Dienstag, 30. Mai 2006

Wochenbericht 025 (22.05.06 bis 29.05.06)

Am Montag stand ein erster Stadtrundgang durch "Cusco" (3'326 M.üM.) auf dem Programm. "Cusco (In der Quechua-Sprache "Qosq'o", was übersetzt "Nabel der Welt" bedeutet) spielte in der Inka-Zeit - wie der Name ja schon andeutet - eine bedeutende Rolle. Die Stadt war auch Schauplatz von entscheidenden Schlachten zwischen den Inkas und den Spaniern (unter der Führung von "Francisco Pizarro") während der "Inquisition", welche schlussendlich zur Zerschlagung des Inka-Reiches führten. Entsprechend kann man in "Cusco", um "Cusco" und in der ferneren Umgebung von "Cusco" zahlreiche Ruinen von imposanten Inka-Bauten besichtigen. (Bild 1: Plaza de Armas in Cusco von der Terrasse des 'Hostal Resbalosa' aus fotografiert)

"Cusco" selber ist eine sehr schöne Kolonial-Stadt. Leider hatten die Spanier aber eine Grosszahl ihrer Kolonialbauten auf den Fundamenten der von ihnen niedergeriessenen Inka-Bauten gebaut. Die Inka-Bauten wären sicherlich imposanter zu betrachten gewesen, als die Kolonialkirchen und sonstige Gebäude. Wie auch immer, das übrig gebliebene Inka-Werk war es auf jeden Fall wert, besichtigt zu werden. (Bild 2: Berühmter, perfekt gemeisselter "Roca del Inca (Inka-Stein)" mit 12 Ecken)

Am Montag musste ausserdem allerei organisiert werden. Die klassische Art die wichtigste Inka-Stätte, "Machu Picchu", zu besuchen, ist über den sog. "Inca Trail", eine viertägige Trekking-Tour durch das "Valle Sagrado (Heiliges Tal)", auf welcher man zahlreiche Inka-Ruinen besichtigt, bis man schlussendlich am vierten Tag bei "Machu Picchu" ankommt. Wie ich im "Wochenbericht 021" geschrieben hatte, hatte ich knapp einen Monat bevor ich den "Inca Trail" machen wollte, mich um einen Platz in einer Tour bemüht. Leider ist die Anzahl der auf dem "Inca Trail" zugelassenenen Trekker durch die Kulturbehörde beschränkt worden, so dass ich leider keinen Platz mehr erhielt. Der nächste freie Platz wäre Ende Juli, Anfang August gewesen... :-( (Bild 3: Iglesia Santo Domingo auf den Inka-Fundamenten von Coricancha)

Wie auch immer, ich musste deshalb einen anderen Weg aussuchen, um nach "Machu Picchu" zu gelangen. Ich hatte mir unterdessen eine neue Reisegefährtin zulegt. Moa, 21 Jahre jung, blond und aus Schweden... ;-) Wir entschieden uns, mit dem Backpacker-Zug nach "Aguas Calientes", dem nächstgelegenen Örtchen von "Machu Picchu" zu fahren. Die Tickets dazu besorgten wir uns schon am Montag für den Donnerstag, um sicher zu sein, dass wir dann auch gehen konnten.

Am Dienstag besichtigte ich dann die Inka-Stätten "Pisaq", "Ollantaytambo" und "Chinchero", welche alle im "Valle Sagrado (Heiliges Tal)" liegen. Leider war der Touristenstrom und die Anzahl der Souvenir-Verkäufer so gross, dass die Besichtigung nur wenig Spass machte. Nicht desto trotz waren die Inka-Stätten selber, v.a. aber "Pisaq", sehr imposant. (Bild 4: Ruinen von Pisaq; die Inkas glaubten, dass im runden Gebäude in der Bildmitte die Sonne angebunden war)

Am Mittwoch besichtigte ich dann die Inka-Ruinen "Tambo Machay", "Puca Pucara", "Qenqo" und "Sacsayhuamán", welche man alle innerhalb eines vierstündigen Fussmarsches rund um "Cusco" erreichen konnte. Am eindrücklichsten waren die Ruinen von "Sacsayhuamán", bei welchen die letzte entscheidende Schlacht zwischen den Inkas und den Spaniern stattfand . Bei den Ruinen von "Tambo Machay" steht der Brunnen "Fuente de la Juventud (Brunnen der Jugend)". Die Legende sagt, dass man länger jung bleibt, wenn man sich das Gesicht mit dem Wasser des Brunnens wäscht. Ich kann nur sagen, dass der Brunnen nicht wirkungslos ist. Als ich auf dem Rückweg nach "Cusco" mit drei jungen Peruanerinnen ins Gespräch kam, wurde ich doch tatsächlich auf 18 Jahre jung geschätzt... ;-) (Bild 5: Andy bei Sacsayhuamán)

Am Donnerstag um 06:15 fuhr dann unser Zug nach "Aguas Calientes" (2'020 M.ü.M.), wo wir dann am späteren Vormittag ankamen. Da wir es uns nicht leisten konnten, an zwei Tagen die unverschämten US$ 25.00 (ab Aug. 2006 übrigens US$ 40.00) Eintritt zu "Machu Picchu" zu bezahlen, entschlossen wir uns, den Berg "Putukusi" (2'592 M.ü.M.) gegenüber von "Machu Picchu) zu besteigen. (Bild 6: Moa und Andy beim Aufstieg zum Putukusi)

Am Freitag war es dann endlich so weit, und ich konnte eines meiner Südamerika-Heiglights besuchen. Schon vor Sonnenaufgang standen wir auf dem Ausichtspunkt in "Machu Picchu" (Link 1, 2) (2'360 M.ü.M.). Einfach faszinierend, diese gut erhaltene Inka-Stadt. Um 09:30 bestieg ich dann den "Huayna Picchu" (2'701 M.ü.M.), welcher noch einmal eine tolle Übersicht über die Ruinen von "Machu Picchu" gewährte. Bis zu dieser Zeit hatten sich die relativ wenigen Touristen gut über das grosse Gelände von "Machu Picchu" verteilt. Um 10:45 konnte ich dann aber vom Gipfel des "Huayna Picchu" beobachten, wie sich riesige Touristenströme - mit dem Morgenzug von "Cusco" kommend - in "Machu Picchu" ergossen. Danach machte die Besichtigung nicht mehr so richtig Spass, weil man überall nur noch emporgestreckte Ami- und Japaner-Fähnchen sah, und meistens die Worte "Follow me, follow me" hörte. Im Verlauf des späteren Nachmittages liefen wir dann nach "Aguas Calientes" zurück. (Bild 7: Machu Picchu kurz nach Sonnenaufgang)

Um 15:55 fuhr dann unser Zug nach "Cusco" zurück, wo wir um 20:30 ankamen. Dort trennten sich dann allerdings die Wege von Moa und mir schon wieder. Sie wollte in "Cusco" bleiben, um eine Sprachschule zu besuchen, und ich hatte noch am gleichen Abend eine Nachtbusfahrt nach "Arequipa" auf dem Programm.

In "Arequipa" (2'360 M.ü.M.), eine schöne, gepflegte Kolonial-Stadt, kam ich in den frühen Morgenstunden des Samstages an. "Arequipa" wird auch die "weisse Stadt" genannt, weil viele der Kolonial-Bauten, -Kirchen und -Klöster mit einem weissen, aus der Region stammenden Stein gebaut wurden. Allerdings war dies wieder einmal eine Stadt, welche man nach zwei Stunden Sight-Seeing gesehen hatte. Ich verbrachte den Rest des Tages damit, meine nächsten Ausflüge zu organisieren. Ich hatte mir vorgenommen, den "Cañon del Colca" (eine der tiefsten Schluchten der Welt) auf eigene Faust in einer zweitägigen Trekking-Tour zu erkunden. Als ich auf einer sonnigen Bank auf dem "Plaza de Armas" so meine Pläne zurechtlegte, lernte ich per Zufall Olivia, eine 27-jährige Schweizerin aus der Umgebung von "Solothurn", kennen. Sie entschied sich spontan, sich meiner zweitägigen "Colca"-Tour anzuschliessen. Für das Abendessen verabredeten wir uns im Restaurant "Tradicíon Arequipeña", welches eine Mischung aus Restaurant, Bar, Tanzsaal und Brautmarkt ist, für eine typische Mahlzeit aus der Region. Da wir am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe aus den Federn mussten, war nach einem anschliessenden "Pisco Sour" (Nationalgetränk von Peru) in einer Bar in der Innenstadt der Samstagabend schon gelaufen... :-( (Bild 8: Plaza de Armas in Arequipa)

Am Sonntagmorgen sassen wir dann schon um 03:30 in einem Bus, welcher uns über den Pass "La Calera" (4'800 M.ü.M.) zuerst in das Städtchen "Chivay" und anschliessend zum Aussichtspunkt "Cruz del Condor" brachte. Von diesem Aussichtspunkt, welcher wahrscheinlich von praktisch allen Touristen besucht wird, die in "Arequipa" ankommen, hat man eine schöne Aussicht in die über 1'200 Meter tiefe "Colca"-Schlucht. Ausserdem kann man an diesem Ort auch sehr oft "Kondors" aus nächster Nähe beobachten. Die beste Zeit, um die "Kondors" zu beobachten, ist von den frühen Morgenstunden bis ca. 09:00. Leider hatte unser Bus über eine Stunde Verspätung, so dass wir erst um 09:30 beim "Cruz del Condor" ankamen. Wir entschlossen uns, trotzdem auf einen Kondor zu warten. Und unsere Warterei sollte belohnt werden. Kurz vor wir aufbrechen wollten, segelte ein riesiger, männlicher "Kondor" etwa sieben bis acht Meter leicht unterhalb des Felsvorsprunges, auf welchem wir standen, an uns vorbei. Wow, das war sehr eindrucksvoll... (Bild 9: Kondor beim Cruz del Condor)

Anschliessend machten wir uns auf den Weg für unsere Trekking-Tour. Wir liefen in Richtung "Cabanaconde". Da der Weg nicht so spannend war, machten wir Auto-Stopp. Wir wurden dann von ein paar kolumbianischen Touristen, welche mit einem gemieten "Pickup" unterwegs waren, mitgenommen. Hinten auf der Ladefläche war allerdings schon die halbe Bevölkerung des "Colca"-Tales versammelt. Wir teilten dann die Ladefläche mit dem Gepäck der Kolumbianer, einheimischen Frauen und Kindern, sowie mit einer Ladung getrockneter Kuhscheisse und einem riesigen Bund übel riechender Kräuter. Beim "Mirador San Miguel" stiegen wir dann ab, um unseren Abstieg in die Schlucht zu beginnen. Nachdem ich bei den verschiedenen Aussichtspunkten von der Schlucht selber noch nicht wirklich beeindruckt war, änderte sich dies bei unserem Abstieg. Die Aussichten in und um die Schlucht waren wirklich sehr beeindruckend. Als wir unten beim "Río Colca" ankamen, machten wir eine Mittagspause. Danach hiess es, die Schlucht auf der anderen Seite wieder hälftig empor zu steigen. Wir kamen dabei durch die Dörfchen "San Juan de Chuch", "Coshñirhua" und "Malata", bis wir dann an unserem Tagesziel, "Sangalle" bzw. auch "Oase" genannt, ankamen. Die "Oase" liegt ebenfalls direkt am "Río Colca", und weist mehrere grosse Palmen und eine Thermalquelle (28°) aus. Wir quartierten uns in der "Paradise Lodge" in einer kleinen Strohhütte ein und verbrachten den Rest des Abends, nachdem wir uns natürlich ein erfrischendes Bad in der Thermalquelle gegönnt hatten, bei Suppe und Spaghetti mit ein paar anderen Touristen. (Bild 10: Olivia auf dem Weg in die Colca-Schlucht / Bild 11: Andy bei der Überquerung einer etwas wackligen Brücke in der Colca-Schlucht)

Am Montagmorgen machten wir uns um 06.30 auf den Weg, um die Schlucht in Richtung des Städtchens "Cabanaconde" zu verlassen. Olivia schlug sich beim steilen Aufstieg sehr gut über die Runden, so dass wir anstelle des angepeilten 11-Uhr-Buses von "Cabanaconde" nach "Arequipa" den 9-Uhr-Bus anpeilen konnten. Während des Aufstieges wurde ich dann zum temporären Vieh- und Menschentreiber, sowie zum Englischlehrer. Denn wir traffen auf dem Weg auf einen Maultiertreiber, der mich während einer halben Stunde über Englischgrammatik Löcher in den Bauch fragte. Als er dann auf einen Kollegen traff, welcher mit Maultieren die Schlucht hinunter kam, und mit ihm natürlich einen längeren Schwatz halten musste, durfte ich sein Maultier weiter vor mir her den Berg hochtreiben, weil dieses keinerlei Anstalten machte, den Weg für mich einen Moment frei zu geben, damit ich es passieren konnte. Schlussendlich trieb ich dann im Schlussstück die "arme" Olivia auch noch den Berg hinauf, damit wir den 9-Uhr-Bus erreichten. (Bild 12: Terrassen-Ackerbau in der Colca-Schlucht)

Auf dem Weg aus der Schlucht traffen wir noch auf einen weiteren Mann. Er fragte uns: "Habt ihr eine Gruppe von vier Touristen getroffen, welche mit Rucksäcken und Zelten unterwegs sind. Sie haben für die Benutzung des Zeltplatzes nicht bezahlt (umgerechnet ca. CHF 5.00 für die vier Personen), und haben sich in der Nacht aus dem Staub gemacht. Und sie sind nicht einmal Israelis gewesen." Wir hatten sie, die Frannzosen, gesehen. Aber die waren schon lange über alle Berge... :-( (Bild 13: Bäuerin mit einer jungen Geiss in der Colca-Schlucht)

Wie auch immer, am Montag um 16:00 waren wir dann wieder in "Arequipa"

Nächste Woche lest ihr dann hoffentlich von meiner ersten 6'000er-Besteigung, von "Surf Boarding" in der Wüste und von "Lima", wo es wegen den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am nächsten Wochenende evtl. ein bisschen "Action" geben wird.