Sonntag, 30. April 2006

Landkarte von Bolivien

Als kleine Orientierungshilfe publiziere ich anbei wieder eine Karte des Landes, in welchem ich mich gerade befinde.


(Bild: Karte von Bolivien. Map taken from and copyrighted by Lonely Planet)

Samstag, 29. April 2006

Andy's Videos

So, es gibt wieder einmal etwas Neues. Ich werde in Zukunft kleine Videos im Internet hochladen. Die Videos können unter folgender Adresse zu Gemüte geführt werden: http://www.dailymotion.com/vueltaa

Den Link habe ich auf der linken Seite in der Rubrik "My Links" eingefügt, damit die Videos jeweils direkt erreicht werden können.

Leider ist meine Digitalkamera schon ein älteres Modell, so dass die Qualität nicht die allerbeste ist. Nichts desto trotz sollte sie es doch wert sein, sie anzuschauen.

Viel Spass

Freitag, 28. April 2006

Andy's Traveling Equipment

Auf dieser Seite habe ich die Dinge aufgeführt, welche ich so auf meiner Reise mit mir herumschleppe. Ich werde Mitte Juli 2006 für zwei Wochen in die Schweiz zurückkehren, bevor die Reise weiter nach Asien geht. In Asien möchte ich meinen Reisestil ein wenig umstellen (langsameres Tempo, mehr Trekking, usw.). Deshalb werde ich auch meine Ausrüstung im Juli 2006 in der Schweiz ein wenig umstellen müssen. Ich habe deshalb auch eine Wunschliste für meine Asienreise zusammengestellt. Mal schauen, ob sich alle Wünsche realisieren lassen. Natürlich sind Gönner oder Sponsoren (ich platziere auch Werbung auf meinem Blog) herzlich willkommen ... ;-)

Andy's Wish List

Mir kommen immer wieder neue Ideen... ;-) Die Liste wird deshalb ständig überarbeitet, bis ich in der Schweiz sein werde.

#BeschreibungBemerkung
Schuhe
1neue Trekking-Schuhe ich laufe einfach zuviel... ;-)
1neue Chaco Sandalen ich laufe einfach zuviel... ;-)
1Jogging-Schuheich möchte auch unterwegs wieder joggen gehen. Und ausserdem müssen die Jogging-Schuhe auch für den Ausgang herhalten. Es macht einfach keinen Spass mit Trekking-Schuhen in den Ausgang zu gehen... ;-)
Oberbekleidung
-momentan kein Bedarf
Unterbekleidung
2neue Trekking-Hosenmeine jetzigen sind leider langsam durch... :-(
1Regenhose
Sonstige Bekleidungsstücke und Textilien
1Kappein den Bergen ist es einfach kalt... :-(
1Handschuhein den Bergen ist es einfach kalt... :-(
Rucksäcke, Taschen, Zelt usw.
1Einmann-ZeltPlatz für eine Person und grosser Rucksack
1Schlafsackbis 0-Grad, möglichst klein, kompakt und leicht
1Iso-Matte
1Gross-Rucksack (ca. 70 l)für die neue Ausrüstung brauche ich mehr Platz
1KochutensilienKochtopf mit Deckel, Gewürze- und Oelbehälter, etc.
Utensilien
1neue LED-Taschenlampe
1Stirnlampe
1Taschen-Feldstecherman sieht einfach mehr... ;-)
1Kompass
Kleinkram
25m Nylon-Seilmöglichst dünn und leicht, Tragkraft bis 150 kg
Bücher
ndiverse Reiseführer für Indien, Tibet, Nepal, China, Mongolei, Korea, etc.
1Thailand-Karte
Elektronik
1neue Digital-Kamerakleiner, schnellere Verschlusszeit, bessere Aufnahmefähigkeit bei schlechtem Licht als meine aktuelle Kamera
1USB-Tastatur für PMA430schneller schreiben können
Nécessaire
1neue Seifenbox
1neue Reisezahnbürstemuss zusammenklappbar sein
1. Hilfe-Box
-momentan kein Bedarf

Andy's current Equipment

#BeschreibungBemerkung
Schuhe
1Lowa Trekking-Schuhe
1Chaco Sandalen
1Havaianas Flip-Flop
Oberbekleidung
4weisse T-Shirts gut gegen Sonne und Mücken
2dunkle T-Shirts
2Long-Sleeves (dunkel und hell)
1Icebreaker Bodyfit 260 Pullover (100% Merino-Wolle)
1The North Face Fleece-Jacke
1The North Face Trekking-Hemd
Unterbekleidung
5Paar schwarze Sockenwerden nicht schmutzig... ;-)
1Paar weisse Socken
1Paar schwarze Kurzsockennützlich um Flüsse zu überqueren (man rutscht mit Socken nicht aus)
1Wrangler Jeans
3Outdoor-Hosen mit abnehmbaren Unterbeinen (oliv, grau, beige)
1Speedo Sporthose
1Schiesser Badehose
6Calida Unterhosen
1Calida Boxer Shorts
1ODLO Beinbekleidung
Sonstige Bekleidungsstücke und Textilien
1schwarzes Hals- und Kopftuch
1Tension Wind- und Regenjacke (schwarz)
1Sea to Summit Pocket Towel (schnelltrocknend)
1Jack Wolfskin Badetuch (schnelltrocknend)
1Levis Ledergürtel (schwarz)
1Plastik-Poncho
Rucksäcke und Taschen
1Tatonka Backpack 55l (inkl. 2 Schlösser)
1BACH Raincover
1Tatonka Tages-Backpack 10l
3Eagle Creek Kleidertaschen
1Eagle Creek Schuhsack
1Eagle Creek Wäschesack
1Eagle Creek Wallaby II Nécessaireinkl. Handspiegel
1Jack Wolfskin Security-Bauchtasche
1Jack Wolfskin Pack-It Compressorvolumnöse Gegenstände (z.B. Fleece) komprimiert und vakuumverpackt transportieren
1Lendentasche mit 2 separaten Getränkehaltern
Utensilien
1Regenschirm (Aluminium)
1Lucido cool light LED-Taschenlampeinkl. Ersatzbatterien
1Leintuch-Schlafsack man fühlt sich in üblen Betten wöhler, wenn auf seinem eigenen Zeugs schlafen kann
1Vorhängeschloss mit Schlüssel
1Victorinox Taschenmesser
1Reisenähzeug
1Swatch Armbanduhr
1Sonnenbrille (inkl. Hartplastik-Etui)
1SIGG Feldflasche 1l
1zusammensteckbares Essbesteck (Gabel und Löffel)machmal ist man froh, wenn man nicht das schmutzige Besteck vom Restaurant oder sonst wo benützen muss
1Taucherbrille
1Schorchel
1Moskitonetz
2Nylon-Riemen mit Verschlussschnalle
1Jack Wolfskin Portemonnaie
Kleinkram
1Schnur/Wäscheleine
1Ersatzschnürsenkel (120cm)
1Notfall-Toilettenpapierist manchmal leider ganz nützlich :-(
nNägel und Haken zum Moskito-Netz aufhängen usw.
nleere Plastiksäcke
1Klebestreifen
25Erfrischungstüchlein
2Spielkarten
1Trillerpfeiffe
1Feuerzeug
1Waschmittel (flüssig) nur 50 ml für Notfälle
20Gümmeli
20Sicherheitsnadeln
2Kugelschreiber
2Minenbleistifte
1Leuchtstift (gelb)
1Notizbuch
3Karabiner
4Wäschklammern
1Mini-Bürstezum Schuhe, Kleider, Rucksack, etc. putzen
Bücher
1Roman
2Guidebooks Südamerika (Lonely Planet, The Rough Guide)
1Langenscheidt 'Spanisch in 30 Tagen'
1Langenscheidt Reise-Wörterbuch Deutsch <-> Spanisch
Elektronik
1Canon IXUS 400 mit SanDisk CompactFlash Memory-Card 512 MBinkl. Ladegerät, zwei Ersatzakkus, Ersatz-Mermory Card 128 MB
1Multimedia-Gerät Archos PMA430 (30 GB Festplatte)inkl. Ladegerät
1Apacer USB-Memory Stick 1 GB
1SonyEricsson T610 Handyinkl. Reiseladeadapter
1iAudio U2 MP3-Player 512 MBinkl. Kopfhörer
1Swiss World Adapter (internationaler Stromadapter)inkl. USB-Ladegerät
Nécessaire
1Nagelschere
2Ohropaxin Dormitories leider des öftern nützlich... :-(
1Tape-Band
1Seifeinkl. Seifenbox
1ZahnpastaPlastiktube mit Drehverschluss
1Zahnbürsteinkl. Zahnbürstenbehälter
1Deo-Stick
1ShampooPlastikflasche mit Drehverschluss
1Nivea-Feuchtigkeitscrèmegegen trockene Haut
1Gilette Rassiermesserinkl. Ersatzklingen
1Blutstiller
1RassiercrèmePlastiktube mit Drehverschluss (kleiner, leichter und günstiger als Rasierschaum)
1Nagelfeile
1Fiebermesser
1Zahnseide
2Mundspülmittel
1Labello SOS-Lippenpomade
1Hugo Boss Baldessarini Parfümauch ein Backpacker muss zwischendurch mal gut riechen ;-)
1Reise-Zahnbürstezusammenklappbare Zahnbürste für Tagesrucksack
1Paul Mitchell Hair Glue
1Box mit Ohrenstäbchen
1Pinzette
1Daylong Sonnencrème
Nivea-Crème
1. Hilfe-Box
1Zusammenfassung der Medikamenten-Packungsbeilagenpro Medikament: 'Anwendung bei...', 'Nicht-Anwendung bei...', 'Darreichung', 'Mögliche Nebenwirkungen'
10Tamiflux (inkl. Packungsbeilage)bei Vogelgrippe-Endemie ;-)
30SupradynVitamintabletten
10Pretuval Cbei Erkältungen
20Panadolbei Schmerzen, Fieber
1 Gutablastzur Aufweichung von Hornhaut
4Sterile Spritzennadelnunterschiedliche Grössen
2Sterile Spritzenunterschiedliche Grössen
20Imodium lingualbei Magen-Darm-Problemen
1 Parapicbei Juckreiz von Mückenstichen
10Dimen 50bei Reisekrankheit
1 KodanHautdesinfektion
5 Pflaster zum schneiden
1 Verbandspatrone
1 elastische Gazebinde
1elastische Bindebei Verstauchungen usw.
10Tannacompbei Magen-Darmproblemen
2 Antibrum forte (klein)Mücken-Repellent, nützt allerdings nichts gegen südamerikanische Mücken, Off! ist das Mittel der ersten Wahl
1 Skalpell
10Ciprofloxacin (inkl. Packungsbeilage)Antibiotika
10Malarone (inkl. Packungsbeilage)Anti-Malaria
1 DulcolaxAbführmittel
1 Floxalantibakterielle Augentropfen
1 Vita-MerfenDesinfizierende Wundsalbe
1 Paar sterile Handschuhe
1 Atemschutz
1 Wasserfeste Pflaster-Strips (Curaplast)
3Dosen Spersallerg SDU 0,3 mlAugentropfen
1Jellisoftbei Hautreizungen
10Dorithricinbei Halsschmerzen
1 Acivirbei Fieberblattern
1 Imazolbei Fusspilz
1Katadyn Micropur forteWasser von Bakterien und Keime reinigen
10Motilium lingualbei Reisekrankheit
10Iproben 200bei Schmerzen
10Loperamidbei Durchfallerkrankungen
10Ambroxol 30bei Erkrankungen der Atemwege
Software auf Memory-Stick
1Mozilla Firefox (Version PortableApps)Browser
1Mozilla Thunderbird (Version PortableApps)Email-Client
1eMuleFile Sharing
1Mozilla Gaim (Version PortableApps)Instant Messaging
1IrfanViewFoto-Viewer
1AutoStitchErstellen von Panoramabildern
1NWSnapScreen-Snapshots erstellen
1FoxitReaderPDF-Reader
1EACAudio-CD-Ripper
1foobar 2000Audio-Player
1mp3tagMP3-Tag Editor
1BSplayerVideo-Player
1OpenOffice (Version PortableApps)Office Suite
1ClamWin (Version PortableApps)Virus Scanner
1KeePass Password SafePasswort-Verwaltung
1Notepad++Text- und Code-Editor
1Ant RenamerUmbenennen von vielen Dateien
1freeCommanderDatei-Manager
1ConvertMasseinheiten konvertieren
1QuickDicWörterbuch
1GIMP (Version PortableApps)Bildbearbeitung

Montag, 24. April 2006

Wochenbericht 020 (17.04.06 bis 23.04.06)

Ich hatte mir für den Montag vorgenommen, mit vollem Gepäck nach "Valparaíso" zu gehen. Als ich frühmorgens aufstand, hatte ich allerdings überhaupt keinen Bock wieder einmal meinen ganzen Kramm zusammen zu packen. Ich entschied mich deshalb kurzerhand, "nur" einen Tagesausflug von "Santiago" aus nach "Valparaíso" zu unternehmen Ich hatte mich unterdessen von meinem temporären Reisegefährten, Raphael, getrennt, da er "Valparaíso" nicht besichtigen wollte. Die Fahrt nach "Valparaíso" dauerte nur 1.5 Stunden.

"Valparaíso" ist eine 300'000-Einwohner-Hafenstadt am Pazifik. Da ich während meiner gesamten Südamerikareise noch nie am Pazifik war, und ich den Pazifik erst in "Peru" zu Gesicht bekommen werde, wollte ich diesen Abstecher nach "Valparaíso" am Pazifik nicht auslassen. Als ich ankam, musste ich wieder einmal lernen, dass auch in Südamerika das Wetter innerhalb von 100 km ziemlich unterschiedlich sein kann. "Santiago" verliess ich um 08:15 bei bei Sonnenschein und angenehm, warmen Temperaturen. Ich hatte deshalb auch nur einen Sweater eingepackt. Als ich in "Valparaíso" aus dem Bus stieg, war es neblig und ziemlich kühl. Es sollte deshalb ein kühler Tag werden.

"Valparaíso" hat zwei Hauptstadtteile. Den flachen Stadtteil entlang der Küste ("El Plan"), und den hügligen, steilen Stadtteil, welcher sich direkt an den flachen Stadtteil anschliesst. Der flache Teil ist ziemlich hässlich. Bekannt ist die Stadt aber für den hügligen Teil (UNESCO-Weltkulturerbe). Von weiten sehen die dicht besiedelten, steilen Hügel ("Cerros") wie die "Favelas" in "Rio de Janeiro" aus. Leuchtend bunt bemalte Häuser von teilweise wunderlich Architektur reihen sich dicht an dicht. Ausserdem sind die "Cable Cars (Ascencores)" bekannt, welche den flachen Stadtteil mit den verschiedenen "Cerros" verbinden. Die z.T. über 100-jährigen "Ascencores" überwinden die 30 bis 50 Höhenmeter in z.T. atemberaubenden Steigungsgraden von 60° und mehr. Über Mittag hatte ich dann ein wenig Glück, denn der Himmel zeigte sich für zwei Stunden von seiner blauen Seite. Aber schon nach zwei Stunden war wieder trübes Wetter angesagt. Die Rückfahrt nach "Santiago" wurde für mich im teuren "Chile" um 44% billiger, weil ich wieder einmal meine "Fake Student ID" einsetzen konnte. So ein Teil ist halt doch noch recht praktisch... ;-) (Bild 1: Cerros von Valparaíso)

So genau wie in "Chile" waren meine Devisenkalkulationen noch nie aufgegangen. Als ich am Montagabend um 24:00 nach dem Aufschalten des "Wochenberichtes 019" das Internet-Café verliess, hatte ich noch genau 80 chilenische Pesos (ca. CHF 0.20) in meiner Tasche... ;-) Zum guten Glück war das Hostel und die Busfahrt für den Dienstag nach "Argentinien" schon bezahlt.

Am Dienstag stand die Fahrt nach "Mendoza" in "Argentinien" auf dem Programm. Ich hatte eine 61-jährige Sitznachbarin, welche, wenn sie nicht gerade am schlafen war, mir die ganze Zeit den Kopf mit irgendwelchen Belanglosigkeiten über ihre Familie volllabberte. Ansonsten war die Busfahrt über den Pass "Paso de la Cumbre" einfach sensationell. Die kargen, aber farblich sehr abwechlungsreichen Gebirgszüge gaben ein herrliches Landschaftsbild.

Auf der Passhöhe war dann die Grenzstation zwischen "Chile" und "Argentinien". Unterdessen reiste ich ja schon das vierte Mal in "Argentinien" ein. Ich hatte irgendwie schon die Vorahnung, dass auch dieses Mal nicht alles reibungslos verlaufen würde. Meine Vermutung wurde zum guten Glück nur teilweise bestätigt. Nachdem mein grosser Rucksack durchleuchtet wurde, stellte ihn der Grenzbeamte auf den "Durchsuchungstisch". Ich durfte vortrabben und das Teil öffnen. Als ich das obere Fach geöffnet hatte, und das Badetuch, welches zuoberst lag, anhob, gab er mir ein Zeichen, dass ich wieder zusammenpacken konnte. Naja, ich war natürlich nicht unglücklich, aber da soll einmal einer draus kommen... ;-) (Bild 2: Paso de la Cumbre auf der argentinischen Seite)

Die Fahrt von der Passhöhe auf der argentinischen Seite in Richtung "Mendoza" war nicht minder schön. Sie führte an der "Puente del Inca" (eine natürliche Steinbrücke) und am "Aconcagua" (höchster Berg der westlichen Hemisphäre) vorbei.

In Mendoza quartierte ich mich im "Hostel Internacional Mendoza" ein. Ich stand noch keine zwei Minuten an der Rezeption, als mir Raphael wieder über den Weg lief. Nach zwei weiteren Minuten waren wir uns wieder einig, was am nächsten Tag auf dem Programm stehen sollte. Das Hostel war wirklich eine gute Wahl. 4-Bett-Dorms mit eigenem Bad, inkl. Frühstück, grosse Bar im urchigen Holzfällerzimmer-Style mit Holzofen und sonstige Wohlfühlfaktoren für umgerechnet CHF 6.40, was will man mehr. In "Santiago" hatte im Hostel "La Casa Roja" ein hässlicher 8-Bett-Dorm ohne Frühstück und sonstige Wohlfühlfaktoren noch umgerechnet CHF 14.50 gekostet. Auch sonst freute sich mein Portmonnaie wieder über die mehr oder wenig tiefen, argentinischen Preise. Ich bin immer wieder von Neuem überrascht, wie die Peise in Südamerika gemacht werden. Eine 1.5-Liter-Flasche Cola kostet z.B. in Chile umgerechnet CHF 2.10 (übrigens genau gleich viel wie in der Schweiz), und in Argentinien nur CHF 0.92.

Am Mittwochmorgen machte ich mich zusammen mit Raphael auf, um in der Umgebung von "Maipú" (14 km von "Mendoza") verschiedene Weinkellereien ("Bodegas") und Weinberge ("Viñedos") anschauen zu gehen. Diese Gegend ist wegen der guten Bodenbeschaffenheit und den für Weinreben idealen Klimabedingungen bekannt für guten Wein. In "Maipú" mieteten wir uns je ein Fahrrad. Vom Tourismusbüro bekamen wir dann noch eine Karte in die Hand gedrückt, auf welcher alle "Bodegas", die man besichtigen kann, eingezeichnet waren. Erstaulicherweise boten die meisten "Bodegas" zu jeder vollen Stunde bzw. nach Bedarf eine Gratis-Tour durch ihre Produktionsräumlichkeiten und Weinkeller inkl. einer kleinen Degustation an. (Bild 3: Degustation in der Bodega Tempus Alba)

Wir besichtigten drei verschiedene Bodega-Typen:

  • Weinproduktion für den Massenmarkt in mit modernster Produktionsanlage (computergesteuert, Stahlsilos, etc.): "Bodega La Rural"
  • hochwertige Kleinmengenproduktion nach traditioneller Art (Steinsilos, viel Handarbeit, etc.): "Bodega Viña del Cerno" und "Bodega Carinae"
  • hochwertige Kleinmengenproduktion mit modernster Produktionsanlage: "Bodega Tempus Alba"

Etwas, was wir nicht gewusst hatten, war die Tatsache, dass diese Gegend ebenfalls für seine Olivenölproduktion bekannt ist. So kamen wir dazu, dass wir zwischendurch auch noch eine Olivenplantage sowie eine kleine Olivenölfabrik ("Olivicola Laur") anschauen gehen konnten. Zum guten Glück, den jetzt kenne ich endlich den Unterschied zwischen "Extra Vergine" und "Vergine"... ;-)

Den Abend verbrachte ich im Hostel. Der Tisch, an welchem ich sass, fühlte sich nach und nach mit Schweizern, so dass wir uns am Schluss zu Fünft auf "Schwyzerdütsch" unterhalten konnten. Interessant war, dass alle Fünf mind. ein Jahr unterwegs sein wollten. U.a. war auch wieder ein Paar dabei, welches Südamerika auf dem Rad durchqueren will.

Das Thema gibt doch gerade wieder einmal ein gutes Stichwort für einen kleinen Exkurs... ;-) Welche Nationalitäten habe ich bis jetzt so auf meiner Reise wie oft als Touristen angetroffenen?

  • massenhaft: Engländer, Australier, Deutsche, Schweizer, Amerikaner, Israelis
  • eine Handvoll: Schweden, Norweger, Franzosen, Dänen, Italiener, Kanadier, Holländer
  • einzelne Exemplare: Spanier, Koreaner, Japaner, Brasilianer, Argentinier, Belgier, Österreicher, Iren, Norweger, Südafrikaner, Tschechen, Bulgaren, Russen

Am Donnerstag fuhr unser Bus nach "Chilecito" erst um 19:30. Somit hatte ich genügend Zeit, um einen Stadtrundgang in "Mendoza" zu machen. Leider war die Stadt bei weiten nicht so schön, wie sie in jeder Tourismusbroschüre angepriessen wurde. Nach drei Stunden hatte ich es gesehen. In diesen drei Stunden hatte ich aber v.a. die morbide Seite von Mendoza kennen gelernt. Zuerst ging ich zum "Mercado Central (Zentralmarkt)". Dort schien sich jeder Metzger einen Spass daraus zu machen, neben seinen Fleischauslagen einen abgehackten Schweinekopf zu platzieren. Es kam dann öfters vor, dass man Metzger und Schweinekopf nur schwer auseinander halten konnte. Später lief ich dann an einem Fakultätsgebäude der Universität von Mendoza vorbei. Davor standen viele, sehr junge Studenten, von welchen viele eine Art weisse Laborschürze trugen. Da die meisten Schüler in Argentinien irgend eine Form von Schuluniform tragen, dachte ich zuerst, dass die Schürze vielleicht eine Universitätsuniform darstellen würde. Als ich dann aber zwei Jungs fragte, was die Schürze zu bedeuten hätte, wurde mir erklärt, dass jetzt dann gerade die Pathologie-Stunde der Medizinstudenten beginnen würde, und dass heute wieder einmal "Leichen sezieren" auf dem Programm stehen würde. Ich lief zwei Blöcke weiter, und wollte mir in einem kleinen Laden ("Mercado Condorito") etwas zu trinken kaufen. Ich war dann "ein wenig" erstaunt, als ich auf dem Regal mit den Putzmitteln einen ausgestopften Kondor stehen, neben der Fleischauslage einen ausgestopften Bisonkopf hängen, und über dem Gemüse eine Schlangen-verspeissende Rieseneidechse stehen sah. Der Besitzer des Ladens stopft seit 30 Jahren Hobby-mässig Tiere aus, und verwendet seinen Laden als museumsähnlichen Ausstellungsraum. Das war ein relativ spezielles Einkaufserlebnis... ;-) (Bild 4: Wer ist wer? Metzger und Schweinekopf in Mendoza / Bild 5: Medizin-Studetenten der Universität Mendoza vor der Pathologiestunde / Bild 6: Ausgestopfter Kondor in Lebensmittelladen mit Besitzer in Mendoza)

Abends um 19:30 fuhr dann der Bus nach "Chilecito" ab. es wurde eine ziemlich mühsame Nacht, weil der Bus in jedem kleinen Kaff zu halten schien.

Um 05:30 kamen wir dann in "Chilecito" an. Wir machten uns sofort auf den Weg, um uns im "Hostel Paimán" einquartieren. Unser eigentlicher Plan wäre es gewesen, noch am gleichen Tag mit einer Tour die zwei Nationalpärke "Talampaya" und "Ischigualasto (Valle de la Luna)" zu besichtigen. Wir wurden dann vom Hostelbesitzer belehrt, dass alle Touren um 07:00 starten würden, und dass wir um 06:00 keine Möglichkeiten mehr hätten, etwas für den gleichen Tag zu organisieren. Wir gaben uns geschlagen, und bezogen unsere Betten im "Dormitory". Zu unserem Erstaunen, standen im Dormitory-Zimmer für 13 Pesos (ca. CHF 5.20) nur zwei Betten. Naja, uns war es natürlich auch recht... ;-) Da "Chilecito" selber nicht all zu viel zu bieten hatte, konnten wir den ganzen Morgen ohne schlechtes Gewissen damit verbringen, uns die Müdigkeit von der üblen Busfahrt von den Gliedern zu schlafen.

Am Samstagnachmittag organisierten wir dann eine Tour (Inka Nan Turismo) zu den zwei oben erwähnten Nationalpärken und schlemmerten bei herrlichem Wetter auf dem Zentralplatz an einem Kübel Eiscreme. Später besichtigte ich dann noch den botanischen Kaktusgarten "Jardín Botánico de Cactáceas Chiran Mita", welcher über 1'700 verschiedene Kakteenarten vorzeigen kann.

Am Samstag wurden wir um 07:15 von unserem Fahrer abgeholt. Wir waren die einzigen, welche die Tour gebucht hatten. Da die Nationalpärke relativ weit auseinander liegen, wurden wir schon vorgewarnt, dass wir einige Kilometer im Auto zurücklegen müssten. Zuerst fuhren wir über den den "Cuesta de Miranda". Der Fahrer machte an einem Aussichtspunkt einen Halt, so dass wir bei einem servierten Kaffee aus der Thermokanne die Sonne über den Bergkuppen aufgehen sehen konnten. Die Fahrt ging dann weiter durch zahlreich kleine Täler, und vorbei an der "Sierra de Famatina", der "Sierra de Sañogasta" und an unzähligen Grosskakteen ("Cardones"). (Bild 7: Cardon-Kaktus, wächst nur ca. 1 cm pro Jahr)

Gegen 10:00 kamen wir im Nationalpark "Talampaya" (Link 1, 2, 3) (UNESCO-Weltnaturerbe) an. Dieser Park ist v.a. für seine roten, senkrechten Felsformationen und Petroglyphen bekannt. Leider darf man den Park nur mit einer von Ranger geführten Tour besichtigen. D.h., dass wir mit mit 20 anderen Touristen in einen Tourbus einsteigen mussten, und von nun an nur noch strikt den Wegmarkierungen folgen durften... :-( Am meisten auf die Nerven gingen aber wieder einmal zwei deutsche Touristinnen, welche mit mit ihrem eigenen Reiseleiter/Übersetzer angetanzt kamen. Die überlaute Übersetzung und das ständige Geschwätz machte es für die restliche Gruppe schwierig, den Ausführungen des Rangers zu folgen... :-( Nicht desto trotz war der Park sehr schön und eindrücklich. (Bild 8: Nationalpark Talampaya)

Nachdem wir dieses Touri-Setting wieder verlassen konnten, fuhren wir mit unserem Fahrer ca. eine Stunde bis zum Nationalpark "Ischigualasto (Valle de la Luna)" (Link 1, 2, 3), welcher ebenfalls ein UNESCO-Weltnaturerbe ist. Wie der Name ja schon andeutet, ähnelt die Landschaft in diesem Nationalpark sehr stark an eine Mondlandschaft. Der Park ist ausserdem für seine geologischen Besonderheiten und die vielen Fossil-Fundstellen bekannt. Auch diesen Park durfte man nicht auf eigene Faust erkunden. Dieses Mal musste man in einem Konvoi mit dem Auto dem Ranger hinterher fahren. An verschiedenen Haltestellen durfte man das Auto verlassen, und der Ranger gab wieder ein paar Erklärungen zum Besten. Auch dieser Park war sehr eindrücklich, v.a. aber die verschiedenen Farbkombinationen der Gesteinsformationen. (Bild 9: Nationalpark Ischigualasto [Cancha de Bochas])


(Video 1: Nationalpark Ischigualasto [Valle de la Luna])

Wir hatten auf der Tour unser gesamtes Gepäck mit dabei, denn wir wollten anschliessend an die Tour mit einem Nachtbus direkt weiter in den Norden nach "Salta" reisen. Unser Fahrer brachte uns deshalb nach "Patquia". Um 19:00 kamen wir dort an. Leider waren alle Sitze nach "Salta" ausverkauft, so dass wir mit dem nächsten Bus in die nächst grössere Stadt "La Rioja" fahren mussten. Als wir dort um 20:00 ankamen, mussten wir erfahren, dass auch hier alle Sitze nach "Salta" ausgebucht waren. Die nächste Fahrgelegenheit nach "Salta" war am Sonntag um 23:20. Super! :-( Wir steckten in diesen Kaff "La Rioja" (Link 1, 2) fest, und verloren einen ganzen Tag. (Bild 10: Nationalpark Ischigualasto)

Naja, am Sonntag machten wir dann halt das Beste daraus, was man in einem solchen Kaff machen kann: Ausschlafen und im Internet surfen... ;-)

Dienstag, 18. April 2006

Wochenbericht 019 (11.04.06 bis 16.04.06)

Nach den anstrengenden Ausflügen der vergangenen drei Tage war am Dienstag wieder einmal ein Ruhetag angesagt. Ich hatte mir zu meinem grossen Erstaunen von den steilen Aufstiegen einen kräftigen Muskelkater in den Oberschenkeln geholt... :-( Ausserdem musste die Ausrüstung wieder einmal ein bisschen gepflegt werden. Ich liess wieder einmal für umgerechnet CHF 4.10 meine gesamte Wäsche inkl. verschwitztem Rucksack, Bauchgurt und Portmonnaie waschen. Auch meine Trekking-Schuhe bedurften einer Sonderbehandlung. Auf der Trekking-Tour war jeweils an der gleichen Stelle bei beiden Schuhe eine Naht gerissen. Nachdem ich schon beim letzten Paar "LOWA-Trekking-Schuhe" ein Problem mit einer Schweissnaht der Gummisohle hatte, werde ich mir nun gut überlegen, ob ich mir noch einmal ein Paar der "so hoch gelobten" LOWA-Schuhe zutun werde. Wie auch immer, der alte Schuhmacher um die Ecke des Hostels nähte die Nähte für umgerechnet CHF 2.05 von Hand innerhalb von zwei Stunden in einwandfreier Qualität wieder zusammen. Das nenn ich Service...

Von 12:00 bis 22:00 sass ich dann in einem Internet-Café. Zum einen musste ja der "Wochenbericht 018" veröffentlicht werden, zum anderen konnte ich aber endlich einmal die von mir gewünschte "Andy´s Traveling Route" programmieren, was für mich als "Nicht-Techi" nicht ganz einfach war. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich wieder in einem Büro am arbeiten. Zehn Stunden in die Röhre schauen und so... ;-) Auf jeden Fall funktioniert das coole Teil jetzt. Jetzt muss es nur noch mit den Daten meiner Reiseroute gefüttert werden. Das ist wahrscheinlich fast der mühsamere Teil, bis ich alle "Geocodes" und sonstige Informationen zusammen getragen habe. Aber, das wird in den nächsten Wochen auch erledigt sein.

Raphael und ich hatten während unseren drei Ausflugstagen vom Samstag bis Montag extremes Wetterglück gehabt. Drei Tage lang Sonnenschein. Am Dienstag hatte es dann den ganzen Tag geregnet, und auch der Mittwoch sollte nicht viel besser werden.

Am Mittwoch machte ich mich mit Raphael auf den Weg, um Argentinen in Richtung "Pucón" in Chile zu verlassen. Wir nahmen einen Bus, welcher uns bei "Cardenal Antonio Samoré" über die Grenze in Richtung "Osorno" bringen sollte. Ich hatte ja unterdessen die argentinische Grenze mehrfach überquert, aber die Grenzformalitäten funktionierten jedes Mal anders. Dieses Mal mussten sich alle Passagiere in einem ungeordneten Halbkreis vor dem Kontrollschalter aufstellen, um den Austrittsstempel im Pass zu erhalten. Der Grenzbeamte streckte dann jeweils seinen Kopf aus seinem Kontrollschalter heraus und rief in alphabetischer Reihenfolge die Namen der Buspassagiere auf, welche ihren Pass hinhalten gehen durften. Einmal schaute er wieder aus seinem Kontrollschalter heraus, sagte aber kein Wort. Er schaute nur die Menge an, zeigte dann mit dem Zeigefinger auf einen der wartenden Buspassagiere und winkte ihn heran. Es war der einzige Koreaner in der Menge gewesen... ;-) Das gleiche Spiel wurde dann auf der chilenischen Seite noch einmal wiederholt. Ausser, dass das ganze Prozedere wieder einmal ewig dauerte, war der Grenzübertritt aber problemlos.

Schon bald danach standen wir dann am Bus-Terminal von "Osorno", wo wir die chilenische Freundlichkeit gerade mal so richtig zu spüren bekamen. Die nagelfeilende Frau am Busticket-Schalter fühlte sich sichtlich bei ihrer wichtigen Tätigkeit gestört, als wir bei ihr ein Weitterreise-Ticket nach "Pucón" kaufen wollten, und liess uns dies auch gerne spüren.

Ich muss fast schon sagen, dass wir "leider" beim Grenzübergang nicht wie sonst in Lateinamerika üblich von "Money Changers" bestürmt wurden. So standen wir am Ticketschalter bei der nagelfeilenden Schachtel ohne einen einzigen chilenischen Peso in der Tasche. Und mit unsere argentinieschen Pesos kamen wir bei ihr auch nicht weiter. Naja, halb so schlimm, es gibt ja zum guten Glück Kreditkarten. Ein wenig schlimmer hingegen war die Tatsache, dass wir, weil der Bus schon zehn Minuten später losfuhr, keine Zeit hatten, um einen Bankautomaten für den Cash-Bezug zu suchen. Somit mussten wir uns mit leeren Portmonnaies, leeren Mägen und leeren Getränkeflaschen auf die fünfstündige Fahrt nach "Pucón" machen. Schlechte Organisation oder einfach Backpacker-Pech. Naja, wie man's nimmt, der Figur hat's wahrscheinlich nicht geschadet... ;-) Trotz knurrendem Magen und bewölktem Wetter war die Fahrt durch das Tiefland von Chile sehr interessant. Eine ganz andere Landschaft und v.a. auch Bauweise der Häuser (Holzhäuser) als in Argentinien. (Bild 1: Typisches Holzhaus im südlichen Chile in Pucón)

"Pucón" ist ein 20'000 Seelen Städtchen im "Lake District" von Chile, welches hauptsächlich vom Tourismus lebt. Hauptattraktion ist der Vulkan "Villarica", sowie Trekking- und Rafting-Aktivitäten und heisse Thermalquellen. Nachdem wir uns in Hostel "¡école!" einquartiert hatten, klapperten wir die unzählbaren Tour-Agenturen ab, bis wir eine fanden, welche uns für die Tour auf den "Villarica" am meisten zusagte. Das Hungerphänomen bekämpfte ich dann anschliessend in einem vegetarischen Restaurant mit einem "Thai Curry". Naja, nach Curry hat es zwar geschmeckt, allerdings "Thai" war es nicht wirklich. Aber gemundet hat es trotzdem... ;-) (Bild 2: Sicht auf Vulkan Villarica aus dem Städtchen Pucón)

Am Freitag mussten wir um 07:00 bei der Tour-Agentur sein, wo wir unsere Ausrüstung fassen konnten. Wir bekamen Jacke, Überhose, Handschuhe, Kappe, Bergschuhe, Steigeisen, Eispickel und einen kleinen Rucksack. Danach fuhren wir mit einem Minibus bis zur Basisstation. Von dort hiess es dann laufen. Die erste Hälfte des Weges bis zum Krater des Vulkans (2840 M.ü.M.) führte durch loses Lavagestein. Dann erreichten wir die Schneegrenze, und wir mussten unsere Steigeisen montieren, um den Rest des Weges über die steilen Schnee- und Eisflächen zurücklegen zu können. (Bild 3: Absturzgefahr!? auf den Schneeflächen des Vulkan Villarica)

Das Wetterglück, welches wir hatten, kann man in etwa mit 80% beziffern. Obwohl es zu Beginn der Tour nur dicken Nebel hatte, wurde das Wetter immer besser, so dass wir dann die meiste Zeit freie Sicht auf den Vulkan hatten. Wie so üblich bei einem noch mehr oder weniger aktiven Vulkan, zogen übelriechende Rauchschwaden über den Kraterrand, welche so einigen Lungen leicht zu schaffen machte. Lava sahen wir leider keine, weil der Vulkanrauch zu dicht war.

Der Abstieg war um einiges leichter, als der Aufstieg. Geschützt durch unsere ausgeliehenen Überhosen rutschten wir auf unseren Allerwertesten teilweise auf den Eisflächen und teilweise von auf von den Guides ausgearbeiteten "Rutschbahnen" den Vulkan hinunter. Das hat wirklich Spass gemacht. Zum guten Glück hatten wir einen Eispickel dabei, so dass wir jeweils noch rechtzeitig bremsen konnten... ;-) (Bild 4: Abstieg vom Vulkan Villarica auf dem Allerwertesten)

Am Freitag fuhr unser Bus nach "Santiago" erst um 21:00. Deshalb hatten wir genügend Zeit, um uns einen gemütlichen Tag zu machen. Ich hatte auch genügend Zeit die oben schon erwähnte "Andy's Traveling Route" fertigzustellen.

Am Samstag kamen wir dann um 06:30 in "Santiago de Chile" an. Leider war das Hostel "La Casa Roja" ausgebucht, und wir mussten bis zur Checkout-Time mit dem Zimmerbezug warten. Die Zwischenzeit nutzte ich, um einen ersten Stadtrundgang zu machen. Nach 2 1/2 Stunden hatte ich allerdings schon 80% der Sehenswürdigkeiten von "Santiago" gesehen. Nachdem ich dann im Hostel mein Zimmer bezogen hatte, machte ich mich auf, um im "Hipódromo Chile" eine Pferderennen zu besuchen. Auf der Busfahrt wurden wir dann von der Polizei angehalten. Zum guten Glück waren es dieses Mal nicht die Passagiere, welche kontrolliert wurden, sondern der Busfahrer... ;-) Er musste seine Busfahrerlizenz zeigen. Das wäre für andere südamerikanische Länder ein gutes Vorbild. Vielleicht würde dann nicht jeder Depp wie ein Henker mit seinem Bus durch die Landschaft brausen. Zurück zu den Pferderennen. Naja, Pferderennen werde ich in nächster Zeit nicht so schnell wieder besuchen. Es hat mich betreffend Spanung nicht gerade vom Hocker gehauen. Aber es war um so interessanter den Leuten beim Studieren des Rennprogrammes und beim Setzen von Wetten zuzuschauen. (Bild 5: Alt und modern beim Plaza de Armas in Santiago de Chile / Bild 6: Pferderennen im Hipódromo Chile)

Gegen Abend machte ich noch einen Spaziergang durch die Fussgängerzone von "Santiago". U.a. schaute ich einer Gruppe von jungen Tänzern zu, welche eine traditionelle Tanzart ("Cueca") von Chile vorführten. Als sie eine kurze Pause einlegten, kam ich mit ihnen ein wenig ins Gespräch. Ehe ich mich versah, stand ich dann plötzlich inmitten von einem grossen Kreis von Passanten, und sollte mit einer der jungen Damen diesen chilenischen Tanz tanzen. Naja, ich kann nur sagen, dass sich die Passanten und meine Tanzpartnerin köstlich amüsiert haben... ;-) (Bild 7: Cueca-Tänzer in Santiago de Chile)

Das Nachtessen kochte ich mir an diesem Abend wieder einmal selber. Dazu gab es für CHF 2.50 einen herrlichen, chilenischen Merlot. Leider so ziemlich das einzige, was im teuren Chile wirklich billig ist.

Am Sonntag stand ein bisschen Hügelbesichtigung auf dem Programm. "Santiago" hat zwei bekannte Aussichtspunkte zu bieten: "Cerro San Cristóbal" und "Cerro Santa Lucía". Zur Spitze des ersten gelangt man mit einem "Cable-Car (Funicular)", wo einem eine grosse, weisse "Jungfrau Maria"-Statue erwartet. Dieser Heiligenort war natürlich am Ostersonntag sehr gut besucht. Besser hat mir allerdings der "Cerro Santa Lucía" gefallen. Durch diesen kleinen Hügel im Herzen der Stadt führen unzählige kleine Wege von einer Terasse bzw. Grünanlage zur anderen. (Bild 8: Smog-versperrte Aussicht auf Santiago vom Cerro San Cristóbal)

Am Montag werde ich "Santiago" schon wieder in Richtung "Valparaíso" verlassen. Mir wird "Santiago" als die ruhigste Millionenstadt (ca. 6 Mio. Einwohner), welche ich bis anhin gesehen habe, in Erinnerung bleiben. Aber wahrscheinlich hängt dieses Phänomen damit zusammen, dass ich "Santiago" am Ostersamstag und -sonntag besucht habe. Ansonsten muss zu "Santiago" noch gesagt werden, dass die Lage dieser Millionen-Stadt ziemlich einmalig ist. Hat man einmal eine halbwegs Smog-freie Sicht, sieht man rund um die Stadt nur Berge. V.a. eindrücklich ist die Sicht gegen Osten, wo sich die hohen, schneebedeckten Andenspitzen erheben. (Bild 9: Smog-versperrte Aussicht auf die Anden vom Cerro Santa Lucía)

Samstag, 15. April 2006

Andy's Traveling Route is ready!

Wow, das war ein ganzes Stück Arbeit. Aber nun konnte ich "Andy's Traveling Route & Current Position" fertigstellen.

Auf der linken Seite habe ich einen Link eingefügt, damit die Seite jeweils schnell erreicht werden kann. Die ehemalige Seite "Andy is currently here!" wurde durch diese neue Seite ersetzt. Weitere Features kommen in einer späteren Version... ;-)

Viel Spass!

Freitag, 14. April 2006

Zu verkaufen: Audi A3 1.8T Ambition S-Line

Mein Auto (Audi A3 1.8T Ambition S-Line) steht immer noch in der Schweiz im Stall und will endlich wieder einmal richtig ausgeritten werden. Ich habe mich deshalb entschieden, es wieder auf die freie Autobahn ziehen lassen. Es braucht aber noch einen neuen Besitzer/Reiter...

Anbei ein paar Angaben:

  • Audi A3 1.8 Turbo Ambition S-Line Turbo
  • 150 Pferdestärken
  • 3-türige Limousine
  • Mechanisches 5-Gang-Getriebe
  • Farbe: Avus-Silber Metallic
  • Interieur: Leder/Stoff
  • Sonderausstattung: Premium-Paket [Sound, Lederlenkrad, etc.], Mittelarmlehe, heizbarer Vordersitze
  • Erstinbetriebnahme: 29.11.2002
  • 8-fach bereift (17"-Alufelgen Sommer, 15"-Alufelgen Winter)
  • Kilometerstand: ca. 25'000 km
  • pannen- und unfallfrei
  • Preis: auf Anfrage


Bild: zu verkaufen... ;-)

Donnerstag, 13. April 2006

Landkarte von Chile

Als kleine Orientierungshilfe publiziere ich anbei wieder eine Karte des Landes, in welchem ich mich gerade befinde.


(Bild: Karte von Chile. Map taken from and copyrighted by Lonely Planet)

No more Berlusconi!

Ein kurzes Wort zu aktuellen Ereignissen: Yupie, ein Depp weniger als Regierungschef... ;-) Anscheinend sollen die Auslandwähler das Zünglein an der Waage gewesen sein. In "Buenos Aires" wurde auf jeden Fall kräftig für das Bündnis von Prodi Werbung gemacht, damit die grosse Italiener-Gemeinschaft, welche in "Buenos Aires" lebt, auch für den Wechsel stimmt.


(Bild: Wahlplakat für das Prodi-Bündnis neben einer Werbung für ein Glücksspiel in Buenos Aires)

Dienstag, 11. April 2006

Wochenbericht 018 (03.04.06 bis 10.04.06)

Der Sonntag war mein letzter Tag in "Buenos Aires" gewesen. Bevor ich nach "Bs As" kam, hatte ich von anderen Reisenden sehr vieles über diese Stadt gehört. Die Einen liebten sie, den Anderen gefiel sie überhaupt nicht. Meine Meinung über "Bs As" ist gespalten. Dies hängt aber sicherlich auch z.T. mit dem Kamera-Zwischenfall zusammen... :-(

Zuerst einmal ist "Bs As" eine 12 Mio. Stadt, mit allen dazugehörenden Grossstadt-Problemen. Einzelne Quartiere haben ein ganz spezielles Flair, wie z.B. "Recoleta", "Palermo", "San Telmo" und "La Boca". Die Stadt ist sehr modern, und man kann hier einfach alles kaufen, was einem das Herz begehrt. So eine Art "Singapur" von Südamerika. Besonders cool sind die unendlichen Ausgehmöglichkeiten in "Bs As". (Bild 1: Sonnenaufgang in Buenos Aires im Quartier San Telmo aus dem "Hostel-Inn Buenos Aires")

Ein bisschen erstaunt war ich über das Spanisch, welches in "Bs As" gesprochen wird. Normalerweise wird in ganz Lateinamerika die zweite Person Plural (ihr, vosotros/vosotras) nicht verwendet. Sie wird durch die dritte Person Plural (sie, ellos/ellas) ersetzt. In "Bs As" wird die zweite Person Plural korrekterweise wie in Spanien verwendet. Allerdings werden die Verben teilweise anders konjugiert. Ein Beispiel:

  • Lateinamerika: "De donde son?" (deut.: "Von wo seid ihr?")
  • Spanien: "De donde sois?" (deut.: "Von wo seid ihr?")
  • Buenos Aires: "De donde sos?" (deut.: "Von wo seid ihr?")

Ausserdem wird in "Bs As" z.B. das Doppel-L und das Y anders ausgesprochen, als in der restlichen Spanisch sprechenden Welt. So wird "Calle (Strasse)" nicht als "caie", sondern als "casche", und "Playa (Strand)" nicht als als "plaia", sondern als "plascha", usw. ausgesprochen. Natürlich, z.T. nur kleine Unterschiede. Aber zu Beginn hat dies dann halt doch manchmal zu babylonischen Situationen geführt. Aber man gewöhnt sich ja an alles... ;-) Die Argentinier nennen ihre Sprache übrigens nicht "Español", sondern "Castellano" (ausgeschrochen: casteschano).

Am Montagmorgen reiste ich früh von "Buenos Aires" nach "San Antonio de Areco". Wenn ich schon in Argentinien war, wollte ich auch ein paar richtige "Gauchos" sehen, und ein richtiges "Asado" essen. Leider ist das Kapitel "Argentinien" in meinem Reiseführer nicht sonderlich ausführlich. Aus diesem Grund sind auch keine Informationen darüber, wo man "Gauchos" am besten zu Gesicht bekommt, enthalten. Ich wusste nur, dass die typische Gaucho- und Asado-Gegend in der ferneren Umgebung von "Buenos Aires" und in der Provinz "La Pampa" war. In "Buenos Aires" hatte ich mich deshalb bei verschiedenen Leuten informiert, wo man "Gauchos" am besten antreffen könne. Die einhellige Meinung war, dass man dies am besten im traditionsreichen "San Antonio de Areco" und in einer der umliegenden "Estancia" tun könne. Also, dachte ich mir, nichts wie hin. (Bild 2: Plaza Central in San Antonio de Areco)

Als ich in "San Antonio de Areco" ankam, war ich allerdings ziemlich enttäuscht. Das Städtchen war zwar sehr gepflegt, aber von Gaucho-Feeling war weit und breit nichts zu spüren. Die Städtchen war um drei Uhr Nachmittags so verschlafen, dass ich 3/4 Stunden die Strassen abgeklappern musste, bis ich einen einzigen, offenen Kiosk fand, welcher etwas zum trinken zum Verkauf anbot.

Vom Büro für Touristeninformation von "San Antonio de Areco" hatte ich erfahren, dass es möglich wäre, am nächsten Tag die nahegelegene Estancia "La Cinacina" zu besichtigen. Da die Estancia nicht all zu weit vom Städtchen entfernt war, beschloss ich, mir die Estancia schon einmal von aussen anzusehen. Als ich dort ankam, ahnte ich schon das Schlimmste, denn es standen drei strahlend weisse Tourbusse vor der Estancia. Wie sich dann herausstellte, gehörten diese zu mehreren jugendlichen Rugby-Vereinen aus Süd-Afrika, welche nach Argentinien zu einem Wettkampf gekommen waren.

Als ich die Estancia dann betrat, kam ich mit einem "Gaucho", welcher auf der Estancia arbeitete, ins Gespräch. Er erklärte mir, was mich am nächsten Tag erwarten würde. Leider war dies alles ziemlich künstlich aufgesetzt. Die Estancia hatte sogar einen grossen Swimming Pool für die Touristen gebaut. Ich sagte den "Gaucho", dass ich lieber etwas mehr authentisches sehen wollte. Er meinte dann, dass er schon verstehen würde, was ich suchen würde. Er wäre früher selber ein richtiger "Gaucho" gewesen. Richtige "Gauchos" gäbe es in der Gegend leider fast nicht mehr, und er würde jetzt halt als "Touri-Gaucho" arbeiten.

Ausserdem kam auch auch noch mit einem Belgier, Kris, ins Gespräch, welcher die Estancia-Tour gerade hinter sich gebracht hatte. Er ist mit seinem Bike während drei Jahren in Südamerika unterwegs. Da er auf der Estancia eine Flasche Wein erhalten hatte, lud er mich ein, diese in einem nahegelegenen Park zu verköstigen. Gegen Abend besuchten wir noch eine kleine Konfiserie, welche sich auf die Hestellung von Schokolade spezialisiert hat. Wir tranken dort eine heisse Schokolade. Wohl die beste, die ich je getrunken hatte. Die anschliessend ("Streit"-)Gespräche zwischen dem argentinieschen Chef der Schokoladen-Konfiserie, einem Belgier und einem Schweizer, wer jetzt nun die beste Schokolade herstellt, waren echt witzig... ;-)

Die ganze Nacht auf Dienstag und auch den ganzen Dienstagmorgen regnete es in Strömen. Ich musste mich deshalb entscheiden, ob ich mit der Touri-Tour auf der Estancia bis Mittwoch warten würde, oder ob ich unvollrichteter Dinge wieder abziehen wollte. Ich entschied mich für das Zweite. Ich fuhr wieder nach "Buenos Aires" zurück, wo ich mich in einen Bus nach "Puerto Madryn" setzte. Diese 18-stündige Busfahrt (Expreso QueBus) durch die Provinz "La Pampa" in Richtung "Patagonien" war eine der angenehmsten Busfahrten, welche ich bis jetzt gemacht hatte. Das war wie "Business Class" fliegen. Pro Sitzreihe hatte es drei geräumige Ledersitze, auf welchen man ziemlich gut schlafen konnte. Eine Stewardess servierte immer wieder Snacks und Drinks, ein warmes Abendessen und ein Frühstück. Und vor dem Schlafen gab es sogar noch einen Whiskey serviert... ;-) Besonders eindrücklich war allerdings die Landschaft, durch welche wir fuhren. Sie war grösstenteils topfeben. Auch sehr eindrücklich war der Sonnenuntergang und -aufgang. In einem herrlichen Farbspiel ging sie abends um 19:00 auf der rechten Seite des Buses unter, und zwölf Stunden später auf der linken Seite wieder auf. Und man hatte das Gefühl, man wäre keinen Meter weitergekommen, denn die Landschaft sah immer noch gleich aus. (Bild 3: Sonnenaufgang in der Provinz La Pampa aus dem Bus fotografiert)

"Puerto Madryn" (Link 1, 2) ist ein 70'000 Einwohner-Städtchen, welches in einer Bucht ("Golfo Nuevo") am Atlantik liegt, und Ende des 19. Jahrhundert von walisischen Emmigranten gegründet worden ist. Die Stadt liegt in einem wüstenähnlichen Steppengebiet, welches pro Jahr nur 200 mm Regen erhält. Ausserdem wehen praktisch das ganze Jahr durch starke Winde, so das z.B. Bäume auf natürliche Weise nicht wachsen können. Eine der wenigen landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten in dieser Region ist die Schafszucht. Für die Schafzucht wird aber mind. ein Hektar Land pro Schaf benötigt. Ansonsten lebt "Puerto Madryn" hauptsächlich von einer Aluminiumfabrik, dessen Produktion zu 90% über den Stadt-eigenen Hafen vorwiegend nach Europa und Australien exportiert wird. Weitere Haupteinnahmequellen sind der Steinabbau und der Tourismus.

"Puerto Madryn" hat erst mit der Gründung der Aluminiumfabrik in den 70er Jahren begonnen zu wachsen. Innerhalb von 30 Jahren wuchs die Stadt von 5'000 auf 70'000 Einwohner. Entsprechend modern ist die Stadt auch.

Nördlich von "Puerto Madryn" liegt die Halbinsel "Peninsula Valdés", welche ein Nationalpark ist. Die Halbinsel ist ein guter Ausflugsort, um Wale, Orcas, Delphine, Seeelefanten, Seelöwen, Pinguine und viele weitere Tiere zu beobachten. Die Hauptsaison für "Whale-Watching" (die Haupttouristenattraktion von Valdés) ist von Mai/Juni bis Dezember. Da im April auch die Hauptbadesaison schon vorbei ist, war die Stadt angenehm ruhig. (Bild 4: Satelittenaufnahme von Puerto Madryn [untere Bucht, links] und der Peninsula Valdés [Bildquelle: Wikipedia])

Ich verbrachte den Mittwochnachmittag mit der Erkundung des Städtchens und der näheren Umgebung. U.a. brachte ich auch wieder einmal ein paar Postkarten auf die Post. Im Postbüro war eine riesige Warteschlange, und die meisten Leute hielten irgendwelche Checks, die sie wahrscheinlich einlösen wollten, in ihren Händen. Ich fragte eine Frau, ob ich für Briefmarken ebenfalls in der Schlange anstehen müsste, oder ob man die auch an einem anderen Schalter oder Ort kaufen könnte. Ich bekam wieder einmal einen komischen Blick zugeworfen. Sie meinte dann, dass die Warteschlange für alle Postdienstleistungen die gleiche sei. Offensichtlich hatte ich bei ihrer Antwort leicht die Augen verdreht, denn sie fragte mich dann, ob ich hier in den Ferien sei. Als ich die Frage natürlich bejaht hatte, sagte sie: "Ja, dann hast Du ja genügend Zeit!". Wie recht und unrecht sie doch zugleich hatte. Auf der einen Seite: Was sind schon 25 Minuten warten, um fünf Briefmarken zu kaufen, wenn man zwei Jahre Zeit hat, um die Welt zu bereisen. Auf der anderen Seite sind 25 Minuten in einer Warteschlange stehen, 25 Minuten, in welchen man nicht etwas Interessanteres machen kann. Ich merke immer je stärker, wie mir die Zeit davon rennt. In acht Monaten auf dem Landweg durch den ganzen Kontinent Südamerika reisen, ist ein relativ kurzer Zeitraum. Manchmal komme ich mir fast ein bisschen wie ein Japaner vor, welcher in zehn Tagen Europa bereist. (Bild 5: Sicht auf Puerto Madryn von den Sanddünen am Strand aus)

Der Wortwechsel mit der Frau im Postbüro verleitet mich dazu, noch zwei weitere Themen anzusprechen: Verhältnis der Südamerikaner zur Zeit und südamerikanische Bürokratie sowie ineffiziente Prozesse.

  • Verhältnis der Südamerikaner zur Zeit: Als Schweizer - der nach fünf Jahren Armbanduhr-Abstinenz wieder eine Armbanduhr trägt - hat man natürlich ein komplett anderes Verhältnis zur Zeit, als ein Südamerikaner. Frägt man z.B. einen Busfahrer, welcher eine bestimmte Strecke wahrscheinlich schon seit Jahren mehrmals täglich fährt, wie lange die Fahrt dauern würde, erhält man "zwei Stunden" zur Antwort. Trotz stau- und pannenfreier Fahrt dauert die Fahrt dann aber vier Stunden. Oder als ich den Busfahrer in Rio fragte, wie lange es noch bis zur Endstation gehen würde, erhielt ich die Antwort "zehn Minuten". Tatsächlich kamen wir höchstens 45 Sekunden später bei der Endstation an. Es kann auch sein, dass es exakte Fahrpläne gibt. Z.B.: Der Bus fährt um 11:17. Wohlgemerkt, 11:17, nicht etwa 11:15 oder 11:20. Und obwohl es wahrscheinlich nur eine Frage des Willens und evtl. der Organisation gewesen wäre (der Bus stand ja schon mit laufendem Motor bereit), fuhr der Bus dann erst um 12:10 los. Oder, man verabredet sich mit jemandem, und es kann sein, dass die Person, nur zehn Minuten zu spät kommt. Es kann aber auch gerade so gut sein, dass die Person eine Stunde oder sogar zwei Stunden zu spät kommt, und sich dann noch wundert, wieso der wartende Schweizer ganz leicht verärgert ist... ;-) Für die Leute in Südamerika scheint die Zeit also keine grosse Bedeutung zu haben. Es tragen auch relativ wenige Personen eine Armbanduhr. (Als Armbanduhrträger wird man allerdings mehrmals pro Tag nach der Uhrzeit gefragt.) Anscheinend sind die Leute noch nicht so "zivilisationsverseucht", so dass sie jeder Minute hinterher hetzen müssen. Die Zeit für die Muse (was man auch immer darunter verstehen mag) scheint wichtiger zu sein. Und eine Busfahrt dauert halt einfach so lange, bis der Bus am Zielort angekommen ist, und nicht "2 h 11 m". Ein weiterer Grund, weshalb die von mir erfragten Zeitangaben z.T. so weit von der Realität abweichen, liegt vielleicht auch darin, dass wegen der oben erwähnten "Nichtigkeit der Zeit" gar kein Zeitgefühl vorhanden ist. Und ehe ein Gefragter zugeben würde, dass er z.B. keine Ahnung hat, wie lange die Busfahrt dauert, sagt er lieber einfach einmal eine Zahl. Wenn er zugeben müsste, dass er keine Ahnung hat, könnte er ja das Gesicht verlieren.
  • Südamerikanische Bürokratie und ineffiziente Prozesse: Es ist z.T. unglaublich, welche Bürokratie und ineffiziente Prozesse man in südamerikanischen Ländern erlebt. Mit der staatlichen Bürokratie bin ich zum guten Glück bis jetzt noch nicht gross in Berührung gekommen. Von der habe ich nur von Erzählungen anderer Reisenden und Einheimischen erfahren. Von ineffizienten Prozessen kann ich aber ein um so längeres Liedchen singen. Ineffiziente Prozesse hängen oft mit mangeldem Vertrauen zusammen. So ist es in den meisten Geschäften (bis zu einer bestimmten Grösse) immer nur eine einzige Person, welche die Kontrolle über die meist einzige Kasse hat. Und oft ist dies der Chef persönlich. Und wenn der Chef zehn Minuten mit dem Handy telefoniert, dann warten die Kunden mit dem Bezahlen halt, bis der Chef fertig telefoniert hat. Ein Beispiel: Ein Geschäft verkauft sowohl Glacé (Heladeria) als auch Backwaren (Panaderia). Wenn man von beidem kaufen will, muss man sich zweimal anstellen. Zuerst für die Backwaren, dann für die Glacé. Zum guten Glück kann man beides zusammen bezahlen, aber dafür stellt man sich ein drittes Mal an. Wenn man dann an die Reihe kommt (die Glacé ist unterdessen schon halb verlaufen), weiss der Chef natürlich nicht, welche Backwaren sich in den braunen Papiertüten befinden, denn die Verkäuferin hat es natürlich nicht auf die Tüten geschrieben. Der Chef öffnet alle Tüten und wühlt mit seinen Fingern, mit welchen er natürlich schon den ganzen Tag das schmutzige Geld gezählt hat, in den Tüten herum, um alles zu zählen. Wenn man dann mit dem Bezahlen fertig ist, hat man selber total verklebte Finger und einen Flecken auf der Hose, weil man versucht hat, beim Anstehen und Bezahlen das davonlaufende Glacé noch irgendwie zu verspeissen. Ein anderes Beispiel: Man möchte ein Langstrecken-Busticket kaufen. Bei der Ticketverkaufsstelle steht ein moderner Computer mit Drucker, welche auch beide funktionieren. Die Gesellschaft verfügt auch über ein modernes Reservationssystem, mit welchem der Kunde auf einer grafischen Busübersicht sogar seinen Sitz aussuchen kann. Dummerweise ist die Eingabemaske auf dem Bildschirm so klein geschrieben, dass der nicht mehr ganz jüngste Verkäufer auch mit Brille fast nichts erkennen kann. Wegen bürokratischen Gesetzesvorgaben muss er zu alle dem noch zahlreiche Angaben, wie z.B. Name, Passnummer, Alter, Domizil etc., erfassen, bis die Reservation verbucht werden kann. Leider kann das System aber keine Tickets drucken!?, so dass die Ticketformulare von Hand ausgefüllt werden müssen. Ein Ticket besteht aus drei perforierten Abschnitten (ein Abschnitt für den Buskondukteur, einer für den allfälligen Kontrolleur und einer für den Buspassagier). Auf jedem Abschnitt müssen die gleichen Angaben eingefügt werden. Ausserdem wurde die Strecke von A nach B in zwei Teilstrecken aufgeteilt, obwohl ich während der ganzen Fahrt im gleichen Bus sitzen bleiben konnte. Dies bedeutete natürlich, dass ein weiteres Ticket ausgestellt werden musste. Zu guter Letzt musste von den zwei Tickets noch eine Kopie für die Gesellschaft erstellt werden. Und da weder Kohlepapier noch Fotokopierer bis zu der Gesellschaft vorgedrungen waren, erstellte der Angestellte noch einmal zwei Tickets. Im Ganzen füllte er also zwölf Ticket-Abschnitte, wobei er bei jeweils sechs das gleiche eintragen musste. Ja, so läuft das hier... ;-)

Ich glaube, ich bin leicht abgeschweift. Bei der Post sind wir stehen geblieben: Nach 25 Minuten konnte ich dann meine fünf Briefmarken kaufen, aber der Preis dafür haute mich fast aus den Socken. Zwar kostete das internationale Porto genau gleich viel, wie das internationale Porto bei der "Schweizer Post". Aber meine Übernachtungsmöglichkeit in "Puerto Madryn" kostete gleich viel, wie die fünf Briefmarken zusammen, bzw. für eine Briefmarke hätte man auch eine 1-Liter-Flasche Bier in einem Restaurant trinken können. Ich werde in Zukunft wohl wieder auf das bewährte Email zurückgreifen... ;-) Ach, und übrigens. Das waren nur die Preise für B-Post, A-Post hätte 2.5 mal mehr gekostet.

Am Donnerstag hatte ich eine Tour gebucht, um die Tiere auf der "Peninsula Valdés" zu besichtigen. Wie schon erwähnt, war die Wal-Saison schon vorbei. Dafür war es die richtige Saison, um Orcas zu sehen. Ich wurde allerdings von der Tour-Agentur vorgewarnt, dass man trotz richtiger Saison viel Glück braucht, um Orcas sehen. Das absolute Highlight wäre natürlich gewesen, einen Orca zu sehen, welcher am Strand nach einem Seelöwen-Baby schnappt. Naja, wir gehörten leider nicht zu den Glücklichen. (Bild 6: Magallan-Pinguin auf Peninsula Valdés)

Dafür sahen wir aber folgende Tiere:

  • Guanaco (deut.: Alpaka), Tier aus der Lama-Familie
  • Choique (deut.: Nandu), Tier aus der Straussen-Familie
  • Lobo marino (deut.: Seelöwe)
  • Elefante marino (deut.: Seeelefant)
  • Peludo (engl.: Armadillo), Tier aus der Gürteltier-Familie
  • Cuis, grosse Maus
  • Pingüino de Magellanes (deut.: Magallan-Pinguin)
  • Arania, behaarte Grossspinne
  • und viele verschiedene Vogelarten

Direkt nach der Tour fuhr mein Bus nach "Bariloche". Somit war das Kapitel Ostküste von Südamerika abgeschlossen. Am Atlantik werde ich nun für eine Weile nicht so schnell wieder stehen. Aber es gibt ja zum guten Glück noch genug Meere, welche auch schöne Strände zu bieten haben. Die Nachtbusfahrt nach "Bariloche" war wieder sehr angenehm, da ich einen konfortablen Bus ausgewählt hatte. Als ich am Freitagmorgen um 06:00 aufwachte, sah ich von weitem schon die ersten Ausläufer der Anden. Die restliche Fahrt nach "Bariloche" bot wieder eine herrliche Aussicht. Vorbei an vielen verschiedenen Seen und langsam herbstlich-rot werdenden Wäldern. (Bild 7: Caleta Valdés auf Peninsula Valdés)

"San Carlos de Bariloche" (Link 1, 2, 3, 4) ist eine hauptsächlich vom Tourismus lebende Stadt inmitten des Nationalparkes "Nahuel Huapi". Der Nationalpark mit seinen vielen Bergseen und schönen Landschaften ist ein Paradies für die Ausführung von verschiedesten Sportarten, wie z.B. Trekking, Biking, River Rafting, Kajaking, und vieles mehr. Wegen dem Tourismus ist die Stadt "Bariloche" ansonsten nicht gerade mit Schönheit beschlagen, eine Ausflugsagentur reiht sich an die andere. Ich verzichtete sogar auf einen Stadtrundgang. Ich quartierte mich in "Bariloche" wieder in einem Hostel ein. Unterdessen hatte ich zum zweiten Mal auf meiner Reise meinen Fleece und meinen Windstopper aus den Tiefen meines Rucksackes hervorkramen müssen. Es war auch tagsüber relativ kühl. Anscheinend soll es mir ab jetzt, was das Wetter anbelangt, nicht besser gehen als in der Schweiz. (Bild 8: Andy auf einem Steg an einem der zahlreichen Seen im Nationalpark Nahuel Huapi)

Ich war noch keine Stunde im Hostel, da stand Raphael, ein Franzose vor mir. Ich hatte ihn in Venezuela kennengelernt und in Brasilien noch zwei weitere Male angetroffen. Er war ebenfalls über Nacht mit dem Bus von "Puerto Madryn" nach "Bariloche" gereist. Allerdings mit einer anderen Bus-Gesellschaft als ich. Nachdem wir uns ein bisschen ausgetauscht hatten, waren wir uns schnell einig, dass wir die nächsten Tage mit ein paar sportlichen Aktivitäten zusammen verbringen würden. Am Freitagabend wurde vom Hostel ein "Asado" (argentinisches Barbecue) organisiert. Ich entschloss mich, wieder einmal zu "sündigen". Es hat sich auf jeden Fall gelohnt... ;-)

Am Samstag machte ich mich zusammen mit Raphael auf, um mit einem gemieteten Moutain Bike den "Circuito Chico" abzufahren. Auf dieser Strecke kommt man an verschiedenen Seen, Lagunen, etc. vorbei. Wenn man noch zusätzlich einen Umweg über eine Schottersteinpiste macht, kommt man bei der "Colonia Suiza" vorbei. Ausser dass ein paar Schweizerkreuze und Kantonswappen an den Häusern hingen, und dass ein Haus mit "Heidiland" angeschrieben war, erinnerte allerdings nicht all zu viel an die Heimat. Im Gesamten legten wir 70 km zurück, und wir waren ziemlich froh, als wir unsere fahrradtechnisch untrainierten Allerwertesten zurück in "Bariloche" wieder vom Sattel schwingen konnten. (Bild 9: Wegweiser nach Colonia Suiza)

Am Sonntag machten wir uns auf, um eine zweitätige Trekking-Tour auf eigene Faust zu unternehmen. Leider konnte sich der Franzose nicht überwinden, seinen ein wenig geschundenen Allerwertesten frühzeitig aus dem Bett zu schwingen. Deshalb machten wir uns erst um 11:20 auf den Weg. Leider hatten wir mit der Busverbindung, welche uns wieder nach "Colonia Suiza", wo der Trekking-Pfad begann, bringen sollte, Pech. Wir verbrachten mehr als 1.5 h damit, auf den Bus zu warten. Weil es dann schon relativ spät war, als wir mit dem Laufen anfingen, mussten wir ein bisschen Gas geben, falls wir das "Refugio Italia" (eine Art SAC-Hütte) bei der "Laguna Negra" vor dem Einbruch der Dunkelheit noch erreichen wollten. Die verschiedenen Zeitangaben, welche uns für den Weg zum "Refugio" genannt wurden, hatten eine Spannweite von 4 bis 6 h. Wir erreichten das "Refugio" nach genau drei Stunden, waren dafür aber auch ziemlich fertig, denn es lagen über 1000 Höhenmeter hinter uns. Da die Hütte noch bis Ende April einen Hüttenwart hatte, konnten wir dann im Verlauf des Abends an den gedeckten Tisch setzen. (Bild 10: Andy an der Laguna Negra bei Sonnenuntergang)

Die Nacht war eine relativ kühle Angelegenheit. Dafür kam um so mehr Berg-Feeling auf, als man den starken Wind durch jede Ritze blasen hörte, und man sich, nachdem man dass x-te Mal aufgewacht war, dann halt einfach wieder die Wolldecke über die Ohren zog.

Zu meinem Erstaunen wurde es am Montagmorgen erst gegen 08:00 langsam hell. Wir machten uns dann 3/4 Stunden später auf den Weg. Den Rückweg nach "Colonia Suiza" wollten wir über eine andere Route gehen, welche einiges länger und anspruchsvoller war. Der Weg führte uns zuerst über den Gipfel des "Bailey Willis" und anschliessend auf den Gipfel des "Pico Tourista". Der Name des zweiten Gipfels suggeriert, als wäre dieser von Turisten total überlaufen. Zum guten Glück war von diesen weit und breit keiner zu sehen.

(Bild 11: Panoramabild bei Laguna Negra)

Wie schon erwähnt, war unser zweiter Trekking-Tag sehr anspruchsvoll. Der Pfad, welcher eigentlich kein Pfad war, sondern nur eine Ansammlung von wenigen roten Markierungen an einzelnen Steinen, führte uns aber durch eine wunderschöne Landschaft. Praktisch jede Stunde standen wir in einer komplett anders beschaffene Umgebung. Einmal Schotter, dann Steppe, Felsen, lose Felsbrocken, staubige Erde usw. wechselten sich ständig ab. Das war ein wunderschönes Erlebnis. (Bild 12: Andy auf dem Gipfel Bailey Willis)

Montag, 3. April 2006

Wochenbericht 017 (27.03.06 bis 02.04.06)

Leider hatte es die ganze Nacht von Sonntag auf Montag geregnet, und auch am Montagmorgen war es noch ziemlich trüb und kühl. Trotzdem machte ich mich auf den Weg, um "Punta del Este" zu erkunden. "Punta del Este" ist der bekannteste Ferienort von Uruguay, wo vor allem die reichen Uruguayaner und Argentinier Ferien machen. Entsprechend war auch das Preisniveau. Der Ferienort liegt auf einer Halbinsel, auf der einen Seite die rauhen Wasser des "Atlantik", auf der anderen die trüben Wasser des "Rio de la Plata". Zur Hauptsaisonzeit (Dezember bis Februar) soll es in "Punta del Este" zu und her gehen, wie in Ibiza. Der Ort ist ziemlich stilvoll gehalten. Aber natürlich stören die vielen Hotelkomplexe. Da ich Ende März dort war, hatten teilweise schon die kühleren Temperaturen Einzug gehalten, und die Stadt war entsprechend ausgestorben. Am Nachmittag schien dann wieder die Sonne in voller Pracht. Ich setzte mich in ein herrliches Café am Atlantik, und plante meine Weiterreise. (Bild 1: Atlantikküste in Punta del Este / Bild 2: Schöne Ferienresistenz in Punta del Este)

Leider stand eine schwierige Entscheidung bevor. Versuche ich noch einen Flug nach "Ushuaia" (die südlichste Stadt der Welt) zu kriegen, oder lasse ich bewusst das "Feuerland" und einen Teil von "Patagonien" (u.a. auch den wunderschönen Nationalpark "Torres del Paine", den "Monte Fitz Roy", und vieles mehr) aus. Zwei Tatsachen machten diese Entscheidung notwendig:

  • Im Süden geht es langsam gegen den Winter zu, und dies wäre natürlich nicht die optimalste Zeit, um die Region zu bereisen. Also müsste ich so schnell als möglich nach Ushuaia fliegen. Aber das ist zur Zeit nicht so einfach möglich, da die Flüge ziemlich ausgebucht sind, weil alle Touristen noch vor dem Wintereinbruch in den Süden wollen.
  • Meine Weiterreise nach Asien rückt immer schneller näher, und ich habe erst die Hälfte des südameriksnischen Kontinentes abgespult. Ich muss also Gas geben, damit ich wieder nach Kolumbien zurückkomme.

Ich entschied mich schweren Herzens, nicht nach Feuerland zu reisen. Schliesslich muss ich auch an meine Zeit nach meiner Weltreise denken. Ich werde auch dann noch den einen oder anderen jungfäulichen Flecken auf meiner Weltkarte brauchen, um meine Ferien verbringen zu können... ;-) Ich beschloss, dass ich nicht weiter südlich reisen werde, als bis zum "Lake District" in Argentinien und Chile.

Am Abend ging ich in einem Kino den Film "Munich" (nicht gerade Spielberg's Meisterwerk) schauen. Das beste an diesem Kinobesuch war, dass der Platzanweiser die Kinosäale verwechselt hatte. So sassen die Besucher von zwei Kinosäalen jeweils buchstäblich im falschen Film. Als dies allen langsam klar wurde, gab es ein ziemliches Durcheinander, bis dann alle im richtigen Saal sassen. Und man hatte ja nur die ersten10 Min. des Film verpasst... :-(

Am Dienstagmorgen reiste ich wieder nach "Montevideo" zurück. Montevideo empfand ich nicht als wahnsinnig speziell. Es ist einfach eine moderne, fast schon ein bisschen an europäische Städte erinnernde, Stadt. Spätestens seit ich in "Montevideo" war, kam ich mir ein wenig schäbig in meinen "abgefuckten" Trekking-Hosen, meinen alten T-Shirts und meinem nicht mehr ganz trendigen 4-Monate-nicht-geschnitten-Haarschnitt. Die Frauen liefen hier in Kostümen herum, und trugen die neusten Sonnenbrillenmodelle. Die Männer trugen Krawatten und Anzüge und hatten betreffend Haarschnitt den letzten Modetrend auf dem Kopf. (Bild 3: Plaza Independencia in Montevideo)

Nach schäbiger kam ich mir dann in den Strassen von "Montevideo" vor, als ich von einem speziellen Ausflug zurückkehrte. Während meinem Stadtrundgang war ich an einer Strassenbaustelle vorbeigekommen. Neugierig wie ich war, schaute ich einem Bauarbeiter über die Schultern, als er gerade ein paar Rohre durch einen offenen Strassenschacht in die Kanalisation zu seinen Arbeitskollegen hinunterreichte. Wir wechselten ein paar Worte. Plötzlich frage er mich, ob ich nicht ein Rundgang in der Kanalisation von "Montevideo" machen wollte. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht abschlagen. Ich stieg durch den engen Schacht in die Kanalisation hinunter, wo mich zwei Kanalisationsarbeiter schon neugierig erwarteten. Stolz zeigten sie mich in ihrem Revier, wo sie jeden Tag zehn Stunden verbringen, herum. Besonders Spass machte es ihnen, mir möglichst grosse Kakerlacken zu zeigen. Wie man sich denken kann, ist die Kanalisation nicht gerade der wohlrichenste und sauberste Ort. Als ich wieder an die Oberfläche krachselte, war mein T-Shirt nicht mehr wirklich weiss, und es roch auch entsprechend... ;-) Naja, ich hatte ja zum guten Glück noch einen sauberen Sweater dabei. (Bild 4: Meine Kanalisationsführer von Montevideo)

Als es dann langsam Abend wurde, war ich doch sehr erstaunt, als ich die ersten Frauen mit dicken Daunenjacken durch die Strassen laufen sah. Die Uruguayanerinnen schienen das pure Gegenteil der Schwedinnen zu sein. Diese warfen sich schon beim kleinsten Sonnenstrahl in ihre knappsten Tops und kürzesten Miniröcke, während ich in meinen Schwedenferien noch meinen Fleece trug. Naja, mich hat's dazumals gefreut. Die Uruguayanerinnen dagegen scheinen, sobald das Thermometer unter 20° fällt, ihre Daunenjacken hervor zu nehmen. Naja, mir war's egal... ;-) (I hope you got the message!?)

Der Mittwoch war dann wieder einmal einer jener Tage, an denen man am besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Wegen der südamerikanischen Inkompetenz und Desorganisation brauchte ich zehn Stunden, um von "Montevideo" nach "Buenos Aires" zu reisen. Nur ein kleines Beispiel: Weil mir die Gesellschaft ("Buquebus"), welche den Fährbetrieb zwischen "Montevideo" und "Buenos Aires" betreibt, am Vortag gesagt hatte, dass am Mittwoch um 11:31 eine moderne Hochgeschwindigkeitspassagierfähre von "Montevideo" nach "Buenos Aires" fahren würde, war ich am am Mittwochmorgen um 10:45 am Hafen. Dort erfuhr ich dann, dass die Fähre heute nicht fuhr, weil angeblich jemand die Fähre kurzfristig gechartert hatte. Das wäre etwa das gleiche, wie wenn jemand heute zur SBB gehen würde, und den gesamten 07:00-Zug von "Basel" nach "Zürich" für sich alleine reservieren würde. Wo kämen wir denn da hin... :-( Bei der Organisation einer Ausweichroute reihte sich dann ein Ärger nach dem anderen aneinander. Anstelle von 14:00 war ich dann um 20:00 schlussendlich doch noch in einem Hostel in "Buenos Aires" angekommen. Aber der Tag war echt für die Katze gewesen... :-(

Am Donnerstag machte ich die grosse Sight-Seeing-Tour durch die 12 Mio. Stadt, um einmal einen kleinen Überblick zu kriegen. Irgendwie hatte ich mir "Buenos Aires" anders vorgestellt. Alles ist einfach gigantisch hier. Vor allem das Verkehrschaos. Die Strassen muss man trotz Verkehrsampel wie ein gehetzter Hund überqueren, damit man nicht über den Haufen gefahren wird. Manchmal muss man auch richtige Kurz-Sprints zurücklegen, damit man die 20! Fahrspuren (Avenida 9 de Julio) noch überqueren kann, bevor die Fussgängerampel wieder auf rot wechselt. (Bild 5: Obelisk auf der 'Avenida 9 de Julio' in Buenos Aires)

Zwischen dem Sight-Seeing hatte ich mir dann endlich wieder einmal einen Haarschnitt gegönnt, so dass ich im trendigen "Buenos Aires" wieder halbwegs zivilisiert aussah... ;-)

Am Freitag machte ich mich auf, um die mehr nördlich gelegenen Quartiere (Recoleta und Palermo) von "Buenos Aires" zu erkunden. Dies sind die besseren, und natürlich auch die teuren Quartiere. Zuerst besuchte ich den Friedhof "Cementerio de la Recoleta". Einen solchen Friedhof hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. Jedes Grab ist wie ein kleines Denkmal. Die Gräber sind z.T. zwei Stockwerke hoch und bis zu drei Stockwerke tief. Alles ist mit Marmor oder Granit gebaut, und teilweise mit kunstvollen Bildhauwerken verziert. Auch das Grab von "Evita Perón" kann man hier besichtigen. Ansonsten gibt sich im Quartier "Recoleta" "Gucci", "Giorgio Armani", "D&G", etc. die Klinke in Hand. Es ist manchmal fast ein bisschen schwer sich vorzustellen, dass man sich in einer Stadt in Südamerika befindet.

Anschliessend machte ich mich mit dem "Subté" (Metro) auf den Weg in Richtung "Palermo". Leider machte sich der Name des Quartieres alle Ehre. Ich stieg in einen Metrowagen ein. Dieser war sehr voll. Meine Kamera hatte ich wie immer in einer Fototasche mit einem Karabiner am Rucksacktragegurt auf meiner Brustseite festgemacht. Ich dachte mir schon, dass ich bei dieser Menschenmasse wohl besser die Kamera in den Rucksack verstauen sollte. Weil die Leute aber so eng standen, war dies im Moment nicht möglich. Ich dachte mir, dass ich dies tun würde, sobald ich bei der nächsten Station aussteige, damit andere Passagiere die Metrowagen verlassen können. Als ich dann eine Minute später vor dem Metrowagen stand und zu meiner Fototasche griff, war diese leer. Naja, so schnell kann's gehen... :-( Der Typ hatte es wirklich im Griff. Zum guten Glück hatte ich meine Bilder von den letzten Tagen am Vorabend noch auf meinem PDA gespeichert. Deshalb sind mir nicht allzu viele Bilder abhanden gekommen. Aber geärgert habe ich mich trotzdem extrem. Ein kleiner Trost war dann, dass ich schon nach einer halben Stunde meinen Polizeireport über den Diebstahl in Händen hielt. Und schon 5/4 Stunden später stand ich in einem Fotogeschäft und besichtigte die neusten Fotomodelle. "Palermo" habe ich dann trotzdem noch ein bisschen besichtigt. Aber so richtig Spass hat es nicht mehr gemacht. (Bild 6: Bar Plaza Dorrego, Kaffee-Kultur ist ein wichtiger Bestandteil von Buenos Aires)

Schon vor einiger Zeit hatte mir meine Schwester die Email-Adresse vom Bruder ihrer Freundin (Silvia) geben. Silvia kommt aus "Buenos Aires", lebt aber zurzeit in der Schweiz. Ihr Bruder, Ricardo, lebt in "Buenos Aires". Am Freitagabend hatte ich mich mit ihm verabredet. Er hatte mir angeboten, das Nachtleben von "Buenos Aires" ein bisschen zu zeigen. Zuerst machten wir einen Besuch bei einem Yuppie-Freund von Ricardo. Dieser ist ein "Porteño" (Einwohner von Buenos Aires), wie er im Bilderbuch steht. Reiche Eltern, geschlecktes Aussehen, und spricht in einem Tempo, dass es einem fast schwindlig wird. Auf jeden Fall wurde dort dann zuerst einmal die Rum-Reserven von Vater's Hausbar bearbeitet. Danach fuhren wir wieder nach Palermo, wo es in "Buenos Aires" die beste Auswahl an Ausgehmöglichkeiten gibt. Unglaulich, wie viele Bars, Discos und sonstige Vergnügungsmöglichkeiten es dort gibt. Wahrscheinlich kann man hier ein Jahr lang jeden Abend ausgehen, ohne dass man jemals zweimal an den gleichen Ort gehen muss. Ich lernte noch weitere Freunde von Ricardo kennen. Unter anderem auch eine junge Dame, welche mich kurzerhand zu ihrer Geburtstagsparty am Samstagabend einlud.

Den Samstag musste ich leider damit verbringen, mich weiter um eine neue Fotokamera zu kümmern. Leider sind in Argentinien die Digitalkameras extrem teuer. Die neusten Modelle sind mit allem Zubehör ca. doppelt so teuer wie in der Schweiz. Anscheinend weil es sehr hohe Importzölle auf Digitalkameras gibt. Schon im zweiten Fotogeschäft, in welchem ich noch am Donnerstag war, hatte ich ein Second-Hand-Modell derjenigen Kamera gesehen, welche mir gestohlen wurde. Da die Kamera einen sehr guten Eindruck machte (sie sah noch fast wie neu aus), und weil ich noch allen Zubehör hatte (Fototasche, zwei Ersatzbatterien, Ladegerät und Ersatzspeicherkarte), entschied ich mich, obwohl das Kameramodell schon über drei Jahre alt ist, diese zu kaufen. Zusammengerechnet kommt es mich günstiger, wenn ich die gebrauchte Kamera in Argentinien kaufe, und mir dann bei meinem Zwischenstopp in der Schweiz ein neues Modell zulegen werde. (Bild 7: Andy, der Tango-Tänzer?)

Da ich mich am Samstagabend erst um 23:00 für die Geburtstagsparty verabredet hatte, ging ich vorher noch einmal ins Kino. Ich hatte während des Tages ein Werbeplakat für den Film "Hostel" gesehen. Da es darin um "Backpackers" geht, musste ich diesen Film natürlich auch sehen. Leider war auch dieser Film nicht gerade sonderlich gut, obwohl ich sagen muss, dass ich in einem solchen Hostel auch mal gerne vorbeischauen würde... ;-)

Die Geburtstagsparty fand in einem reservierten Bereich einer stilvoll eingerichteten Bar statt. War eine coole Nacht: viele Cocktails, schöne Argentinierinnen, lateinamerikanisches Temperament (Eifersuchtsszene mit fast Schlägerei unter Freunden), etc. ... ;-) Um 07:00 war ich dann wieder im Hostel. Mit Erstaunen stellte ich dort dann fest, dass ich trotz früher Morgenstunde der erste von uns vier Zimmergenossen war, welcher aus dem Ausgang zurückgekehrt war... ;-)

Nach relativ wenig Schlaf machte ich mich am Sonntag auf, um das bekannte Quartier "La Boca" zu erkunden. "La Boca" wurde vorwiegend von italienischen Immigranten gebaut. Es ist ausserdem das Quartier von "Buenos Aires", in welchem der weltbekannte Fussballverrein "Club Atletico Boca Juniors (CABJ)" sein Heimstadion ("Bombanera") hat. "Diego Armando Maradona" ist im Quartier "La Boca" aufgewachsen und bei den "Boca Juniors" bekannt geworden. Nach einem Quartierrundgang kam dann das eigentlich Highlight des Tages. Um 16:00 stand eine Heimspiel der "Boca Juniors" gegen "Banfield" auf dem Programm. Auch diese Gelegenheit wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich konnte ein günstiges Tickets ergattern. (Bild 8: Farbige Wellblech-Häuser in 'La Boca')

Das Stadion ist ein relativ hässlicher Betonklotz. Mein Ticket war für den Fan-Block der "Boca Juniors" auf der zweiten Stadion-Etage. Zum guten Glück hat das Stadion keine Tartanbahn um das Fussballfeld, so dass man trotz 30 Meter Höhe noch relativ nahe am Geschehen sass. Vor dem Fussballspiel gab es eine Show-Einlage von sehr hübschen Cheerleaders. Mein Sitznachbar fragte mich während dieser Show, ob ich gerne Fleisch essen würde. Naja, ich sagte ihm dann, dass ich nur sehr selten Fleisch essen würde. Er schaute mich dann ein bisschen komisch an, meinte aber, dass dies nicht so schlimm sei. Hauptsache wäre, dass ich das Frischfleisch, welches zu diesem Zeitpunkt auf dem Fussballfeld hin und her hüpfte, einmal probieren würde. Dies sei das richtige, 100% argentinische Fleisch, welches man probieren müsse, nicht Steaks oder sonst was... ;-) Ja, die Argentinier sind schon sehr stolz auf ihre Frauen.

Das Fussballspiel selber war zu Beginn nicht sonderlich spannend. Die "Boca Juniors" gingen schon relativ früh in Führung, verpassten es dann aber, ihre Führung bei zwei 100%-igen Torchancen auszubauen. Erst als ein Boca-Spieler in der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit die rote Karte wegen Handspiel auf der Torlinie sah, und der daraufhin für "Banfield" zugesprochene Elfmeter verwertet wurde, kam Stimmung ins Spiel und ins Stadion. Die Tribüne kam z.T. für meine Verhältnisse bedenklich ins Schwanken. Als dann 15 Minuten vor Spielschluss ein Boca-Spieler noch die zweite gelbe Karte sah, war erst recht der Teufel los. Die "Boca Juniors" kamen trotz zweifacher Unterzahl so richtig in Fahrt, und erzielten 90 Sekunden vor Spielende den erneuten Führungstreffer. Da gab es dann für die Fans kein Halten mehr... ;-) Als das Spiel fertig war, "durften" die Zuschauer auf den "billigen Plätzen" - u.a. auch ich - noch 20 Minuten warten, bis sie das Stadion verlassen durften. Die Zuschauer auf auf den teureren Plätzen und die Fans der Gegenmannschaft hatten den Vortritt. (Bild 9: Fussballstadion 'Bombanera' der 'Boca Juniors')