Samstag, 23. Dezember 2006

Bericht 056 (14.12.06 bis 22.12.06)

Link zum aktuellen Foto-Set: Cebu (Part II)

Nachdem ich den ganzen Donnerstagnachmittag im hässlichen "Surigao" wegen schlechtem Wetter in einem Internet-Café verbracht hatte, konnte ich dann gegen 18:00 die Fähre "MV Filipinas Dapitan" der Schifffahrtsgesellschaft "Cokaliong Shipping Lines, Inc.", welche mich wieder nach "Cebu City" zurückbringen sollte, betreten. Es stand wieder eine zehnstündige Nachtfahrt in einem dieser anmachenden Schiffsschlafsäalen auf dem Programm. Da ich mir wahrscheinlich von irgendeiner Klimaanlage eine heftige Erkältung eingefangen hatte, war in dieser Nacht deswegen und auch aufgrund der unzähligen Schnarchnasen nicht wirklich an viel Schlaf zu denken. Um 05:30 kam ich dann in "Cebu City" an. Ich ging direkt zum Bus-Terminal, um mich nach "Maya", dem nördlichsten Zipfel der Insel "Cebu", fahren zu lassen. Von dort war es dann noch einmal eine 45-minütige Fahrt mit einem Fischerboot zur Insel "Malapascua". Da das Kleingeld leider nicht für ein Cottage direkt am Strand reichte, gab es halt ein Zimmer drei Gehminutem vom Strand entfernt, was aber auch ganz in Ordnung war.

Da in der Zwischenzeit ein paar Wolken aufgezogen waren, machte das Liegem am Strand nicht so richtig Spass. Stattdessen durchstreifte ich die kleine Insel (ca. 3 km lang und 500 m breit) von vorne bis hinten. War ziemlich interessant das einfache Leben auf dieser Insel zu beobachten. Leider musste ich auch feststellen, dass auf der Insel noch niemand richtig bemerkt zu haben schien, wie man eine schöne Insel für sich selber und für den Tourismus sauber behält. Die Kinder schissen vor den Augen der Touristen direkt an den Hauptstrand ("White Beach"), überall wurden riesige Berge von organischem und nicht-organischem Abfall verbrannt (z.T. direkt neben den Bungalows der Touristen) und die meisten Strände waren mit Schmutz nur so übersäht. Ach, und der schönste Strand konnte von den Touristen gar nicht benutzt werden, weil dieser mit allerlei betriebstüchtigen sowie nicht-betriebstüchtigen Fischerbooten dermassen überfüllt war, dass man kaum noch durchlaufen geschweige denn sich dort sonnen konnte. Überall stand geschrieben, dass "Malapascua" der kleine Bruder von "Boracay" wäre. Naja, die müssen noch viel lernen, bis sie nur annähernd dorthin kommen. Aber ansonsten war die Insel ganz in Ordnung. Abends traff ich beim Essen (ein riesiges Baracuda-Filet) auf einen Schweizer Kinder-Psychiater sowie ein deutsches Pärchen, welches ich schon auf "Camiguin" einmal getroffen hatte.

Am nächsten Tag war ich schon früh auf. Leider war das Wetter ziemlich bewölkt. Als ich aber in einem Beach-Restaurant nach drei Stunden mein ausgiebiges Frühstück und ein weiteres Buch beendet hatte, kam plötzlich die Sonne hervor und der Himmel strahlte wieder im schönsten Hellblau. Damit stand während des restlichen Tages dem Baden und Sonnen nichts mehr im Wege.

Am Sonntagmorgen ging die Reise dann weiter auf die nächste Insel. Als ich um 07:05 auf den Strand, von welchem die Boote zurück ans "Festland" ablegen, einbog, sah ich gerade wie ein Passagierboot vom Strand ins Wasser geschoben wurde. Ich pfiff den Leuten zu, damit sie noch kurz warten konnten, bis ich die 50 Meter bis zum Boot zurückgelegt hatte. Obwohl sie mich sahen, machten sie keine Anstalten, das Boot zu stoppen. Als ich dann fluchend an einem Typ vorbei lief, der für eines der Passagierboot arbeitete, sagte er mir, dass ich nicht fluchen solle. Ich wäre schliesslich zu spät gewesen, und die Boote hätten einen Fahrplan einzuhalten. Ich hatte mich am Vortag nach dem Fahrplan erkundigt. Und der war ziemlich einfach. Das Boot fährt ab, wenn es voll ist. Das Boot, welches ich verpasst hatte, war aber halb leer gewesen. Da soll noch einer draus kommen... ;-) Naja, 45 Minuten später fuhr das nächste Boot, welches dann auch tatsächlich voll war. Mit Bus und Tricycle fuhr ich anschliessend von "Maya" nach "Hagnaya", wo ich dann noch einmal wegen fünf Minuten eine Fähre verpasste. Die nächste Fähre war ein Fastcraft-Boot, das ziemlich schnell aber auch ziemlich klein war. Ich wäre lieber mit einer Fähre gegangen, denn bei dem hohen Seegang wurde man in dieser schnellen Nussschale ziemlich durchgeschüttelt. Mit weichen Knien kam ich dann 45 Minuten später auf der Insel "Bantayan" beim Städtchen "Santa Fe" an, wo ich von einem Mitarbeiter des "Budyong Beach Resort", wo ich ein Nipa-Bungalow reserviert hatte, gerade in Empfang genommen wurde. Ich hatte Glück gehabt mit der Blind-Reservation. Für CHF 12.00 bekam ich mein eigenes Nipa-Bungalow direkt am Strand. Die Resort-Anlage war einfach, aber sehr gepflegt und lag warscheinlich an einem der schönsten Strandabschnitte von "Bantayan". Nach dieser sechsstündigen Reise (wobei die Distanz zwischen den zwei Insel in der Luftlinie nur gerade 40 km misst) hatte ich es mir verdient, wieder in den nächsten Liegestuhl zu liegen... ;-)

Am nächsten Morgen machte ich mich auf die Suche nach einem Mietmotorrad. Als ich am Strassenrand einen Typen mit einem getunten Motorrad sah, fand ich, dass dies genau das richtige für mich wäre und fragte ihn, ob ich es mieten könnte. Zugegeben, ich war ein bisschen hart bei der Preisverhandlung, aber bei schlussendlich CHF 3.25 pro Tag konnte ich nicht anders, als das Motorrad gerade für drei Tage zu mieten. Mit meiner neuen Errungenschaft machte ich mich auf den Weg, um die 20 km lange Insel zu erkunden.

Am frühen Nachmittag kam ich in "Madridejos", der nördlichsten Ortschaft von "Bantayan", an. Als ich dort ein bisschen herumschlenderte und Fotos machte, kam eine junge, hübsche Dame, Rosemarie, zu mir und verwickelte mich in ein Gespräch. Nach ein paar Worten und den obligaten Fotos (die meisten Filipinos lieben es fotographiert zu werden) fragte sie mich, was ich denn heute noch so machen würde. Ich sagte ihr, dass ich mit dem Motorrad noch weiter ein wenig die Insel erkunden und dabei einen schönen Strand suchen würde. Sie schaute mich darauf fast schon flehend an und fragte, ob sie mitkommen dürfte. Naja, sie sah noch etwas gar jung aus. Ich fragte sie deshalb, wie alt sie denn wäre. Sie meinte, dass sie 20 wäre. Als ich daraufhin einwilligte, kam dann aber das grosse "Aber". Sie sagte mir, dass ich zuerst mit ihr zu ihrem Vater gehen müsste, um ihn um Erlaubnis für den Ausflug seiner Tochter zu bieten. Na super, das hatte mir gerade noch gefehlt... ;-)

Sie führte mich daraufhin zu ihrem Haus bzw. besser gesagt zu ihrer ärmlichen Hütte, welche vom letzten Taifun "Utor" deutlich gezeichnet war. Als ich Vater, Mutter, Grossmutter, Brüdern, Schwestern und diversen Tanten, Onkeln und Cousins vorgestellt worden war, kam dann die Erlaubnis, dass ich die Tochter für 2.5 Stunden ausführen "durfte". Dass dies alles ihre Idee gewesen war, wurde selbstverständlich nie erwähnt.

Danach konnte es dann los gehen. Sie war als Führerin allerdings nicht wirklich eine grosse Hilfe, denn sie kannte sich auf ihrer eigenen Insel kaum aus. Trotzdem fanden wir dann noch den einen oder anderen schönen Platz.

Als wir mal eine Rast machten, erzählte sie, dass sie auf "Malapascua" in einem Restaurant gearbeitet und dort auch einen Schweizer, Lothar (59), kennengelernt hätte. Er wäre ganz nett. Und er würde sie am nächsten Tag besuchen kommen und ihren Vater um Heiratserlaubnis bieten. Heiraten würden sie dann im nächsten August. Als ich fragte, wieso sie erst im August heiraten würden, meinte sie, dass dann ihr 18. Geburtstag wäre. Ach so, doch erst 17... !?!? ;-) Und schon wieder so ein Fall, wo sich ein alter Sack an einem blutjungen Ding zu schaffen macht... :-( Wie auch immer, ich fand dann, dass ich sie besser wieder nach Hause bringen würde. Ein paar Tage später schrieb mir Rosemarie ein SMS. Lothar war nicht gekommen, und sie wäre nun sehr traurig. Naja, wahrscheinlich eh besser für sie so...

Am Dienstag wollte ich eigentlich zur nahegelegenen "Virgin Island" fahren, wo es diese Postkartenstrände geben sollte. Leider war das Wetter wieder einmal ziemlich bewölkt gewesen, so das ich mich mit dem süssen Nichtstun und mit Motorrad fahren begnügte. Am Mittwoch war das Wetter dann noch schlechter, denn es regnete bis in den späten Nachmittag hinein, so dass mir ausser lesen und im Internet surfen nichts anderes zu tun übrig blieb. Damit war auch die Möglichkeit zur "Virgin Island" zu gehen vertan, denn am nächsten Tag musste ich weiter... :-(

Als ich am Donnerstagmorgen erwachte, traute ich meinen Augen fast nicht. Draussen schien die Sonne bei strahlend blauem Himmel in voller Pracht. Vielen Dank, Petrus... :-( Ich machte mich um 08:00 auf, um meine zweitägige Reise in Richtung "Boracay" in Angriff zu nehmen. Anbei ein kleiner Überblick über den ersten Teil diese Reise:

  • Von meinem Bungalow in "Santa Fe" zum Hafen von "Bantayan City" mit einem Tricycle (umgebautes Motorrad). Das Tricycle beförderte zehn Personen plus meinen Rucksack. (20 Pesos)
  • Vom Hafen mit einem Ruderboot zu einem Motorboot (5 Pesos)
  • Mit dem Motorboot bis zur Fähre von "Island Shipping Corp." (gratis)
  • Mit der Fähre, die knapp zehn Stundenkilometer schaffte, 4.5 Stunden nach "Cadiz" auf "Negros" (202 Pesos).
  • Vom Hafen in "Cadiz" zum Bus-Terminal mit einem Tricycle (gratis; ein anderer Fährpassagier lud mich ein)
  • Vom Bus-Terminal eine 1.5 stündige Busfahrt ins Zentrum von "Bacolod" (60 Pesos)
  • Vom Zentrum zum Hafen von "Bacolod" mit einem Taxi (30 Pesos, halber Preis weil Taxi-Sharing mit einem anderen Buspassagier)
  • Vom Hafen in "Bacolod" eine Stunde bis zum Hafen von "Iloilo City" auf "Panay" mit einer FastCraft-Fähre von "OceanJet" (195 Pesos, 20 Pesos mit meiner gefälschten Studentenkarte gespart)
  • Vom Hafen zum Gasthaus mit einem Tricycle. Obwohl der Fahrer vor der Fahrt versicherte, dass er das Gasthaus kennnen würde, fuhr er ziellos in der Stadt herum und fragte einen Passanten nach dem anderen nach dem Weg. Erst als ich das Gasthaus anrief und er von den Mitarbeitern des Gasthauses telefonisch einen Wegbeschrieb erhielt, wusste er, wohin er fahren musste (40 Pesos).

Nach elf Stunden Reisezeit und 552 Pesos (CHF 13.80) war ich damit an meinem Tagesziel angekommen. Durch Verhandlung, Glück und Studentenkarte hatte ich ganze 70 Pesos (CHF 1.75) gespart. Das ist in der "Schweiz" nicht gerade viel, aber auf den "Philippinen" erhält man dafür in einer Bar drei Flaschen Bier. Allerdings war ich nach dieser Reise zu müde, um noch in einer Bar herum zu hängen. Die drei Flaschen Bier mussten deshalb noch ein bisschen auf mich warten.

Am Freitagmorgen machte ich mich schon wieder um 06:30 auf den Weg. Ich hatte auch wieder einmal ein bisschen Glück an diesem Tag, denn als ich eine halbe Stunde später beim Bus-Terminal ankam, fuhr gerade ein Bus nach "Caticlan" los. Allerdings wurde diese Fahrt zu einer sechsstündigen Horrorfahrt quer über die gesamte Insel "Panay" in einem total überfüllten Bus.

In "Caticlan" liegt der Hafen mit den Booten, welche zu der Insel "Boracay" übersetzen. Und wie ich mir das nicht anders vorgestellt hatte, fing es mit der Abzockerei genau dort an. Dazu dann aber in meinem nächsten Bericht...