Montag, 19. Juni 2006

Wochenbericht 028 (12.06.06 bis 18.06.06)

Am Montagmorgen machte ich mich schon früh auf, um von "Vilcabamba" nach "Cuenca" zu fahren. Gemäss Reiseführer ist "Cuenca" die schönste Kolonialstadt von "Ecuador". Ich kam dort schon am frühen Nachmittag an. Da das Wetter wieder einmal bewölkt war, und man keine schönen Fotos machen konnte, verschob ich einen Stadtrundgang auf den nächsten Tag. Stattdessen musste ich auf einen längeren Suchrundgang gehen, um eine geeignete Wäscherei und einen funktionierden Bankautomaten zu finden. (Bild 1: Eingang zur Catedral Nuevo in Cuenca)

Am Dienstagmorgen war wieder herrliches Wetter. Ich stand sehr früh auf, und suchte mir zuerst einmal ein neues Zimmer, denn mit dem Preis-Leistungsverhältnis im "Hostal El Monasterio" war ich ziemlich unzufrieden. Ich wurde dann schon bald im "Hotel Milan" fündig. Danach war dann Sight-Seeing angesagt. Aber auch dies war dann schon nach zwei Stunden erledigt, denn um 11:00 stand ein wichtiger Termin auf dem Tagesprogramm: das WM-Spiel "Schweiz" gegen "Frankreich". In einem Restaurant-Bar-Betrieb schaute ich dem mehr oder weniger Fussballspiel der Franzosen und dem mehr oder weniger Handballspiel der Schweizer zu. Ich war der einzige der sich bei Bier und Erdnüssen für das Spiel interessierte. Alle übrigen war am Mittagessen, und schauten mich jeweils ein bisschen komisch an, wenn ein paar schweizerdeutsche Kraftwörter durch den Raum halten... ;-) Nach dem Spiel fühlte ich mich dann schon fast wie ein richtiger Südamerikaner: um 13:00 unter der Woche schon ziemlich besoffen... ;-) (Bild 2: Tagelöhner auf der Suche nach Arbeit auf dem Plaza San Francisco/ Bild 3: Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Markt von Cuenca)

Am Mittwoch machte ich mich schon in aller Herrgottsfrühe auf, um von "Cuenca" nach "Guayaquil", der grössten Stadt von "Ecuador", zu reisen. Die Fahrt nach "Guayaquil" führte durch den Natuonalpark "Cajas", welcher eine wunderschöne Bergseenlandschaft umfasst. In "Guayaquil" wechselte ich allerdings nur den Bus, um weiter an die Pazifikküste zu fahren. Mein Ziel hiess "Montañita", ein kleines Surfer-Paradies. Ich kam dort um 15:40 an, und "durfte" zwischen Tür und Angel einer Bar gerade wieder einmal miterleben, wie "Deutschland" in der Nachspielzeit gegen "Polen" das entscheidende Tor schoss. Ausser hohen Wellen hatte dieses sog. "Paradies" für mich allerdings nichts zu bieten, so dass ich mich gerade wieder aus dem Staub machte. Ich nahm den nächsten Bus, welcher weiter in den Norden entlang der Pazifikküste fuhr. Der Bus fuhr bis "Puerto López". Mein Plan war, irgendwo auf dem Weg nach "Puerto López" bei einem schönen Strand auszusteigen. Naja, ich stieg dann halt in "Puerto López", einem Fischerdorf, aus... :-( Ich quartierte mich in einem kleinen Bambus-Hüttchen im "Hostal Sol Inn" ein. (Bild 4: Nationalpark Cajas / Bild 5: Surfer-Paradies Montañita)

Am Donnerstagmorgen wurde ich um 08:08 von einem riesigen Geschrei, welches durch das ganze Dorf ging, geweckt. "Ecuador" hatte gegen "Costa Rica" das erste Tor geschossen. Ich ging in die Strasse hinaus. Aber es war kein Schwein zu sehen. Man hörte nur aus jedem Haus die Stimme des Fernseh-Fussball-Moderators. Ich ging in Richtung Strand. An frühstücken war leider nicht zu denken, denn es war ja niemand am arbeiten. Die einzige Ausnahme waren die Fischer, welche mit ihren Fängen um diese Zeit zurückkehrten. Ich schaute ihnen ein bisschen zu, wie sie Hammerhaie, Schwertwale, Barracudas, riesige Rochen und sonstiges Meeresgetier am Strand auseinander säbelten. Danach lud mich der Strand ein, wieder einmal ein wenig joggen zu gehen, was ich dann auch für 5/4-Stunden tat. Als ich wieder zurück war, hatte "Ecuador" 3:0 gewonnen, und in den Strassen lagen schon die ersten Alkoholleichen. (Bild 6: Hübscher Fan von Ecuador in den Strassen von Puerto López / Bild 7: Fischer in Puerto López beim Ausnehmen eines Schwertwales)

Den Rest des Tages verbrachte ich wieder einmal mit dem süssen Nichtstun. In einer Hängematte des Hotels las ich die aktuelle Juni-Ausgabe des deutschen Lifestyle-Magazines "Cosmopolitan", welche ich per Zufall im Hotel herumliegen sah. Schon krass, was uns in der Schweiz bzw. in Europa so beschäftigt... Zum Nachtessen gab es wieder einmal eine sensationelle, selbstgekochte Mahlzeit. Dieses Mal ohne Nebenwirkungen... ;-) (Bild 8: Toni-Joghurt in Ecuador?!)

Freitagmorgen machte ich mich schon wieder früh auf den Weg zurück in die Berge. Ich wollte nach "Latacunga" reisen. Die Reise führt über "Jipijapa", "Puertoviejo" und "Quevedo". Leider kam ich langsamer vorwärts, als ich erwartet hatte. Ich musste meine Pläne deshalb umstellen. Anstelle nach "Latacunga" zu fahren, entschied ich mich, die Nacht in "Zumbahua" zu verbringen. Dies war sowieso schlauer, denn ich hätte am nächsten Tag eh in dieses Dörfchen zurückkehren müssen, um die "Laguna Quilotoa" zu besichtigen. (Bild 9: Fahrt nach Zumbahua; es ist wie mit dem Taschentuch im Koffer, es hat immer noch ein Passagier mehr im Bus Platz, obwohl der Bus schon zum Bersten voll ist)

Die Fahrt von "Quevedo" nach "Zumbahua" (3'500 M.ü.M.), ein kleines Dörfchen in den Anden mit einem bekannten Samstagmarkt, war, sobald wir die Wolkendecke durchbrochen hatten, atemberaubend. Die Sonne, welche langsam im Wolkenmeer versank, produzierte ein herrliches Farbspiel. Um 19:30 kam ich dann in "Zumbahua" an. Allerdings fuhr der Bus nicht bis ins Dorf selber, sondern warf mich ca. 15 Gehminuten vom Dorfzentrum entfernt auf der Hauptstrasse, welche nicht durchs Dorf führte, raus. Ich musste in den Tiefen meines Rucksackes dann erst einmal meine Taschenlampe suchen, um mir in der Dunkelheit den Weg ins Zentrum zu erhellen. (Bild 10: Fahrt nach Zumbahua, Sonnenuntergang über den Wolken)

Als ich im Zentrum des Dorfes ankam, war ich ein wenig überrascht ein aufgestelltes Zirkuszelt vorzufinden. Was mich aber noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass in einem Käfig vor dem Zirkuszelt ein afrikanischer Löwe lag. Direkt am Käfig standen unzählige Kinder, welche - sich mit den Händen am Gitter haltend und die Nase soweit als möglich ins Käfig streckend - den Löwen bestaunten. Ich fand dann bald einmal ein Hotel ("Hostal Condor Matzi"), welches mir zumindest von aussen gefiel. Leider wollte niemand die Tür öffnen. Da die Türe nicht verschlossen war, trat ich trotzdem ein. Aber auch drinnen traf ich auf niemanden, der im Hotel arbeitete. Da mir das Hotel gefiel, und ich keine Lust hatte, weiter zu suchen, nahm ich mir an der Rezeption einen Schlüssel und im Innenhof ein Badetuch von der Wäscheleine und bezog mein neues Zimmer... ;-) Naja, die Hausherrin war am nächsten Morgen dann ein wenig überrascht, dass sie einen neuen Gast hatte. Sie nahm es aber ziemlich gelassen. (Bild 11: Samstagmarkt in Zumbahua)

Auf jeden Fall entschied ich mich an diesem Freitagabend die Zirkus-Vorstellung im "Circo Gaby" zu besuchen, denn ansonsten gab es in diesem Kaff wirklich überhaupt nichts anderes zu tun. Für US$ 1.50 war man dabei. Allerdings war die Vorstellung wirklich auch nicht mehr wert gewesen... ;-) Das beste war die Löwennummer. Der Käfig mit dem Löwen wurde in die Manege geführt. Sicherheitsvorkehrungen gab es natürlich keine. Ich weiss nicht, was die mit diesem armen, wahrscheinlich halb blinden, Löwen gemacht haben. Aber als das Käfigtor geöffnet wurde, legte sich der Löwe blitzartig nieder, und bewegte sich fortan keinen Zentimeter mehr. Die Dompteur-Nummer bestand dann darin, dass einer in den Käfig stieg, sich auf den Löwen setzte, die Arme triumphierend in die Höhe streckte, und anschliessend das Käfig wieder verliess. Das war's dann auch schon... ;-) (Bild 12: Einheimische vor dem Zirkuszelt Circo Gaby in Zumbahua / Bild 13: Halbblinder Löwe des Circo Gaby)

(Video: Messerwerfer im Zirkus "Circo Gaby" in Zumbahua)

Am Samstagmorgen stand ich wieder früh auf, um dem Wochenmarkt von "Zumbahua", welcher direkt vor dem Hotel stattfand, zu besichtigen. Später machte ich mich dann auf, um der "Laguna Quilotoa" (ein blau-grüner See in einem Vulkankrater) einen Besuch abzustatten. Die Fahrt durch die umliegende Berglandschaft war wieder einmal sensationell. (Bild 14: Andy bei der Laguna Quilotoa)

(Bild 15: Panoramabild von der Laguna Quilotoa)

Da ich an einem Samstagabend wieder einmal ein anständiges Nachtleben erleben wollte, hatte ich mich entschieden, noch am gleichen Tag nach "Quito" zu fahren, anstelle den Samstagabend in der Provinzstadt "Latacunga" zu verbringen. Um 18:30 hatte ich mich im "Casa Helbling" in "Quito" einquartiert. Vom Nachtleben in "Quito" wurde ich dann wirklich nicht enttäuscht.

Nach einer anstrengenden und intensiven Woche war am Sonntag dann wieder einmal ein Gang zurückschalten angesagt. Aber ein Stadtrundgang durch das historische Zentrum von "Quito" stand dann trotzdem noch auf dem Programm. Ich besuchte unter anderem auch die "Basilica" von "Quito". Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahr 1926 begonnen. Sie ist allerdings noch heute nicht fertig gestellt. Von den Türmen dieser Kirche hat man einen herrlichen Überblick über die Stadt. Allerdings ist die Kirche in einem derart schlechten Zustand, dass man in der "Schweiz" nicht einmal Bauarbeiter ohne entsprechende Sicherheitsausrüstung hier herumklettern lassen würde. Aber in "Ecuador" können sogar die Touristen bis zu den Turmspitzen heraufklettern. Ausserdem ganz lustig war die Tatsache, dass in einem der Türme ein stilvolles Restaurant eingerichtet wurde, von welchem man einen schönen Ausblick über die Stadt hat. Wer war schon einmal in einem Kirchturm in einem Restaurant...? (Bild 16: Iglesia de la Merced in Quito / Bild 17: Aussicht von der Basilica auf die Altstadt von Quito und den Hügel El Panecillo mit der Statue La Virgin de Quito)