Freitag, 2. März 2007

Bericht 063 (22.02.07 bis 03.03.07)

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Am Donnerstagmorgen, nach einer erfolglosen Nacht auf dem Elefantenobservationsturm von "Ban Na", machte ich mich schon früh auf den Weg nach "Vientiane", der Hauptstadt von "Laos". Dort wollte ich vor allem etwas erledigen. Ich wollte mir ein Zwei-Monatsvisa für "Thailand" besorgen. Als ich um 13:00 beim thailändischen Konsulat vorsprach, hiess es, dass Visa-Anträge nur morgens bis 12:00 angenommen werden. Ich sollte am Freitag wieder kommen. Ausserdem wurde mir noch gesagt, dass Visa-Anträge zwei Arbeitstage zur Bearbeitung bräuchten. Dies bedeutete wiederum, dass ich mein Visa erst am Montagmittag erhalten würde. Somit war ich nun wieder einmal irgendwo gestrandet, wo man nicht unbedingt so lange gestrandet sein will... :-(

Am Freitagmorgen war ich dann wieder auf dem Konsulat und überreichte meinen Visa-Antrag, meine Papiere sowie die verlangten zwei Passfotos. Als der Typ die Passfotos anschaute, sagte er mir, dass sie keine Schwarzweiss-Fotos akzeptieren würden. Ich musste zuerst ein paar Mal leer schlucken und danach farbige Passfotos anfertigen gehen lassen. Die thailändische Wirtschaft hängt u.a. stark vom internationalen Tourismus (ca. 10% des BSP wird im Tourismussektor erwirtschaftet) ab, und die von den Touristen ins Land gebrachten Devisen werden von den Thailändern immer gerne in Empfang genommen. Dies ist die eine Seite. Die andere Seite ist die von der thailändischen Regierung geführte Visa-Politik. Ein Land, das so stark vom Tourismus abhängt, sollte eine etwas grosszügigere und offenere Visa-Politik betreiben. Und mir persönlich gehen die z.T. schikanösen und rüden Behandlungsformen auf thailändischen Botschaften langsam aber sicher ziemlich auf den Wecker.

Wenn ich nicht gerade wegen dem thailändischen Visa am herumrennen war, schaute ich mich auch in der Stadt herum. "Vientiane" ist die kleinste, übersichtlichste und ruhigste Hauptstadt, die ich bis jetzt bereist habe. Wenig Verkehr, wenig Leute, wenig Lärm, etc. So konnte ich z.B. die sechsspurige Hauptverkehrsachse an einem Samstagnachmittag ohne links und rechts zu schauen überqueren. Etwas, was man tunlichst in keiner anderen Hauptstadt probieren sollte.

Neben all diesen positiven Aspekten gibt es aber einen gewichtigen, negativen Aspekt. "Vientiane" ist nach "Bandar Seri Begawan" wahrscheinlich eine der langweiligsten Hauptstädte auf diesem Planeten. Am Samstagnachmittag hatte ich beim Coiffeur eine nette, junge Dame mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen "Fick" kennengelernt. Sie bot mir an mich am Abend ein wenig durch das Nachtleben von "Vientiane" zu führen. Als wir uns am Abend trafen, machte ich zuerst den Vorschlag, dass wir zum Hotel "Don Chan Palace" gehen könnten. Ich hatte im Internet gelesen, dass die Hotelbar ein guter Start in den Abend wäre. Irgendwie wäre das Ganze gar nicht so schlecht gewesen, denn man konnte gratis ins "Open Air Roof Cinema" gehen, es hatte eine schöne Bar, etc. Aber das Hotel hatte ein anderes Problem. Es hatte überhaupt keine Gäste. Wir zogen wieder ab, und von da an übernahm "Fick" die Führung. Leider wurde ich allerdings vom Nachtleben in der laotischen Hauptstadt ein wenig enttäuscht. Ausser ein paar Nachtclubs, die eine Mischung aus Karaoke-Bar und Disco waren, bekam ich nicht viel Gescheites zu sehen. Ob es tatsächlich nicht mehr hat, oder ob ich einfach eine "schlechte Führung" erwischt hatte, versuchte ich dann nicht weiter zu ergründen, da ich eher ersteres vermutete.

Da es in "Vientiane" nicht so viel zu tun gab, war am Sonntag ein Faulenz- und Fresstag angesagt. Etwas, was mir an "Vientiane" gefällt, ist die Vielzahl der Restaurants mit Gerichten aus der ganzen Welt. Mmmmhhhh.... ;-)

Am Montag konnte ich dann um 13:00 meinen Pass mit dem Visa auf dem thailändischen Konsulat wieder abholen, und um 14:00 fuhr ein Bus nach "Vang Vieng". Unglücklich, dass ich "Vientiane" den Rücken kehren konnte, war ich aus verschiedenen Gründen nicht. Einer der Gründe war, dass ich nun endlich nicht mehr wehmütig über den "Mekong" nach "Thailand" schauen musste. Die zweite Hälfte der vierstündigen Fahrt nach "Vang Vieng" war von der Landschaft her sehr schön, da der Bus während dieser Zeit durch das für "Laos" so typische Berggebiet mit den zum Teil senkrecht in die Höhe steigenden Kalksteinfelsen fuhr.

In meinem Guidebook hatte ich gelesen, dass "Vang Vieng" ein ziemlich übles Touristen-Ghetto wäre. Ich hatte diese Destination deshalb schon wieder von der Liste mit meinen geplanten Reisedestinationen gestrichen. Andere Reisende hatte mir dann allerdings gesagt, dass es sich wegen der Landschaft trotzdem lohnen würde dem Ort einen Besuch abzustatten. Also setzte ich den Ort wieder auf meine Liste. Als ich gegen 18:00 in "Vang Vieng" ankam, war ich positiv überrascht. Kein TukTuk-Fahrer, keiner der einem ein Zimmer andrehen wollte oder dergleichen stand neben dem ankommenden Bus. Genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Ich musste dann dafür aber 3/4 Stunden herum suchen, bis ich ein halbwegs vernünftiges Zimmer (Doppelbett mit rosarotem Winipoo-Kissen- und Deckenüberzug) fand, denn die meisten Gasthäuser waren schon ausgebucht. Dass "Vang Vieng" ein absolutes Touristen-Ghetto ist, entbehrte leider nicht seiner Richtigkeit. Das ganze Städtchen schien vorwiegend vom Tourismus zu leben. Wo man hinschaute sah man nur Gasthäuser, Restaurants, Travel Agencies, Internet Cafés, Pancake-Stände, und andere für Travellers ach so wichtige Institutionen. Die grösste Attraktion für manche Backpacker schienen die Restaurants zu sein, in welchen man sich auf den unzählig vorhandenen Kissen hinlegen und 16 Stunden am Stück "The Simpsons" und "Friends" schauen konnte. Unglaublich, aber wahr. Diese Restaurants waren immer am vollsten. Und dies sogar schon morgens um 09:00.

Am Dienstagmorgen nach einem heftigen Nachtgewitter (Regen hatte ich zuletzt auf den "Philippinen" vor gut drei Monaten gesehen) mietete ich wieder einmal ein Fahrrad (ich hatte extremes Glück, denn ich bekam ein rosarotes Barbie-Fahrrad...) und fuhr zu ein paar Kalksteinhöhlen, welche 16 km nördlich von "Vang Vieng" liegen. Auf dem Weg kam ich in einem kleinen Dörfchen vorbei, wo gerade eine Hochzeit gefeiert wurde. Es war zwar erst 11:00, aber einem kühlenden Schluck "Beer Lao" war ich nicht abgeneingt. Ich hielt deshalb an und spähte über den Gartenzaun. Es vergingen keine 15 Sekunden bis mich ein paar schon ziemlich alkoholisierte Männer herein winkten. Das kühle Glas Bier liess dann auch wirklich nicht lange auf sich warten. Ich wurde daraufhin aufgefordert, mich an einen Tisch mit einer reinen Männerrunde zu setzen. Auf dem Tisch standen unzählige Schalen gefüllt mit verschiedenen Speisen. Man deutete mir an, dass ich zugreifen sollte. Das hat man halt davon, wenn man sich quasi selber zu einer Feier einlädt. Die wenigsten der Speisen machten mich wirklich an. Am wenigsten die Gelee-artige Sauce aus Schweineblut vermischt mit undefinierbaren Stücken von irgendwelchen Innereien und Pfefferminzblättern. Damit aber niemand beleidigt war, musste ich etwas essen. Ein wenig Salat, ein bisschen Reis, zwei Stück Wassermelon, dann schnell das Zeichen für einen vollen Magen zeigen und ich war gerettet... ;-)

Währenddessen war das frisch vermählte Paar schon die ganzen Zeit von Gast zu Gast gegangen. Er hatte einen silbernen Topf, in welchen die Gäste Geld reinwerfen mussten, und sie ein silbernes Tablett mit zwei kleinen 5 cl-Gläsern in der Hand. Jedes Mal, wenn ein Gast eine Geldnote in den Topf geworfen hatte, füllte sie eines der Gläser mit Bier auf, welches der Geldgeber dann austrinken musste/durfte. Irgendwann stand das Ehepaar dann auch vor mir. Ich hatte den anderen Gästen ein wenig zugeschaut, was sie in den Behälter geworfen hatten. Das war jeweils nicht gerade viel gewesen (2'000 Kip, ca. US$ 0,2). Ich hatte meinen "generösen" Tag und warf eine 10'000er-Note (ca. US$ 1.00) in den Behälter. Darauf ging ein Lächeln über die Gesichter des Ehepaars, und ich musste gerade beide Gläser, welche zuvor schon von mind. 50 Dorfbewohnern zum Mund geführt worden waren, austrinken. Danach hatte ich dann genug Bier getrunken (naja, zumindest für diese Uhrzeit) und setzte meine Barbie-Fahrradfahrt fort.

Die von den Kalksteinbergen dominierte Landschaft war atemberaubend. Ich besichtigte die Kalksteinhöhlen "Tham Sang", "Tham Hoi", "Tham Loup" und "Tham Nam" mit zahlreichen Stalagmiten, Stalaktiten sowie unterirdischen Seen und Flüssen. Auch sah ich seit langem wieder einmal ein paar giftgrüne Reisfelder.

Am Mittwoch machte ich mehr oder weniger noch einmal das gleich wie am Vortag, nur mit dem Unterschied, dass ich nach Westen statt nach Norden fuhr. Das hätte ich auch bleiben lassen können, denn es gab nicht viel Neues/Anderes zu sehen.

Am Donnerstag machte ich mich auf die siebenstündige Fahrt nach "Luang Prabang". 2003 waren auf dieser Route mehrere Busse überfallen worden. Jetzt stehen alle fünf bis zehn Kilometer jeweils zwei bewaffnete Wächter, die z.T. in Militäruniform oder zivil gekleidet sind. Unser Fahrer kaufte vor der Abfahrt eine Stange Zigaretten, und jedesmal, wenn wir einen der Wachposten passierten, warf er ein Packchen Zigaretten durchss Fenster den Bewaffnetten direkt vor die Füsse. Bei der Menge von Zigaretten, welche diese Leute auf diese Weise den ganzen Tag erhalten müssen, kann man wahrscheinlich nichts anderes machen als von morgens bis abends zu rauchen... ;-)

Als ich am frühen Abend in "Luang Prabang" ankam, begann wieder das gleiche Spielchen wie schon in allen zuvor bereisten laotischen Orten. Ich musste wieder auf eine längere Suche, bis ich ziemlich ausserhalb des Zentrums dann ein günstiges Zimmer fand.

Am Freitag erkundete ich diese Stadt am "Mekong" zu Fuss. "Luang Prabang" ist das kulturelle Zentrum von "Laos". Die französische Kolonialarchitektur sowie die fast unendlich vielen, z.T. sehr alten buddhistischen Tempel- und Klosteranlagen in einer von Hügeln umgebenen Landschaft machen diese Stadt einmalig. Als UNESCO-Weltkulturerbe zieht die Stadt aber auch entsprechende Massen an Touristen an. Viele der Kolonialhäuser wurden deshalb zu Gasthäusern und Restaurants umgebaut. So konnte man von ganz einfach bis voll durchgestylt zu jedem Budget logieren und dinieren. Am Abend, nachdem ich wieder einmal für ein Weilchen genug Tempel gesehen hatte, gab es im Gasthaus eine Überraschung. Der Hausherr hatte für alle Gäste gekocht. Und es war erst noch gratis. Super... ;-)

Am Samstag stand ich schon um 06:00 auf, um der täglichen Zeremonie beizuwohnen, wenn die Mönche um Almosen betteln gehen. Buddhistische Mönche dürfen nur von 06:00 bis 12:00 Essen zu sich nehmen. Allmorgentlich gehen die Mönche durch die Strassen ihres Wohnortes und betteln bei der (buddhistischen) Bevölkerung um Almosen, meinstens in Form von Essen und Geld. Die Almosen werden meistens von Frauen auf Knien überreicht, wobei die Almose in einen Topf gelegt wird, welche der Mönch vor sich trägt. Das ergibt manchmal ganz komische Bilder, wie z.B. wenn sich eine betagte Frau vor einen 13-jährigen Mönch kniet und verbeugt, bevor sie die Almosen überreicht. Wie auch immer, in "Luang Prabang" gibt es sehr viele Klöster und damit auch extrem viele Mönche. Morgens um 06:30 ziehen all diese Mönche in Reih und Glied durch eine Strasse. Die Strasse ist auf der einen Seite mit einheimischen und touristischen Buddha-Gläubigern besetzt, auf der anderen Seite mit Kameras bewaffneten Touristen. Die ganze Zeremonie sieht unterdessen mehr aus wie eine Show, aber die lange Reihe der Mönche und die grellen Farben ihrer Gewänder macht diesen Anlass in den frühen Morgenstunden trotzdem irgendwie ein wenig "spirituell".

Am späteren Vormittag machte ich mich dann mit zwei Japanerinnen, welche ich am Vorabend beim Abendessen im Gasthaus kennengelernt hatte, zu dem 30 km entfernten Wasserfall "Tat Kuang Si" auf. Das war eine willkommene Abwechslung zur ewigen Tempelbesichtigung... ;-)