Montag, 6. November 2006

Bericht 050 (03.11.06 bis 06.11.06)

Der Link zum aktuellen Foto-Set: Brunei

In "Miri" im Hostel "Highlands" hatte ich den Franzosen François kennen gelernt, der zur gleichen Zeit nach "Brunei" (Link 1, 2, 3) reisen wollte wie ich. Es lag deshalb nahe, dass wir zusammen reisten.

Um 10:00 ging es los. Zuerst mit einem Bus bis zur Grenze. Ich hatte ja im letzten Bericht erwähnt, dass ich zwei malaysische Einreisestempel in meinem Pass hatte. Als ich aus "Malaysia" ausreiste, wurde allerdings nur ein Stempel gegengestempelt. Als ich dann fragte, ob ich jetzt noch einmal über die Grenzlinie laufen müsste, damit der zweite Stempel auch noch gegeggestempelt würde, winkte die Beamtin ab und meinte, dass ich den vergessen könne. Naja, wie auch immer. Wir stiegen wieder in den Bus ein. Als uns der Busfahrer sagte, dass wir nun in einen anderen Bus umsteigen müssten, war dieser seit der Grenze allerdings nicht mehr 25 Meter weit. Die Fahrt ging dann mit dem zweiten Bus weiter zu den Grenzbeamten von "Brunei", wo man uns gnädigerweise ein 14-Tages-Visa gewährte. Wow, grosszügig. Aber immerhin gratis. Der Bus fuhr weiter nach "Kuala Belait", wo wir auf den nächsten Bus nach "Seria", und dort noch einmal auf einen anderen Bus zur Hauptstadt von "Brunei", "Bandar Seri Begawan", umsteigen mussten. Dort quartierten wir uns im "KH Soon Rest House" ein, welches nicht gerade sonderlich toll war, dafür eines der ganz wenigen Gasthäuser war, welches für "Brunei"-Verhältnisse günstige Preise anbot. Die 150 km und die unendliche Umsteigerei hatten ganze sechs Stunden verschlungen, so dass uns nichts mehr vom Nachmittag übrig blieb. Am Abend machten wir dann einen Ausflug zum "Gadong"-Quartier. Dort gab es einen Nachtmarkt, eine riesige "Shopping Mall" mit dem selbstsprechenden Namen "The Mall" und die grösste, schönste und bekannteste Moschee von "Brunei", die "Jama' Asr Hassanil Bolkiah Moschee".

Das schöne an "Brunei" ist, dass es von allem genug gibt, und dass alle Örtlichkeiten immer mind. halb leer sind. So auch bei "Gadong". Nur die Hälfte der Marktstände war besetzt, und die Anzahl der Nachtmarktbesucher konnte man fast an einer Hand abzählen. Das gleiche auch mit "The Mall". Gigantisch gross, aber fast keine Leute. Es war ja Freitagabend, und "The Mall" schien einer der In-Orte zu sein, wo die jungen Leute von "Brunei" am Wochenende hingingen. Überall traff man kleine Grüppchen von Jugendlichen, die, in traditionellen Kleider gekleidet (ich nenne es auch Pyjama), in der "The Mall" herumschlichen. Wir fanden dann auch heraus, warum dies so war. Im obersten Stockwerk von "The Mall" gab es ein Kino. Das "Brunei Nightlife Highlight" schlechthin. Man muss gewusst haben, dass in dem moslemischen Land den Einheimischen der Verkauf, der Kauf als auch der Konsum von Alkohol verboten ist. Nur Ausländer dürfen für den Eigengebrauch bei der Einreise 12 Dosen Bier und zwei Flaschen Wein/Spirituosen nach "Brunei" einführen. Der Konsum darf allerdings nur in geschlossenen, nicht-öffentlichen Räumen stattfinden. Und wenn es irgendwo kein Alkohol gibt, dann gibt es gewöhnlich auch so gut wie kein Nachtleben.

"Brunei" (offiziell "Negara Brunei Darussalam") ist ein spezielles Land. 1984 erklärte der Sultan "Hassanal Bolkiah" die Vormundschaft der Briten für beendet. Seither ist "Brunei" ein unabhängiges Land, welches durch eine absolutistische Monarchie regiert wird. Der Sultan ist gleichzeitig Premierminister, Verteidigungsminister und Finanzminister. Die Sultan- und Staatskassen werden vorwiegend durch die grösstenteils im "Südchinesischen Meer" liegenden Ölreserven gefüllt. Der Sultan hat zwei Frauen, wobei die zweite auch seine Enkelin sein könnte. Beide Frauen bewohnen jeweils einen eigenen Palast. Er selber wohnt im "Istana Nurul Iman", dem grössten bewohnten Palast der Welt. Er besitzt geschätzte 3'000 bis 5'000 Sportautos, welche er gelegentlich auf der palasteigenen Rennstrecke ausfährt. Der Palast soll über 360 Räume haben. Dabei sind manche Räume so gross, dass der Sultan nachträglich "kleinere" Badezimmer in der Nähe der Betten bauen liess, damit er nachts nicht so weit laufen muss. Der Sultan hat auch einen Bruder, Jefri. Der soll aber angeblich nicht so der Hellste sein (kein Wunder, wenn über Generationenen immer innerhalb der Familie geheiratet wurde). Dieser Jefri hat in den 90er Jahren als Finanzminister ca. 16 Milliarden US$ an Staatsgeldern mit Fehlinvestitionen in den Sand gesetzt. Ausserdem liess er ein Hotel ("The Empire") bauen, welches nur aus den edelsten Baumaterialen (z.B. Marmor aus Italien) besteht, und noch einmal 1.1 Mia. US-Dollar verschlang. Jefri hatte auch eine Yacht mit dem Namen "Tits". Die zwei Rettungsboote der Yacht taufte er auf "Nipple 1" und "Nipple 2". Naja, unterdessen ist Jefri in "Brunei" in Ungnade gefallen, und britische Gerichte behandeln nun seinen Fall. In "Brunei" gibt es auch einen Kronprinzen, "Haji Al-Muhtadee Billah". Gerüchten nach wurden zu seinem 18. Geburtstag 18 "Playmates" aus "New York" eingeflogen, ihm vor die Nase gesetzt und "Happy Birthday" gewünscht. Unterdessen ist der Prinz aber verheiratet. Weil dringend frisches, genetisches Material in der Sultanfamilie benötigt wurde, heiratete er "Sarah Pengiran Salleh", die Tochter einer chinesisch, schweizerischen Immigrantenfamilie.

So, was gibt es sonst noch über "Brunei" zu erzählen. "Brunei" ist 7x kleiner und hat 20x weniger Einwohner als die "Schweiz". 80% Prozent des Landes ist nach wie vor mit Urwald bedeckt. Nur 60% der Einwohner haben eine "Brunei"-Pass. Die restlichen 40% kommen vorwiegend als Billiglohnarbeiter aus "Indonesien" und den "Philippinen". Das Gesundheitswesen ist gratis, und die Steuern sind extrem tief. Öffentliche Verkehrsmittel sind so gut wie inexistent, weil Autos und Benzin so günstig sind, dass sich jeder eines oder mehrere leisten kann. Der Brunei-Dollar ist fix mit dem Singapore-Dollar verbunden, so dass man in beiden Länder mit beiden Währungen bezahlen kann. Im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern ist "Brunei" extrem teuer.

"Brunei" hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Im Moment soll "Brunei" anscheinend vorwiegend damit beschäftigt sein, herauszufinden, mit was es in 30 bis 40 Jahren, wenn die Ölquellen versiegt sind, ihr Geld verdienen will.

So, zurück zu meiner Geschichte. Am Samstagmorgen machte mich zuerst auf, um der philippinischen Botschaft einen Besuch abzustatten. Ich wollte ein 59-Tage-Visa beantragen. Aber leider wollten sie hierfür unverschämte 57 Brunei-$ in bar und eine Bestättigung für ein Rückflugticket. Da ich beides nicht hatte, musste ich unvollrichteter Dinge wieder abziehen.... :-( Dafür ging ich danach zur Moschee "Jama' Asr Hassanil Bolkiah Moschee", welche wir ja schon in der Nacht zuvor bestaunt hatten. Bei Tag und blauem Himmel war diese noch einmal ein Stückchen eindrucksvoller. Man konnte als Nicht-Moslem sogar den Gebetsraum besichtigen, was in Moscheen nicht all zu oft der Fall ist. Allerdings muss ich den Raum wohl besser mit Gebetsdom statt mit Gebetsraum beschreiben, denn der Raum unter dem weissen Kuppeldach war riesig. Allerdings dermassen heruntergekühlt, dass er wahrscheinlich auch als Kühlraum einer Fleischfabrik hätte gebraucht werden können... ;-). Abends machte ich zusammen mit François noch einen Ausflug zum Sultanpalast "Istana Nurul Iman". Leider konnte man von dem ganze Gebilde wegen Mauern und Bäumen nicht gerade viel erkennen. Nachdem wir dann im Zentrum noch zu Abend gegessen hatten, mussten wir feststellen, dass uns trotz Samstagabend um 21:00 nichts anderes übrig blieb, als zurück ins Hotel zu gehen. Es gab schlicht und einfach nichts zu tun. Ein bisschen Glück hatten wir dann aber trotzdem noch. Der geschäftstüchtige Chinese, welcher unser Gasthaus führte, zauberte aus einem verschlossenen Kühlschrank zwei Bierdosen hervor. Der Samstagabend war damit schon fast wieder gerettet... :-)

Am Sonntagmorgen machten wir uns schon früh auf, um uns mit einem Wassertaxi, welches wir für eine Stunde gemietet hatten, durch die verschiedenen Wasserdörfer ("Kampong Ayer"), für welche "Bandar Seri Begawan" so bekannt ist, gondeln zu lassen. Unser Bootführer nahm uns sogar in sein auf Stelzen gebautes Haus mit und zeigte uns ein bisschen im Wasserdorf herum. Anschliessend fuhren wir an die nördliche Küste zum bekannten Hotel "The Empire" (Link 1, 2). Nach dem Hotel "Burj al Arab" in "Dubai" soll es anscheined eines der exklusivsten Hotels der Welt sein. Ich hatte mir sagen lassen, dass es am Sonntagnachmittag dort ein Kuchenbuffet geben würde, und dass die Kuchenstücke teilweise mit Goldblättern dekoriert wären. Das "Elegant Afternoon Tea Buffet" fand dann auch tatsächlich statt, aber vom vergoldeten Kuchen konnte ich leider nichts entdecken. Dafür kostete uns das Buffet gleich viel wie unser Zimmer in unserem Gasthaus. Da es aber von "Nasi Goreng" über Lachsbrötchen, Puddings und Kuchen alles am Buffet gab, konnten wir uns gerade das Nachtessen ersparen. Mit vollen Bäuchen erkundeten wir anschliessend noch die Hotelanlage. Wir waren ziemlich überrascht, dass wir uns in diesem teuren Schuppen so frei bewegen konnten.

Danach gingen wir zum "Jerudong Park Playground". Dies ist ein Freizeitpark, welcher der Sultan Anfang der 90er Jahre für sein Volk bauen liess. Ein Freizeitpark mit Achterbahnen, Wildwasserbahn, Gokartbahn, Freefall-Tower, etc. für 375'000 Einwohner. Was für ein Wahnsinn. Nach zwei Jahren waren alle Bewohner schon mehrmals - gratis wohlverstanden - in dem Park gewesen, und keiner interessierte sich danach noch dafür. Seither rosten die Bahnen vor sich hin, und nur noch ganz wenige sind in Betrieb. Wir gingen trotzdem hin. Für CHF 4.00 Eintritt konnte man alles besuchen, was noch funktionierte. In der ganzen Anlage hatten wir während drei Stunden nicht mehr als 40 Besucher zu Gesicht bekommen. Dafür aber mind. doppelt so viele Angestellte. Das beste waren natürlich die "AutoScooters". Für den Rest meines Lebens muss ich nicht so schnell wieder auf die "AutoScooters", denn nach 1.5 Stunden ununterbrochener Fahrt hatte ich irgendwie genug... ;-) Zum Abschluss bestaunten wir noch eine 25-minütige "Licht- & Wasser-Show", welche wir wiederum ganz für uns alleine hatten.

Wie ich ja schon erwähnt hatte, ist das öffentliche Verkehrsnetz nicht sonderlich gut ausgebaut, weil jeder ein eigenes Auto hat. Ausserdem fahren die Busse nur von 06:00 bis 18:00. Als wir um 22:30 von dem abgelegenen Freizeitpark zurück nach "Bandar Seri Begawan" wollten, blieb uns nur die Möglichkeit Autostopp zu machen. Wir hatten allerdings überhaupt keine Bedenken, dass wir schnell und sicher an unserem Zielort ankommen würden. Den Autostopp war unsere bevorzugte Fortbewegungsart während unseres Aufenthaltes in "Brunei" gewesen. Nie war ich länger als fünf Minuten mit emporgestreckten Daumen an der Strasse gestanden, bis mich jemand mitnahm. Oft machten die Fahrer sogar noch einen Umweg, um mich direkt vor meinem Zielort abzusetzen. Unglaublich wie grosszügig die Leute von "Brunei" diesbezüglich waren. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass die so gelangweilten Menschen jede sich bietende Gelegenheit wahrnehmen wollten, um wieder einmal mit einem Fremden zu sprechen... ;-)

Am Montagmorgen ging ich schon früh wieder auf die philippinische Botschaft, um mein Visa zu beantragen. Unterdessen hatte ich nämlich meinen Flug von "Manila" nach "Bangkok" für den 29. Dezember mit "Royal Brunei Airlines" gebucht. Keine schlechten Aussichten. Weihnachten an einem weissen Strand auf den "Philippinen", Neujahr in der Party-Stadt "Bangkok" und Geburtstag entweder ebenfalls in "Bangkok" oder auf einer der zahlreichen, schönen, thailändischen Inseln. Manchmal ist es schon verdammt hart, so durch die Weltgeschichte bummeln zu müssen... ;-) Wie auch immer, nach einer Stunde hatte ich mein philippinisches Visa. Eigentlich wollte ich anschliessend nach "Kota Kinabalu" in "Sabah" ("Malaysia") weiterreisen. Weil es aber plötzlich wie aus Kübeln begann zu regnen, verschob ich die Weiterreise auf den Dienstag, und stattete anstelle einem Museum und einem Internet Café einen längeren Besuch ab.