Montag, 3. April 2006

Wochenbericht 017 (27.03.06 bis 02.04.06)

Leider hatte es die ganze Nacht von Sonntag auf Montag geregnet, und auch am Montagmorgen war es noch ziemlich trüb und kühl. Trotzdem machte ich mich auf den Weg, um "Punta del Este" zu erkunden. "Punta del Este" ist der bekannteste Ferienort von Uruguay, wo vor allem die reichen Uruguayaner und Argentinier Ferien machen. Entsprechend war auch das Preisniveau. Der Ferienort liegt auf einer Halbinsel, auf der einen Seite die rauhen Wasser des "Atlantik", auf der anderen die trüben Wasser des "Rio de la Plata". Zur Hauptsaisonzeit (Dezember bis Februar) soll es in "Punta del Este" zu und her gehen, wie in Ibiza. Der Ort ist ziemlich stilvoll gehalten. Aber natürlich stören die vielen Hotelkomplexe. Da ich Ende März dort war, hatten teilweise schon die kühleren Temperaturen Einzug gehalten, und die Stadt war entsprechend ausgestorben. Am Nachmittag schien dann wieder die Sonne in voller Pracht. Ich setzte mich in ein herrliches Café am Atlantik, und plante meine Weiterreise. (Bild 1: Atlantikküste in Punta del Este / Bild 2: Schöne Ferienresistenz in Punta del Este)

Leider stand eine schwierige Entscheidung bevor. Versuche ich noch einen Flug nach "Ushuaia" (die südlichste Stadt der Welt) zu kriegen, oder lasse ich bewusst das "Feuerland" und einen Teil von "Patagonien" (u.a. auch den wunderschönen Nationalpark "Torres del Paine", den "Monte Fitz Roy", und vieles mehr) aus. Zwei Tatsachen machten diese Entscheidung notwendig:

  • Im Süden geht es langsam gegen den Winter zu, und dies wäre natürlich nicht die optimalste Zeit, um die Region zu bereisen. Also müsste ich so schnell als möglich nach Ushuaia fliegen. Aber das ist zur Zeit nicht so einfach möglich, da die Flüge ziemlich ausgebucht sind, weil alle Touristen noch vor dem Wintereinbruch in den Süden wollen.
  • Meine Weiterreise nach Asien rückt immer schneller näher, und ich habe erst die Hälfte des südameriksnischen Kontinentes abgespult. Ich muss also Gas geben, damit ich wieder nach Kolumbien zurückkomme.

Ich entschied mich schweren Herzens, nicht nach Feuerland zu reisen. Schliesslich muss ich auch an meine Zeit nach meiner Weltreise denken. Ich werde auch dann noch den einen oder anderen jungfäulichen Flecken auf meiner Weltkarte brauchen, um meine Ferien verbringen zu können... ;-) Ich beschloss, dass ich nicht weiter südlich reisen werde, als bis zum "Lake District" in Argentinien und Chile.

Am Abend ging ich in einem Kino den Film "Munich" (nicht gerade Spielberg's Meisterwerk) schauen. Das beste an diesem Kinobesuch war, dass der Platzanweiser die Kinosäale verwechselt hatte. So sassen die Besucher von zwei Kinosäalen jeweils buchstäblich im falschen Film. Als dies allen langsam klar wurde, gab es ein ziemliches Durcheinander, bis dann alle im richtigen Saal sassen. Und man hatte ja nur die ersten10 Min. des Film verpasst... :-(

Am Dienstagmorgen reiste ich wieder nach "Montevideo" zurück. Montevideo empfand ich nicht als wahnsinnig speziell. Es ist einfach eine moderne, fast schon ein bisschen an europäische Städte erinnernde, Stadt. Spätestens seit ich in "Montevideo" war, kam ich mir ein wenig schäbig in meinen "abgefuckten" Trekking-Hosen, meinen alten T-Shirts und meinem nicht mehr ganz trendigen 4-Monate-nicht-geschnitten-Haarschnitt. Die Frauen liefen hier in Kostümen herum, und trugen die neusten Sonnenbrillenmodelle. Die Männer trugen Krawatten und Anzüge und hatten betreffend Haarschnitt den letzten Modetrend auf dem Kopf. (Bild 3: Plaza Independencia in Montevideo)

Nach schäbiger kam ich mir dann in den Strassen von "Montevideo" vor, als ich von einem speziellen Ausflug zurückkehrte. Während meinem Stadtrundgang war ich an einer Strassenbaustelle vorbeigekommen. Neugierig wie ich war, schaute ich einem Bauarbeiter über die Schultern, als er gerade ein paar Rohre durch einen offenen Strassenschacht in die Kanalisation zu seinen Arbeitskollegen hinunterreichte. Wir wechselten ein paar Worte. Plötzlich frage er mich, ob ich nicht ein Rundgang in der Kanalisation von "Montevideo" machen wollte. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht abschlagen. Ich stieg durch den engen Schacht in die Kanalisation hinunter, wo mich zwei Kanalisationsarbeiter schon neugierig erwarteten. Stolz zeigten sie mich in ihrem Revier, wo sie jeden Tag zehn Stunden verbringen, herum. Besonders Spass machte es ihnen, mir möglichst grosse Kakerlacken zu zeigen. Wie man sich denken kann, ist die Kanalisation nicht gerade der wohlrichenste und sauberste Ort. Als ich wieder an die Oberfläche krachselte, war mein T-Shirt nicht mehr wirklich weiss, und es roch auch entsprechend... ;-) Naja, ich hatte ja zum guten Glück noch einen sauberen Sweater dabei. (Bild 4: Meine Kanalisationsführer von Montevideo)

Als es dann langsam Abend wurde, war ich doch sehr erstaunt, als ich die ersten Frauen mit dicken Daunenjacken durch die Strassen laufen sah. Die Uruguayanerinnen schienen das pure Gegenteil der Schwedinnen zu sein. Diese warfen sich schon beim kleinsten Sonnenstrahl in ihre knappsten Tops und kürzesten Miniröcke, während ich in meinen Schwedenferien noch meinen Fleece trug. Naja, mich hat's dazumals gefreut. Die Uruguayanerinnen dagegen scheinen, sobald das Thermometer unter 20° fällt, ihre Daunenjacken hervor zu nehmen. Naja, mir war's egal... ;-) (I hope you got the message!?)

Der Mittwoch war dann wieder einmal einer jener Tage, an denen man am besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Wegen der südamerikanischen Inkompetenz und Desorganisation brauchte ich zehn Stunden, um von "Montevideo" nach "Buenos Aires" zu reisen. Nur ein kleines Beispiel: Weil mir die Gesellschaft ("Buquebus"), welche den Fährbetrieb zwischen "Montevideo" und "Buenos Aires" betreibt, am Vortag gesagt hatte, dass am Mittwoch um 11:31 eine moderne Hochgeschwindigkeitspassagierfähre von "Montevideo" nach "Buenos Aires" fahren würde, war ich am am Mittwochmorgen um 10:45 am Hafen. Dort erfuhr ich dann, dass die Fähre heute nicht fuhr, weil angeblich jemand die Fähre kurzfristig gechartert hatte. Das wäre etwa das gleiche, wie wenn jemand heute zur SBB gehen würde, und den gesamten 07:00-Zug von "Basel" nach "Zürich" für sich alleine reservieren würde. Wo kämen wir denn da hin... :-( Bei der Organisation einer Ausweichroute reihte sich dann ein Ärger nach dem anderen aneinander. Anstelle von 14:00 war ich dann um 20:00 schlussendlich doch noch in einem Hostel in "Buenos Aires" angekommen. Aber der Tag war echt für die Katze gewesen... :-(

Am Donnerstag machte ich die grosse Sight-Seeing-Tour durch die 12 Mio. Stadt, um einmal einen kleinen Überblick zu kriegen. Irgendwie hatte ich mir "Buenos Aires" anders vorgestellt. Alles ist einfach gigantisch hier. Vor allem das Verkehrschaos. Die Strassen muss man trotz Verkehrsampel wie ein gehetzter Hund überqueren, damit man nicht über den Haufen gefahren wird. Manchmal muss man auch richtige Kurz-Sprints zurücklegen, damit man die 20! Fahrspuren (Avenida 9 de Julio) noch überqueren kann, bevor die Fussgängerampel wieder auf rot wechselt. (Bild 5: Obelisk auf der 'Avenida 9 de Julio' in Buenos Aires)

Zwischen dem Sight-Seeing hatte ich mir dann endlich wieder einmal einen Haarschnitt gegönnt, so dass ich im trendigen "Buenos Aires" wieder halbwegs zivilisiert aussah... ;-)

Am Freitag machte ich mich auf, um die mehr nördlich gelegenen Quartiere (Recoleta und Palermo) von "Buenos Aires" zu erkunden. Dies sind die besseren, und natürlich auch die teuren Quartiere. Zuerst besuchte ich den Friedhof "Cementerio de la Recoleta". Einen solchen Friedhof hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. Jedes Grab ist wie ein kleines Denkmal. Die Gräber sind z.T. zwei Stockwerke hoch und bis zu drei Stockwerke tief. Alles ist mit Marmor oder Granit gebaut, und teilweise mit kunstvollen Bildhauwerken verziert. Auch das Grab von "Evita Perón" kann man hier besichtigen. Ansonsten gibt sich im Quartier "Recoleta" "Gucci", "Giorgio Armani", "D&G", etc. die Klinke in Hand. Es ist manchmal fast ein bisschen schwer sich vorzustellen, dass man sich in einer Stadt in Südamerika befindet.

Anschliessend machte ich mich mit dem "Subté" (Metro) auf den Weg in Richtung "Palermo". Leider machte sich der Name des Quartieres alle Ehre. Ich stieg in einen Metrowagen ein. Dieser war sehr voll. Meine Kamera hatte ich wie immer in einer Fototasche mit einem Karabiner am Rucksacktragegurt auf meiner Brustseite festgemacht. Ich dachte mir schon, dass ich bei dieser Menschenmasse wohl besser die Kamera in den Rucksack verstauen sollte. Weil die Leute aber so eng standen, war dies im Moment nicht möglich. Ich dachte mir, dass ich dies tun würde, sobald ich bei der nächsten Station aussteige, damit andere Passagiere die Metrowagen verlassen können. Als ich dann eine Minute später vor dem Metrowagen stand und zu meiner Fototasche griff, war diese leer. Naja, so schnell kann's gehen... :-( Der Typ hatte es wirklich im Griff. Zum guten Glück hatte ich meine Bilder von den letzten Tagen am Vorabend noch auf meinem PDA gespeichert. Deshalb sind mir nicht allzu viele Bilder abhanden gekommen. Aber geärgert habe ich mich trotzdem extrem. Ein kleiner Trost war dann, dass ich schon nach einer halben Stunde meinen Polizeireport über den Diebstahl in Händen hielt. Und schon 5/4 Stunden später stand ich in einem Fotogeschäft und besichtigte die neusten Fotomodelle. "Palermo" habe ich dann trotzdem noch ein bisschen besichtigt. Aber so richtig Spass hat es nicht mehr gemacht. (Bild 6: Bar Plaza Dorrego, Kaffee-Kultur ist ein wichtiger Bestandteil von Buenos Aires)

Schon vor einiger Zeit hatte mir meine Schwester die Email-Adresse vom Bruder ihrer Freundin (Silvia) geben. Silvia kommt aus "Buenos Aires", lebt aber zurzeit in der Schweiz. Ihr Bruder, Ricardo, lebt in "Buenos Aires". Am Freitagabend hatte ich mich mit ihm verabredet. Er hatte mir angeboten, das Nachtleben von "Buenos Aires" ein bisschen zu zeigen. Zuerst machten wir einen Besuch bei einem Yuppie-Freund von Ricardo. Dieser ist ein "Porteño" (Einwohner von Buenos Aires), wie er im Bilderbuch steht. Reiche Eltern, geschlecktes Aussehen, und spricht in einem Tempo, dass es einem fast schwindlig wird. Auf jeden Fall wurde dort dann zuerst einmal die Rum-Reserven von Vater's Hausbar bearbeitet. Danach fuhren wir wieder nach Palermo, wo es in "Buenos Aires" die beste Auswahl an Ausgehmöglichkeiten gibt. Unglaulich, wie viele Bars, Discos und sonstige Vergnügungsmöglichkeiten es dort gibt. Wahrscheinlich kann man hier ein Jahr lang jeden Abend ausgehen, ohne dass man jemals zweimal an den gleichen Ort gehen muss. Ich lernte noch weitere Freunde von Ricardo kennen. Unter anderem auch eine junge Dame, welche mich kurzerhand zu ihrer Geburtstagsparty am Samstagabend einlud.

Den Samstag musste ich leider damit verbringen, mich weiter um eine neue Fotokamera zu kümmern. Leider sind in Argentinien die Digitalkameras extrem teuer. Die neusten Modelle sind mit allem Zubehör ca. doppelt so teuer wie in der Schweiz. Anscheinend weil es sehr hohe Importzölle auf Digitalkameras gibt. Schon im zweiten Fotogeschäft, in welchem ich noch am Donnerstag war, hatte ich ein Second-Hand-Modell derjenigen Kamera gesehen, welche mir gestohlen wurde. Da die Kamera einen sehr guten Eindruck machte (sie sah noch fast wie neu aus), und weil ich noch allen Zubehör hatte (Fototasche, zwei Ersatzbatterien, Ladegerät und Ersatzspeicherkarte), entschied ich mich, obwohl das Kameramodell schon über drei Jahre alt ist, diese zu kaufen. Zusammengerechnet kommt es mich günstiger, wenn ich die gebrauchte Kamera in Argentinien kaufe, und mir dann bei meinem Zwischenstopp in der Schweiz ein neues Modell zulegen werde. (Bild 7: Andy, der Tango-Tänzer?)

Da ich mich am Samstagabend erst um 23:00 für die Geburtstagsparty verabredet hatte, ging ich vorher noch einmal ins Kino. Ich hatte während des Tages ein Werbeplakat für den Film "Hostel" gesehen. Da es darin um "Backpackers" geht, musste ich diesen Film natürlich auch sehen. Leider war auch dieser Film nicht gerade sonderlich gut, obwohl ich sagen muss, dass ich in einem solchen Hostel auch mal gerne vorbeischauen würde... ;-)

Die Geburtstagsparty fand in einem reservierten Bereich einer stilvoll eingerichteten Bar statt. War eine coole Nacht: viele Cocktails, schöne Argentinierinnen, lateinamerikanisches Temperament (Eifersuchtsszene mit fast Schlägerei unter Freunden), etc. ... ;-) Um 07:00 war ich dann wieder im Hostel. Mit Erstaunen stellte ich dort dann fest, dass ich trotz früher Morgenstunde der erste von uns vier Zimmergenossen war, welcher aus dem Ausgang zurückgekehrt war... ;-)

Nach relativ wenig Schlaf machte ich mich am Sonntag auf, um das bekannte Quartier "La Boca" zu erkunden. "La Boca" wurde vorwiegend von italienischen Immigranten gebaut. Es ist ausserdem das Quartier von "Buenos Aires", in welchem der weltbekannte Fussballverrein "Club Atletico Boca Juniors (CABJ)" sein Heimstadion ("Bombanera") hat. "Diego Armando Maradona" ist im Quartier "La Boca" aufgewachsen und bei den "Boca Juniors" bekannt geworden. Nach einem Quartierrundgang kam dann das eigentlich Highlight des Tages. Um 16:00 stand eine Heimspiel der "Boca Juniors" gegen "Banfield" auf dem Programm. Auch diese Gelegenheit wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich konnte ein günstiges Tickets ergattern. (Bild 8: Farbige Wellblech-Häuser in 'La Boca')

Das Stadion ist ein relativ hässlicher Betonklotz. Mein Ticket war für den Fan-Block der "Boca Juniors" auf der zweiten Stadion-Etage. Zum guten Glück hat das Stadion keine Tartanbahn um das Fussballfeld, so dass man trotz 30 Meter Höhe noch relativ nahe am Geschehen sass. Vor dem Fussballspiel gab es eine Show-Einlage von sehr hübschen Cheerleaders. Mein Sitznachbar fragte mich während dieser Show, ob ich gerne Fleisch essen würde. Naja, ich sagte ihm dann, dass ich nur sehr selten Fleisch essen würde. Er schaute mich dann ein bisschen komisch an, meinte aber, dass dies nicht so schlimm sei. Hauptsache wäre, dass ich das Frischfleisch, welches zu diesem Zeitpunkt auf dem Fussballfeld hin und her hüpfte, einmal probieren würde. Dies sei das richtige, 100% argentinische Fleisch, welches man probieren müsse, nicht Steaks oder sonst was... ;-) Ja, die Argentinier sind schon sehr stolz auf ihre Frauen.

Das Fussballspiel selber war zu Beginn nicht sonderlich spannend. Die "Boca Juniors" gingen schon relativ früh in Führung, verpassten es dann aber, ihre Führung bei zwei 100%-igen Torchancen auszubauen. Erst als ein Boca-Spieler in der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit die rote Karte wegen Handspiel auf der Torlinie sah, und der daraufhin für "Banfield" zugesprochene Elfmeter verwertet wurde, kam Stimmung ins Spiel und ins Stadion. Die Tribüne kam z.T. für meine Verhältnisse bedenklich ins Schwanken. Als dann 15 Minuten vor Spielschluss ein Boca-Spieler noch die zweite gelbe Karte sah, war erst recht der Teufel los. Die "Boca Juniors" kamen trotz zweifacher Unterzahl so richtig in Fahrt, und erzielten 90 Sekunden vor Spielende den erneuten Führungstreffer. Da gab es dann für die Fans kein Halten mehr... ;-) Als das Spiel fertig war, "durften" die Zuschauer auf den "billigen Plätzen" - u.a. auch ich - noch 20 Minuten warten, bis sie das Stadion verlassen durften. Die Zuschauer auf auf den teureren Plätzen und die Fans der Gegenmannschaft hatten den Vortritt. (Bild 9: Fussballstadion 'Bombanera' der 'Boca Juniors')

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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MOM