Dienstag, 13. Juni 2006

Wochenbericht 027 (05.06.06 bis 11.06.06)

Nach einer komfortablen Nachtbusfahrt von "Lima" aus kam ich am Montagmorgen in "Trujillo" an. "Trujillo" ist einerseits für die umliegenden Ruinen der "Moche"- und der "Chimú"- Kulturen bekannt, aber auch für das naheliegende Fischer- und Badeörtchen "Huanchaco". Leider war das Wetter in "Trujillo" wie schon in "Lima" am Morgen stark bewölkt. Ich entschied mich deshalb, ein Quartier in der Stadt zu suchen, und nicht am Meer in "Huanchaco". Ich wurde im "Casa de Clara" mit einem Zimmer fündig. In der Familienpension wurde ich dann von der Hausherrin mit einem Foto überrascht, welches sie und "Flavio Cotti" in ihrem Haus zeigt. (Bild 1: Plaza de Armas und Kathedrale von Trujillo)

Im Verlauf des Tages besichtigte ich dann die "Moche"-Pyramiden "Huaca del Sol" und "Huaca de la Luna", welche zusammen aus geschätzten 140 Millionen Adobe-Backsteinen gebaut wurden. Ansonsten war die Besichtigung dieser archaeologischen Stätte eine ziemlich herbe Enttäuschung, da die archaeologische Aufbereitung dieser Stätte sich erst im Gange befindet. Abends hatte ich dann seit langem wieder einmal die Gelegenheit, mir meine Mahlzeit selber zu kochen. Leider war ich dann zwei Stunden später wie angeworfen krank. Magenprobleme, Kopfweh und verstopfte Nase. Ob es an meinem eigenen Gericht lag (was ich mir allerdings fast nicht vorstellen kann), oder an der Tatsache, dass ich evtl. an einer unsauberen Bierflasche genippelt habe, werde ich wohl nie erfahren... :-( (Bild 2: Moche-Pyramide Huaca del Sol)

Am Dienstag machte ich mich dann auf, um dem Fischer- und Stranddörfchen "Huanchaco" meine Aufwartung zu machen. Auch an diesem Morgen war es allerdings wieder ziemlich bewölkt. "Huanchaco" ist u.a. bekannt dafür, dass seine Fischer ("Caballitos") mit einem speziellen, zigarrenförmigen Schilfboot zum Fischen auf's Meer hinausfahren. Um wieder ans Festland zu gelangen, reiten sie mit ihren Booten auf den Wellen. Diese Art des Fischens wird in dieser Region seit über 2'500 Jahren praktiziert, und man sagt sich, dass dies wahrscheinlich die ersten Vorfahren der heutigen "Surfer" waren... ;-) (Bild 3: Caballito beim Wellen reiten in Huanchaco)

Wegem dem schlechten Wetter verabschiedete ich mich allerdings schon bald wieder aus "Huanchaco", um die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt des "Chimú"-Reiches, "Chan Chan", zu besichtigen. Die Stadt wurde im 14. Jh. errichtet, und ist die grösste Schlammziegel-Stadt der Welt. Diese Ruinen waren einiges eindrücklicher als die Moche-Ruinen vom Vortag. Und mit der hervortretenden Sonne machte das Fotografieren auch wieder Spass. (Bild 4: Andy in Chan Chan)

Am Mittwoch machte ich mich dann auf, um von "Trujillo" nach "Chachapoyas" zu reisen. Die Reise sollte mit einem fünfstündigen Zwischenstopp in "Chicloya" 24 Stunden dauern, weil dabei ein grosses Stück der Andenkette überquert werden musste. Das erste Stück bis nach "Chicloya" (3h mit einem bequemen, modernen Bus) war sehr angenehm. In "Chicloya" war ich dann positiv von dem anderen Klima, welches hier herrschte, überrascht. Nachdem in "Lima" und "Trujillo" jeder Morgen grau und trüb war, schien in "Chicloya" in voller Pracht die Sonne. Während den vergangenen zwei Monaten hatte ich in den grossen Höhenlagen von "Bolivien" und "Peru" keinen einzigen Tag ohne blauen Himmel gehabt. Deshalb hatten mich die vergangenen vier grauen Mörgen schon fast ein wenig "depressiv" gemacht... ;-) Da es zur Zeit auf der südlichen Hemisphäre gegen Winter zugeht, war es tagsüber v.a. in "Bolivien" aber auch in "Peru" jeweils frisch bis kühl, und nachts ziemlich kalt. In "Chicloya", bei Sonnenschein und 25°, war es natürlich eine willkommene Abwechslung, wieder einmal ein paar hübschen Damen beim Flanieren über den Zentralplatz mit Spaghetti-Träger-Shirts anstelle von dicken Windjacken bzw. traditionellen Alles-Verdeck-Kleidern zuzuschauen... ;-) (Bild 5: Halbes Huhn im Mercado Central in Trujillo; das Gelbe sind die unfertigen Eier / Bild 6: Andy auf der Panamericana bei Trujillo)

Wie schon erwähnt, hatte ich einen fünfstündigen Aufenthalt in "Chicloya" zu überbrücken. Ich nutzte die Zeit um den "Mercado Modelo", ein Markt, wo man vom Kochtopf, Gemüse, Shampoo, Fleisch bis Aphrodisiakas alles kaufen kann. Anschliessend fuhr ich noch in das etwas ausserhalb von "Chiclayo" gelegene Städtchen "Lambayeque", wo ich das Museum "Tumbas Reales de Sipán" des " Señor de Sipán" besuchte. Eigentlich hatte ich es schon vor Monaten aufgegeben südamerikanische Museen zu besuchen, denn die meisten sind eh enttäuschend. Da ich von diesem Museum allerdings gelesen hatte, dass es Weltruf geniesst, machte ich wieder einmal eine Ausnahme. Und ich wurde nicht enttäuscht. (Bild 7: Schwarzer Mais auf dem Mercado Modelo in Chicloya)

Um 17:30 fuhr dann mein Nachtbus in Richtung "Chachapoyas" los. Ich hatte wieder einmal extremes Pech, denn der Bus war uralt und unbequem. Ausserdem hatte ich rund um mich nur stinkende Peruaner, welche sich rücksichtslos mit all ihrem Scheissgepäck ausbreiteten. Zu guter Letzt wurde ich dann noch mit dem Video "Double Impact" von "Jean-Claude van Dam" "belohnt", und zwar auf einem Fernseher, bei welchem der gelbe Farbton nicht mehr funktionierte... :-(

Nachdem ich dann auch noch eine Reifenpanne um 02:00 überstanden hatte, kam ich um 05:30 in "Chachapoyas" an. Nachdem ich mich im "Hostal Johumaji" einquartiert hatte, fiel ich ziemlich schnell in einen tiefen Schlaf. Leider wachte ich erst gegen 08:30 wieder auf. Das war nicht gerade ideal, denn ich wollte an diesem Tag ja noch die Ruinen von "Kuélap" besichtigen. Leider hatte ich bei meiner Ankunft in "Chachapoyas" gesehen, dass der enzige Bus, welcher nach "Kuélap" fährt, schon um 04:30 losgefahren war. Gemäss "Lonely Planet" gab es noch die Möglichkeit, in das Dorf "Tingo" zu fahren, um von dort in einem fünfstündigen Bergaufstieg zu den Ruinen zu belangen. Für dies war ich allerdings reichlich spät dran. Trotzdem packte ich ein paar Sachen zusammen. Ich wollte herausfinden, was sich an diesem Tag noch erreichen liess. Ich ging zu der Mini-Bus-Gesellschaft, welche nach "Tingo" fährt. Ich fragte den Mini-Bus-Fahrer, wann er losfahren würde, und wie lange die Fahrt dauern würde. Er meinte dann, dass wir in zehn Minuten losfahren würden, und dass die Fahrt eine Stunde dauern würde. Wie nicht anders zu erwarten war, fuhren wir dann erst eine Stunde später los, und als ich dann nach einer weiteren Stunde fragte, wie lange es nun noch dauern würde, erhielt ich die Antwort, dass es noch einmal eine halbe Stunde dauern würde. Ich fragte dann, wieso er mir gesagt hätte, dass es eine Stunde dauern würde, wenn er genau gewusst hätte, dass es 1.5 Stunden dauern würde. Er sagte mir dann, dass es eine Stunde mit einem Auto, und 1.5 Stunden mit dem Mini-Bus dauern würde. Wie doof muss man sein, um einem Mini-Bus-Passagier, die Reisezeit für die Autofahrt anstelle der Mini-Bus-Fahrt anzugeben... :-( (Bild 8: Plaza de Armas in Chachapoyas / Bild 9: Aufstieg nach Kuélap)

Wie auch immer, um 11:30 war ich dann in "Tingo" (1'800 M.ü.M.). Ich sagte mir, dass ich evtl. ein bisschen schneller als die angegebenen fünf Stunden wäre, um die 1'200 Höhenmeter bis zu den Ruinen von "Kuélap" zurückzulegen. Notfalls hätte ich auch in einer einfachen Unterkunft bei den Ruinen schlafen können, was dann allerdings bedeutet hätte, dass ich für zwei Zimmer gleichzeitig bezahlt hätte. Wie auch immer, "Lonely Planet" hatte insofern recht, dass der Pfad wirklich verdammt steil war, aber ich stand 2.5 Stunden später vor den Toren zu den Ruinen von "Kuélap" (3'000 M.ü.M.). Ich war dann allerdings auch ziemlich ausgepumt. (Bild 10: Andy bei den Ruinen von Kuélap)

Eigentlich hatte ich vor gehabt, die ehemalige Festigungsanlage "Kuélap" des "Chachapoyas"-Reiches auf eigene Faust zu erkunden. Trotzdem verhandelte ich spasseshalber mit einem Guide für eine geführte Tour, weil er mich wegen den praktisch nicht vorhandenen Touristen so gelangweilt ansah. Als wir dann bei 5 Soles (ca. CHF 2.00) für 1.5 Stunden angelangt waren, konnte ich nicht mehr gut Nein sagen. Leider war er nicht einmal die CHF 2.00 wert, denn er konnte mir nicht einmal den Unterschied zwischen "Restauration" und "Rekunstruktion" richtig erklären. Nach einer Stunde entliess ich ihn aus seinem Dienst und erkundete den Rest selber. Um 16:00 machte ich mich dann wieder auf den Rückweg, denn ich wollte noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder in "Tingo" ankommen, um nach "Chachapoyas" zurückfahren zu können. 1.5 Stunden war dann auch dies geschafft. Zum guten Glück hatte ich auch beim Abstieg Gas gegeben, denn so hatte ich das Glück, dass ich gerade noch die letzte Fahrtgelegenheit zurück nach "Chachapoyas" erreichte. Nach einem kräftigenden Abendessen schlief ich dann in dieser Nacht trotz durchgehangenem Bett ziemlich tief und fest... ;-) (Bild 11: Mauerverzierung in Kuélap)

Da mein Bus in Richtung "Jaén" am Freitag erst um 12:00 fuhr, hatte ich zumindest Zeit, die erste Hälfte des WM-Eröffnungsspieles "Deutschland" gegen "Costa Rica" zu schauen. Wie sagte schon "Gary Lineker" 1990: "Fussball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen und am Ende gewinnt immer Deutschland."... :-( In "Jaén" kam ich dann gegen 17:00 an. Die Stadt selber hat nicht viel zu bieten, sie war nur ein nötiger Stop, weil mich die einbrechende Dunkelheit dazu zwang, meine Reise in Richtung "Ecuador" zu unterbrechen. (Bild 12: Reisfeldterrassen bei Jaén)

Am nächsten Morgen machte mich dann schon um 07.00 auf, um nach "Vilcabamba" in Ecuador zu reisen. Ich hatte wieder einmal keine Ahnung, was mich am heutigen Tag erwarten würde. Ich hatte diese Route gewählt, weil ich wieder einmal keinen "0815"-Grenzübergang benutzen wollte. Informationen über die Route hatte ich keine, nur die mündliche Info von einem dänischen Weltreisenden, dass die Landschaft sehr schön wäre. Die Fahrt bis zur Grenze verlief relativ problemlos. Zuerst drei Stunden in einem Mini-Bus mit in Säcken eingepackten und gackernden Hühnern und Truthähnen bis "San Ignacio", dann zwei Stunden zusammen mit sechs weiteren, erwachsenen Männern in einem Toyota-Kombi (ich durfte mit einem Typ den Beifahrersitz teilen) bis zu dem Grenzdörfchen "La Balza", welches nicht mehr als 30 Häuser aufweisen konnte. Das "Wahrzeichen" dieses Dörfchens war die 60 Meter lange Brücke über den Grenzfluss zwischen "Peru" und "Ecuador". Ich musste zuerst meinen Ausreisestempel von "Peru" organisieren. Als ich das Immigratinsbüro betrat, war ich dann ein bisschen erstaunt, dass ich zwei Halbwüchsigen in Shorts und T-Shirts gegenüber stand. Der eine spielte "Solitaire" auf dem PC, und der andere schaute mich gelangweilt an. Das Formelle war dann trotzdem schnell und problemlos erledigt, und ich konnte die Grenzbrücke, auf welcher übrigens Kaffeebohnen in der Sonne getrocknet wurden, überqueren. Auf der ecuadorianischen Seite erwartete mich dann die nächste Überraschung. Das Immigrationsbüro war geschlossen. Ich erfuhr dann, dass die Beamten auf die peruanische Seite Mittagessen gegangen wären. Naja, nicht so schlimm, denn ich erfuhr ausserdem, dass ich sowieso zwei Stunden warten musste, bis die nächste Fahrtgelegenheit nach "Zumba", der nächstgelegenen Stadt in "Ecuador", fahren würde. Eine Stunde später torkelten dann drei Halbstarke über die Brücke. Wie sich herausstellte, waren dies die Grenzbeamten. Sie hatten beim Mittagessen ein bisschen tief ins Glas geschaut... ;-) Aber ich erhielt trotzdem problemlos meinen Stempel. Als ich mich dann daraufhin wieder in meinem Schattenplätzchen gemütlich eingerichtet hatte, und auf meinem PDA begann meinen Wochenbericht zu schreiben, ging es nicht lange, bis sich die drei besoffenen und wunderfitzigen Typen wieder um mich versammelt hatten. Sie fragten mich dann, ob ich auch MP3-Dateien hätte. So kam es, dass ich wenig später am Computer der ecuadorianischen Zollbehörde sass, und MP3-Dateien hin und her kopierte. Ich hatte dabei auch sonst noch ein bisschen die Gelegenheit, mich auf dem PC umzusehen. Ich stolperte dabei u.a. über eine Liste, mit den Daten aller Personen, welche an diesem Tag diesen Grenzübergang in Richtung "Ecoudar" überquert hatten (es waren allerdings nicht gerade viele). U.a. hatte am frühen Morgen auch ein Schweizer mit dem Namen "A. Hess", dem Jahrgang "1976" und der Passnummer "F20....." die Grenz überquert... ;-) (Bild 13: Trocknender Kaffee auf den rassen in der Nähe von San Ignacio / Bild 14: Grenzbrücke bei La Balza zwischen Peru (links) und Ecuador (rechts) / Bild 15: Gestrandet für zwei Stunden an der Grenze zwischen Peru und Equador / Bild 16: Andy am Zoll-PC)

Um 16:15 kamen ich dann, nach einer 1.5 Stunden dauernden Fahrt, auf welcher ich auf einer Holzbank kräftig durchgeschüttelt wurde und zusätzlich kräftig Staub geschluckt hatte, in "Zumba" an, nur um zu erfahren, dass der Anschlussbus nach "Vilcabamba" 15 Minuten zuvor abgefahren war... :-( Der nächste Bus sollte erst um 20:00 fahren. Schlussendlich kam ich dann um 01:30, nach einer 18-stündigen Reise, in meinem Tagesziel "Vilcabamba" an. Für US$ 10.00 (in Ecuador wird übrigens der US$ als Zahlungsmittel verwendet) bekam ich im Hotel "Hidden Garden" wohl das schönste Zimmer, welches ich bis jetzt in Südamerika gehabt hatte. Das bequeme "Kingsize"-Bett musste dann nicht lange auf mich warten... ;-) (Bild 17: Kirche in Zumba in Ecuador)

Nachdem ich am Sonntagmorgen ausgeschlafen hatte, gab es erst einmal ein gutes Frühstück bei Sonnenschein im schönen Garten des Hotels. Danach erkundigte ich ein bisschen das Städtchen "Vilcabamba". Es ist bekannt für sein angenehmes, während des ganzen Jahres, guten Klimas. Die Gegend wird ausserdem auch "Tal der Hundertjährigen" genannt, weil die meisten Bewohner hier sehr alt werden. Den restlichen Tag verbrachte ich dann allerdings im Liegestuhl beim wunderschönen Swimming Pool des Hotels. (Bild 18: Hotel Hidden Garden in Vilcabamba)

Unterdessen sind meine drei Wochen "Peru" schon wieder vorbei. All zu unglücklich darüber bin allerdings nicht. Ich war von "Peru" eher ziemlich enttäuscht. Natürlich hat "Peru" betreffend historischen Stätten und z.T. sehr schönen Landschaften sowie tollen Trekking-Möglichkeiten viel zu bieten. Und "Machu Picchu" war sicherlich ein Highlight meiner Südamerika-Reise. Was mir an "Peru" aber einmal mehr nicht gefallen hat, sind die die Leute und der Entwicklungsgrad des Tourismus. Für meinen Geschmack sind in "Peru" viel zu viele Touristen unterwegs. Die Einheimischen haben sich schon viel zu stark an die Touristen gewöhnt, und halten nur noch die Hand auf, ohne einen entsprechenden Gegenwert liefern zu wollen... :-)

Ausserdem machen sich unterdessen auch die ersten Reiseabnützungserscheinungen bemerkbar. Als Tourist scheint man im Allgemeinen einfach Freiwild zu sein. Ich möchte dies einmal "Touri-Rassismus" nennen. Nur weil man ein bisschen anders aussieht als die Einheimischen, nehmen sich diese das Recht heraus, einem bei jeder Gelegenheit zu "belästigen". Anbei einige Bespiele:

  • Man läuft in einer Strasse und wird ohne Grund von einem Passanten gefragt, von wo man herkommt (harmlos). Nur so als Vergleich. Hat jemand von Euch schon einmal jemanden mit einem anderen Aussehen einfach so in den Strassen der Schweiz gefragt, von wo er herkommt? Wieso muss ich 20 Mal am Tag eine Antwort auf die Frage "De dondé eres?" geben. Naja, jeder will ja ein guter Botschafter seines Landes sein, und deshalb gibt man meisten freundlich Auskunft. Langsam habe ich aber ein bisschen die Nase voll, immer das gleiche zu erzählen. Ich erzähle jetzt, wenn ich mal wieder keine Lust auf die immer gleiche Konversation habe, dass ich aus "Israel" kommen würde. Die Backpacker-Touristen aus "Israel" haben v.a. in "Bolivien" und "Peru" einen derart schlechten Ruf, dass das Gespräch dann meistens schnell zu Ende ist... ;-)
  • Man läuft, eine gefüllte PET-Wasserflasche gut sichtbar in der Hand haltend, durch eine Strasse. Ein Wasserverkäufer kommt auf einem zu und frägt, ob man Wasser kaufen will (harmlos aber ziemlich überflüssig). Wieso kann ein Einheimischer nicht so weit denken, dass wenn man eine volle Wasserflasche in den Händen hält, man wahrscheinlich nicht noch einmal eine Wasserflasche kaufen will.
  • Man geht in eine Bar, und wird von einem sinnlos langweiligen Typen während einer halben Stunde mit irgend welchen Belanglosigkeiten vollgelabbert. Und dies nur, weil es für das Ansehen des Typen gut ist, wenn er lange mit einem Ausländer reden "darf". Man hat dann nur zwei Möglichkeiten. Entweder man wird unhöflich (nicht gut für die Botschafterfunktion, siehe oben), oder man wechselt die Bar.
  • Man steht an einer Kreuzung, und wartet, bis man diese überqueren kann. Es fahren am Stück sieben leere Taxis vorbei (es gibt unendlich viele Taxis in Südamerika!, und die Fussgänger haben natürlich kein Vortritt), und alle fragen durch Handzeichen oder durch "aus dem Fenster schreien", ob man ein Taxis braucht. Auch der Siebte hat noch das Gefühl, dass er auch noch fragen muss, denn es könnte ja sein, dass man ausgerechnet auf ihn gewartet hat (harmlos aber ziemlich überflüssig und nervig).
  • Man steigt aus einem Bus aus, und wird sofort von mind. fünf Taxifahrern umringt. Der schnellste frägt einem, ob man ein Taxi braucht. Gut hörbar für alle fünf sagt man: "Nein Danke. Ich laufe." Der erste Taxifahrer wendet sich dann zwar ab, aber der Zweite und der Dritte haben trotzdem auch noch das Gefühl, dass sie noch fragen müssten. Sie erhalten jeweils die gleiche Antwort. Wenn dann der Vierte auch noch fragt, und eine ziemliche unwirsche Antwort erhält, ob er denn kein Spanisch verstehen würde, wird man zuerst mit grossen Augen angeschaut, und dann mit einem "Hijo de Puta" für die unwirsche Antwort eingedeckt. Auch dies muss man sich die ganze Zeit gefallen lassen
  • Man läuft abends durchs Nachtleben und wird von einem Typen gefragt, ob man eine Nutte braucht. Den Typen nicht beachtend läuft man weiter, nur damit dieser dann in voller Lautstärke einem nachschreit, ob man denn lieber einen kleinen Jungen will. Ich weiss nicht genau, wie ich reagieren würde, wenn mich jemand in einer Schweizer Strasse derart beleidigen würde, aber ich denke, die Person hätte in irgend einer Form ein Problem.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der "Unannehmlichkeiten", welchen man als Tourist ausgesetzt ist. Wenn man mal ein paar Wochen oder ein bis zwei Monate irgendwo herumreist, stören einem solche Vorkommnisse nicht gross. Nach einem halben Jahr beginnt mir aber die Tatsache, dass man als Tourist Freiwild zu sein scheit, langsam ein wenig auf die Nerven zu gehen. Von "Asien" erwartete ich zwar nicht viel anderes, trotzdem habe ich die Hoffnung noch nicht ganz begraben, dass die Leute hoffentlich ein bisschen mehr Anstand haben als die Südamerikaner. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt... ;-)

Die coolsten und freundlichsten Leute habe ich bis jetzt in "Kolumbien" kennengelernt. Weil ich dort noch einmal ein bisschen Zeit verbringen will, bevor ich nach "Asien" weiterreise, musste ich ein paar Entscheidungen treffen. Erstens, in "Ecuador" werde ich nur zwei Wochen verbringen. Zweitens, ich verzichte auch auf einen Besuch der "Galapagos Inseln". Ein einwöchiger "Galapagos"-Aufenthalt auf einem halbwegs anständigen Boot kostet ca. US$ 1'500, was fast einem Zweimonats-Budget von mir entspricht. Ausserdem sind 70% der "Galapagos"-Touristen eh über 60 Jahre alt. Ich gehe lieber in Kolumbien auf einen einwöchigen Urwald-Trip. Dies werde ich mit 60 wahrscheinlich nicht mehr machen. Aber mit 60 kann ich immer noch die "Galapagos" besuchen. Drittens möchte ich den Süden von "Kolumbien" noch ein bisschen erkunden. Den hatte ich bei meinem ersten Aufenthalt in "Kolumbien" noch nicht kennengelernt. Und viertens, die Frauen in "Kolumbien" sind eh die schönsten in ganz "Südamerika"... ;-)