Montag, 13. Februar 2006

Wochenbericht 010 (09.02.06 bis 12.02.06)

Weil der letzte Wochenbericht eine längere Zeitperiode als eine Woche umfasste, war er auch ein "bisschen" länger ;-) Dafür wird jetzt aber dieser Wochenbericht etwas kürzer...

Am Donnerstag nach meiner Roraima-Trekking-Tour war wieder einmal ein Ruhetag angesagt: ausschlafen, gut essen, im Internet surfen, Bier trinken, etc. ;-) Ausserdem kaufte ich mir auch endlich mal meine eigene Hängematte. Mein Rucksack droht nun langsam aus allen Nähten zu platzen... ;-)

Am Freitag konnte ich mich dann definitiv von Venezuela verabschieden (siehe dazu auch "Ein paar Gedanken zu Venezuela"). Ich machte mich morgens um 10:00 auf, um von Santa Elena nach Manaus in Brasilien zu reisen. Obwohl es die einfache Variante mit einem direkten Bus nach Manaus gab, wählte ich die etwas umständlichere Variante mit Taxi und Bus, was auch einiges günstiger war. Ich fuhr also zuerst zur Grenze. Ich hatte in Lateinamerika noch nie so einen entspannten Grenzübergang gesehen wie hier. Aber irgendwie war es auf der anderen Seite auch nicht so verwunderlich. Denn wer ausser ein paar verrückten Touristen, ein paar lokalen Reisenden und einem Haufen Lastwagenfahrer wollte schon in Richtung Amazonas-Gebiet reisen. Wie auch immer, in einem modernen, klimatisierten Büro holte ich meinen Ausreisestempel von Venezuela. Dann lief ich die paar Hundert Meter durch's Niemandsland "La Linea". Kaum erreichte ich auf der brasilianischen Seite das erste Zollhäuschen, wurde ich sofort hinein gewunken. Als allererstes musste ich dann meinen Impfausweis mit der Gelbfieberimpfung zeigen. Dies scheint hier in Brasilien wichtiger als der Pass zu sein. Letzteren musste ich dann erst in einem anderen Zollhäuschen ein paar Meter weiter zeigen.

Schon nach wenigen Minuten in Brasilien merkte ich, dass ich in einem anderen Land war. Die Leute, welche ich etwas fragte, gaben bereitwillig, ausführlich und sehr freundlich Auskunft. Da freute ich mich ja schon auf die kommenden Wochen in Brasilien. Wenn da nur nicht das Problem mit der Sprache wäre. Kaum habe ich mich an das Spanisch gewöhnt, kam schon wieder eine andere Sprache. Ich kann sagen, dass ich doch so das eine oder andere Worte des Portugiesischen verstehen kann, wenn jemand mit mir spricht. Aber Portugiesisch zu sprechen bzw. es innerhalb weniger Wochen zu erlernen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Die Schreibweise und die Aussprache scheinen so weit auseinander zu liegen wie Himmel und Hölle.

Ich erkundigte mich, wie ich nun von der Grenze weg kommen könnte. Es stand entweder ein Bus, welcher aber erst drei Stunden später fahren würde, oder ein Taxi zur Verfügung. Da ein mit drei weiteren Personen geteiltes Taxi nur unwesentlich teurer war als der Bus, ging ich mit dem Taxi. Mit 120 Sachen donnerten wir durch die "Gran Sabana" in Richtung "Boa Vista" (250 km, CHF 11). Unterwegs trafen wir plötzlich auf einen Strassenabschnitt, welcher vollständig mit Kuhscheisse zugedeckt war. Wenig später löste sich dann das Rätsel. Nordbrasilianische "Cowboys" (Valqueiros) trieben eine riesige Kuhherde über die wahrscheinlich weit und breit einzige Brücke über einen grossen Fluss. (Bild 1: nordbrasilianischen "Cowboys" (Valqueiros) mit einer riesigen Kuhherde)

In "Boa Vista" blieb mir dann nichts anderes übrig, als 4 1/2 am Bus-Terminal auf meinen Nachtbus in Richtung "Manaus" zu warten. Die Busfahrt war ziemlich angenehm. Das Beste war aber, dass es keine einzige dieser nervtötenden Militärkontrollen wie in Venezuela gab... :-) Irgendwann in der Nacht überquerte ich dann das erste Mal in meinem Leben die Äquatorlinie. Naja, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein auf meiner Reise... ;-)

Als ich am Samstagmorgen kurz vor Manaus aufwachte, erhielt ich von meinem brasilianischen Sitznachbar ein Stück Marmorkuchen und eine Mango geschenkt. Ausserdem zeigte er mir und einem Deutschen (Frank, 44, aus Berlin) auch noch, wo wir den günstigsten Bus ins Zentrum nehmen konnten. Das nenne ich Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft... :-) Im Zentrum angekommen, versuchten wir zuerst einmal an brasilianisches Geld zu kommen. Nach drei verschiedenen ATM's bei drei verschiedenen Banken standen wir leider immer noch ohne Geld da. Mir ahnte schon Schlimmes, denn ich erinnerte mich daran, wie lange ich in Venezuela suchen musste, bis ich die "richtige" Bank finden konnte. Wir gaben die Suche vorübergehend auf, und quartierten uns im Hotel "Ideal" ein. Nachdem wir das Gepäck auf dem Zimmer hatten, konnten wir gerade das Frühstück fassen. Das nenne ich Service. Zwei Nächte übernachten und dreimal frühstücken... ;-) Man sieht, Backpacker freuen sich schon über kleinen Dingen... ;-) (Bild 2: "Metzger" mit undefinierbarem "Zeugs" beim Markt "Feira do Productor")

Späer machte ich mich zusammen mit Frank auf die Suche nach Geld und Informationen für die Weiterreise. Geld bekamen wir schon beim nächsten Versuch, und zwar bei HSBC. Danach setzten wir Schritt für Schritt ein Puzzle mit Informationen zu den Reiseoptionen in Manaus zusammen. Eigentlich hatte ich vor gehabt, von Manaus aus einen Dschungel-Trip entlang des Amazonas zu machen. Weil ich aber vieles, was man auf einem solchen Trip zu sehen bekommt, schon in Venezuela gesehen hatte, verzichtete ich auf einen solchen Trip. Was mich allerdings wirklich interessiert hätte, wäre der Kontakt mit den Amazonas-Indianern gewesen. Um ein wirklich authentisches Indianererlebnis zu bekommen, braucht man aber erstens viel Geld, und zweitens viel Zeit. Und zu viel Geld habe ich sowieso nicht, und die Zeit fehlt mir wegen dem Carneval im Moment auch. Wir entschlossen uns stattdessen, mit einem Amazonas-Schiff in Richtung Santarém, welches etwa auf halber Strecke zwischen Manaus und Atlantik liegt, zu fahren. Leider fuhr das nächste Schiff erst am kommenden Montag um 15:00 Uhr los. (Bild 3: "Rocha Neto", mit welcher wir am 13.02.06 in Richtung Santarém fahren)

Manaus hat leider nicht all zu viel zu bieten. Innerhalb eines halben Tages hat man die wichtigsten Plätze und Gebäude gesehen. Eines der bekanntesten Gebäude in Manaus ist das "Teatro Amazonas". Zu Zeiten des Kautschuk-Booms haben die Kautschuk-Barone die edelsten Baumaterialien aus ganz Europa zusammengekauft, und ein luxuriöses Theater inmitten des Amazonas-Dschungel gebaut. Ausserdem wurden dann die besten Opernsänger, Schauspieler und Balletttänzer dieser Zeit engagiert, so dass die Liebhaber solcher Vorführungen in die Mitte des Amazonas pilgern mussten, um ihre Stars auf der Bühne zu sehen. (Bild 4: Teatro Amazonas)

Manaus ist übrigens vom Wetter her leicht heiss und feucht. Morgens um acht (oder auch früher, wenn man früher aufsteht) bis abends um sieben ist man konstant am schwitzen. Nass wird man des öfteren auch durch die Regenschauer, welche mehrmals pro Tag vorkommen. Deshalb kann man hier eigentlich auch nicht all zu viel machen, ausser an der (Bier-)Flasche zu hängen, im klimatisierten Internet-Café zu surfen, gut zu essen und zu schlafen... ;-) Zum guten Glück muss ich in dieser feuchten Hölle nicht all zu lange ausharren. (Foto 5: Haare schneiden in Manaus)

Den Sonntag verbrachte ich mehrheitlich mit den gerade oben beschriebenen Aktivitäten. Ich bin gespannt auf meine Amazonas-Schifffahrt...

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Thank you very much to help me troughout the Roraima :-) It was very nice to meet you and I wish you all the best during your trip.
Angelica