Montag, 9. Januar 2006

Wochenbericht 005 (02.01.06 bis 08.01.06)

Am Montag machte ich mich auf für einen zweitägigen Ausflug in den Nationalpark Tayrona, welcher ca. eine Autostunde westlich von Santa Marta liegt. Beim Park handelt sich um Regenwaldgebiet, welches direkt mit wunderschönen Stränden an die Karibik angrenzt. Der Park kann nur zu Fuss oder per Pferd erkundet werden. Im Park mietete ich ein kleines Zelt, so das ich die Nacht direkt am Strand verbringen konnte. (Bild 1: Parque Tayrona, Strand bei Cabo San Juan de la Guía)

Am Dienstagabend war ich dann wieder zurück in Santa Marta. Da am Mittwoch ja mein 30. Geburtstag anstand, gönnte ich mir noch einmal ein etwas besseres Hotel als normalerweise. Es hatte sogar einen Jacuzzi im Patio... ;-) Am Abend ging ich mit meiner Silvesterbekanntschaft (Tatiana) an der Strandpromenade etwas trinken. Plötzlich fing es aus heiterem Nachthimmel an zu regnen. Es brauchte nur fünf Minuten Regen, um einen Stromausfall, welcher dann drei Stunden anhielt, zu verursachen. Nach weiteren zehn Minuten stand das Wasser ca. zehn Zentimeter hoch in den Strassen, mit allem Müll und Dreck des ganzen Tages darin schwimmend. Mir wurde dann erklärt, dass die Kanalistion in Santa Marta überhaupt nicht funktioniert, und es gibt Stellen in Santa Marta, wo das Wasser bei Regen jeweils bis zu 20 cm hoch steht. Jedesmal, wenn es regnet, wird die sonst sehr belebte Stadt innerhalb von wenigen Minuten zu einer Geisterstadt, meistens bis am nächsten Tag, bis sich die Wassermassen in den Strassen wieder verzogen haben. Vor allem in der zweimonatigen Regenzeit sei dies ziemlich mühsam...

An meinem Geburtstag liess ich es mir vor allem gut gehen (lange ausschlafen, gut und viel essen, im Jacuzzi baden, etc.). Am Abend ging ich dann mit Tatiana in ein gutes Restaurant (Muelle 8) beim Hafen von Santa Marta essen. Anschliessend besuchen wir noch die vor allem von Studenten frequentiert Disco "La Puerta", wo wir auch auch einige Freunde von Tatiana traffen. Ich kann nur sagen, dass mein Geburtstag gebührend feucht und fröhlich gefeiert wurde. Der Nachteil ist allerdings schon, dass ich jetzt eine 3 auf dem Rücken habe... :-( (Bild 2: Geburtstag in der Disco "La Puerta")

Der Donnerstag stand dann vor allem unter dem Vorzeichen, mich von all den Strapazen der vergangenen Festtage zu erholen... ;-)

Auf meiner Reise durch Kolumbien hatte ich von verschiedenen Kolumbianer gehört, dass der Ort "Cabo de la Vela" auf der nordöstlichen Halbinsel "Guajira" sehr schön wäre. Ich dachte mir, dass dies ein guter Ort für meine letzte Destination in Kolumbien wäre.

Ohne dass ich weitere Informationen darüber hatte, machte ich mich am Freitag früh am Morgen auf, um dieses Kap (span. cabo) zu besuchen. Die Halbinsel "Guajira" ist mehrheitlich topf- eben und besteht grösstenteils aus roter Wüstensteppe. Um dieses Kap zu erreichen, musste ich zwei Stunden hinten auf der Ladefläche eines Pickups durch diese Wüste fahren und Staub schlucken. Was ich dann in der Bucht zu sehen bekam, warf mich leider nicht gerade aus den Socken. Ein paar einfache Hütten ohne Strom- und Wasseranschluss entlang eines nicht sonderlich schönen Strandes. Offensichtlich definieren die Kolumbianer die Schönheit eines Ortes komplett unterschiedlich als ich... :-( Da ich aber schon mal hier war, verbrachte ich hier auch eine Nacht. (Bild 3: "Cabo de la Vela" auf der nordöstlichen Halbinsel "Guajira" in Kolumbien // Bild 4: Ureinwohnerin von Guajira in traditioneller Lehmhütte)

Am Samstag stand dann die Reise nach Venezuela auf dem Programm. Zuerst wieder zwei Stunden durch die Wüste nach Uribia. Dann eine halbe Stunde mit einem Taxi zur Grenzstadt Maicao. Diese Stadt schien wirklich so zu sein, wie alle mir alle zuvor erzählt hatten: extrem hässlich und nicht gerade ungefährlich, eine richtige lateinamerikanische Grenzstadt eben.

Wie dem auch sei, irgendwie liebe ich die Grenzüberschreitungen in lateinamerikanischen Länder. Obwohl es immer wieder sehr anstrengend, stressig und manchmal auch nervaufreibend ist, hat so eine Grenzüberschreitung seinen ganz eigenen Charm.

Die erste Überraschung bescherrte uns der Taxifahrer. Der Taxifahrer weigerte sich plötzlich, uns für den abgemachten Preis zum Haupt-Busterminal in Maicao zu fahren. Weil wir uns aber wiederum weigerten, mehr zu bezahlen, setzte er uns kurzerhand am Stadtrand von Maicoa an einer kleinen Busstation ab. Wir mussten nun schauen, dass wir zum Haupt-Busterminal kamen, oder dass wir hier eine Fahrtgelegenheit zur Grenze fanden. Als wir so am schauen waren, kam ein Mann auf mich zugerannt, und riss wie blöd an meinem Rucksack. Gleichzeit rief er immer wieder "Tayrona, Tayrona". Da ich den Nationalpark Tayrona schon gesehen hatte, und ich mir schon gar nicht meinen Rucksack aus der Hand reissen liess, wurde er zuerst einmal mit den übelsten Schipfwörtern eingedeckt. Allerdings auf Schweizerdeutsch, denn so viele, wie ich benötigte, waren mir auf Spanisch noch nicht geläufig... ;-) Er schaute mich dann ein wenig komisch an und verzog sich wieder.

Irgendwie schaffte ich es dann, eine Fahrtgelegenheit für mich in einem alten Chevrolet zu organisieren. Auf der Rückbank sass schon eine fünfköpfige venezuelanische Familie, vorne der alte Chauffeur und eine etwa 35-jährige Venezuelanerin. Ich quetschte mich auch noch vorne rein. Dann ging es dann los in Richtung Grenzübergang.

Da ich als einziger Fahrgast nicht Venezuelaner war, musste ich vor der Grenze aussteigen. Ich konnte erst auf der venezuelanischen Seite wieder in das Fahrzeug einsteigen. Ich holte die notwendigen Stempel auf der kolumbianischen Seite, wechselte meine letzten Pesos in Bolivares im Niemandsland, und verlangte schlussendlich meinen Eintrittsstempel im Pass für Venezuela. Danach musste ich auf der venezuelanischen Seite warten, bis sich mein Fahrzeug durch die lange Schlange gequält hatte. Natürlich wurde ausgerechnet mein Fahrzeug für eine genaue Gepäckkontrolle ausgesucht... :-( Da mein grosser Rucksack im Auto war, musste ich ebenfalls antraben und mein Gepäck offenlegen. Danach konnte es dann in Venezuela mit Reisen losgehen. (Bild 5: Grenzübergang in Richtung Venezuela)

Für die ca. 60 km nach Maracaibo auf topfebener Strecke brauchten wir über 2 1/2 Stunden. Die lange Dauer hatte folgende drei Ursachen:

  1. 14 Kontrollposten, wobei ich acht mal meinen Pass zeigen und einmal einen Beamten bestechen musste, damit mein Gepäck nicht noch ein weiteres mal durchsucht wurde
  2. eine Reifenpanne (was nicht sonderlich überraschend war, denn die Reifen hatten etwa nach soviel Profil wie bei uns ein Slick)
  3. leerer Tank (da in dem alten Chevi keine einzige Anzeige auf dem Amaturenbrett mehr funktionierte, wusste der Fahrer natürlich auch nicht, wann das Benzin alle war)

Alle Probleme konnten dann irgendwie gelöst werden, und ich erreichte so gegen 17:00 die Busstation von Maracaibo. Da Maracaibo hauptsächlich von der Ölproduktion lebt und touristisch nicht sehr viel zu bieten hatte, ging die Reise direkt nach Mérida weiter. Der Bus fuhr allerdinds erst um 21:00 los. (Bild 6: Reifenpanne mit einem uralten Chevi in Venezuela)

Am Sonntag um 05:30 war ich dann in Mérida, auf 1500 M.ü.M in den venezuelanischen Anden. Das Wetter war ein wenig anders als an der Karibik. Ich musste wieder einmal meinen Long-Sleeve und meinen Regenschirm auspacken... :-( Nach über 24 Stunden Reisen war ich dann froh, als ich in einer Posada um 10 Uhr morgens ins Bett gehen konnte.

Somit ist das Kapitel "Kolumbien" vorerst einmal geschlossen. Mir hat Kolumbien sehr gut gefallen. Und ich kann nur empfehlen, dieses Land zu besuchen. Wenn man sich erkundigt, wo man hin kann und wo nicht, ist es nicht gefährlicher als in anderen Ländern in Lateinamerika. Zum Abschluss noch eine kleine "Anektode" über Kolumbien.

Schon von Beginn weg meiner Reise hatte ich mich immer wieder gefragt, wie der Verkehr in Kolumbien geregelt ist. Nach intensiver Recherche habe ich nun das kolumbianische Verkehrsgesetz gefunden. Da der Gesetzestext nur gerade vier Artikel umfasst, möchte ich dieses Gesetz an dieser Stelle aufführen (freie Übersetzung von mir).

Kolumbianisches Verkehrsgesetz

Artikel 1: Verkehrszulassung

a) Um mit einem Fahrzeug als Verkehrsteilnehmer am kolumbianischen Strassenverkehr teilnehmen zu können, muss das Fahrzeug folgende Bedingungen erfüllen:

  • i) Das Fahrzeug muss mind. zwei Räder aufweisen, und muss mit Hilfe einer menschlichen, einer tierischen oder einer durch Benzin, Diesel, Gas, Elektrizität o.ä. angetriebenen Kraftquelle eine Mindestgeschwindigkeit von 5 km/h erreichen.
  • ii) Jedes Fahrzeug muss mind. eine funktionsfähige, möglichst auffällige und laute Hupe vorweisen können.

b) Jedes Fahrzeug, welches die Vorausetzungen gemäss Absatz a) Punkt i) und ii) erfüllt, erhält vom kolumbianischen Departement für Verkehr ein Kontrollschild. Fahrzeug des öffentlichen Personentransportes (wie z.B. Taxis, Busse, etc.) sowie alle Nutzfahrzeuge müssen zusätzlich zur Front- und Heckkennzeichnung die Kennziffern ihres Kontrollschildes an den zwei Längsseiten ihres Fahrzeuges ersichtlich machen.

Artikel 2: Strassenverkehrsregeln

a) Um Kollisionen zwischen den Verkehrsteilnehmern möglichst zu verhindern, ist jeder Verkehrsteilnehmer verpflichtet, seine Position im Strassenverkehr durch möglichst häufige Betätigung der am Fahrzeug angebrachten Hupe kund zu tun, mind. aber an jeder Strassenverzweigung.

b) Im Zweifelsfalle hat der stärkere oder der schnellere Vortritt, auf keinen Fall aber die Fussgänger.

Artikel 3: Fahrzeugkontrolle

a) Die Funktionstüchtigkeit der Hupe muss vom Fahrzeughalter allmorgendlich, nach Möglichkeit schon zwischen 06:00 und 07:00, mehrmals geprüft werden.

b) Die sonstige Fahrzeugkontrolle (wie z.B. Bremstest, Abgastest, o.ä.) obliegt in der Verantwortung eines jeden Fahrzeughalters, und sollte nach Möglichkeit mind. alle zehn Jahre durchgeführt werden.

Artikel 4: Strasseninfrastruktur

a) Es obliegt dem kolumbianische Departement für Verkehr ein funktionierendes Strassennetzwerk zur Verfügung zu stellen.

b) Bei der Konstruktion der Strassen hat die beauftragte Bauunternehmung darauf zu achten, möglichst viele Bodenwellen zur Geschwindigkeitsreduktion einzubauen, auch auf geraden und übersichtlichen Landstrassen.

;-)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Andy
Schreib weiter, wir haben heute Morgen Minus 12 Grad auf dem Thermometer...
Kam endlich wieder mal dazu , nachzulesen. Nachdem Du jetzt den Härtetest Columbien (ich meine natürlich die schönen Frauen aus Columbien) hinter Dir hast, kannst Du Dich endlich der wahren Kultur widmen! Rock on
Gurss - Manolo


Anonym hat gesagt…

gruezi