Sonntag, 27. August 2006

Bericht 038 (17.08.06 bis 26.08.06)

Der Link zum aktuellen Foto-Set: Bangkok (Part II) und Pattaya

Nach meiner Rückkehr nach "Bangkok" aus dem "Isan" (Mittwoch), war wieder einmal einen Gang zurückschalten angesagt. Einfach ein bisschen Nichts tun und das Leben geniessen. Naja, gar nichts habe ich dann doch auch nicht getan. Die eine oder andere Sehenswürdigkeit habe ich doch noch besichtigt, so z.B. den "Dusit Park" mit der grössten Teak-Konstruktion der Welt (Vimanmek-Palast), welcher vom thailändischen König "Rama V" während nur fünf Jahren bewohnt wurde, oder den "Chitralada Palast", welcher vom aktuellen König "Rama IX" (Bhumibol Adulyadej) bewohnt wird, aber aus Sicherheitsgründen fast schon hermetisch von der Aussenwelt abgeschirmt ist. Ansonsten machte ich auch einmal einen planlosen, sechsstündigen Stadtrundgang zu Fuss. Vom Einatmen der vielen Abgase hatte ich am Abend aber ziemlich Kopfschmerzen, so dass ich einen solchen Rundgang in "Bangkok" nicht so schnell wieder machen werde. Abends machte ich dann jeweils wieder mit den Leuten ab, welche ich schon bei meinem ersten Aufenthalt in "Bangkok" kennengelernt hatte, und mir wurde ein bisschen das Nachtleben von "Bangkok" gezeigt.

Am Montag machte ich mich dann auf, um eine für einen Backpacker wenig rühmlich Destination anzureisen. Ich fuhr mit dem Bus nach "Pattaya". Dies hatte auch einen speziellen Grund. Bei meinem ersten Ferienaufenthalt in Thailand im 2004 hatte ich in "Bangkok" in einem Internet-Café "Wan" kennengelernt. Wir waren ständig per Email in Kontakt geblieben, und ich hatte ihr versprochen, dass ich sie bei meiner Rückkehr nach "Thailand" wieder besuchen würde. Unterdessen hatte "Wan" einen Franzosen geheiratet und war nach "Pattaya" umgezogen. Mir blieb also nichts anderes übrig und musste diese Kröte ("Pattaya") schlucken.

Als Erbe des "Vietnam-Krieges" und der in Thailand stationierten Amerikaner entwickelte sich "Pattaya" nach dem Ende des Krieges innerhalb eines Jahrzehntes von einem kleinen Fischerdorf zu einem der grössten Sex-Tourismus-Zentren der Welt. Über eine Million Touristen aus aller Welt sollen hier jährlich ihre Ferien verbringen. Die Stadt selber hat ausser unzähligen hässlichen Hotelbauten keine Sehenswürdigkeiten zu bieten, und auch der nicht einmal fünf Meter breite, hässliche Sandstreifen entlang der Strandpromenade sowie das unsaubere Meereswasser laden nicht gerade zum baden ein. Angeblich soll es mehrere Kilometer ausserhalb von "Pattaya" ein paar schöne Hotels und Strände geben. Ausser den etwas saubereren Strand "Jomitien" habe ich davon allerdings während meiner kurzen Aufenthaltszeit nicht viel gesehen.

Am zweiten Abend traf ich mich dann mit Wan. Hatte ich sie vor zwei Jahren noch als 25-jähriges Fräulein kennengelernt, traute ich meinen Augen fast nicht, als ich eine gemachte "Dame", die mich mit ihrer schwarzen Ledersitz-Limousine abholte, vor mir stehen sah. Wie es dazu gekommen ist, erkläre ich dann weiter unten. Zusammen mit ihrem Mann (Joe) und einer Freundin von Wan (May) fuhren wir zu einem wunderschönen Restaurant weit ausserhalb von "Pattaya", und ich genoss das bis anhin bei diesem "Thailand"-Aufenthalt beste Thai-Essen. Da es in "Pattaya" keine "normalen" Ausgehmöglichkeiten gibt, besuchten wir anschliessend zwei "A Go Go"-Bars, welche Freunden von Wan gehörten. In einer Bar schloss mich die etwas rundliche "Mamasan" (so etwas wie die Chefin der Tänzerinnen) sofort in ihr Herz und wollte mich gerade heiraten... ;-)

Ach, gutes Stichwort. Heiraten in Thailand. Aufgrund der Schilderungen von Wan und Joe, aber auch von weiteren Quellen, ist das Heiraten in "Thailand" eine ziemlich komplizierte und teure Angelegenheit. In "Thailand" sind die Töchter, sobald sie alt genug sind, für die Familie zuständig. Möchte man also eine Frau heiraten, ist man als Mann zukünftig auch für die Familie der Frau unterhaltspflichtig (monatliche Unterhaltszahlungen, quasi die Rente der alternden Eltern). Damit aber noch nicht genug. Bevor man von der Familie den Segen für die Hochzeit bekommt, sind harte Verhandlungen mit der Mutter der zukünftigen Braut angesagt. Nicht selten besteht der Preis für die Tochter aus einem neuen Haus für die Familie sowie einem für das neue Ehepaar, evtl. noch ein neues Auto für die Frau. Ganz wichtig ist auch die Anzahl der goldenen Armbänder, welche die Frau bei der Hochzeit tragen wird. Diese haben einen grossen Statuscharakter, und werden von den Hochzeitsgästen peinlichst genau inspiziert. Natürlich hängt der "Preis für die Frau" stark von den finanziellen Mitteln des zukünftigen Ehemannes ab. Oft kommt es aber vor, dass "Liebeshochzeiten" wegen fehlendem Geld und/oder überrissenen Forderungen verunmöglicht werden. Das oben gesagte gilt sowohl für Thai-Männer als auch für "Falangs", allerdings werden Ausländer natürlich noch weit stärker zur Kasse gebeten, da natürlich unbegrenzte Geldströme vermutet werden, und die Ausländer die heiratstechnischen, thailändischen Gepflogenheiten nicht so gut kennen, um geschickte Verhandlungen zu führen. Thai-Frauen haben übrigens in der Gesellschaft, ausser in der Politik, eine sehr dominante Rolle. Dies macht die ganze Heiraterei noch einmal schwieriger bzw. teurer, denn oft führt anscheinend einfach gerade die zukünftige Braut die Verhandlungen mit der Mutter, und dass die zwei unter einer Decke stecken, muss hier wahrscheinlich nicht weiter erläutert werden.

Zurück zu "Pattaya". Hier wird dem horizontalen Gewerbe ziemlich hemmungslos gefrönt. Überall sieht man Händchen-haltende Touristen mit Thai-Frauen, wobei die Frauen zwischen 18 und 40 zu sein scheinen, und die Männer zwischen 18 und scheintod. Die Preise werden jeweils direkt auf der Strasse verhandelt, und nicht selten hört man eine Frau, oder was es schlussendlich auch immer sein mag, sagen: "No, I'm not a man." Ungestört durch eine Strasse kann man fast niergends laufen, denn überall wird einem der Weg von einem der unzähligen "Working Girls" versperrt, die versucht, einem in ihre Bar zu ziehen.

Zum Abschluss des Treffens mit Wan gingen wir dann noch in die grösste Disco von "Pattaya", ins "Lucifer", wo eine sensationelle Live-Band die aktuellsten Disco-Hits rauf und runter spielte. Am Mittwoch hatte ich dann genug von "Pattaya" gesehen, und ich fuhr wieder nach "Bangkok" zurück.

Irgendwie lässt mich diese Stadt nicht so schnell aus ihren Fängen, und ich blieb noch einmal bis Samstag hängen. Am Freitagabend lud mich Nam ein, mit ihr zusammen eine Freundin zu besuchen, welche sie seit dem Ende ihrer Schulzeit vor fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie meinte, dass es nicht weit wäre. Nach 20 Minuten Taxifahrt getraute ich mich dann einmal zu fragen, was sie unter "nicht weit" verstehen würde. Naja, die Fahrt dauerte dann noch einmal 20 Minuten... ;-) Als wir ausstiegen, stand ich in einem ärmeren Aussenquartier von "Bangkok", wo die Häuser und Baracken so dicht bei einander standen, dass in den Gassen knapp ein Auto durchfahren konnte. Ziemlich überrascht wurde ich von der Art und Weise wie sich die beiden ehemaligen, dicken Schulfreundinnen, welche sich fünf Jahre nicht mehr gesehen hatten, begrüssten. Keine Umarmung, kein Händedruck, nur ein ein einfaches "Sawasdee Ka (Hallo)". Aber das ist normal in Thailand. Ja keine Emotionen zeigen, sonst könnte man ja das Gesicht verlieren. Nam's Freundin, Dee, lud uns dann zum Essen ein. Allerdings mussten wir dazu noch einmal fünf Minuten mit dem Tuktuk durch die engen Gassen kurven. Der Harakiri-Fahrer hatte ziemliche Freude an den Fliehkräften, und des öfteren fuhren wir auf zwei anstatt auf drei Rädern durch die engen Kurven. Das Restaurant, bzw. besser gesagt die Tische, die Hocker und die fahrbare Küche, befand sich dann wieder auf dem Gehsteig einer Hauptverkehrsachse von "Bangkok". Es gab ein traditionelles "Jim Jum". Auf einer Art Rechaud, welcher mit glühenden Kohlen gefüllt ist, wird ein Suppentopf gestellt. Die weiteren Zutaten (verschiedene Gemüse, Fleisch, Meeresfrüchte und Glasnudeln) für das Gericht werden roh serviert, und es liegt an den Essenden, diese nach belieben im Suppentopf zu zu bereiten.

Am Samstag musste ich mich dann aber definitiv von "Bangkok" verabschieden und Richtung Süd-"Thailand" weiterreisen, denn am 1. September läuft schon mein 30-tägiges "Thailand"-Visa aus, und ich muss bis am 16. September "Malaysia" durchquert und "Singapore" erreicht haben. Dazu dann aber mehr in den nächsten Berichten...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön, dass du immer den geschichtlichen Hintergrund erwähnst. Nun, was hat das heutige Pattaya mit dem Vietnamkrieg zu tun??? Sind das die Vietnamesen die, die Thailänderinnen zu Nutten machen oder die schwanzgesteuerten Europäer?


Andy hat gesagt…

Naja, ein etwas undifferenzierter Kommentar, der da anonym abgegeben wurde. Die Amerikaner, welche nach dem Vietnam-Krieg in Thailand blieben, machten aus dem Fischerdorf Pattaya eine Sex-Tourismus-Stadt. Die Schwanzgesteuerten kommen aus Europa, Amerika, Asien, Arabien und Australien... Hoffe, nun ist alles klar...