Montag, 5. Juni 2006

Wochenbericht 026 (30.05.06 bis 04.06.06)

Nach dem Ausflug in die "Colca"-Schlucht mit Olivia stand am Dienstag schon die nächste Trekking-Herausforderung bevor. Ich wollte meinen ersten 6'000er-Vulkan besteigen.

Ich wurde am Dienstagmorgen um 08:30 vom Bergführer im Hostal "La Posada del Virrey" abgeholt. Als ich in den wartenden Jeep einstieg, ahnte mir sofort das Schlimmste. Im Jeep sassen ein Kanadier polnischer Abstammung und ein Amerikaner (beide um die 55), welche beide bis an die Zähne mit der neusten und teuersten Bergsteigerausrüstung bewaffnet waren. Die zwei liessen schon auf den ersten Blick nicht viel Gutes erwarten. (Bild 1: Andy, Bergführer, Amerikaner und Kanadier [von links nach rechts])

Wie auch immer, wir fuhren dann mit Jeep so weit den Vulkan "Chachani" hinauf, bis es mit dem Auto nicht mehr weiter ging. Dann hiess es die Rucksäcke mit der Ausrüstung zu packen. Da der Kanadier und ich ein Zelt teilen sollten, machten wir aus, dass er das Zelt für die erste Hälfte des Aufstiegs bis zum "Basis Camp" tragen sollte. Der Führer sollte uns sagen, wann wir die Hälfte erreicht hatten, damit wir die Last wechseln konnten. Trotz grosser Höhe waren wir ziemlich schnell unterwegs, und plötzlich sagte unser Führer, dass es nun nur noch 15 Minuten bis zum "Basis Camp" wären. Der Kanadier bekam darauf fast einen Anfall, und fragte mich, ob wir als Team den Vulkan besteigen würden, oder jeder für sich als Einzelgänger. Und ich solle jetzt schauen, wo ich schlafen könne, denn er würde nun alleine im Zelt schlafen, er hätte es ja schliesslich auch alleine heraufgetragen. Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass es nicht wirklich mein Fehler war, dass er das Zelt länger tragen musste als ich. Schliesslich hatte wir beide ja auf die Info des Führers gewartet, welche uns anzeigen sollte, wann wir die Hälfte des Weges erreicht hatten. Irgendwann fing dann noch der Amerikaner mit seiner grossen Klappe an sich in unser Gespräch einzumischen, und heizte die Situation noch zusätzlich weiter an. Ich bat ihn dann zuerst höflich, doch still zu sein, da dies ein Problem zwischen mir und dem Kanadier war. Er schaute mich mit grossen Augen an und fragte mich: "Did you just tell me to shut up?" Da ich nun von dieser kindlichen Situation wirklich die Nase voll hatte, sagte ich ihm: "No I didn't. But I do so now. Shut up your big mouth!" Naja, lustig war dann, dass sowohl der Amerikaner als auch der Kanadinier plötzlich nichts mehr zu sagen hatten. Der Toursegen hing dann allerdings für die nächsten 1.5 Tage ziemlich schief. Das war mir aber völlig egal, denn ich musste mir von nun an keine der üblen Prallereien - v.a. des Amerikaners - mehr anhören. Ausserdem hatte der Führer entschieden, dass ich mit ihm das Zelt teilen sollte, und die zwei "Deppen" das zweite Zelt. (Bild 2: Andy vor dem Abmarsch in Richtung Gipfel um 02:00 / Bild 3: Sonnenaufgang auf dem Chachani)

Im "Basis Camp" (ca. 5'400 M.ü.M.) stellten wir dann unsere Zelte auf, und kochten ein Mittag- und Abendessen. Da die Sonne schon um 16:30 hinter dem Berg verschwand, und es sehr schnell sehr kalt wurde, stiegen wir schon um 17:00 Uhr in unsere Schlafsäcke. Leider hatte ich keinen "-20°-Schlafsack", wie meine zwei neuen, nordamerikanischen "Freunde", und ich fror mir bei ca. -10° ziemlich an den "Arsch"... :-(

Nachdem ich nicht mehr als drei Stunden geschlafen hatte, standen wir um 02:00 auf, und machten uns schon bald darauf unter freiem Sternenhimmel mit Stirnlampen ausgerüstet auf, um den Gipfel des "Chachani" zu besteigen. Der fehlende Sauerstoff, die Kälte und die Tatsache, dass wir den grössten Teil mit Steigeisen laufen mussten, machte den Aufstieg physisch ziemlich anstrengend. Meine zwei "Freunde" waren auch an diesem Tag wieder still, denn sie waren beim Aufstieg ziemlich am Anschlag. Um 09:00 erreichten wir dann den Gipfel (6'075 M.ü.M). Yeah, das erste Mal auf über 6'000 Meter... :-) Der Abstieg ging dann einiges schneller, allerdings zehrte dann die Durchquerung eines Tales noch einmal heftig an den letzten Kraftreserven. Um 13:00 waren wir dann wieder bei dem Punkt, wo uns der Jeep abgeladen hatte. Dieser wartete schon wieder auf uns, und wir fuhren direkt nach "Arequipa" zurück. Die anschliessende warme Dousche war dann wirklich eine Wohltat. Abends ging dann meine Reise leider schon wieder weiter. Mein Nachtbus nach "Ica" fuhr um 22:00. Ich war so müde, dass ich ich knapp noch mitbekam, dass der Film "Scary Movie 4" gezeigt wurde. Aber danach war ich dann auch schon weggetreten. (Bild 4: Andy auf dem Gipfel des Chachani / Bild 5: Pflanzenwelt auf 5'500 M.ü.M.)

Am Donnerstagmorgen wachte ich dann kurz vor "Ica" auf. So gut und tief hatte ich während einer Nachtbusfahrt noch nie geschlafen... ;-) Eigentlich wollte ich in "Ica" ein Hotel suchen. Als ich aber mit dem Bus durch diese hässliche Stadt fuhr, entschied ich mich kurzfristig, mit einem Taxi direkt nach "Huacachina", eine kleine Touristen-Oase in der Wüste ausserhalb von "Ica", zu fahren. In einem günstigen, aber gemütlichen Hotel mit Swimming Pool in "Huacachina" konnte ich mich dann von den vergangenen "Strapazen" erholen. Um 16:00 ging ich dann auf eine Buggy-Tour durch die Wüste. Man konnte dabei auch mit einem Snowboard-ähnlichen Brett die Sanddünen hinuntersurfen. (Bild 6: Sonnenuntergang in der Wüste bei Ica bzw. Huacachina)

Am Freitagmorgen ging dann die Reise schon wieder weiter nach "Lima", die Hauptstadt von "Peru". Ich wurde schon vorgewarnt, dass am Wochenende die Präsidentschaftswahlen stattfinden würden. Ich entschied mich deshalb, ein Zimmer in einem ruhigen, leider aber auch etwas teuren Quartier ("Miraflores") von "Lima", zu beziehen. Wow, ich gönnte mir erstmals seit ich in "Uruguay" war, wieder einmal ein eigenes Zimmer. Kein "Dormitory", keine geteiltes Zimmer mit einem Reisegefährte. Einfach nur meine Ruhe... ;-)

Apropos Wahlen: In "Peru" besteht eine Wahlpflicht, d.h. alle Peruaner müssen dort wählen gehen, wo sie ihre Schriften haben. Dies wiederum bedeutet, dass vor und nach den Wahlen extrem viele Leute im Land herumreisen, um wählen zu gehen. Wer nicht wählen geht, erhält eine Busse von 120 Soles (ca. US$ 40), was in "Peru" schon eine ziemliche Stange Geld ist. Zur Stichwahl stehen im 2006 "Alan García Perez" (Link 1, 2) von der Partei "APRA" und "Ollanta Humala Tasso" (Link 1, 2) von der Partei "UPP". Gemäss einem Taxifahrer haben aber beide zu kleine Einer (wörtliche Aussage). Was "Peru" als Präsident brauchen würde, wäre ein Militär-Heini mit riesigen Eiern, welcher den Mut hätte, all die korrupten Politiker und Beamten mal so richtig bei ihren kleinen Eiern zu packen (ebenfalls wörtliche Aussage des Taxifahrers). Meiner persönlichen Meinung nach sind beide Kandidaten ziemlich suspekt. Das bessere Übel ist aber wahrscheinlich "Alan García", denn "Ollanta Humala" wird vom venezuelanischen Präsidialidioten "Hugo Chavez" unterstützt. Und dies kann definitiv nichts Gutes bedeuten. Wahrscheinlich wird "Alan García" gewinnen. Er hat gemäss meiner nicht ganz repräsentativen Umfrage mehr Supporter, und v.a. wird für ihn mehr Werbung (sowohl in den Strassen als auch in den Medien) gemacht. Anbei noch ein Link zu einem englischen Blog über die Wahlen 2006 in "Peru". (Bild 7: Wahlpropaganda in Lima für Alan García mit Machu Picchu als Hintergrund / Bild 8: Peruanischer Wähler mit markiertem Finger)

Zurück zu "Lima": An diese Stadt hatte ich nicht wirklich grosse Erwartungen, ausser dass es in einer 7-Millionen-Stadt sicher ein gutes Nachtleben geben musste. Das Sight-Seeing am Samstag war schon wieder einmal nach wenigen Stunden abgeschlossen. Am Samstagabend wollte ich dann gross auf den Putz hauen, denn es galt schliesslich mein halbjähriges Reisejubiläum zu feiern. Aber leider war feiern nicht so richtig möglich, denn wegen den Präsidentschaftswahlen wurde vom Donnerstagnachmittag vor den Wahlen bis und mit Montagnachmittag nach den Wahlen ein Alkoholverkaufsverbot ausgesprochen. Im Zusammenhang mit diesem Alkoholverkausverbot öffneten alle Bars und Discos erst gar nicht ihre Pforten. Man müsste sich einmal vorstellen, wenn es dies auch in der "Schweiz" vor jeder Abstimmung und Wahl geben würde. Die Schweizer könnten am Wochenende gar nie mehr in den Ausgang gehen... ;-) Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Nach 2.5h fand ich dann doch noch ein komisches Hinterzimmer-Lokal, in welchem es Musik und illegales Bier gab. Allerdings hatten die Preise einen heftigen Risikozuschlag, so dass die Nacht für mich nicht all zu jung wurde... :-( (Bild 9: Kirche San Francisco in Lima / Bild 10: Mmmhh... fein...)

Am Sonntag machte ich einen kleinen Abstecher an die Pazifikküste von "Lima". Leider war der Himmel an diesen Tag das erste Mal seit etwa zwei Monaten nicht blau... :-(, so das dies ein relativ kurzer Besuch wurde. Ich verbrachte den Rest des Tages im Internet, denn mein Nachtbus nach "Trujillo" fuhr erst um 23:00.