Sonntag, 3. Dezember 2006

Bericht 053 (27.11.06 bis 03.12.06)

Der Link zum aktuellen Foto-Set: Manila

Am Montagmorgen machte ich mich schon um 07:00 auf, um von "Lucap" nach "Manila" zu reisen. Das war zumindest bis nach "Manila" eine gemütliche Sache. Mit dem "Tricycle" nach "Alaminos", und von dort mit einem klimatisierten Bus nach "Manila". Der Kontrolleur hatte mir gesagt, dass der Bus in den Süden von "Manila" fahren würde. Als ich in "Manila" dann etwas sah, dass wie eine Metrolinie aussah, glaubte ich zu wissen, wo ich war, und stieg mit meinem ganzen Zeugs ohne weiter zu fragen aus. Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten stellte sich dann heraus, dass ich am anderen Ende von "Manila", im Norden, gelandet war... ;-) Aber egal, die Metrolinie, die ich gesehen hatte, war auf jedenfall eine Metrolinie gewesen.

Das Erste, was ich bei der nächstgelegenen Metrostation feststellen musste, war, dass vor dem Eingang eine Gepäckkontrolle für die Sicherheit der Passagiere durchgeführt wurde. Das passte mir gar nicht, denn ich hatte wirklich keine Lust, dass ein jugendlicher Sicherheitsschnössel in meinem Rucksack herumwühlen würde. Ich ging auf den Typen zu, öffnete meine Umhängetasche, welche ich vor mir trug. Er schaute hinein und deutete dann auf meinen Rucksack. Ich schaute in darauf ein bisschen böse an und sagte: "I won't let you have a look.". Darauf winkte er mich durch. Das nenne ich eine Sicherheitskontrolle... ;-) Ich musste dann noch zweimal umsteigen. Und jedesmal war wieder einer dieser Kontrollposten. Beim zweiten funktionierte meine Masche leider nicht mehr. Ich war nicht gerade sonderlich erfreut, dass ich vor ca. 200 wunderfitzigen Augenpaare mein Gepäck aufmachen sollte. Bevor ich meinen Rucksack öffnete, fragte ich den Typen aber noch, nach was er denn suchen würde. Er sagte: "Nothing". Diese Antwort machte mich ein wenig sauer. Wenn sie nach nichts suchen, müssen sie auch nicht hineinschauen. Meiner Logik konnte er aber nicht ganz folgen, und er bestand weiterhin darauf, dass ich meinen Rucksack öffnete. Kaum hatte ich den Deckel meines Rucksackes angehoben, sagte er mir, dass ich nun passieren könnte. Ich musste darauf kurz um Fassung ringen. War dies eine Sicherheitskontrolle, eine Schikane oder ein Witz gewesen? Wie auch immer, die dritte Kontrolle passierte ich dann wieder problemlos mit der "Bösen-Blick-Masche".

Als ich im Quartier "Malate" ankam, quartierte ich mich im Hotel "Stone House" ein, welches für meine momentanen Verhältnisse sündhaft teuer war. Die Backpacker-Buden, welche ich zuerst angeschaut hatte, waren aber dermassen unter aller Sau gewesen, dass ich mir das wirklich nicht antun wollte.

Danach ging ich direkt zur Hauptpost im Quartier "Intramuros". Da ich am nächsten Tag auf der thailändischen Botschaft ein dreimonatiges Visa beantragen wollte, hatte ich Bogie, welche ich in "Bangkok" kennengelernt hatte, gebeten, mir postlagernd eine Einladungsschreiben nach "Manila" zu schicken. Und dieses wollte ich abholen. Und ich übertreibe wirklich nicht, aber auf dieser Hauptpost gab es die Schalternummern 1 bis 280. Vielleicht habt ihr auch schon einmal den "Asterix und Obelix"-Film "Asterix erobert Rom" gesehen, in welchem sich die zwei in einem römischen Verwaltungsgebäude auf der Suche nach dem "Passierschein A38" fast im Schalterlabyrinth verlieren. So etwa ähnlich fühlte ich mich im "Lawton Main Post Office" von "Manila". Keiner wussste, was "Poste restante" bzw. "General delivery" bedeutete, und ich wurde buchstäblich von "Pontius" zu "Pilatus" geschickt. Nach dem sechsten Schalter war ich dann bei der Schalternummer 267 angekommen, welcher auch tatsächlich der richtige war. Und noch erstaunlicher war, dass der Brief auch tatsächlich angekommen war und für mich bereit lag.

Am Dienstagmorgen machte ich mich früh auf den Weg ins Geschäftsquartier "Makati" (Link 1, 2) von "Manila". Dort sind die meisten Botschaften untergebracht. Frisch rasiert, mit frischen und sauberen Kleidern sowie geschlossenen Schuhen ging ich zur thailändischen Botschaft. Ein Visa-Antrag ist eine seriöse Angelegenheit in "Thailand", weshalb man schon etwas gepflegt erscheinen sollte. Ich hatte mich auch vorgängig erkundigt, welche Papiere ich für den Antrag benötigte, und hatte alles bereit. Aber es hatte alles nichts genützt. Am Schalter sass ein unfreundlicher Filipino, welcher plötzlich eine Liste mit zusätzlichen Anforderungen hervorzauberte, welche ich für den Visa-Antrag zu erfüllen hätte. Und diese Anforderungen konnte bzw. wollte ich nicht erfüllen. Naja, jetzt muss ich dann halt eine andere Lösung finden.

Als nächstes stand wieder einmal ein Arztbesuch auf dem Programm. Ich wollte mein Ohrproblem zur Kontrolle einem Arzt zeigen. Dazu ging ich ins "Makati Medical Center". Wenn man einen Spezialisten sehen will, geht man einfach in ein Spital, sagt am Empfang, dass man zu einem XY-Spezialisten will, und wird dann mit einer Zimmernummer ausgerüstet durch ellenlange Korridore, welche mit Unmengen von Halbgesunden und Halbtoten gefüllt sind, geschickt. Ich hatte Glück, dass niemand anderes bei meinem HNO-Arzt am Warten war, so dass ich direkt in die Sprechstunde konnte. Als mich die Vorzimmerdame ins Sprechzimmer des Arztes führte, sass dieser gelangweilt in seinem Bürostuhl und spielte irgend ein Ballerspiel auf seinem Handy. Ansonsten schien er sein Fach aber ganz ordentlich zu verstehen, und teilte mir mit, dass alles auf bestem Genesungswege sei.

Da es noch früher Nachmittag war, zog ich anschliessend durch die zahlreichen Shopping Malls in "Makati", für welche "Manila" so bekannt ist. Einfach gigantisch und gestört sage ich da nur. In einer Shopping Mall, der "SM Megamall", braucht man 10 Minuten um im Marschtempo ohne Halt von einem Stockwerkende zum anderen zu gelangen. Und das Teil hat sechs Stockwerke. Also eine Stunde Fussmarsch, nur um das Ganze abzulaufen...

Am Mittwoch machte ich dann einen Rundgang durch die Quartiere "Malate", "Ermita" und "Intramuros" (Link 1, 2). Wie der spanische Name des letzten Quartieres ja schon antönt, ist dieser Teil der Stadt von einer dicken Steinmauer umgeben, welche noch von den Spaniern erbaut wurde. Innerhalb dieser Mauer gibt es zahlreiche, z.T. ziemlich gut erhaltene Kolonialhäuser, Kirchen und Forts. Wahrscheinlich ist dies der schönste Teil von "Manila", denn sonst ist die Stadt nicht gerade mit viel Charm gesegnet.

Zum Abschluss des Tages ging ich noch den chinesischen Friedhof besuchen, welcher in einem abgelegeneren Viertel von "Manila" liegt. Der Friedhof ist riesig und eigentlich für sich schon ein eigenes Quartier. Es führen sogar Strassen, welche Verkehrsmarkierungen aufgemalt haben, hindurch. Die meisten Gräber bzw. Mausoleen sind ziemlich protzig. Viele sehen eher wie ein Ferienhaus denn als ein Grab aus. Die grössten haben Badezimmer, Küche und Schlafzimmer, so dass bei Renovationsarbeiten die Arbeiter direkt im Mausoleum übernachten können. Für diese zahlreichen Arbeiter stehen zwischen den Gräbern/Mausoleen vereinzelt auch kleine Shops, damit sie nicht weit gehen müssen, um ihr Bier kaufen zu können. Begraben kann auf dem Friedhof jeder werden, der chinesischer Abstammung ist. Egal von welcher Religion. So kommt es, dass buddhistische, daoistische und christliche Gräber direkt neben einander stehen. Das sieht dann manchmal schon ein wenig speziell aus.

Abends im Ausgang erfuhr ich von einer jungen Dame eine etwas weniger erfreuliche Nachricht. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass die Gegend, in welche ich am Donnerstag eigentlich hätte reisen wollen, von einem Taifun aufgesucht werden würde. Am Donnerstagmorgen ging ich deshalb als erstes in ein Internet Café, um mehr darüber zu erfahren. Und tatsächlich wurde dem Taifun "Durian" (benannt nach einer riesigen, stinkenden Frucht) vorausgesagt, dass er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag über mein ursprünglich geplantes, nächstes Reiseziel ("Bicol") hinwegziehen würde. Und ich hatte vorgehabt, genau zu diesem Zeitpunkt mit einem Nachtbus dorthin zu fahren. Ausserdem wurde geschrieben, dass der Taifun anschliessend ebenfalls über "Manila" hinwegziehen würde. Dies waren natürlich nicht gerade die töllsten Aussichten. Meine Weiterreise musste ich auf jeden Fall vorerst einmal für zwei Tage aufschieben. Das bedeutete somit, dass ich quasi in "Manila" gestrandet war...

Ich hatte das Gefühl, dass an diesem Donnerstagmorgen in den Strassen von "Manila" wegen des bevorstehenden Taifuns alles ein wenig anders tickte. Der Himmel war dunkelgrau behangen, es herrschten angenehme Temperaturen und es ging ein permanenter Wind durch die Strassen. Die Kinder hatten schulfrei, um den Eltern bei den Vorkehrungen gegen den Taifun behilflich zu sein. Viele Läden waren geschlossen.

Von dem Taifun in der Nacht auf Freitag habe ich dann allerdings nicht viel mitbekommen. Ich hatte tief und fest geschlafen... ;-) Wie ich dann später erfuhr, hatte der Taifun "Manila" nur am Rande gestreift, weil er vom vorausgesagten Pfad abgewichen war. Obwohl der Taifun an "Manila" vorüber war, hingen am Himmel am Freitag nach wie vor dunkelgraue Wolken, und in den Strassen herrschte noch die gleich komische Stimmung wie am Vortag. An diesem Tag konnte ich noch fast keine Informationen finden, was der Taifun angerichtet hatte. Da deshalb ans Weiterreisen nicht zu denken war, "musste" ich in "Manila" noch ein bisschen mehr Sight-Seeing betreiben, damit ich nicht gerade ganz unterbeschäftig war. Ich wollte das "Shoe Museum", in welchem ein Teil der Schuhsammlung der ehemaligen, philippinischen First-Lady "Imelda Marcos" ausgestellt ist, besuchen. Dazu fuhr ich 1.5 Stunden mit jensten Verkehrsmittel quer durch die ganze 12-Millionen-Einwohner-Stadt ins Quartier "Marikina". Und dies alles nur um zu erfahren, dass das Museum ausgerechnet an diesem Tag einfach so geschlossen war.

Am Samstag war das Wetter dann wieder normal, d.h. Sonnenschein, mind. 35° und hohe Luftfeuchtigkeit. Langsam wurde dann auch bekannt, was der Taifun angerichtet hatte. Beim Vulkan "Mayon", den ich ebenfalls besuchen wollte, kamen über 400 Menschen bei verschiedenen Schlammlawinen ums Leben. Mir war es nicht möglich, Informationen über die Reisemöglichkeiten in der Region "Bicol" zu erhalten, weil ein grosser Teil der Infrastruktur (Strom, Wasser, Telefon) durch den Taifun in dieser Gegend in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aufgrund dieser Tatsache und auch weil ich nicht als "Katastrophentourist" unterwegs sein wollte, entschied ich mich, meine Reisepläne komplett auf den Kopf zu stellen, und am Montag mit "Cebu Pacific Air" in den Süden nach "Cebu" zu reisen.

Vor meiner Abreise aus "Manila" galt es aber natürlich noch am Sonntag den "3. Dezember" zu feiern. An diesem Tag vor einem Jahr war ich zu meiner Weltreise aufgebrochen. Und "Manila" ist definitiv der Ort, wo man sowas gebührend feiern kann. Und ich hatte ja eine Woche Zeit gehabt, um die besten Orte auszusondieren... ;-)

See you in "Cebu"...