Ich werde morgen (Sonntag) wieder einmal für drei Tage einen Abstecher in die Natur machen, weshalb ich diesen Wochenbericht nun schon am Samstag publiziere. Die vergangene Woche war geprägt von ein paar Hochs, aber auch von einigen Tiefs...Aber nun mal schön der Reihe nach...
Weil mir Santa Fe nicht sonderlich gefiel, und auch weil mein Zimmer leider relativ teuer war, packte ich schon nach einer Nacht am Montag wieder meine Sachen zusammen. Als ich mein Zimmer beim Posada-Besitzer bezahlte und ihm erzählte, dass ich als nächstes zum "Playa Colorado", welcher nur 8 km von Santa Fe entfernt ist, gehen wollte, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Er meinte, dass es dort erstens viel zu gefährlich, und zweitens auch nicht sonderlich schön sei. Obwohl ich normalerweise solchen Hinweise der Einheimischen grossen Wert beimesse, schlug ich die Warnungen von diesem alten Mann in den Wind, und machte mich auf den Weg nach Playa Colorado. (Bild 1: Oranger Sand beim Playa Colorado)
Ganz zu Beginn meiner Reise hatte ich in Cali einen deutschen Gleitschirmflieger, Rob, kennen gelernt, welcher mir den Tipp gab, in Playa Colorado nach einem Peter Ausschau zu halten, welcher Flüge mit seinem Ultralight-Flieger über den Nationalpark Mochima anbieten würde. In Playa Colorada, einem kleinen Nest, welches übrigens überhaupt nicht gefährlich war, fragt ich dann unzählige Leute nach diesem Peter. Niemand schien den Typen zu kennen. Irgendwann fand ich dann heraus, dass es einen Deutschen namens Helmut gab, welcher ganz oben am Ende des Dorfes wohnte. Mit meinem ganzen Gepäck schleppte ich mich den Berg hinauf. Oben angekommen wurde ich dann lautstark von zwei deutschen Schäferhunden begrüsst. Irgendwann kam dann eine Frau aus dem sehr gepflegten Anwesen heraus, und irgendwie sah ich der Frau schon von weiten an, dass sie wahrscheinlich eine Schweizerin war. Wie sich dann herausstellte, stimmte dies auch. Sie, die Lebenspartnerin von Helmut, lud mich zu einer Limonade ein, und holte später Helmut, welcher auf dem Nachbarsgrundstück am arbeiten war.
Leider stellte sich heraus, dass Helmut seine Ultralight-Flüge einstellen musste, weil er auf seiner privaten Flugpiste mit Hangar zweimal überfallen und bedroht worden war. Nichts desto trotz blieb ich über zwei Stunden bei Helmut und Vreni, und wir redeten v.a. über Politik und Sicherheit in Venezuela, aber auch über die in Venezuela bzw. in Playa Colorado lebenden Ausländer.
Nachdem ich mich dann verabschiedet hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich fand die "Posada Rita", welche von einer Schweizerin geführt wird. Das Zimmer war relativ günstig. Das Beste war aber, dass es eine "öffentliche" Küche gab, welche den Namen Küche auch wirklich verdiente. Die beste, und v.a. die sauberste Küche, welche ich bis jetzt auf meiner Reise gesehen hatte. Ich entschloss mich, das Abendessen wieder einmal selber zu kochen. Leider gab es in dem verpennten Dorf keinen einzigen Laden, welcher noch etwas Gemüse verkauft hätte. Nachdem ich noch ein bisschen die Sonne am orangen Strand von Playa Colorada genossen hatte, machte ich mich in die mehr oder weniger nah gelegene Stadt "Puerto la Cruz" auf. Dort fand ich dann frisches Gemüse, so dass ich mir ein richtig gutes und gesundes Essen kochen konnte. (Bild 2: "coole Typen" in einem getunten, alten Chevi am Malecon in Puerta la Cruz)
Am Dienstagmorgen kam ich dann in den Genuss des von Rita zubereiteten Frühstückes. Sehr umfangreich, mit viel Früchten und frischem Brot. Eigentlich wollte ich an diesem Morgen nach Rio Caribe weiterreisen. Weil ich mir aber den Bauch so vollgeschlagen hatte, und weil auch das Wetter an diesem Tag schlecht war, entschloss ich mich, noch einmal einen Tag zu bleiben. Dadurch hatte ich genügend Zeit, um mit Rita über Gott und die Welt zu plaudern. (Bild 3: Frühstück bei Rita (rechts))
Wie ich das aus meinen Gesprächen mit Helmut und Rita herausgehört habe, gibt es in Playa Colorado zahlreiche Ausländer (v.a. aus dem deutschsprachigen Raum), welche sich dort schon seit sehr langer Zeit niedergelassen haben. Die touristische Situation in Playa Colorado und die politische Situation in Venezuela haben sich in der Zwischenzeit aber verschlechtert. Aber anstatt dass die Ausländer zusammen an einem Strick ziehen würden, kocht jeder sein eigenes Süppchen. Schlimmer noch, man gönnt sich gegenseitig gar nichts. Da wird schlecht über die touristischen Dienstleistungen der anderen gesprochen, oder man droht seinen Landsmann mit der Polizei, falls der andere das konkurrenzierende Produkt nicht vom Markt nehmen würde. Naja, Auslandschweizer in einem tropischen Paradies zu sein, hat sicherlich nicht nur Vorteile.
Wie schon oben erwähnt, war das Wetter an diesem Dienstag nicht sonderlich gut, und es gab den ganzen Tag durch immer wieder Regenschauer. Gemäss den Einheimischen ist dies allerdings sehr ungewöhnlich, den zur Zeit ist hier die Trockenzeit, und da sollte es eigentlich immer schön sein. Wie sich herausstellte, sollte dieses "komische" Wetter noch die ganze Woche anhalten. Zum guten Glück behinderte es mich weder in meinen Aktivitäten, noch in meinen Reiseplänen.
Am Mittwoch, wieder nach einem ausgiebigen Frühstück von Rita, machte ich mich dann definitiv auf, um nach "Rio Caribe" zu fahren. Obwohl nicht sehr weit, war es wieder eine nervenaufreibende, achtstündige Fahrt. Als ich dann abends kurz vor dem Eindunkeln bei leichtem Regen mit vollem Gepäck eine Unterkunft suchen musste, hatte mich das Glück ein wenig verlassen. Alle halbwegs guten und bezahlbaren Posadas waren voll, so dass mir nur noch eine billige Absteige blieb, wo im gemeinsamen Bad zwei Fässer mit stinkigem Wasser und einer Schöpfkelle als Dousche-Ersatz dienten. Naja, vielleicht ein gutes Abhärtungstraining für Bolivien, Peru und gewisse asiatische Länder... ;-) Ausserdem bemerkte ich auch noch, dass ich mein Handy bei Rita hatte liegen lassen... :-( Wahrscheinlich war es mir beim Packen unter die Bettlaken gerutscht, so dass ich es übersehen hatte.
Am Donnerstag wollte ich dann zum "Playa Medina", welcher anscheinend Postkartenqualität haben sollte. Allerdings wurde mir von allen Seiten abgeraten auf eigene Faust und mit mehr oder weniger öffentlichen Verkehrsmitteln zu diesem Strand zu fahren. Es sollte anscheinend sehr schwer sein, dort ohne eigenes Auto hin zu kommen, aber vor allem auch wieder zurück. Da aber ein Taxi oder eine geführte Tour nicht in meinem Budget vorgesehen waren, machte ich mich dann trotzdem alleine auf den Weg.
Und tatsächlich brauchte ich bis zu dem Punkt, wo kein Fahrzeug mehr für einen vernünftigen Preis weiterfahren wollte, drei Stunden. Ich musste dann noch ca. 40 Minuten zu Fuss bis zum Strand laufen. Weit und breit waren keine Touristen zu sehen. Den einzigen, welchen ich dann auf dem Weg doch noch antraf, war ein Schweizer (Tom), welcher in Zürich Höngg ein Strandbad führt. Ich war ziemlich froh, dass ich ihn noch getroffen hatte, den der Strand, welcher wirklich sehr schön war (v.a. die vielen Palmen), stellte sich als ziemlich verlassen heraus. Ausser ein paar Einheimischen, welche Essen und Getränke verkauften, hatte es nur noch eine halbe Hand voll weiterer Badende. So hatte ich einen interessanten Gesprächspartner, der mir viel von seinen vergangenen Reisen erzählte. (Bild 4: Playa Medina bei Rio Caribe)
Als wir dann wieder langsam zurück nach "Rio Caribe" wollten, stellte sich dann heraus, dass es wirklich keine Fahrtgelegenheiten mehr nach "Rio Caribe" gab. Wohl oder Übel entschlossen wir uns dann halt, so lange zu laufen, bis wir irgendeine Fahrtgelegenheit finden würden. Nach 1 1/2 Stunden Fussmarsch hatten wir dann Glück, dass uns ein paar Jungs, welche wahrscheinlich gerade von einer "Früchte-Klau-Tour" zurück kamen, uns in ihrem Jeep, welcher voll mit Mandarinen, Kakao-Früchten etc. war, mitnahmen, und dies erst noch gratis... ;-)
Ein weiterer Tiefpunkt dieser Woche war, dass sich meine geschätzte Zahnpaste "Elmex Sensitive" und Deo "Nivea Agua Cool Stick" am Donnerstag gleichzeitig nun nicht mehr weiter ausquetschen liessen, so dass ich mich von den leeren Hüllen trennen musste... ;-)
Obwohl ich unzählige Male versucht hatte, Rita wegen dem vergessenen Handy telefonisch zu erreichen, bekam ich sie nie ans Telefon. Leider blieb mir am Freitag deshalb keine andere Wahl, als noch einmal zurück zu reisen. Die Rückreise war in etwa wieder gleich nervenaufreibend wie die Hinreise. Allerdings war ich dieses Mal zwei Stunden schneller. Dort angekommen, erfolgte dann aber der nächste Tiefschlag. Sie hatte das Handy zwei Deutschen mitgegeben, welche in die gleiche Richtung reisten, wie ich ursprünglich beabsichtigte. Ich hätte mir also die die ganze Rückreise sparen können... :-( Irgendwann habe ich mir dann noch überlegt, was jemand machen würde, der in Basel lebt und in Mailand (Basel - Mailand = 6 Stunden) sein Handy vergessen hat. Wahrscheinlich in den nächsten InterDiscount gehen, und ein neues kaufen, oder? Naja, als armer Backpacker geht dies halt ein bisschen anders... ;-) Wie auch immer, leicht frustriert traf ich dann die masochistische Entscheidung, dass ich noch am gleichen Tag weiter nach "Ciudad Bolívar" reisen würde. Das waren dann noch einmal acht Stunden Reise... :-(
Der Busfahrer hatte mir versichert, dass wir um 20:00 in "Ciudad Bolívar" sein würden. Es wurde dann schlussendlich 22:00. Leider ist "Ciudad Bolívar" nicht gerade die sicherste Stadt, und ich fühlte mich nicht sehr wohl, als ich mit einem komischen Taxi-Fahrer durch die menschenverlassen Strassen zu einer Posada fuhr. In der Posada gab es dann für diesen Tag aber noch einen Aufsteller. Ein belgischer Diamantenhändler, welcher in der Posada mit ein paar Freunden eine "Fiesta" feierte, lud mich kurzerhand auch zu der "Fiesta" ein. Die "Cuba Libres" waren dann genau das richtige und haben wirklich super geschmeckt. Auch die Nacht in der Hängematte wäre OK gewesen, wenn da nicht der stinkende Haushund die ganze Nacht um meine Hängematte geschlichen wäre, und dann irgendwann auch noch zwei Meter von mir entfernt auf den Boden geschissen hätte... :-( (Bild 5: Brücke über den Orinoco bei Ciudad Bolívar, welches die einzige Brücke über diesen Fluss ist. Der Fluss teilt Venezuela in eine Nord- und Südhälfte, und ist über 1000 km lang. Es soll einer der fischreichsten Flüsse der Welt sein.)
Am Samstag machte ich mich dann auf die Suche nach Silke und Christian, welche ja noch mein Handy hatten. Ich fand sie dann in einer anderen Posada, und ich bekam mein geliebtes "SonyEricsson T610" wieder zurück... :-) Da diese Posada einiges schöner war als meine, wechselte ich kurz entschlossen. Leider regnete es auch diesem Tag wieder ziemlich häufig, so dass wir nur einen kurzen Ausflug durch die Stadt machten.
Wie schon zu Beginn berichtet, startet ich am Sonntag eine Tour zum höchsten Wasserfall der Welt (Salto Angel). Aber davon dann im nächsten Wochenbericht mehr...