Montag, 2. Januar 2006

Wochenbericht 004 (26.12.05 bis 01.01.06)

Leider hatte ich am 25. Dezember etwas gegessen, was meinem Magen nicht so sehr bekömmlich war. Ohne in Details gehen zu wollen, machte ich halt das durch, was ich wahrscheinlich noch öfters durchmachen werden muss... :-( Aber auch das gehört halt zum Reisen. Ich entschloss mich deshalb, meine Reisepläne wieder einmal zu ändern. Anstatt am Montag einen Ausflug in den Nationalpark "Santuario de Iguaque" zu machen, reiste ich in einer 6-stündigen Fahrt nach San Gil. Ausser River Rafting und einen schönen Park hat San Gil nicht all zu viel zu bieten. Es ist aber Ausgangspunkt, um ein paar benachbarte Dörfchen aus der Kolonialzeit besichtigen zu können. (Bild 1: Parque El Gallineral in San Gil, in welchem der ganze Park mit diesen natürlichen "Girlanden" verhangen ist)

Am Dienstag besuchte ich dann die gut erhaltenen Kolonial-Dörfchen Barichara und Guane. Vor allem Barichara ist sehr gepflegt. Alle Strassen sind mit grossen Kalksteinen gepflastert. Wahrscheinlich gibt es in diesem Dörfchen ein Gesetz, welches bestimmt, dass alle Häuser gleich aussehen müssen. Einstöckig, der erste Meter der Hausmauer muss grün gestrichen werden, der Rest weiss, etc... ;-) Auf jeden Fall sieht es schön aus, wenn auch ein bisschen eintönig. (Bild 2: schönes, gepflegtes und einheitliches Strassenbild in Barichara)


(Bild 3: Drei junge, kolumbianische Soldaten bei einer Strassenkontrolle in Barichara, welche sich für das Bild ein bisschen in Rambo-Pose geworfen haben)

Am Dienstagabend stand dann wieder eine lange Nachtbusfahrt an. 14 Stunden bis Cartagena wurden mir angesagt. Es wurden schlussendlich 18 Stunden daraus (zweimal Reifenschaden und einmal Stau wegen Unfall). Leider war während der Busfahrt auch nicht an schlafen zu denken, denn hinter mir sass eine vierköpfige Familie, welche, um Geld zu sparen, nur zwei Sitzplätze bezahlt hatte. Zwei Erwachsene und zwei Kinder zwischen 7 und 10 Jahren auf zwei Bussitzplätzen während 18 Stunden... Man kann sich ja etwa vorstellen, wie dass zu und her ging... :-( (Bild 4: Reifen flicken in Kolumbien)

Am Mittwochnachmittag konnte ich die ersten Eindrücke von Cartagena sammeln. Cartagena hat eine wunderprächtige Altstadt und eine gegen Piraten errichtete, imposante Verteidingungsanlage aus der Kolonialzeit. Ansonsten hat mir Cartagena leider widererwarten aber nicht sonderlich gefallen. Wie gesagt, hat Cartagena eine sehr gepfelgte Altstadt, welche mich stark an meine Zeit in Havana erinnerte. Allerdings ist der Rest der Stadt sehr schmutzig, stickig und laut. Ausserdem ist Cartagena das Tourismus-Zentrum von Kolumbien. Die Einheimischen sind sich entsprechend den Umgang mit Touristen gewöhnt und sind nicht gerade äusserst freundlich. Ich entschloss mich deshalb kurzfristig Silvester nicht in Cartagena zu verbringen. Stattdessen reiste ich am Freitag nach Santa Marta, welches 4 Stunden östlich von Cartagena in Richtung Venezuela liegt. Santa Marta ist der Ort, wo die spanischen Inquisitatoren erstmals Fuss auf das südamerikanische Festland setzten. (Bild 5: Plaza de la Aduana in Cartagena // Bild 6: Castillo de San Felipe de Barajas in Cartagena)

In Santa Marta quartierte ich mich für einmal in einem für meine Verhältnisse besserem Hotel ein, um einen angenehmen Silvester verbringen zu können (es kostete ca. CHF 15 statt der normalerweise CHF 6 bis 7 pro Nacht ;-) ).

Am Freitagabend im Ausgang in Santa Marta lernte ich eine junge Kolumbianerin kennen. Sie erklärte mir, dass in Kolumbien der Silvester im weiteren Familienkreis, meistens zu Hause, gefeiert wird. Es würde also in der Stadt nicht viel los sein. Das tönte gar nicht gut für mich. Aber die Rettung liess nicht lange auf sich warten. Kurzerhand lud sie mich zur Silvesterfeier am Samstag bei der Familie ihrer Freundin ein... ;-) Das tönte wiederum sehr gut.

Den 31. liess ich ruhig angehen. Nach dem Ausschlafen ging ich zu einen Strand in der Nähe eines kleinen Fischerdörfchens (Taganga) nördlich von Santa Marta. Abends wurde dann meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Meine Verabredung liess sich sehr lange Zeit, bis sie am Verabredungsort erschien. Naja, vom schlechten Zeitgefühl der Kolumbianer habe ich ja schon öfter geschrieben. Offensichtlich scheint das schlechte Zeitgefühl aber bei den Kolumbianerinnen noch ausgeprägter zu sein als bei den Kolumbianern... :-( (Bild 7: Fischerdörfchen Taganga nördlich von Santa Marta)

Wie auch immer, die Silvester-Familienparty kann in etwa wie folgt zusammengefasst werden: viele Leute auf engem Raum, Kuchen und Sekt (welche beide nicht gerade sehr gut waren), viel Rum und natürlich viel laute Musik. Wenn ich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, hätten sie den Jahreswechsel um Mitternacht gar nicht mitbekommen. Irgendwie scheint das hier nicht so wichtig zu sein. Nach Mitternacht ging dann die Jungmannschaft (wozu ich mich während den nächsten vier Tagen auch noch dazu zähle... ;-) ) in eine der wenigen offenen Discos in Santa Marta. (Bild 8: Silvester in Santa Marta)

Am Sonntag war dann wieder einmal ein Ruhetag angesagt. Ausschlafen, ein bisschen an der Strandpromenade abhängen... Als ich so an der Strandpromenade mit meinem PDA sass und meinen Wochenbericht eindöggelte (zugegeben, es mag ein bisschen komisch anmuten, in Kolumbien mit einem PDA an der Strandpromenade zu sitzen), kam ein junger, wunderfitziger Kolumbianer zu mir und fragt mich, was ich machen würde, und was das für ein Gerät sei. Wir reden ein bisschen, und ich erzähle ihm auch, dass ich Schweizer sei. Er fragte mich dann, ob ich Johan Vonlanthen kennen würde. Er sei ein entfernter Verwandter von ihm... Naja, die Welt ist halt schon klein. Während wir so redeten hatten sich ca. 15 Leute (Jung und Alt) um uns versammelt. Die einen schauten mich nur mit grossen Augen an, die anderen mischten sich in das Gespräch ein. Am Schluss redeten dann etwa 10 Leute gleichzeitig auf mich ein... Und dies mit meinem schlechten Spanisch... ;-)