Sonntag, 15. Januar 2006

Wochenbericht 006 (09.01.06 bis 15.01.06)

Am Montag hatte ich das erste Mal mit Geldproblemen zu kämpfen. Die ersten fünf ATM, welche ich mit meiner Maestro-Karte probierte, akzeptierten meine Karte nicht. Ich fand dann endlich einen ATM, wo meine Karte funktionierte. Doch leider zeigte der ATM den Text nur in spanisch und ausserdem in hellblauer Schrift auf blauem Hintergrund an. Des weiteren klemmten die Tasten, so dass ich am Schluss 5'000 statt der gewünschten 500'000 Bolivares ausgespuckt bekam. Da meine Bank für jede ausländische ATM-Transaktion CHF 5.00 verlangt, freute ich mich natürlich sehr, dass ich bei dieser Transaktion ganze CHF 3.00 ausbezahlt bekam... :-( Naja, die Sucherei war damit dann leider noch nicht abgeschlossen. Ich war dann noch auf vier weiteren Banken bzw. ATM's, bis ich meinen gewünschten Betrag erhielt. Die Bank erster Wahl für Ausländer in Venezuela heisst Banco Mercantil. Geldprobleme werde ich nun wahrscheinlich in Venezuela nicht mehr haben... :-)

In dieser Woche wollte ich einen Ausflug nach "Los Llanos" machen. Deshalb verbrachte ich den Rest des Tages mit einer weiteren Suche. Allerdings war die Suche nach dem richtig Guide nicht so frustrierend, wie die Suche nach dem richtigen ATM. Ich entschied mich für eine Tour mit der Tour-Agentur "Arassari Trek". Die Tour würde vier Tage dauern und schon am darauffolgenden Tag beginnen. Ich verbrachte deshalb den Rest des Tages mit den Vorbereitungen für die Tour.

Am Dienstag um 07:00 starteten wir (der Guide César, welcher ursprünglich aus Spanien kam, und drei Schweden (Simon, ein Blauhelm-Soldat aus Liberia auf Ferienreise, Sarah und Helen)) unsere viertägige Tour in den "Los Llanos". "Los Llanos" ist eine riesige, flache Tiefebene (ca. 80 M.ü.M.), welche ca. einen Drittel von Venezuela bedeckt. Die Gegend ist extrem schwach besiedelt, weil die Temperatur Nachmittags jeweils das ganze Jahr durch locker 40° erreicht. Im "Los Llanos" wird vor allem Rinderzucht betrieben. Ausserdem weisst "Los Llanos" ein extrem reiches Tierleben auf, weshalb sich jeweils auch ein paar verrückte Touristen hierhin verirren. (Bild 1: Viehzucht in Los Llanos)

Um von Mérida nach "Los Llanos" zu gelangen mussten wir zuerst einmal den Andenpass "Mucubaji" (3800 M.ü.M) überqueren. Auf der Passhöhe machten wir noch einen Abstecher in den Nationalpark Sierra Nevada. Auf der anderen Seite des Passes waren dann die Ausläufer der Anden, welche dann langsam in die Tiefebene "Los Llanos" übergingen. (Bild 2: Lago Mucubaji im Nationalpark Sierra Nevada)

Gegen Abend erreichten wir dann von der langen, heissen Fahrt ziemlich ausgelaugt unser Camp im Dörfchen "San Vicente" inmitten von "Los Llanos" am Fluss "Apure", wo wir von unserem Bootsfahrer und unserer Köchin schon erwartet wurden. Von hier aus machten wir dann während 2 1/2 Tagen mit Jeep und Boot verschiedene Tag- und Nachtausflüge, um das Tierleben zu beobachten. (Bild 3: Geier in Los Llanos)

Die absoluten Highlights der 2 1/2 Tage "Wildlife Watching" waren:

  • Kaimane fangen: Kaimane fangen ist in der Nacht gar nicht so schwar. Man leuchtet ihnen mit einer Taschenlampe in die Augen. Dies paralisiert die Tiere und sie bewegen sich nicht von Stelle. Leider konnte ich den mir zugedachten Kaiman nicht fangen, weil er mir mit der Schnauze zugewandt war, und ich ihn im Nacken nicht richtig zu packen bekam. So konnte er mir leider wieder entwischen... :-( Aber das Wichtige ist, dass ich noch alle meine Finger habe... (Bild 4: Andy mit einem Kaiman in den Händen)
  • Anacondas fangen: Mit Hilfe einer Lampe entdeckte unser Bootsführer eine Anaconda im Gebüsch am Ufer. César, unser Guide, der irgendwie alles zu fangen schien, was sich bewegte, sprang ans Ufer, griff ins Gebüsch, schrie kurz auf und zog eine 2,5 Meter lange, männliche Anaconda aus dem Gebüsch. Wie wir dann später erfuhren, passiert ihm dass öfters, dass er beim Anaconda fangen gebissen wird, denn im Dunkel, nur mit einer Taschenlampe bewaffnet, sei es schwierig den Kopf einer Schlange auszumachen. Deshalb greift er halt einfach einmal zu, und hofft, den Kopf dann vorher noch zu fassen zu kriegen, bevor die Schlage zubeisst. Da sage ich nur: Spinner. Wie auch immer, Anacondas sind nicht giftig. Das einzige Problem ist, das die Zähne Bakterien enthalten können, welche dann an der Bissstelle eine Infektion auslösen können. Nachdem unser Guide die Schlange ins Boot gehieft hatte, fuhren wir zu einer grösseren Sandbank im Fluss, wo wir die Schlange dann in Ruhe betrachten und "streicheln" konnten. Männliche Anacondas werden nicht länger als drei Meter. Die weiblichen Anacondas hingegen können bis zu neun Meter lang werden. Eine solche haben wir aber leider nicht gesehen. (Bild 5: unsere Anaconda)
  • Piranhas fischen: Mit einem simplen Angelhaken, einem Stück Nylonschnur und ein paar Ködern machten wir es uns auf einer Sandbank auf einem Nebenfluss des Apure gemütlich, um Piranhas zu fischen. Ich konnte im Ganzen drei Stück fangen. Mit ein bisschen Geduld und einem kräftigen Ruck an der Angelschnur im richtigen Moment ist auch dies nicht sonderlich schwer. Die Piranhas wurden dann für das Mittagessen in Öl fritiert und verspeisst. War gar nicht so schlecht... ;-) (Bild 6: Andy und sein zweiter Piranha)

Folgende Tiere habe ich sonst noch in "Los Llanos" gesehen:
  • Red Howler Monkeys
  • Pink River Dolphins
  • Geier
  • Adler
  • Falken
  • Reiher
  • Ibisen
  • Storchen
  • Kaimane
  • Boas
  • Anacondas
  • Aras
  • Papageien
  • Leguane
  • Kolibris
  • Eulen
  • Piranhas
  • und viele weitere Vögel...

Am vierten Tag (Freitag) fuhren wir dann wieder in die Anden zurück, um im Fluss "Acequia" ein bisschen "River Tubing" zu machen. Weil in der Trockenzeit wegen Wassermangel kein "River Rafting" möglich ist, lässt man sich mit einem grossen Lastwagenschlauch den Fluss hinuntertreiben. Das war ziemlich lustig. Das gefährlichsten an diesem Trip war aber die Rückfahrt hinten auf einem Pickup. Der Fahrer hatte irgendwie das Gefühl, dass die Touristen hinten auf der Ladefläche, wo es fast keine Gelegenheiten zum Festhalten gab, auf der Schotterpiste ruhig ein bisschen durchgeschüttelt werden durften. (Bild 7: "River Tubing" auf dem Acequia)

Am Samstag war dann wieder einmal ein Ruhetag nötig. Unter anderem gönnte ich mir in der Heladería Coromoto vier Kugeln Glacé. Diese Eisdiele hält den Weltrekord mit 800 verschiedenen Glacé-Sorten. Darunter sind komische Dinge wie Spaghetti Bolognaise, Knoblauch, Calamares, Poulet, Guinness Beer, Viagra, Reis mit Käse, etc. (Bild 8: Heladería Coromoto in Mérida, auf der rechten Seite an der Wand sind alle Glacé-Sorten aufgeführt)

Am Sonntag fuhr ich mit den drei Schweden, welche ich auf der Tour durch "Los Llanos" kennengelernt hatte, mit dem Teleférico auf den "Pico Espejo" (4765 M.ü.M.). Der Teleférico ist die längste Seilbahn der Welt. Er überwindet innerhalb von 12.5 km über 3000 Höhenmeter. (Bild 9: Panorama-Bild vom "Pico Espejo")

Heute Abend (Sonntag) führt mich die Reise wieder einmal mit einem Nachtbus zurück an die Küste der Karibik, wo ich die Nationalpärke "Henri Pittier" und "Los Roques" besichtigen werde.

Hasta luego...

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wunderschön! Mehr kann man dazu einfach nicht sagen. Neid, Neid :-). Alles Gute und liebe Gruess.

Claudia