Donnerstag, 2. November 2006

Bericht 049 (24.10.06 bis 02.11.06)

Der Link zum aktuellen Foto-Set: Sarawak

Nach einem problemlosen Flug mit "AirAsia" von "Johor Bahru" kam ich schon 20 Minuten früher, als der Fahrplan vorgesehen hatte, in "Kuching" auf "Borneo" an. Nur ein paar Stunden zuvor war ich ja von "Singapore" kommend in "Malaysia" bei "Johor Bahru" eingereist. In "Kuching", was ja auch zu "Malaysia" gehört, musste ich die ganzen Einreiseformalitäten gerade noch einmal über mich ergehen lassen. Nun habe ich zwei Einreisestempel mit dem gleichen Datum für "Malaysia" in meinem Pass. Wahrscheinlich muss ich dann zweimal über die Grenzlinie laufen, wenn ich nach "Brunei" ausreisen werde... ;-) Spass beiseite. Das ganze Prozedere ist nötig, weil die zwei malaysischen "Borneo"-Gebiete "Sarawak" (offizielle Tourismus-Webpage) und "Sabah" (offizielle Tourismus-Webpage) einen semi-autonomen Status in "Malaysia" geniessen.

Am Mittwoch machte ich dann einen ersten Rundgang durch "Kuching", die Hauptstadt des Bezirkes "Sarawak". Eine lange Flusspromenade, Chinatown, Little India, eine grosse Moschee, sogar eine Kirche, ein paar Museen, ein paar Kolonialbauten und Unmengen von teuren Hotel-Ketten ("Hilton", "Holiday Inn", etc.), über welche ich mich wunderte, mit wem die ihr Geld verdienten. Aber das ist definitiv nicht mein Problem... ;-) Naja, das war's dann auch schon. Weiter muss ich noch erwähnen, dass wegen den "Hari Raya"-Feierlichkeiten (Ende des moslemischen Fastenmonates "Ramadan") alle von Moslems geführten Geschäfte geschlossen waren. Die Stadt war also mehr als zur Hälfte so gut wie tot. Nur ein paar chinesische Läden und Restaurants waren geöffnet. Die "Unannehmlichkeiten", welche mir durch den "Ramadan" erwuchsen, waren also mit dem Ende des "Ramadan" durchaus noch nicht vorbei. Ich hatte mir sagen lassen, dass die Feierlichkeiten bis zu einem Monat nach Ende des "Ramadan" dauern können, ihren Höhepunkt v.a. aber in der Woche danach haben.

Am Donnerstag machte ich einen Ausflug in den Nationalpark "Bako". Dieser Nationalpark ist bekannt für Tiere (Proboscis-Affen, Bartschweine und Schlangen, etc.), schöne Strände und unendlich viele Dschungelpfade. Nach einer einstündigen Bus- und einer halbstündigen Bootsfahrt, war ich dann bei Eingang des Nationalparkes. Leider machte das Wetter genau in diesem Moment zu, und es wurde erst wieder schön, als ich mich wieder auf dem Rückweg nach "Kuching" befand... :-( Abgesehen von der Enttäuschung über das schlechte Wetter war ich auch sonst nicht sonderlich glücklich über die Ergebnisse meines Besuches, denn ich hatte weder eine gift-grüne Viper noch ein männliches Proboscis-Exemplar (nur die Männchen haben die grosse Nase) gesehen. Aber man kann ja schliesslich nicht immer Glück haben mit der Natur... ;-) Dafür wurde ich von der Natur mit einem anderen Geschenk bedacht. Ich war nämlich von dem sechsstündigen Dschungelmarsch wegen der höllischen Luftfeuchtigkeit von oben bis unten komplett durchgeschwitzt.

Der Freitag stand dann wieder einmal ganz im Zeichen einer langen Reise. Um 07:00 ging es los. Ich fuhr zum Hafen für Expressboote, von wo ein Expressboot (doch immerhin 45 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) mich in einer sechsstündigen Fahrt nach "Sibu" brachte. Von dort ging es dann mit einem Bus weiter nach "Bintulu". Während der Busfahrt stellte ich wieder einmal meine Reisepläne ein bisschen um. In "Bintulu" blieb ich deshalb gerade im Bus sitzen, denn dieser fuhr weiter nach "Miri", welches mein neues Ziel war. Dort kam ich um 23:00 bei einem praktisch menschenleeren Bus-Terminal an. Nicht einmal Taxifahrer lungerten herum. Und dies natürlich ausgerechnet dann, wenn ich ausnahmsweise mal einen Taxifahrer brauchen hätte können. Nur ein Fahrer mit einem Privatwagen, der sich als Taxifahrer aufspielte und mir seinen total überteuerten Service anbot, war auszumachen. Da er neben den überriessenen Geldforderungen auch nicht gerade den vertrauenswürdigsten Eindruck erweckte, verliess ich das Bus-Terminal zu Fuss. Mit Kompass und dem Wissen, dass das Zentrum von "Miri" ca. 4 km südlich vom Bus-Terminal entfernt war, marschierte ich los. Ich war noch keine fünf Minuten unterwegs, als ein Autofahrer neben mir anhielt, und mich fragte, wohin ich denn wollte. Er war dann so freundlich und fuhr mich kostenlos bis vor das Hotel meiner Wahl. Wie er mir dann während der Fahrt erzählte, hatte er angehalten, weil er es nicht für eine so gute Idee hielt, dass ein Tourist mit vollem Gepäck in dieser Gegend nachts alleine unterwegs war. Naja, manchmal braucht man aus Unwissenheit halt einfach einen Schutzengel. Ob der Schutzengel tatsächlich notwendig gewesen wäre, werde ich nie erfahren. Angenehmer als eine Stunde mit vollem Gepäck durch die Nacht zu marschieren war es aber allemal... ;-)

Am Samstagmorgen musste ich dann zuerst einmal meine Weiterreise organisieren. Ich wollte nach "Bario", einem kleinen Ort inmitten des "Borneo"-Dschungelhochlandes, welches allerdings nur per Flugzeug zu erreichen war. Da die zwei Flüge an diesem Tag schon ausgebucht waren, kaufte ich mir ein Ticket für den nächsten Tag. Danach war wieder einmal ein Stadtrundgang in einer dieser "charismatischen", malaysischen Städten ("Miri") angesagt. Die Malaysier scheinen betreffend Stadtplanung und Architektur ziemlich wenig Geschmack zu haben. Überall sieht alles genau gleich aus. Die Wohn- und Geschäftshäuser haben in etwa gleich viel Charm wie eine etwas bessere Garage. Naja, es gab immerhin noch einen chinesischen Tempel und einen Fischmarkt. Am späteren Nachmittag wollte ich "Lian Hia San", den grössten "Dao"-Tempel von "Südostasien", bei "Krokop" etwas ausserhalb von "Miri" besichtigen. Mir wurde gesagt, dass ich hierzu den Bus #44 nehmen müsste. Als ich fast eine Stunde bei der Bus-Station gewartet hatte, kam dann endlich ein Bus mit dieser Nummer. Der Busfahrer sagte mir, dass er in einer halben Stunde weiterfahren würde. Ich dachte, dass ich nun genug Zeit hätte, kurz etwas zu trinken kaufen zu gehen. Als ich fünf Minuten später wieder zurück kam, war der Bus allerdings schon wieder abgefahren... :-( Naja, ich wartete halt noch länger. Keine halbe Stunde später fuhr dann der nächste Bus mit der #44 durch die Bus-Station. Bevor ich allerdings realisierte was geschah, war der Bus ohne jegliche Passagiere ein- bzw. auszuladen schon wieder durch die Bus-Station gefahren und wieder aus meinem Gesichtsfeld entschwunden. Naja, ich sah dies als Zeichen an, dass ich zumindest an diesem Tag diesen Tempel nicht besuchen sollte.

Stattdessen ging ich zum Tourismusbüro von "Miri". Gemäss meinem Reiseführer musste man für einen Besuch des Dschungeldörfchens "Bario" eine Bewilligung von den Behörden einholen. Auf dem Tourismusbüro wurde mir dann erklärt, dass dies unterdessen nicht mehr nötig wäre. Als der Angestellte mich dann für seine Besucherstatistik nach meinem Herkunftsland fragte, sagte er mir, dass es wegen uns Schweizern früher notwendig gewesen war, eine Bewilligung einzuholen. Die Ursache hierfür waren wiederum die "illegalen" Aktivitäten des Umweltaktivisten "Bruno Manser" gewesen. Nachdem Manser allerdings seit Mai 2000 als verschollen gilt, hat sich aus malaysischer Sicht das Problem gelöst, und die Bewilligungen sind nicht mehr notwendig. Anbei ein paar Links zum "Bruno Manser Fonds" und einer informativen Zusammenfassung der "Brono Manser"-Geschichte.

Am Sonntag flog ich dann mit einer "Twin Otter DHC 6 Series 310" der Fluggesellschaft "FlyAsiaExpress" von "Miri" nach "Bario" (auch "Bariew" oder "Bareo" geschrieben) in den "Kelabit Highlands", was allerdings nur 45 Minuten dauerte. Der Flug führte über ein Urwaldgebiet, in welchem man die hässlichen Spuren der Holzindustrie deutlich vor Augen geführt bekam. "Bario" (ca. 1'100 M.ü.M) ist ein kleines Dorf mit 1'000 Einwohnern, welches inmitten eines Urwaldgebietes von Bergen umgeben auf einem Plateau liegt. Das Flugfeld lag ca. 20 Gehminuten ausserhalb des Dorfes. Als ich mich zu Fuss auf den Weg ins Dorfzentrum machte, ging es wiederum keine drei Minuten, bis mich einer der freundlichen Einwohner mit seinem Pickup (es gibt nur ca. 10 Autos in "Bario") bis ins Zentrum mitnahm. Überall wo man ein paar Sätze mit den Leuten wechselte, wurde man gerade mit einem Handschütteln freundlich willkommen geheissen. Nicht minder freundlich war dann auch der Empfang bei "Nancy & Harriss Homestay". Zusammen mit Harriss war schon eine halbe Stunde nach meiner Ankunft mein dreitägiger Aufenthalt in "Bario" verplant. Aber vorerst hiess es einmal, die Füsse auf der Veranda hoch zu legen, die Ruhe, die frische Luft, die Aussicht und das süsse Nichtstun zu geniessen.

Später am Nachmittag nahm mich Harriss mit seinem Motorrad auf eine Tour durch das Dorf und die Umgebung. Wir besichtigten zahlreiche der "Longhouses", für welche "Sarawak" so bekannten ist. Ein "Longhouse" ist, wie der Name ja schon erahnen lässt, ein langes Haus... ;-), unter dessen gemeinsamen Dach zahlreiche Familien zusammen leben. Ein traditionelles "Longhouse" hat nur eine Ebene. Es ist der Länge nach in drei Breiche unterteilt:

  • Korridor: ein Korridor, welcher ohne Unterbrechung vom Anfang bis zum Ende des "Longhouse" durchgezogen ist. Entland der Wände sind die Bilder der Ahnen der einzelnen Familien aufgehängt. Der Korridor wird für Versammlungen und Feste der Hausgemeinschaft verwendet.
  • Privatgemächer: der Mittelstreifen des "Longhouse" wird durch die die Privatgemächer der einzelnen Familien vereinnahmt. Jede Familie hat in ihrem Bereich ein bis mehrere Privatgemächer, welche durch Wände und Türen abgetrennt sind.
  • Koch- und Essbereich: Der Koch- und Essbereich zieht sich ebenfalls wie der Korridor vom Anfang bis zum Ende des "Longhouse" durchgängig durch. Jede Familie hat vor ihrem Bereich zwar eine eigene Feuerstelle und einen Esstisch, jeder Bewohner des "Longhouse" kann aber bei jedem durch die Küche laufen. Teilweise sind diese Bereiche durch eine Bastmatte oder ähnliches ein wenig von einander abgegrenzt.

Es gibt verschiedene Grössen von "Longhouses". Eines, dass ich besucht hatte, beherbergte 18 Familien und war sicherlich annähernd 100 Meter lang. Ein anderes "Longhouse" befand sich gerade zum dritten Mal in der Aufbauphase. Schon zweimal war der Holzbau Opfer eines Feuers geworden. Nicht gerade angenehm zu derjenigen Familie zu gehören, in derren Bereich das Feuer ausgebrochen war. Das letzte Feuer war 1997 ausgebrochen. Das dritte "Longhouse" ist auch neun Jahre danach noch nicht zur Hälfte fertiggestellt. Es fehlt an den notwendigen flüssigen Mitteln. Die Familien wohnen seither! bei Verwandten in der Umgebung... !?! Das neue "Longhouse" wird übrigens nach der mordernen "Longhouse"-Architektur gebaut. Die Privatgemächer befinden sich demnach im ersten Stockwerk, der Korridor und der Küchen- und Essbereich nach wie vor im Erdgeschoss.

"Bario" spielte in zwei Kriegen eine gewisse Rolle. Und zwar waren britische, australische und neuseeländische Truppen während des "2. Weltkrieges" in der Hügeln rund um "Bario" stationiert. Die auf Nord-"Borneo" gelandeten Japaner drangen allerdings nie so weit nach Süden vor, dass es zu Gefechten gekommen war. In den 60er-Jahren war die Region um "Bario" aber Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen malaysischen und indonesischen Truppen, als die Indonesier den malaysischen Teil von "Borneo" annektieren wollten (Confrontation 1962 - 1966) Aus dieser Zeit stammen auch noch die Überreste eines britischen Militärflugzeuges, welches seither nach einer Bruchladung inmitten des Dorfes in einem Reisfeld liegt.

Ich hatte eine sehr nette Gastfamilie erwischt. Vor allem Harriss war ein ausgezeichneter Führer und Gesprächspartner, da er, der in "Bario" aufgewachsen war, sehr viel über die Gegend, die Familien, die Traditionen, etc. wusste. Etwas erstaunt war ich allerdings ein wenig über die Reaktion von ihm, aber auch von seiner Frau Nancy, als wir auf das Thema "Bruno Manser" zu sprechen kamen. Ein komisches Lächeln und ein schneller Themawechsel waren die erste Reaktion. Als ich hartnäckig das Thema immer wieder zur Sprache brachte, waren sie dann bereit, ein paar Sätze über das Thema zu verlieren. Ich hatte mich vor meiner Abreise nach "Bario" im Internet über die "Bruno Manser"-Geschichte noch ein bisschen schlau gemacht, so dass ich ein bisschen mitreden konnte. Was ich dann allerdings von Harriss aber auch von und ein paar anderen Einheimischen zu hören bekam, wollte sich teilweise nicht so recht mit den Informationen aus dem Internet decken. Harriss meinte, dass er einer der ganz Wenigen in "Bario" sei, welcher sich Sorgen wegen der raschen Urwaldrodung durch die Holzfirmen macht, und dass er diesen Manser gerne kennengelernt hätte. Er fände es allerdings schade, dass sich Manser vorwiegend um die "Penans" gekümmert hätte. Die "Kelabits" (Link 1, 2) aus der "Bario"-Umgebung wären gemäss Harriss offener für die Anliegen von Manser (Schutz des Urwaldes vor der Rodung durch die Holzfirmen) gewesen. Auch über die letzte Reise von Manser hörte ich widersprüchliche Angaben. Tatsache scheint aber, dass Manser in der "Bario"-Umgebung das letzte Mal lebend gesehen wurde. Die interessanteste Aussage von Harriss fand ich dann aber, dass er zuversichtlich wäre, dass er Manser in der Zukunft einmal persönlich kennenlernen würde..... ?!? Naja, zugegeben. Meine Informationen stammen nicht gerade von vielen verschiedenen Quellen. Aber an dieser ganzen Geschichte scheint vieles ungereimt zu sein...

Am Montag machte ich mich mit "Petrus", meinem Guide, auf einen vierstündigen Dschungelmarsch zu seinem kleinen Dorf, welches in einer kleinen, künstlichen Lichtung mitten im Urwald lag. Mancher mag sich wahrscheinlich ein wenig über den Namen meines Führers wundern. Aber ein paar australische Missionare hatten in den 40er und 50er Jahren aus mir nicht ganz einleuchtenden Gründen das Gefühl gehabt, die "Wilden" von "Borneo" zum "richtigen" Glauben bekehren zu müssen. Deshalb haben in dieser Gegend viele, welcher in dieser Zeit geboren wurden, biblische Namen erhalten.

Kaum hatten wir am frühen Nachmittag sein Haus erreicht, fing es wie aus Kübeln an zu regnen und hörte - mit Ausnahme einer einstündigen Pause kurz vor dem Eindunkeln - bis am nächsten Morgen nicht mehr auf. Der eigentliche Grund für meinen Ausflug in dem Dorf "Pa' Lungan" war eine nächtlich Jagd zusammen mit Petrus und seinem Sohn gewesen. Diese fiel wegen dem Regen (und den damit verbundenen Blutegeln) aber buchstäblich ins Wasser. So kam es, dass ich den ganzen Nachmittag und Abend damit verbrachte, die Familie bei ihren Tätigkeiten im Haus zu beobachten und einen ganzen, 400-seitigen Schundroman zu lesen.

Das Haus von "Petrus" war eine auf Pfählen gebaute Bretterbude mit einer Grundfläche von ca. acht auf acht Metern. In diesem grossen Raum waren im hinteren Bereich durch ein paar dünne Holzwände so etwas ähnliches wie Zimmer eingerichtet, wo die einzelnen Familienmitglieder ihre Nachtlager hatten. Ansonsten schien sich alles um die offene Küche und die offene Feuerstelle zu drehen. Wer alles in dem Haus lebte, hatte ich nicht genau verstanden. Sicher aber die Frau, die Schwester und die Mutter von Petrus und seine Kinder. Aber auch noch ein paar Freunde schienen dort zu leben. Wie auch immer. In dem Haus waren auch ein paar moderne Gegenstände zu sehen. Fernseher, Karaoke-Anlage, Waschmaschine. Das alles funktionierte dank dem vor dem Haus stationierten, Diesel-betriebenen Stromgenerators.

Petrus schien eine wichtige Persönlichkeit in diesem Dorf zu sein. Neben der Tatsache, dass er ein wenig Englisch sprechen und somit Geld mit Touristen verdienen konnte, hatte er am meisten Wasserbüffel und die grössten Reisfelder im Dorf. Er war gleichzeitig auch noch der Dorfpfarrer (der Name verpflichtet anscheinend).

Als dann gegen 21:00 der Diesel alle ging, war es Zeit fuhr die Nachtruhe. Die Mutter von Petrus machte sich erst gar nicht die Mühe ihr Nachtlager aufzusuchen, sondern rollte sich direkt neben dem Feuer zweimal um ihre eigene Achse in eine Bastmatte, und sägte schon bald danach grosse Urwaldbäume um. Ich hatte eine relativ unruhige Nacht, denn jedes Mal, wenn sich jemand im Schlaf drehte, wakelte das Haus, als hätte gerade ein Erdbeben mit der Stärke 7 auf der Richterskala stattgefunden

Am Dienstagmorgen machte ich mich dann schon früh auf den Rückweg. Petrus brach erst später auf. Er wollte in "Bario" sechs Liter Diesel kaufen gehen, damit er und seine Familie wieder vier Abende fernsehen und Karaoke singen konnten. Wegen der starken Regenfälle vom Vortag war der Rückweg eine schlammige und rutschige Angelegenheit. Aber ich hatte insofern Glück, dass ich kein Opfer einer Blutegelattacke wurde. Den Rest des Tages verbrachte ich dann wieder auf der Veranda von "Nancy & Harriss Homestay".

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es in diesem Bericht zwei "runde" Zahlen zu feiern gibt. Der Dienstag war Tag Nummer 333 meiner Reise, und dies ist der 50. Bericht (ich hatte bei Bericht Null begonnen), den ich auf diesem Blog veröffentliche.

Am Mittwoch hatte ich meinen Rückflug nach "Miri" gebucht. Als ich mit Harriss dann allerdings beim Flugfeld ankam, wurde uns mitgeteilt, dass es noch nicht sicher sei, ob der Flug stattfinden würde. Grund war die schlechte Sicht, welche durch den Rauch der indonesischen Brandrodungen verursacht wurde. Zwei Stunden später hatte ich dann die Gewissheit, dass an diesem Tag keine Rückflugmöglichkeiten mehr bestanden. Schon wieder hatte ich auf diese Indonesier eine ziemliche Wut im Bauch, denn damit hatten sie mit ihren Brandrodungen schon das zweite Mal meine Reisepläne durchkreuzt. Schon bald danach sass ich aber wieder auf der Veranda von "Nancy & Harriss Homestay", und am Abend war der nächste Schundroman "ad acta" gelegt.

Als ich am Donnerstagmorgen aufwachte, war die Sicht eher noch schlechter als am Vortag. Wir gingen aber trotzdem wieder zum Flugfeld. Und siehe da, der Flug fand tatsächlich statt. Ich hatte dann allerdings ein wenig das Gefühl, dass am Vortag der Flug abgesagt wurde, weil nur vier Namen auf der Passagierliste gestanden hatten. Am Donnerstag war der Flug mit 20 Personen ausgebucht, und es erschien rentabler das abgelegene Dorf auch bei schlechter Sicht anzufliegen. Aber eben, das ist nur eine Vermutung meinerseits... ;-) Ich fragte den Piloten vor dem Flug, ob wir "Batu Lawih (Twin Peaks, zwei aus dem Urwald ragende Felsen)" sehen würden. Ich realisierte dann, dass er extra wegen mir einen kleinen Umweg geflogen waren, um so nahe wie möglich an "Batu Lawih" vorbei zu fliegen. Leider war die Dunstglocke aber zu dicht, und wir sahen die Felsen trotz den Bemühungen des Piloten nicht. Auf dem nächsten Linienflug werde ich dann auch wieder den Piloten fragen, ob er nicht ein bisschen näher am "Eiffelturm" oder so vorbei fliegen könnte... ;-) "Batu Lawih" ist übrigens die Gegend, wo "Bruno Manser" gemäss Harriss von Einheimischen zu letzt gesehen wurde.

Auf der Rückreise nach "Miri" musste ich dann auch noch lernen, dass die Indonesier nicht alleine für die Brandrodungen verantwortlich sind. Ein malaysischer Journalist hatte im 2005 aufgedeckt, dass ein Grossteil der Firmen, welche im indonesischen "Borneo" Brandrodung betreiben, um Palmöl anbauen zu können, unter malaysischer Kontrolle stehen. Naja, ich musste dann meine Wut im Bauch ein bisschen umlenken... ;-)

In "Miri" quartierte ich mich dann in einem anderen Ort ("Highlands"), als bei meinem ersten Aufenthalt, ein. Dort herrschte eine Hausherrin, welche einem praktisch Schritt auf Tritt beobachtete, und auch sofort rügte, wenn man etwas falsch machte... :-( Naja, es war ja für eine Nacht. Da ich am Nachmittag noch viel Zeit hatte, entschied ich mich, noch einmal einen Versuch zu wagen um den Dao-Tempel "Lian Hia San" bei "Krokop" zu besuchen. Dieses Mal funktionierte mit dem Bus alles wunderprächtig. Im Nachhinein weiss ich jetzt auch, warum es beim ersten Mal nicht klappen wollte. Der graue Himmel wäre den Fotos wirklich nicht gut bekommen. Ein schöner Tempel, für den sich die Bemühungen gelohnt haben.

Am Freitag geht die Reise weiter nach "Brunei". Hoffentlich hat der Sultan eine hübsche Tochter... ;-)