei junge, kolumbianische Soldaten bei einer Strassenkontrolle in Barichara, welche sich für das Bild ein bisschen in Rambo-Pose geworfen haben)

Am Dienstagabend stand dann wieder eine lange Nachtbusfahrt an. 14 Stunden bis Cartagena wurden mir angesagt. Es wurden schlussendlich 18 Stunden daraus (zweimal Reifenschaden und einmal Stau wegen Unfall). Leider war während der Busfahrt auch nicht an schlafen zu denken, denn hinter mir sass eine vierköpfige Familie, welche, um Geld zu sparen, nur zwei Sitzplätze bezahlt hatte. Zwei Erwachsene und zwei Kinder zwischen 7 und 10 Jahren auf zwei Bussitzplätzen während 18 Stunden... Man kann sich ja etwa vorstellen, wie dass zu und her ging... :-( (Bild 4: Reifen flicken in Kolumbien)

Am Mittwochnachmittag konnte ich die ersten Eindrücke von Cartagena sammeln. Cartagena hat eine wunderprächtige Altstadt und eine gegen Piraten errichtete, imposante Verteidingungsanlage aus der Kolonialzeit. Ansonsten hat mir Cartagena leider widererwarten aber nicht sonderlich gefallen. Wie gesagt, hat Cartagena eine sehr gepfelgte Altstadt, welche mich stark an meine Zeit in Havana erinnerte. Allerdings ist der Rest der Stadt sehr schmutzig, stickig und laut. Ausserdem ist Cartagena das Tourismus-Zentrum von Kolumbien. Die Einheimischen sind sich entsprechend den Umgang mit Touristen gewöhnt und sind nicht gerade äusserst freundlich. Ich entschloss mich deshalb kurzfristig Silvester nicht in Cartagena zu verbringen. Stattdessen reiste ich am Freitag nach Santa Marta, welches 4 Stunden östlich von Cartagena in Richtung Venezuela liegt. Santa Marta ist der Ort, wo die spanischen Inquisitatoren erstmals Fuss auf das südamerikanische Festland setzten. (Bild 5: Plaza de la Aduana in Cartagena // Bild 6: Castillo de San Felipe de Barajas in Cartagena)

In Santa Marta quartierte ich mich für einmal in einem für meine Verhältnisse besserem Hotel ein, um einen angenehmen Silvester verbringen zu können (es kostete ca. CHF 15 statt der normalerweise CHF 6 bis 7 pro Nacht ;-) ).

Am Freitagabend im Ausgang in Santa Marta lernte ich eine junge Kolumbianerin kennen. Sie erklärte mir, dass in Kolumbien der Silvester im weiteren Familienkreis, meistens zu Hause, gefeiert wird. Es würde also in der Stadt nicht viel los sein. Das tönte gar nicht gut für mich. Aber die Rettung liess nicht lange auf sich warten. Kurzerhand lud sie mich zur Silvesterfeier am Samstag bei der Familie ihrer Freundin ein... ;-) Das tönte wiederum sehr gut.

Den 31. liess ich ruhig angehen. Nach dem Ausschlafen ging ich zu einen Strand in der Nähe eines kleinen Fischerdörfchens (Taganga) nördlich von Santa Marta. Abends wurde dann meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Meine Verabredung liess sich sehr lange Zeit, bis sie am Verabredungsort erschien. Naja, vom schlechten Zeitgefühl der Kolumbianer habe ich ja schon öfter geschrieben. Offensichtlich scheint das schlechte Zeitgefühl aber bei den Kolumbianerinnen noch ausgeprägter zu sein als bei den Kolumbianern... :-( (Bild 7: Fischerdörfchen Taganga nördlich von Santa Marta)

Wie auch immer, die Silvester-Familienparty kann in etwa wie folgt zusammengefasst werden: viele Leute auf engem Raum, Kuchen und Sekt (welche beide nicht gerade sehr gut waren), viel Rum und natürlich viel laute Musik. Wenn ich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, hätten sie den Jahreswechsel um Mitternacht gar nicht mitbekommen. Irgendwie scheint das hier nicht so wichtig zu sein. Nach Mitternacht ging dann die Jungmannschaft (wozu ich mich während den nächsten vier Tagen auch noch dazu zähle... ;-) ) in eine der wenigen offenen Discos in Santa Marta. (Bild 8: Silvester in Santa Marta)

Am Sonntag war dann wieder einmal ein Ruhetag angesagt. Ausschlafen, ein bisschen an der Strandpromenade abhängen... Als ich so an der Strandpromenade mit meinem PDA sass und meinen Wochenbericht eindöggelte (zugegeben, es mag ein bisschen komisch anmuten, in Kolumbien mit einem PDA an der Strandpromenade zu sitzen), kam ein junger, wunderfitziger Kolumbianer zu mir und fragt mich, was ich machen würde, und was das für ein Gerät sei. Wir reden ein bisschen, und ich erzähle ihm auch, dass ich Schweizer sei. Er fragte mich dann, ob ich Johan Vonlanthen kennen würde. Er sei ein entfernter Verwandter von ihm... Naja, die Welt ist halt schon klein. Während wir so redeten hatten sich ca. 15 Leute (Jung und Alt) um uns versammelt. Die einen schauten mich nur mit grossen Augen an, die anderen mischten sich in das Gespräch ein. Am Schluss redeten dann etwa 10 Leute gleichzeitig auf mich ein... Und dies mit meinem schlechten Spanisch... ;-)

Sonntag, 1. Januar 2006

Feliz Año Nuevo

Hallo zusammen

Diesesmal wünsche ich Euch aus Santa Marta, einem mittelgrösserem Städtchen an der nordöstlichen Karibikküste von Kolumbien (Nähe Venezuela) alles Beste und gute Gesundheit für das kommende Jahr.


(Bild: Sonnenuntergang bei Santa Marta, wenn die Sonne nicht am untergehen ist, hat es übrigens 33 Grad... ;-) )