Mittwoch, 13. September 2006

Bericht 041 (07.09.06 bis 11.09.06)

Die Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Am Mittwochmorgen hiess es wieder einmal früh aufstehen. Der Besitzer des Gasthauses "Ideal" in "Kota Bahru" fuhr mich um 05:30 mit seinem Auto nach "Wakaf Bahru", von wo um 06:30 der "Jungle Train" nach "Jerantut" starten sollte. Gemäss Fahrplan waren für die Reise 9.5 Stunden veranschlagt. Ich wurde aber von verschiedenen Seiten vorgewarnt, dass es auch "bisschen" länger dauern könnte. Wie der Name ja schon sagt, fährt der "Jungle Train" durch den Dschungel der malaysischen Halbinsel, und macht dabei bei jeder kleinsten Wellblechhüttenansammlung einen kürzeren oder längeren Halt. Im Ganzen waren es dann 60 Haltestellen. Es gab auch nur die Plastiksitz-Klasse zu buchen, was bei fehlender Klimaanlage und nicht funktionierenden Ventilatoren bei grosser Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit nicht gerade sonderlich angenehm war. Wie auch immer, nach zwei Stunden bemerkte ich, dass der Zug schon eine Stunde hinter dem Fahrplan hinterher hinkte. Das konnte ja noch heiter werden. Aus der Logik dieses Zugbetriebes wurde ich trotz genügend langer Beobachtungszeit auch nicht so recht schlau. Manchmal hielt der Zug in einem Kleinst-Dörfchen über eine halbe Stunde lang. Ausser dass ein paar wenige Passagiere ein- bzw. ausstiegen, wurde an diesen Ort weder etwas verladen noch musste ein entgegen kommender Zug abgewartet werden. Es passierte einfach eine halbe Stunde gar nichts. Auf der anderen Seite wurde dann in einzelnen grösseren Ortschaft kaum mehr als zwei Minuten angehalten, und die alten Leute, welche bei der Wiederanfahrt des Zuges noch zwischen Perron und Waggon standen, wurden quasi gerade noch so mitgeschleppt. Zu meiner allergrössten Verwunderung holte der Zug am Nachmittag die Verspätung wieder ein, und wir kamen mit nur einer halbstündigen Verspätung in "Jerantut" an. Da es schon langsam gegen Abend zuging, entschied ich mich, in "Jerantut" zu übernachten, und nicht nach "Kuala Tahan" weiter zu reisen. Im "Green Leaf Travellers' Guest House" fand ich ein vernünftiges Zimmer und seit langem wieder einmal richtig freundliche Besitzer. Ansonsten gab es in "Jerantut" wieder einmal nicht viel zu tun. Das Spannenste war dann vielleicht noch die Suche nach einem "Feierabendbierchen". Im fast "trockenen", islamischen "Malaysia" ist dies manchmal ein nicht so einfaches Unterfangen.

Am Freitagmorgen ging ich dann schon früh weiter nach "Kuala Tahan", wo ich mir etwas ausserhalb des Dorfes eine kleine, aber gemütliche Bambushütte mietete. Danach machte ich mich auf, um den 130 Mio. jährigen Regenwald des Nationalparkes "Taman Negara" zu erkunden. Vom Hotelbesitzer wurde ich dann noch vor den "Leeches (Blutegel)" gewarnt. Wenn ich an Blutegel denke, dann kommen mir die dicken, dunkeln, schneckenartigen Dinger in den Sinn, welche man gelegentlich bei grösseren Regenfällen in der Schweiz zu Gesicht bekommt. Aber die stellten in meinen Augen weder eine Gefahr noch eine Unannehmlichkeit für mich dar. Wie man sich täuschen kann...

Da es in der Nähe des Parkeinganges einen "Canopy Walkway (Hängebrücken, auf welchen man in und über den Baumkronen durch den Dschungel laufen kann)" gab, und der Eintritt nur CHF 1.60 kostete, machte ich zum x-ten Mal einen "Canopy Walk". Anschliessend lief ich auf kleinen Pfaden durch den Dschungel. Ich hatte noch nie so viele Schlangen in natürlicher Umgebung gesehen wie in diesem Nationalpark. Meistens sah ich sie allerdings nur kurz davonkriechen, wenn ich in ihre Nähe kam. Manchmal lagen sie aber auch mitten auf dem Pfad und machten wenig Anstalten, diesen frei zu geben. Erst als ich mit Steinen nach ihnen warf, bemühten sie sich den Weg frei zu geben. Einmal störte ich vermutlich zwei Schlangen bei ihrem "Liebesspiel" im Unterholz. Als sie mich bemerkten, nahmen sie zuerst Reissaus. Ich nahm meine Kamera hervor, um von den zwei Schlangen noch ein Foto zu schiessen. In diesem Moment machten die zwei Schlangen aber plötzlich kehrt und kamen in einem ziemlichen Tempo auf mich zu gekrochen. Naja, ich verzichtete dann darauf, meine Kamera noch lange richtig einzustellen, drückte kurz ab und machte mich dann ziemlich schnell aus dem Staub... ;-)

Bald darauf erkannte ich dann auch, warum man mich vor Blutegeln gewarnt hatte. Als es mich am Knöchel irgendwie juckte, hob ich mein Hosenbein, und zu meinem Erstaunen war der ganze Socken über und über mit Blutegel bedeckt. Aber nicht der Typ von Blutegel, welcher ich von der Schweiz her kenne, sondern ganz kleine, höchstens zwei Zentimeter lange Blutegel, die springen konnten. Die ersten hatten schon ihre Köpfe durch den Socken gebohrt und begonnen zu saugen. Nachdem ich alle entfernt hatte, vergingen keine fünf Minuten, als es mich schon wieder juckte. Aber es waren keine Blutegel auf dem Socken. Ich schaute unter dem Socken nach, und fand zu meinem erstaunen, sechs weitere, kleine Vampire, welche mich kräftig am aussaugen waren... :-( Wieder ne Lektion gelernt...

Ich hatte ja erst gerade im Juli in "Kolumbien" einen fast wöchigen Dschungeltrip hinter mich gebracht, und eigentlich hatte ich von Dschungel danach ein bisschen genug. Trotzdem konnte ich es dann wieder nicht lassen, sieben Stunden in diesem alten Urwald herum zu wandern. Ich hatte ja noch keine Ahnung, dass ich schon ein paar Tage später schon wieder im Dschungel sein würde...

Am Samstag reiste ich dann weiter nach "Kuala Lumpur (kurz: KL)". Dort besuchte ich gegen Abend das Quartier "Little India", wo ein grosser Markt im Gange war. Auf der einen Seite der Strasse gab es vorwiegend Stände, welche irgendwelchen Kitsch verkauften, und auf der anderen Strassenseite standen vorwiegend Essstände, welche indische Spezialitäten anboten. Für drei "Ringgit" (ca. CHF 1.00) hatte ich mich mit vier verschiedenen Leckereien dermassen vollgefressen, dass ich mich nur noch schwerfällig bewegen konnte... ;-) Um die Verdauung etwas anzukurbeln, entschied ich mich, zu den "Petronas Twin Towers" zu laufen. Die zwei Türme hatten mich schon in dem Film "Entrapment" mit "Catherine Zeta-Jones" und "Sean Connery" ziemlich fasziniert. Sie beleuchtet in der Nacht selber zu sehen, war aber noch einiges besser. Anschliessend ging ich ins Ausgansviertel von "KL", welches ganz in der Nähe der "Twin Towers" ist. Ich wurde aber wieder einmal ziemlich enttäuscht. Erstens waren die Preise unverhältnismässig hoch. Und zweitens war die Hälfte der Leute entweder Touristen oder Leute aus dem Westen, welche in "KL" leben. Die andere Hälfte setzte sich aus den reichen, nicht-moslemischen "KL"-Bewohnern (vorwiegend Chinesen) und zahlreichen Damen und Herren aus dem horizontalen Gewerbe zusammen.

Der Sonntag und der Montag waren dann wieder einmal reine Sight-Seeing-Tage: Chinatown, chinesische und indische Tempel, Lake Garden, nationales WWII-Kriegsdenkmal, Masjid Negara (grösste Moschee Südostasiens), Istana Negara (Königspalast), Pudu-Markt (ein ziemlich hässlicher, stinkender, chinesischer Markt, der aber interessante Beobachtungsmöglichkeiten bot), noch einmal die "Petronas Twin Towers" (dieses Mal bei Tag) und zum Abschluss noch ein Besuch auf dem vierthöchsten Radio- und Fernsehturm der Welt, dem "KL Tower". Leider hatte das Wetter wieder einmal umgeschlagen, als ich oben auf dem Turm angekommen war. Dafür bot sich mir aber durch die Wolken, den Regen und die untergehende Sonne ein ziemlich apokalyptisches Bild von "KL". Das war's dann auch schon wieder gewesen von "KL". Am Dienstag ging meine Reise weiter in die Berge. Dazu aber mehr im nächsten Bericht...