Dienstag, 17. Oktober 2006

Bericht 046 (07.10.06 bis 13.10.06)

Der Link zum den aktuellen Foto-Set: Java (Part I)

Am Samstag ging meine Reise, nachdem Christian am Vorabend in die "Schweiz" zurückgereist war, wieder alleine weiter. Ich war am Abend zuvor in "Semanyak" noch ein bisschen länger in der Bar "De Ja Vu" hängen geblieben, so dass es mit einem frühen Aufbruch leider nichts wurde. Das sollte sich dann aber noch ziemlich rächen, denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie lange die Reise nach "Java" dauern sollte. Es war wieder einmal einer dieser Reisetage, denn man am besten gerade wieder vergisst. Indonesisches Chaos an den Bus-Terminals, absichtlich falsch gegebene Informationen, überrissene Preisforderungen, schlechte, heisse Busse mit Harakira-Fahrern und eine Ankunft am Zielort nach 23:00. Alles Dinge, die man eigentlich nicht unbedingt bräuchte. Aber der Reihe nach. Von "Semanyak" fuhr ich zum Bus-Terminal von "Denpasar", wo ich fast nicht weg kam, weil mir niemand für einen vernünftigen Preis eine Busfahrt anbieten wollte. "Indonesien" hat eines der schlechtesten Bus-Systeme, welches ich bis anhin gesehen hatte. Keine Fahrtpläne, keine offiziellen Preislisten, massenhaft Ticket-Touts, die einem über den Tisch ziehen wollen, etc. Wie auch immer, irgendwann erwischte ich einen Bummelbus nach "Gilimanuk", der Stadt auf "Bali" mit der Fähre nach "Ketapang" auf "Java". Die einstündige Überfahrt auf einem rostigen Kahn war nicht gerade sehr vertrauenswürdig.

Sobald ich das touristische "Bali" verlassen hatte, war es anscheinend vorbei mit den Englischkenntnissen der Einheimischen. Als ich in der Nähe des Hafens von "Ketapang" ein paar Jungs auf englisch "Where is the bus station?" fragte, schaute mich einer der Jungs mit grossen Augen an und fragte zurück: "Playstation?". Naja, ich fand die Busstation doch noch. Von dort ging die Reise dann noch einmal sechs Stunden bis "Probolinggo" weiter. Nachdem ich mich ins Stadtzentrum bringen gelassen hatte, begann ein 800 Meter Spiessrutenlauf durch diese absolut oberhässlich Stadt. Jeder zweite männliche Indonesier hatte anscheinend das Gefühl, dass er mir "Hello mister!" oder "Hello sir! How are you? Transport?" hinterher rufen musste. Eine ziemlich nervtötende Angelegenheit. In einem mehr schlechten als rechten Hotel quartierte ich mich ein, und machte mich anschliessend gerade auf, um noch etwas zwischen die Zähne zu kriegen. Irgendwann fand ich dann per Zufall ein "Warung" (günstiges, indonesisches Strassenrestaurant), welches noch geöffnet war. Ich bestellte Reis und Gemüse, bekam aber einen Suppenteller mit einem riesigen Klumpen Fleisch vor die Nase gesetzt. Es stellte sich dann heraus, dass der Besitzer die Bedeutung der beiden englischen Wörter "vegetable" und "meat" miteinander verwechselt hatte.

Am nächsten Morgen machte ich mich schon früh auf, um nach "Cemoro Lawang" zu fahren. Dieses Dörfchen (2'200 M.ü.M.) liegt direkt am äusseren Kraterrand des Vulkanes "Bromo". Nachdem ich dort am frühen Mittag angekommen war, machte ich mich alsbald auf, um zuerst in die grosse Kraterebene hinunter zu steigen, und anschliessend den Vulkan "Bromo" zu erklimmen. Der Vulkan ist immer noch aktiv, spuckt allerdings zur Zeit nur grosse, phosphor- und schwefelhaltige Rauchwolken aus. Als ich wieder in der Kraterebene auf dem Weg zurück zum äusseren Kraterrand war, zog plötzlich ein dichter Nebel auf, so dass ich mein Ziel, das Dörfchen "Cemoro Lawang", nicht mehr erkennen konnte. Zum guten Glück hatte ich mir auf dem Hinweg die Himmelsrichtung gemerkt, so dass ich mit Hilfe des Kompasses den Ausgang aus der Kraterebene wieder fand. Da es ohne Sonne schon relativ früh dunkel und kalt wurde, ging ich auch schon sehr früh schlafen.

Das war aber auch gut so, denn am nächsten Morgen stand ich schon um 03:30 auf, um den 600 Höhenmeter höher liegenden Aussichtspunkt zu besteigen. Ich hatte mein Ziel schon fast erreicht, als mein Trampelpfad plötzlich in eine geteerte Strasse mündete. Ich hatte gar nicht gewusst, dass man diesen Aussichtspunkt auch per Auto erreichen konnte. Aber egal, ich wäre trotzdem gelaufen. Als ich dann fünf Minuten später das Ziel erreicht hatte, traf mich fast der Schlag. Da standen ca. 25 aufgemotzte, breitreifige Geländewagen parkiert, und auf dem Aussichtspunkt selber tummelten sich ca. 70 in Decken eingehüllte Touristen herum... :-( Wie auch immer, der Sonnenaufgang war nicht so spektakulär. Um so schöner war aber die Sicht auf den "Bromo" und die umliegenden Vulkane. Um 07:30 war ich wieder zurück im Hotel, und um 09:00 fuhr dann schon mein Minibus zurück nach "Probolinggo".

Auf dieser Fahrte lernte ich noch die zwei Schweizer Francis und Rick kennen. Sie waren mit dem gleiche Ziel ("Yogyakarta") wie ich unterwegs, hatten ihre Reise allerdings schon über eine Tour-Agentur vorgebucht. Die Weiterreise nach "Yogyakarta" über "Surabaya" war dann wieder das übliche indonesische Ghetto, und es dauerte auch wieder bis um 21:30, bis ich "Yogyakarta" in einem Gasthaus eingecheckt hatte. Dafür wurde ich wieder einmal mit einer aussergewöhnlichen Unterkunft ("Losmen Setia Kawan") verwöhnt. Der Besitzer, ein Künstler, hatte jeden Raum individuell gestaltet, und auch sonst war alles sauber und ordentlich. Als ich am nächsten Morgen dann zum Frühstück ging, lief mir Rick wieder über den Weg. Er und Francis hatten im gleichen Gasthaus eingecheckt. An diesem Tag stand ausser einer kleinen Runde durch die Stadt nicht viel auf dem Programm. Es musste aber vor allem wieder einmal meine Webpage auf den neusten Stand gebracht werden, da ich in den vergangenen zwei Wochen dazu fast keine Zeit bzw. Möglichkeiten gehagt hatte.

Am Mittwoch machte ich dann zusammen mit Francis und Rick einen Ausflug nach "Borobudur" (Link 1, 2) und "Prambanan" (Link 1, 2). "Borobudur" ist eine buddhistische und "Prambanan" eine hinduistische Tempelanlage, welche beide um die vorletzte Jahrtausendwende erbaut wurden. Vor allem "Borobudur" war sehr eindrücklich. "Prambanan" konnte man nur von weitem betrachten, weil die eh schon nicht gut erhaltene Anlage im Mai 2006 noch weiter durch ein Erdneben beschädigt wurde. Abends verabredeten wir uns noch mit einem weiteren Schweizer Pärchen (Susi und Roger), welche Francis und Rick auf "Borneo" kennengelernt hatten.

Am Donnerstag konnte ich mich dann endlich dazu durchringen "Yogyakarta" ein bisschen eingehender zu besichtigen. Da gab es ausser einem langweiligen Sultanpalast und einem total zerfallenen Wasserschloss überhaupt nichts zu sehen. Dies war aber auch nicht weiter tragisch, denn somit hatte ich genügend Zeit, mich um meine Reiseroute von Indonesien nach malaysisch "Borneo" zu kümmern. Leider war dies eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Ein indonesisches Touristen-Visa von nur 30 Tagen, das Ende des "Ramadan", Ferienbeginn und somit hohe Preise für Flugtickets, etc. liessen mich ziemlich lange suchen, bis ich eine halbwegs vernünftige Lösung gefunden hatte. Das hiess dann, dass ich nach "Bali" zurück musste, um mein Rückflugticket nach "Singapore" einzulösen. Von dort würde ich dann nach "Malaysia" einreisen, um anschliessend von "Johor Bahru" nach "Kuching" auf malaysisch "Borneo" zu fliegen. Ich entschied mich weiter, von "Yogyakarta" direkt nach "Jakarta" (Link 1, 2) zu reisen, um anschliessend mit ein paar Zwischenstopps wieder nach "Bali" zu gelangen. Für Freitagnacht hatte ich mir deshalb ein direktes Zugticket nach "Jakarta" gekauft.