Mittwoch, 16. August 2006

Bericht 035 (07.07.06 bis 10.08.06)

Der Link zum aktuellen Foto-Set: Isan (Part I) - Von Bangkok nach Nakhon Phanom

Im letzten Bericht hatte ich noch angekündigt, dass ich für die Zeit nach "Bangkok" schon grosse Pläne gemacht hätte. Naja, die etwas bescheidenen Pläne lautete wie folgt: "Isan" kennen lernen, wobei die erste Station in "Nakhon Ratchasima (Korat)" liegen sollte. Das Zugticket von "Bangkok" nach "Korat" hatte ich mir schon am Vortag (Sonntag) gekauft. Mehr wusste ich für die nächsten zehn Tage noch nicht, aber das war ja schon einmal ein Anfang.... ;-)

Ich hatte ja ebenfalls im "Bericht 032" erwähnt, dass ich während meiner Zeit in der "Schweiz" meine Ausrüstung ein wenig umgestellt hatte. Nebst dem, dass ich zahlreiche Dinge, welche ich während meiner Südamerikareise nie bzw. sehr selten gebraucht hatte, zu Hause liess, kaufte ich mir auch zahlreiche neue Dinge. So habe ich nun ein ultraleichtes Einmannzelt, eine verkürzte Iso-Matte, ein kleines Kochgeschirr und einen ultraleichten 35-Liter Trekking-Rucksack dabei. Damit diese Dinge auch Platz haben, musste ich ausserdem auch meinen grossen, langsam auseinander fallenden Tatonka-Kofferrucksack durch einen 80-Liter BACH-Kofferrucksack ersetzen. Mein Tagesrucksack musste einer Umhängetasche von "The North Face" Platz machen. Dies tönt, als würde ich jetzt mit einigen Kilos mehr auf dem Buckel durch die Weltgeschichte bummeln. Dem ist aber bei weitem nicht so. Nicht einmal ein Kilogramm mehr als mit meiner alten Ausrüstung bringt mein Zeugs jetzt auf die Waage.

Der eine oder andere mag sich jetzt fragen, wieso ich diese Änderungen vorgenommen habe. Das Hauptproblem, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln und einem grossen, schweren Rucksack herumreist, ist auf der einen Seite logischerweise der Rucksack selber... :-) Auf der anderen Seite kann der Rucksack aber auch nicht klein sein, wenn man für eine lange Zeit unterwegs ist. Schliesslich kann man sich z.B. nicht bei jeder Klimazonenveränderung wieder neue, passende Kleider kaufen, und ausserdem will man ja nicht monatelang nur in abgefuckten Trekking-Kleidern herumlaufen, sondern möchte auch einmal halbwegs zivilisiert in den Ausgang gehen können. Soviel zum Umfang des mitgeführten Gepäckes. Was ist aber nun das Problem mit einem grossen Gepäck? Richtig, das Gewicht. Kommt man an irgend einem Zielort an, stellt man sich immer zuerst die gleiche Frage: "Wo deponiere ich mein Gepäck?" Meistens ist dies natürlich in einem Hotelzimmer. Aber hat man einmal irgendwo eingeckeckt, dann ist man an diesen Ort gebunden, denn zumindest der Preis für eine Nacht ist dann "verloren". Vielleicht gefällt es einem aber an diesem Ort gar nicht so sonderlich, und man würde lieber wieder weiterziehen. Da aber das Gepäck einfach zu gross war, hat man sich nicht zuerst umschauen können, sondern ist direkt zum einem, oder im schlimmeren Fall zu mehreren Hotels gelaufen. Alles wäre viel unkomplizierter, wenn man einen Rucksack mit den wichtigsten Sachen dabei hat, welcher weniger als zehn 10 Kilogramm wiegt. Damit kommt man überall hin, und könnte ihn zum Notfall auch einmal für ein paar Tage auf einer Trekking-Tour tragen.

Das Problem habe ich nun so gelöst, dass ich in meinem grossen Rucksack alles notwendige dabei habe, inkl. den oben erwähnten 35-Liter-Trekking-Rucksack, mit welchem ich Ausflüge von wenigen Tagen bis wenigen Wochen machen kann.

Für meinen Ausflug in die thailändische Region "Isan" hatte ich nun in meinen Trekking-Rucksack das Nötigste eingepackt. Den Rest meiner Ausrüstung deponierte ich in einem Hotel in Bangkok. Um 10:05 sollte mein Zug vom Bahnhof "Hua Lampong" in "Bangkok" nach "Nakhon Ratchasima" (auch "Korat" genannt) fahren. Nachdem ich fast acht Monate durch Südamerika gereist war, war ich dann schon ein bisschen überrascht, als der Zug schon um 10:03 losfuhr... ;-) Wenn der Busfahrer sagt, das es in zehn Minuten losgehen würde, dann geht es auch in zehn Minuten los, und deine Verabredung ist schon fünf Minuten vor der verabredeten Zeit am Verabredungspunkt, und offensichtlich fahren die Züge sogar ein bisschen zu früh los... Ich liebe Thailand... ;-)

Als ich dann nach 14:00 in "Korat" ankam, konnte ich schon das erste Mal von meinem leichten Gepäck profitieren. Während sich ein Backpacker-Pärchen mit ihren riesigen Rucksäcken zuerst einmal in ein Tuktuk schwingen mussten, um wahrscheinlich ein Hotelzimmer suchen zu gehen, konnte ich mein Rucksäcklein schultern und in Richtung Zentrum losmarschieren. Naja, "Korat" hatte nicht gerade all zu viel zu bieten. Ausser einem Schrein der städtischen Schutzpatronin ("Thao Suranari"), ein paar alten Stadttoren und zwei schönen Wats, gab es nicht viel zu besichtigen. Zufälligerweise lief ich in der Stadt an einem Handy-Shop vorbei. Da in "Thailand" ein Handy ja fast schon "lebensnotwendig" zu sein scheint, und ich eigentlich gar nicht wissen wollte, welche Kosten auf meiner Schweizer SIM-Karte unterdessen angelaufen waren, entschied ich mich kurzum, eine thailändische Prepaid-Karte zu kaufen. Dies war allerdings gar nicht so einfach, denn der Verkäufer sprach kein Wort Englisch. Am Schluss hatte er vier Frauen in den Laden geholt, von welchen wahrscheinlich jede etwa fünf unterschiedliche, englische Wörter konnte, so dass am Schluss alle, sich gegenseitig ergänzend, auf mich einredeten, und mir versuchten die unterschiedlichen Angebote zu erklären. Was ich dann am Schluss gekauft habe, weiss ich heute noch nicht, aber ich bin jetzt stolzer Besitzer einer funktionierenden, thailändischen SIM-Karte (+6654958224)... :-)

Nachdem ich dann noch bei einem Schmuckladen von den sechs Verkäuferinnen fast "genötigt" wurde, von jeder einzeln ein Foto zu schiessen, entschied ich mich, ein Städtchen weiter zu fahren. Ich wollte nach "Phimai" fahren, da es dort die Ruinen eines Khmer-Heiligtum, das "Prasat Phimai", zu besichtigen gab. Das war dann allerdings gar nicht so einfach, denn ich konnte einfach niemanden finden, der mir auf Englisch sagen konnte, zu welchem der drei auf meiner Karte eingezeichneten Bus-Terminals ich gehen musste, um einen Bus nach "Phimai" zu besteigen zu können. Naja, irgendwann klappte es dann doch noch, und schon nach 45 Minuten war ich an meinem Zielort.

Der Bus lud mich direkt neben dem Markt im Zentrum ab. Als ich ausstieg, und meinen Blick über den Markt gleiten liess, wollte ich meinen Augen fast nicht trauen. Etwa 70% der Leute waren mit gelben T-Shirts, Hemden, Sweaters o.ä. bekleidet. Ich war dann schon versucht, das Städtchen in "Gelb-Hemd-Stadt" umzubenennen. Um es schon vorweg zu nehmen. Es war nicht die letzte Stadt, in welcher ich dieses Phänomen beobachten konnte. Die Farbe "gelb" ist die Farbe des Königs. Und da der König wenige Wochen zuvor das 60-jährige Jubiläum der Thronbesteigung gefeiert hatte (der am längsten regierende Monarch der Welt), waren die vielen gelben Fahnen mit dem königlichen Wappen entlang der Strassen und die gelben T-Shirts immer noch die Nachwehen der Feierlichkeiten. Die Thailänder und ihr Verhältnis zum König bzw. zum Königshaus ist ein ganz spezielles. Die Thailänder verehren ihren König abgöttisch. Möchte man sich in Thailand Feinde schaffen, muss man sich nur abschätzig über den König äussern. Obwohl Thailand eine kostitutionelle Monarchie ist, und der König, "Bhumibol Adulyadej", keine politische Macht besitzt, hat er es durch Weisheit und durch die Fürsorge vor allem für die armen Thailänder verstanden, sich einen extrem starken Rückhalt in der Bevölkerung zu verschaffen. So genügte es z.B. in den 70er-Jahren, dass der König nach Studentenunruhen den verantwortlich Ministerpräsidenten öffentlich zum Rücktritt aufforderte, worauf dieser fluchtartig das Land verliess. Ach, und übrigens. Der König hatte an der ETH in Lausanne studiert.

Zurück zu "Phimai". Auf der Suche nach einem Zimmer fragte ich einen Halbstarken, ob er wüsste, wo ich eines finden könnte. Er meinte dann, dass er ein günstiges kennen würde, und dass er mich sogar mit seinem Motorrad hinfahren würde. Nach fünf Minuten, als wir das Städtchen schon lange wieder verlassen hatten, stand ich dann vor einem Resort Hotel, welches mehr nach Ein-Wochen-Budget-Zimmer als nach Fünf-Franken-Zimmer aussah. Netterweise fuhr er mich dann wieder zurück, wo ich dann die Strassen rauf und runter lief, bis ich endlich ein Hotel fand, welches auch mit der romanischen Buchstabenfolge "Hotel" angeschrieben war... ;-) Ich war unterdessen immer weiter vom normalen Touristenpfad abgewichen, und deshalb war es nicht mehr selbstverständlich, dass die Dinge auch auf Englisch angeschrieben waren.

Die Gegend, welche ich in den nächsten zehn Tagen erkunden wollte, heisst "Isan". Es ist der nordöstliche Teil von Thailand, welcher aus dem Korat-Plateau (ca. 200 M.ü.M.) und dem Mekong-Becken besteht. Der "Mekong" (sprich: Mächong) bildet über eine weite Strecke die natürliche Grenze zwischen "Thailand" und "Laos". Der Boden v.a. auf der Korat-Ebene ist nicht sonderlich fruchtbar, weshalb der "Isan" zu der am wenigsten entwickelten und ärmsten Gegend von "Thailand" gehört. Auch betreffend touristischen Attraktionen hat der "Isan" nicht wahnsinnig viel zu bieten. Aber diese Tatsache (wenig Touristen) machte mir die Gegend um so attraktiver... ;-) Die Armut der Leute zwingt viele dazu, während der Woche einem Verdienst in der Haptstadt "Bangkok" nachzugehen, oder die Töchter in eines der thailändischen Sex-Zentren zu senden, um das Überleben der Familie zu sichern. Obwohl der "Isan" zu dden ärmsten Gebieten von "Thailand" gehört, ist ein relativ gutes Strassennetzwerk vorhanden. Dies hat die Gegend dem "Vietnam-Krieg" zu verdanken. Mit Hilfe amerikanischer Gelder wurden die Strassen dazumals ausgebaut, damit die Amerikaner den Nachschub zu den verschiedenen amerikanischen Luftwaffenstützpunkte, welche in verschiedenen "Isan"-Städten eingerichtet wurden, garantieren konnten. Der "Isan" ist auch bekannt für seine feurigen Speissen. Der bekannte "Papaya-Salat" stammt z.B. aus dieser Region. Ich liebe ja scharfes Essen über alles. Und hier bekommt man auch wirklich etwas für sein Geld. Da brennt es einem dann zweimal. Einmal beim essen selber, und einmal am nächsten Tag, dann allerdings irgendwo anders... ;-) Aber ich gehe hier lieber nicht all zu tief in die Details... ;-)

Am Dienstag besichtigte ich dann am Morgen die Ruinen des "Prasat Phimai", bevor ich dann weiter nach "Roi Et" fuhr. Dieses Städtchen ist für seinen grossen, künstlichen, im Zentrum der Stadt liegenden See und eine der grössten, stehenden Buddha-Statuen der Welt bekannt.

Am Mittwoch ging dann die Reise schon wieder weiter nach "Nakhom Phanom", einer kleinen Stadt am "Mekong", welche auch als Grenzübertritt nach "Laos" verwendet werden kann. Ausser der Sicht auf die bizarren Bergformationen auf der laoistischen Seite hat "Nakhom Phanom" nicht viel zu bieten. Für mich war es allerdings der Startpunkt des zweiten Teil meiner "Isan"-Reise. Während einer Busfahrt hatte ich mir den Kopf gesetzt, dass ich doch mit einem Fahrrad von "Nakhom Phanom" nach "Nong Khai" alles entlang des "Mekong" fahren könnte. Ausser dass auf meiner Guidebook-Karte auf dieser Strecke eine einzige Stadt eingezeichnet war, hatte ich keine weiteren Infos darüber. Gesagt, getan. Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt machte ich mich auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Die Frau von der Rezeption konnte ein paar Wort Englisch, und sagte mir, dass sie mich nach ihrem Feierabend mit dem Motorrad zu einem Fahrradhändler bringen würde. Leider hatte der dann nur neue Fahrräder, und die waren mir zu teuer. Die Frau fuhr mich dann zum nächsten Händler, welcher zwar gebrauchte Fahrräder hatte, mir aber keines verkaufen konnte, weil sie reserviert waren. Die nette Dame wusste dann auch nicht mehr weiter, und ging dann in ihren wohlverdienten Feierabend. Während ich so durch die Strassen schlenderte, kam mir in den Sinn, dass ich bei der Ankunft am Bus-Terminal einen Motorrad-Shop gesehen hatte. Vielleicht konnten die mir ja weiterhelfen. Die Sonne war unterdessen schon am untergehen, und die meisten Shops hatten ihre Rollläden schon heruntergezogen. Weil die Rollläden alle praktisch gleich aussahen, konnte ich den Shop leider nicht wieder erkennen. Leicht frustriert ging ich dann halt zum Bus-Terminal, um zu fragen, wann am nächsten Tag die Busse fahren würden. Ich wollte dann anschliessend zum Hotel zurücklaufen, als ich per Zufall durch den einzigen noch nicht geschlossenen Rollladen den Motorrad-Shop wieder erkannte. Die Besitzerin konnte sogar ein bisschen Englisch und verkaufte auch gebrauchte Fahrräder. Allerdings wollte sie für ein gebrauchtes Fahrrad fast so viel, wie der erste Händler für ein neues Fahrrad verlangte, weil es anscheinend importierte, japanische Qualitätsfahrräder waren. Ich sagte dankend ab. Ich wollte mich schon wieder auf den Weg machen, als sie mir anbot, mich mit ihrem Wagen noch zu einem Händler zu fahren. Als wir am Zielort angekommen waren, stand ich wieder vor der Tür des ersten Fahrradhändler. Ich sagte der Frau, dass ich hier schon gefragt hätte. Sie wollte davon allerdings nichts wissen, ging hinein, und kam nach zwei Minuten wieder heraus. Plötzlich hatte das Schlitzohr auch gebrauchte Fahrräder. Er zeigte mir ein altes, angerostetes Mountain Bike, für welches er 600 Baht (ca. CHF 19) haben wollte. Das war genau der Preis, den ich mir vorgestellt hatte. Ich handelte mit ihn noch aus, das er die Bremsen und die Gangschaltung richtig einstellen, die Kette ölen und einen Gepäckträger montieren musste. Und dies natürlich beim gleichen Preis. Am nächsten Tag um 12:00 sollte ich das Fahrrad abholen können.

Abends setzte ich mich dann am Mekong in ein Restaurant und frönte wieder dem fantastischen Thai-Food. Gegen 22:00 war dann allerdings alles geschlossen und ich lief durch die menschenleeren Strassen. Es war mir schon in den anderen "Isan"-Städten aufgefallen, dass die Leute dieser Gegend im Gegensatz zu den Leuten in "Bangkok" nicht sonderlich nachtaktiv zu sein scheinen. Ich lief dann an einem grell beleuchteten Haus vorbei, aus welchem laute Karaoke-Musik ertönte. Naja, ein Gutnachtbierchen in einer Karaoke-Bar war mangels Alternativen gar nicht die schlechteste Idee. Als ich dann eingetreten war, mich an einen freien Tisch gesetzt hatte und kurz darauf von vier geifernden, molligen Thailänderinnen umringt war, wusste ich, dass es mit dem Gutnachtbierchen doch nichts mehr wurde... :-(

Am Donnerstag um 12:00 holte ich dann mein Super-Bike ab. Da es schon Mittag war, entschied ich mich, erst am Freitag mit meiner Fahrrad-Tour zu starten, und noch einen gemütlichen Tag in "Nakhon Phanom" zu verbringen. Ich verbrachte wieder einmal ein bisschen Zeit in einem Internet-Café, allerdings war ich zum zweiten Mal während meiner Thailandreise längere Zeit damit beschäftigt, meinen USB-Memory-Stick von einem Computervirus zu befreien... :-(

Über meine Fahrradreise lest ihr dann im nächsten Bericht...