Montag, 3. Juli 2006

Wochenbericht 030 (26.06.06 bis 02.07.06)

Auch an diesem Montagmorgen ging es schon wieder ultrafrüh los. Um 06:00 fuhr mein Bus von "Popayán" nach "San Agustín". Die Fahrt führte durch ein Gebiet, welches z.T. immer noch von den kolumbianischen Guerillas (FARC, ELN) kontrolliert wird. Meine Sitznachbarin fragte mich, ob ich meine Wertsachen für den Fall eines Überfalles gut versteckt hätte, und zeigte mir ihr Versteck im Futter ihres "Beauty Case". Naja, Probleme dieser Art gab es auf dieser Reise nicht. Allerdings war die Strasse, bzw. besser gesagt der Schotterweg, etwas vom Übelsten, was ich bis jetzt betreffend schlechten Strassen erlebt hatte. Ich wurde sieben Stunden lang ziemlich kräftig durchgeschüttelt. Dafür war aber die ganz langsam vorbeiziehende Nebelwald-Berglandschaft sehr schön zu betrachten. (Bild 1: Der Schüttelbus nach San Agustín)

Um 13:00 kam ich in "San Agustín" an. Ich hatte noch genau eine Stunde, bis der WM-Match "Schweiz" gegen "Ukraine" beginnen würde. Vor einem halben Jahr hatte ich die Empfehlung erhalten, dass ich in "San Agustín" die Finca "El Maco", welche dem Schweizer René Sutter gehört, besuchen sollte. Die Finca liegt etwa 25 Minuten Fussmarsch ausserhalb von "San Agustín". In der Annahme, dass es auf der Finca sicherlich einen Fernseher geben würde, marschierte ich los. Als ich dort ankam, erfuhr ich von einer Finca-Angestellten, dass René zu Freunden gegangen war, um das Fussballspiel zu schauen, da er selber keinen Fernseher hatte. Freundlicherweise rief dann die Finca-Mitarbeiterin René bei seinem Freunden an. Ich wurde dann von René eingeladen, doch dass Spiel zusammen mit ihnen anschauen zu kommen. Ich sollte "nur" sein Feld, dann einen Bach, anschliessend noch einmal ein Feld und eine Kaffee-Plantage durch- bzw. überqueren, und mich anschliessend links halten, dann würde ich das Haus seiner Freunde schon finden. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte ich dann ein bisschen mehr Mühe, das Haus zu finden, aber mit zehnminütiger Verspätung auf den Anpfiff fand ich es dann doch noch. Seine Freunde waren ein bunt zusammengemischter Haufen aus Kolumbien, Italien, Deutschland und Basel. Bei einigen kühlen "Costeñas" mussten wir uns dann die leider ein wenig erbärmlichen Penalty-Schüsschen der Schweizer anschauen... :-( (Bild 2: WM-Fussballspiel "Schweiz" gegen "Ukraine" in San Agustín / Bild 3: Drei enttäuschte Schweizer nach dem verlorenen Spiel)

Für den Dienstag hatte ich mich für einen Reitausflug zu den einzelnen Fundstätten von prä-kolumbianischen Statuen der "San Agustín-Kultur" in der näheren Umgebung von "San Agustín" entschieden. Mit von der Partie waren ausserdem noch eine junge Touristin aus "Bogotá", ein Amerikaner und eine Französin, welche alle ebenfalls auf der gleichen Finca wohnten. Pacho, unser Führer wies mir den Schimmel "Palomo" zu, was übersetzt "Der Taube" bedeutet. Ich habe keine Ahnung, ob der Schimmel wirklich taub war, aber auf meine Stösse in die Flanken hat er jeweils immer schön brav reagiert, und ist flott mit mir dahin galoppiert... ;-) (Bild 4: Palomo, der Taube!?)

Die einzelnen Fundstellen von Statuen waren nicht so berauschend, da jeweils nur sehr wenige Statuen unter einem Dach zu besichtigen waren. Bei der Fundstelle "La Chaquira" traffen wir dann wieder auf den Basler Philipp, welcher sich erst vor kurzer Zeit eine Finca mit Land rund um die Fundstelle "La Chaquira" gekauft hatte. Dort bekamen wir dann einen argentinischen "Maté" und kauten frischen "Caña (Zuckerrohr)". Am späteren Nachmittag besichtigte ich dann noch den "Parque Arqueoloógico", wo unzählige Statuen in einem grossräumigen Nebelwaldgebiet aufgestellt war. Das war sehr interessant. (Bild 5: Philipp, der Basler im FCB-T-Shirt, vor der Hütte seiner Finca, welche er fünf Tage zuvor neu bezogen hatte)

Den Abend verbrachte ich im Städtchen. Als ich zurück zur Finca laufen wollte, regnete es in Strömen. Ich kam dann in der Finca tropfnass an. Da mein grosses Gepäck in "Popayán" war, bedeutete dies, dass ich am nächsten Morgen die zehnstündige Reise nach "Calí" in nassen Kleider antreten durfte. Auf der Finca war ich in einer Tipi-ähnlichen Hütte mit dem Amerikaner und der Französin untergebracht worden. Das Tipi hatte in der Mitte eine offene Feuerstelle. Die Französin wollte dort schon am Vorabend ein Feuer machen. Der Amerikaner und ich waren allerdings gegen ein Feuer, weil ansonsten unsere Kleider und sonstige Ausrüstung nach Rauch gestunken hätte. Der Mehrheitsentscheid war damit klar. Als ich tropfnass und relativ schlecht gelaunt ins Tipi zurück kam, sass die Französin alleine im Tipi vor einem Feuer. Die feucht, kühle Luft liess den Rauch fast nicht durch das Loch in der Dachspitze entweichen. Vor lauter Rauch sah ich vom Eingang her nicht einmal mehr mein Bett. Dies hatte mir gerade noch gefehlt. Stinksauer packte die Wasserflasche der Französin, welche neben ihrem Bett stand, und schüttete sie über das Feuer. Ausser "trou du cul" hatte sie dann nichts mehr zu sagen, bevor sie sich schmollend in ihre Decke wickelte, und sich schlafen legte. Naja, soviel zu nervenden JUNGEN, und der nicht zum ersten Mal auf dieser Reise beobachteten Tatsache, dass (reisende) Franzosen teilweise mit Mehrheitsentscheiden ziemliche Mühe zu haben scheinen. (Bild 6: Statue bei der Fundstätte La Pelota / Bild 7: Andy und eine Statue im Parque Arqueoloógico von San Agustín)

Auch am Mittwoch ging die Reise schon wieder früh weiter. Um 05:15 machte ich mich auf den Weg, um ins Städtchen zu laufen, denn mein Bus fuhr schon um 06:00. Wir waren noch keine 45 Minuten gefahren, als wir nicht mehr weiter kamen. Wegen dem starken Regen in der Nacht war vor uns ein Viehtransporter mit dem linken, hinteren Rad im Schlamm stecken geblieben. Ca. 20 Männer standen in ihren Ponchos diskutierend um den stecken gebliebenen Transporter. Aber keiner machte die Anstalt irgend etwas zu unternehmen. Etwa eine Viertelstunde später kam ein Lastwagen in die entgegengesetzte Richtung, also talwärts, gefahren. Der Fahrer des steckengebliebenen Transporters hatte dann die glorreiche Idee, dass man eine Holzlatte zwischen die zwei Vorderachsen der beiden Fahrzeuge spannen sollte, und dass so der talwärts fahrende Lastwagen den Viehstransporter rückwärts aus dem Schlammloch stossen könnte. Die Latte war ca. acht auf acht Zentimeter dick und furztrocken. Ich sagte den Leuten, dass dies doch nicht funktionieren würde, und dass sie sich lieber in Sicherheit bringen sollten, damit sie nicht von herumfliegenden Holzsplittern verletzt wurden. Naja, ich wurde zuerst einmal kräftig ausgelacht, und anschliessend mit "besserwissender Gringo" eingedeckt. Wie auch immer, der talwärtsfahrende Lastwagenfahrer gab einmal kurz Gas, und die Holzlatte war in fünf Teile zerbrochen. Mit viel Glück konnte er gerade noch knapp verhindern, dass er mit dem steckengebliebenen Transporter frontal zusammenstiess. Danach standen die Männer wieder ratlos zusammen, und keiner unternahm etwas. Unterdessen hatten sich auf beiden Seiten zahllose Fahrzeuge angestaut. Da ich keine Lust hatte, hier stundenlang stecken zu bleiben, ergriff ich selber die Initiative. Ich klapperte die wartenden Lastwagen ab, und fragte ob einer ein Abschleppseil oder eine Kette dabei hatte. Beim fünften Lastwagen wurde ich dann fündig. Der Lastwagenfahrer hatte eine Abschleppkette dabei. Aber anstatt selber auf die Idee zu kommen, dass seine Kette evtl. nützlich gewesen wäre, war er die ganze Zeit gelangweilt, der Dinge abwartetend, in seinem Lastwagen gesessen. Nach zehn Minuten war dann mit Hilfe der Kette der steckengebliebene Viehtransporter mit den nervösen Kühen auf der Ladefläche aus dem Schlamm gezogen, und alle konnten ihre Fahrt wieder fortsetzen. Abgesehen davon, dass wir noch an einem frischen Erdrutsch, welcher knapp neben der Strasse zum Stillstand gekommen war, und einem abgerutschten und auf die Seite gekippten Lastwagen vorbeikamen, verlief die restliche Fahrt problemlos. Ich kam dann allerdings in "Calí" erst um 17:00 an. (Bild 8: Der eingesunkene Viehtransporter und die herumstehenden Kolumbianer / Bild 9: Ein Holzlättchen, um einen ca. 25 Tonnen schweren Lastwagen aus einem Schlammloch zu stossen)

"First Mission accomplished! Yeah.... :-)"

Da ich ja in "Calí" meine Südamerika-Rundreise gestartet hatte, war damit das erste Ziele meiner Weltreise erreicht. Die Rückkehr nach "Calí" war super. Schönes, heisses Wetter, wunderschöne Frauen und absolut kein Bedürfnis, irgend etwas anschauen zu gehen. Super war auch, dass ich mich nicht neu orientieren brauchte. Ich wusste wo das Hostal, die Bäckerei, die Wäscherei, die Bank, die guten Bars und die schönen "Caleñas (Frauen von Calí)", etc. waren... ;-) (Bild 10: Caleñas auf der Ausgehmeile "La Avenida Sexta" von Calí)

Über den Rest der Woche gibt es deshalb auch nicht all zu viel zu erzählen. Ich genoss das Ausschlafen, das Nichtstun, die WM-Viertelfinale und das Nachtleben von "Calí"... ;-) Am Sonntag reiste ich dann allerdings wieder weiter, und zwar nach "Santa Marta", wo dann am Montag mein sechstägiger Dschungel-Trip zur "Ciudad Perdida" starten sollte. War herrlich wieder an die "Karibik" zurück zu kommen. Allerdings war auch gerade Ferienzeit, und in "Santa Marta" war die Höhle los. Ich musste dann bei brütender Hitze längere Zeit herumstiefeln, bis ich ein Zimmer gefunden hatte. Im Hotel erfuhr ich dann auch, dass ich meinen Dschungel-Trip am Montag nicht starten konnte, weil es nicht genug Anmeldungen gegeben hatte. Ich sollte erst am Dienstag starten können.

In "Santa Marta" wurde an diesem Wochenende das Meeresfest ("Fiesta del Mar") gefeiert. Ich war ja schon über Silvester und an meinem Geburtstag in "Santa Marta" gewesen, und dies war ebenfalls die einheimische Ferienzeit gewesen. Aber im Vergleich zu der jetzigen Ferienzeit, hatte es zur Silvesterzeit eigentlich gar keine Leute in "Santa Marta" gehabt. Der "Malecón", der Strand und das Meer selber war mit Menschenmassen nur so gepackt. Unglaublich. Ausserdem hatte sich in den sechs Monaten in der Bucht von Santa Marta auch einiges zum Negativen verändert. Plötzlich stand in der Bucht ein hässlicher Ölbohrturm. (Bild 11: Voller Strand in Santa Marta beim Meeresfest "Fiesta del Mar")

In "Santa Marta" hatte ich bei meinem ersten Besuch ja auch eine nette "Dame", Tatiana, kennengelernt. Eigentlich wollte ich mich mit ihr wieder treffen, aber ihre Handy-Nummer funktionierte nicht mehr, so dass ich mich nicht mit ihr verabreden konnte. Als ich abends in die Disco "La Puerta" ging, schaute ich der zweiten hübschen Dame, welche mir über den Weg lief, tief in die Augen, nur um zu realisieren, dass Tatiana vor mir stand. Es gibt schon Zufälle... ;-)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Frage: Gehört dieser Hut nun Andy oder Tatjana?

Dein Fröglifix


Anonym hat gesagt…

Was für ein schicksalhafter Zufall. Es wäre wirklich schade, wenn aus Dir und Tatiana nichts werden würde...