Samstag, 10. März 2007

Bericht 064 (04.03.07 bis 11.03.07)

Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Am Sonntagmorgen ging die Reise von "Luang Prabang" in Richtung Norden von "Laos" weiter. In nur gerade vier Busstunden erreichte ich mein nächstes Ziel "Nong Khiaw", ein kleines Städtchen in der Bergen am Fluss "Nam Ou". Nach ein bisschen suchen fand ich eine kleine Bambushütte mit schönem Blick über den Fluss und die Schlucht. Leider hatte ich am Vorabend auf dem Markt von "Luang Prabang" wieder einmal etwas aufgelesen, was mir nicht so wohl bekommen war, weshalb ich mehr oder weniger den ganzen Nachmittag im Bett oder auf der Veranda meines Bungalow verbrachte :-(

Gegen Abend konnte ich dann doch noch ein wenig Energie aufbringen und zu der 2.5 km entfernten Höhle "Tham Pha Pok" zu laufen, welche von der lokalen Bevölkerung als Schutzraum vor den amerikanischen Bomben während des "Vietnam-Krieges" benutzt worden war. Die Bomben haben in "Laos" versteckten "Vietkong"-Kämpfern gegolten. Habt ihr übrigens gewusst, dass "Laos" dadurch zum dem am stärksten bombardierten Land der Erde wurde. Und wer hat den Rekord wieder einmal möglich gemacht? Na wer wohl... :-( Viel spektakuläres gab es bei der Höhle allerdings nicht zu sehen.

Im Verlauf des Tages war ein Österreicher, Josef, im benachbarten Bungalow eingezogen. Mit ihm verbrachte ich in dem etwas gar langweiligen "Nong Khiaw" einen lustigen Abend.

Am nächsten Tag musste ich wegen meiner gesundheitlichen Angeschlagenheit wieder einmal meine Reisepläne über den Haufen werfen. Ürsprünglich hatte ich vorgehabt im nordöstlichen "Laos" bei "Phongsali" drei Tage im Grenzgebiet zu "China" trekken zu gehen. Aber bei ziemlichen kalten Temperaturen auf 1'500 bis 2'000 M.ü.M. im nicht Vollbesitz aller physischen Kräfte trekken zu gehen erschien mir nicht unbedingt als die beste Idee. Deshalb entschloss ich mich nach "Luang Nam Tha" weiter zu reisen.

Josef, der ebenfalls nach "Luang Nam Tha" weiterreiste, und ich hatten von der Besitzerin der Bungalow-Anlage gehört, dass ein Bus nach "Udomxai", welches auf halber Strecke nach "Luang Nam Tha" liegt, um 08:00 abfahren würde. An der Strassenecke, wo die Busse abfahren sollten, erfuhren wir dann aber, dass der besagte Bus um 11:30 fahren würde. Naja, ein kleiner Unterschied. Wir entschieden uns mit einem anderen Bus, der auch tatsächlich um 08:00 losfuhr, nach "Pak Mong", einer Kreuzung von zwei Hauptverkehrsachsen, zu fahren. Dort konnten wir dann nach zwei Stunden Wartezeit einen von "Luang Prabang" kommenden Bus anhalten, der bis zu unserem Ziel fuhr. Leider war der Bus aber etwa bis zur Hälfte mit Touris gefüllt.

Abgesehen von einem längeren Stopp in "Udomxai" fuhren wir bis um 18:00 mit Schneckentempo bis nach "Luang Nam Tha" durch. Die Strasse führte grösstenteils durch abgeholztes Berggebiet, welches durch verschiedene "Hill Tribes" relativ schwach besiedelt ist.

In "Luang Nam Tha" gab es dann die Szene, dass eine halbe Busladung Touristen mitsamt ihren Rucksäcken gleichzeitig auf diejenigen Gasthäuser zu stürmen begannen, welche im "Lonely Planet" aufgeführt sind. Man muss bei einer solchen Gelegenheit die Gesichter der Einheimischen nicht lange studieren um zu erkennen, dass sie sich ab dem "Backpacker"-Gebaren köstlich amüsieren.

"Luang Nam Tha" selber ist eine ziemlich hässliche Stadt, derren Luft hauptsächlich mit Staub und Rauch, welcher von den unzähligen Abfall verbrennenden Feuer stammt, geschwängert ist. Nicht desto trotz hatte ich bei der Einfahrt in die Stadt ein schönes, chinesisches Gasthaus gesehen, welches nicht im "Lonely Planet" aufgeführt war. Zusammen mit Josef ging ich deshalb zu diesem Gasthaus zurück, welches sich als modern und super-sauber herausstellte. Zu alledem hatte unser Zimmer eine Dousche mit einem Hahn für Kalt- sowie auch für Warmwasser. Und wenn man den Warmwasserhahn öffnete kam auch tatsächlich warmes Wasser heraus.

Man muss gewusst haben, dass es in "Kambodscha" und im Süden von "Laos" praktisch niergends Warmwasserleitungen gibt. Braucht es auch nicht, denn dort ist es eh immer heiss. Im Norden von "Laos" kann es allerdings nachts und in den "Wintermonaten" doch manchmal für südostasiatische Verhältnisse ziemlich kühl werden. Wenn sich nun ein Gasthaus dazu entscheidet seinen Gästen Warmwasser anzubieten (bzw. dies auf jeden Fall auf seinem Werbeschild anpreisen will), dann installiert es elektrische Durchlauferhitzer. Derren Leistung lassen allerdings meistens ziemlich zu wünschen übrig. Dreht man nämlich den Wasserhahn zu stark auf, kommt der Erhitzer nicht damit nach das Wasser zu erhitzen. Hat man aber den Wasserdruck so schwach eingestellt, dass der Erhitzer eine angenehme Wassertemperatur erzeugen kann, ist dann der Wasserstrahl wiederum zu schwach, um damit douschen zu können. Also lässt man das Teil eh meistens gerade ausgeschaltet. Naja, dass mag vielleicht erklären, warum wir uns wie kleine Kinder so sehr über unsere Dousche freuten.

Als wir am Dienstagmorgen aufwachten und aus dem Fenster schauten, trauten wir unseren Augen fast nicht. Da lag um 09:00 morgens immer noch eine graue Nebelsuppe über dem Tal. Mir war dieses Wetter zu unfreundlich, weshalb ich mich im Bett noch einmal umdrehte. Josef hingegen brauchte ein Frühstück und bekam anschliessend von einem chinesischen Coiffeur einen Mittelscheitel verpasst... ;-) Gegen 11:00 entschiedenen wir uns dann trotz noch leicht vorhandenem Nebel für eine Fahrradtour durch die Umgebung von "Luang Nam Tha". Dieses Mal mieteten wir uns keine "Barbie"-Fahrräder (siehe Bericht 063) sondern chinesische "Merida"-Mountain Bikes des Modelles "Warrior" mit 18 Gängen und Vorderradfederung. Wow... ;-) Hatte der Tag zu Beginn noch so ausgesehen, als würde es ein Tag werden, an welchen ich mich nicht lange erinnern würde, änderte sich dies relativ schnell, als wir die ersten Dörfer von "Hill tribes" erreichten. Das Dorfleben zu beobachten war ziemlich interessant. Noch interessanter wurde es, als wir im zweiten Dorf ("Pan Peang") eine "Lao Lao Whiskey"-Brennerei entdeckten. Mit primitivsten Mitteln (ein Feuer, ein Fass, ein Holzbrett, ein Rohr sowie eine grosse Schüssel) wurde hier literweise von dem Reisschnaps gebrannt. Wir kamen natürlich nicht darum herum von dem noch warmen Schaps probieren zu können. Danach durchfuhren wir noch zahlreiche weitere Dörfer. Der Weg war nicht immer ganz so klar definiert, so dass wir unsere Bikes teilweise durch trockene Reisfelder stossen oder durch kleine Flüsse tragen mussten. Als wir gegen Abend eine von chinesischen Arbeitern erstellte, noch unfertige Strasse, welche zurück nach "Luang Nam Tha" führte, erreichten, waren wir sowie unsere Allerwertesten nicht ganz so unglücklich.

Am Mittwochmorgen trennten sich die Wege von Josef und mir wieder. Er fuhr auf dem direktesten Weg nach "Thailand" weiter, wobei mich meine Reise weiter in den Norden nach "Muang Sing" trieb. Aus den ursprünglich auf zwei Stunden angekündigten Fahrt zum 58 km entfernten "Muang Sing" wurden dann vier Stunden, weil der Fahrer unterwegs zweimal das Gefühl hatte, dass er ein bisschen an seinen Bremsen herumschrauben müsste.

In "Muang Sing" hatte ich mir vorgenommen mit einer Tour in das umliegende Naturschutzgebiet mit zahlreichen "Hill tribe"-Dörfern trekken zu gehen. Deshalb ging ich als Erstes auf das örtliche Tourismusbüro. Dort erfuhr ich dann aber leider, dass am nächsten Tag der "Tag der Frau" war. Und da sich die Männer an diesem Tag voll laufen lassen mussten, war für die nächsten ein oder zwei Tage keine Tour vorgesehen... :-( Das find ich auch nicht schlecht. Das ist etwa das Gleiche, wie wenn ein Schweizer Wintersportort in der Hochsaison wegen einer lokalen Feierlichkeit einfach zwei Tage seine Skilifte abschalten würde. Das geht doch nicht... Aber was Kundenorientierung bedeutet, muss in den südamerikanischen und asiatischen Ländern halt eben erst noch gelernt werden.

Wie auch immer... Ich erfuhr dafür, dass an diesem Nachmittag im 8 km entfernten Dorf "Ban Na" als Teil der Festivitäten zur Einweihung eines neuen Tempels ein "Raketenfestival" abgehalten werden würde. Gegen 14:00 traff ich auf dem Festgelände ein. Das Fest, welches auf ein paar ausgetrockneten Reisfeldern stattfand, war schon in vollem Gange.

Die Dorfbewohner hatten aus Holz eine ca. zehn Meter hohe Raketenstartrampe gebaut. Die Raketen wurden jeweils von ein paar Männern zur Rampe getragen, "fachgerecht" montiert und anschliessend die Lunte vom "Zündmeister" angezündet. Die Raketen sahen so ziemlich ähnlich aus wie unsere Neujahresraketen. Allerdings mit dem Unterschied, dass die laotischen Raketen viel grösser (zwischen 5 und 15 Meter lang) und hauptsächlich aus Bambus gebaut waren. Ein weiterer Unterschied war, dass die Raketen nur starten konnten. Sie gaben weder Feuerwerk noch einen lauten Knall von sich. Da die Raketen von irgendwelchen Reisbauern gebaut wurden, tat nicht jede Rakete genau dies, wofür sie vorgesehen war. Bei einigen geschah entweder gar nichts, oder sie explodierten ohne abzuheben auf der Startrampe. Wieder andere hoben zwar ab, flogen aber eine willkürliche Flugbahn, welche nicht immer die entgegen gesetzte Richtung der Festteilnehmer war. Und da die meisten Männer, die mit den Raketen zu tun hatten, vom vielen "Lao Lao Whiskey" eh schon ziemlich betrunken waren, kann man sich vorstellen, dass das Ganze nicht unbedingt die ungefährlichste Sache war.

Da nicht viele Touristen den Weg zu diesem Fest gefunden hatten, war man natürlich wieder überall ein willkommener Gast. So kam ich schon wieder zu einigen Gläsern "Lao Lao Whiskey" und "Beer Lao".

Am meisten Spass machte es mir aber die verschiedenen Festgruppierungen zu beobachten. Da waren zum Beispiel die Frauen, welche singend und tanzend den raketenabfeuernden Männern auf Schritt und Tritt folgten. Hob eine der gezündeten Raketen erfolgreich ab, brachen sie in ein Jubelgeschrei aus. War der Raketenstart hingegen fehlgeschlagen, führten sie den Raketen-"Ingenieur" zu einem nahegelegenen Bach und bespritzten ihn mit Wasser. Dann waren da die Kinder, welche sich wie erwachsene Süchtige in verschiedenen Glückspielen versuchten. Büchsen schiessen, Dart-Spiele, Glücksrad, Kartenspiele u.ä. stand alles zum Angebot. Auch lustig waren die betrunkenen Halbstarken, welche direkt vor einem riesigen, plärenden Lautsprecherturm fast schon ekstatisch zu laotischem Pop tanzten. Und dann gab es natürlich auch noch die "Elite", welche unter einem riesigen Baldachin ein Festgelage abhielt. Aber am besten gefielen mir die jugendlichen Mönche, welche sich ebenfalls an dem Fest vergnügten. Und zwar trugen diese neben ihren grellen, in den Farben orange, gelb und braun gefärbten Gewändern noch eine Wollzipfelmütze in den gleichen Farben. Das sah faszierend aus. Nur leider liessen sie sich nicht so gerne fotografieren.

Ich verbrachte drei Stunden an diesem Fest und verschoss, würde ich noch analog fotografieren, das Äquivalent von sechs Filmrollen. Alleine schon für dieses "Raketenfestival" hätte sich der Abstecher in den äussersten Norden von "Laos" gelohnt.

Am Mittwochmorgen stand ich schon um 06:30 auf. Mit der Ausnahme, dass ich noch vor dem Frühstück einen Besuch auf dem Morgenmarkt von "Muang Sing" geplant hatte, wusste ich noch nicht, was ich an diesem Tag machen würde. Der Markt selber war nicht sonderlich spektakulär, weil der grösste Teil der angebotenen Ware industrieller Ramsch aus dem nahegelegenen "China" war. Umso interessanter waren die Frauen von den umliegenden "Hill tribe"-Dörfern, welche ihre frischen Waren anboten. Die verschiedenen Trachten und Kopfschmucke waren einfach faszinierend zu betrachten. Noch auf dem Markt entschied ich mich, dass ich noch mehr von diesen Frauen sehen wollte. Wie ich dies allerdings ohne Trekking-Tour machen sollte, wusste ich noch nicht so genau.

Wieder einmal kam mir aber der Zufall zu Hilfe. Ich traf auf dem Markt eine ältere Kanadierin, welche ich zuvor auf meiner Reise durch "Laos" schon fünfmal an verschiedenen Orten getroffen hatte. Sie erzählte mir von einer schönen Bungalow-Anlage namens "Adima", welche ca. zehn Kilometer ausserhalb von "Muang Sing" liegen würde. Da die Anlage von mehreren "Hill tribe"-Dörfern umgeben wäre, würde sie sich bestens eignen, um diese Dörfer zu Fuss selbständig zu erkunden.

Da ich mich mit meinem Gasthaus in "Muang Sing" eh nicht sonderlich glücklich fühlte, war die Entscheidung schnell gefallen. Schon um 10:30 hatte ich bei "Adima" ein schönes, aber einfaches Backstein-Bungalow bezogen. Trotz schönem Bungalow machte ich mich aber gerade zu meiner eigenen "Trekking-Tour" auf. Da die chinesische Grenze nur drei Kilometer entfernt war, lief ich zuerst zu dem laotischen Grenzörtchen "Pang Hai". Vielleicht konnte ich ja zum ersten Mal einen Fuss auf chinesischen Boden setzen. Sonderlich erfolgreich war ich allerdings nicht. Das Problem war erstaunlicherweise nicht ein bürokratischer, chinesischer Zollbeamter, sonder ein sturer, laotischer Grenzpolizist, welcher mich mit dem Hinweis, dass dieser Grenzübergang nur für Chinesen und Laoten wäre, nicht einmal spasseshalber an der laotischen Barriere vorbei marschieren liess... :-(

Naja, ich widmete mich dann meinem ursprünglichen Vorhaben, den "Hill tribe"-Dörfern. Im ersten Dorf ("Nam Ded Sombum"), das ich erreichte, wurde ich Zeuge einer eher traurigen Szene. In der Nacht zuvor waren fünf Holzwohnhäuser von fünf Familien sowie zahlreiche Getreidekammern niedergebrannt. Die halbe Dorfgemeinde stocherte in den z.T. noch rauchenden Trümmern nach kostbaren Dingen herum. Vor allem der kostbare Familienschmuck der Frauen wurde fein säuberlich zusammengetragen. Auch ein paar Polizisten aus "Muang Sing" waren anwesend, die den Schaden fein säuberlich in ihren Notizbüchern festhielten.

Nach der Ursache des Feuers musste nicht lange gesucht werden. Die Dorfbewohner hatten einen ca. 75 Meter entfernten Hügel durch Brandrodung frei gemacht. Das schon der kleinste Funke genügt, um ein trockenes Strohdach in Flammen zu setzen, hatten sie aber wahrscheinlich noch nie gehört.

Ich besuchte an diesem Nachmittag noch die folgenden Dörfer:

  • Panja Luang (Stamm: Akha)
  • Muang Hun (Stamm: Thai Lü)
  • Pa Kha (Stamm: Akha)
  • Sai Lek (Stamm: Yao)
  • Houay Dam (Stamm: Yao)
  • Chong Ka (Stamm: Yao)

Es war interessant die Unterschiede in Baustil, Trachten, etc. in den verschiedenen "Hill tribe"-Dörfern zu beobachten. Leider waren die Leute sehr zurückhaltend, wenn es ums Fotogafieren ging. Entweder lehnten sie es ab fotografiert zu werden, oder sie verlangten Geld. Naja, ein paar Leute haben sich mir dann schlussendlich doch noch erbarmt.

Nach sieben Stunden in den Hügeln rund um "Adima" war ich dann froh, als ich wieder zu meinem Bungalow zurück gefunden hatte. Aufgrund der tollen Erlebnisse an diesem Tag war ich fast schon froh, dass eine organisierte Trekking-Tour nicht zustande gekommen war. Der einzige Wehrmutstropfen war, dass ich einen ziemlich langweiligen Abend verbrachte, weil am Nachmittag die wenigen in "Adima" anwesenden Touristen ausgecheckt hatten.

Ich hatte gehört, dass man im äussersten Nordwesten von "Laos" bis zur Grenze zu "Myanmar" bei "Xieng Kok" und anschliessend in einer vierstündigen "Speedboat"-Fahrt den "Mekong" hinunter bis zur thailändischen Grenze fahren könnte. Am Freitagmorgen machte ich mich deshalb in Richtung "Xieng Kok" auf. Die Fahrt führte über eine holprige Staubstrasse zuerst nach "Muang Long". Unterwegs kamen wir an unzähligen "Hill tribe"-Dörfern vorbei, so dass ich noch mehr der farbenfrohen, kunstvollen Trachten und Kopfbedeckungen der Frauen betrachten konnte. Viele Frauen des "Akha"-Stammes tragen am Oberkörper nur eine Weste, welche vorne offen ist. Es war deshalb ein wenig gewöhnungsbedürftig den Frauen mit nackten Brüsten aber reich verzierten Kopfbedeckungen bei der Arbeit auf den staubigen Feldern zu zu schauen. Ich hatte auf dieser Fahrt noch das Glück, dass sich eine junge Frau mit Kopfschmuck auf dem Pickup direkt neben mich setzte. So hatte ich Gelegenheit diesen faszierenden Kopfschmuck für eine Stunde genauer zu studieren. Sie fühlte sich allerdings nicht sonderlich wohl, als ich sie bzw. ihren Kopfschmuck so lange anstarrte. Aber egal, mich fragen ja schliesslich die Einheimischen auch nie, ob sie mich jeweils wie einen Ausserirdischen anstarren dürfen. Anbei zwei interessante Details. Die auf dem Kopfschmuck angebrachten Silberplatten entpumpten sich bei genauerer Betrachtung als Silbermünzen mit der Prägung "Republique Française". Die Jahreszahlen reichten von 1900 bis 1930. (Die Franzosen mussten "Indochina" (Laos, Myanmar, Vietnam) übrigens 1954 räumen.) Das zweite interessante Detail war, dass die Frau am Ende einer Silbernadel, welche sie sich seitlich ins Haar gesteckt hatte, einen antiken Nagelclipper inkl. Nagelfeile befestigt hatte. Beide Dinge waren mit Hilfe einer Silberkette gegen Verlust gesichert.

Gegen 13:30 kam ich dann in "Xieng Kok" an. Obwohl wieder einmal keiner Englisch sprach, wurde mir klar gemacht, dass heute weder ein "Speedboat" zu meinem nächsten Ziel "Huay Xai" gefahren war, noch dass eines fahren würde. Ich musste die Nacht in diesem Kaff verbringen und hoffen, dass am nächsten Tag ein Boot fahren würde. Ich bezog ein Holz-Bungalow mit "Mekong"-Sicht im "Xieng Kok Resort". "Resort" war vielleicht nicht gerade die passende Bezeichnung für diese Ansammlung von einfachen Holz-Bungalows. Aber mein Bungalow war trotzdem ganz in Ordnung.

Mein Bungalow hatte auch eine ganz spezielles Badezimmer. In das Badezimmer führten nämlich vier separate Wasserleitungen. Eine zum Waschbecken, eine zur Dousche, eine zu einem losen Wasserhahn an der Wand und eine zu einem Schlauch, mit welchem man das Squat-WC spülen konnte. Beim Bezug des Bungalows hatte ich natürlich geprüft, ob aus dem Hahnen beim Waschbecken auch Wasser kommen würde. Als ich dann eine Viertelstunde später unter der Douschbrause stand, musste ich feststellen, dass die Wasserleitung, welche zum Waschbecken führte, die einzige Leitung war, welche mit Wasser gesegnet war. Dummerweise war aber auch der grosse Eimer, der zusammen mit einer Schöpfkelle im Badezimmer stand, nicht mit Wasser gefüllt. Der musste also zuerst gefüllt werden um mich waschen zu können. Dazu drehte ich den auf der rechten, hinteren Seite des Waschbeckens angebrachten Hahn um 270 Grad. Er drehte sich dann wieder selbständig um 90 Grad zurück und hatte somit die richtige Position, um das Wasser am Waschbecken vorbei in den Eimer fliessen zu lassen. Der Wasserdruck war allerdings so niedrig, dass es mind. 15 Minuten brauchte, um genügend Wasser für eine "Dousche" zu sammeln. Also zuerst rasieren. Während der Rasur fing dann plötzlich dass Wasser aus der Douschbrause und dem losen Wasserhahn zu fliessen. Ich drehte die zwei Hähne wieder zu und freute mich schon, dass ich nun doch eine normale Dousche nehmen konnte. Ich hatte mich alllerdings zu früh gefreut. Als ich nach der Rasur den Douschhahn wieder aufdrehhte, kam wieder kein Wasser. Also trotzdem mit Schöpfkelle douschen. Inmitten des etwas komplizierteren Schöpfkellen-Douschverfahrens kam dann doch wieder Wasser aus der Dousche. In freudiger Erwartung hielt ich die Brause über den Kopf. Aber meine Haare blieben trocken. Der schwache Wasserdruck schaffte es nicht das Wasser auf meine Kopfhöhe zu pressen. Also doch wieder Schöpfkelle. Naja, so viel zu meinem "Xieng Kok"-Badezimmer...

Am nächsten Morgen stand ich mit meinem Gepäck schon um 07:00 wieder am "Mekong". Aber es tat sich nichts. Ich bekam nur von verschiedenen Leuten verschieden doofe Informationen. Einer meinte, dass ein "Speedboat" um 08:00 fahren würde. Der Zweite sagte, dass eines garantiert um 09:00 fahren würde. Ein Dritter führte an, dass evtl. eines um 11:00 fahren würde. Der Vierte war dann der Meinung, dass an diesem Tag gar nichts fahren würde. Zu guter Letzt meinte ein Fünfter dann noch, dass ich für US$ 100.00 mein eigenes Boot mieten könnte, dass dann sofort losfahren würde

Nach 2.5 Stunden warten schätzte ich meine Chancen auf ein "Speedboat" gegen Null ein, weshalb ich mich wohl oder übel dazu entschloss, den gleichen Weg bis "Luang Nam Tha" wieder zurück zu fahren. Dies bedeutete aber, dass ich anstelle der vierstündigen "Speedboat"-Fahrt zwei Tage lang Bus und Pickup bis zur thailändischen Grenze bei "Huay Xai" fahren musste. Ausserdem konnte ich somit auch nicht durch das sagenumwobene "Goldene Dreieck" (Dreiländereck zwischen "Thailand", "Laos" und "Myanmar" ) fahren... :-( Aber vielleicht war dies auch besser so, denn angeblich soll so eine "Speedboat"-Fahrt während der Trockenzeit ein ziemlich risikobehaftetes Unterfangen sein.

Auf der Rückfahrt kam ich gerade mal eine Stunde weit, als meine Fahrt in "Muang Long" für eine dreistündige Wartezeit auf einen Anschluss-Pickup unterbrochen wurde. Die Zeit vertrieb ich mir ein wenig auf dem Markt. Dort wollte ich von einer jungen "Hill tribe"-Frau ein Foto schiessen. Ich wollte ich sie aber zuerst um Erlaubnis fragen. Als ich auf sie zu ging, sah sie mich nicht kommen. Und als ich dann vor ihr stand und sie ansprach, erschrak sie dermassen, dass sie gerade einen Satz auf die Seite machte. Danach stand sie etwas abseits von mir und schaute mich mit ungläubigen Augen und beiden Händen vor dem Mund lange an. Das sie noch nie eine Weissen gesehen hat, kann ich mir fast nicht vorstellen. Aber vielleicht war es das erste Mal gewesen, dass sie von einem angesprochen wurde. Naja, aus dem Foto wurde dann leider nichts... :-(

Nach 1.5 Stunden warten fuhr eine Familie mit einem Pickup für einen Rast auf den Parkplatz des Marktes vor. Da auf der Ladefläche noch viel Platz vorhanden war, fragte ich das Familienoberhaupt, ob er mich nach "Muang Sing" mitnehmen könnte. In dem Moment, als er mir gerade versicherte, dass er mich gratis mitnehmen würde, gab es einen lauten Knall. Eines dieser unsäglichen, selbstgebastelten Fahrzeuge war direkt in einen nahegelegenen Nudelstand gefahren. Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, fuhr aus dem Nudelstand heraus, stieg aus und fing an ohne sich um allfällige Verletzte zu kümmern seine Hinterradbremsen zu kontrollieren, welche ganz offensichtlich ihren Dienst versagt hatten. Dummerweise war ein weibliches Familienmitglied meines Pickup-Fahrers der einzige Gast in dem Nudelstand gewesen. Das Gefährt war ihr von hinten mit der Stossstange in die Rückenlehne ihres Plastikstuhles gefahren, und hatte sie gegen den Tisch gedrückt. Erstaunlicherweise schien sie zumindest äusserlich nich verletzt gewesen zu sein, denn sie konnte selbständig vom Unfallort weglaufen. Allerdings hatte danach mein Pickup-Fahrer verständlicherweise andere Sorgen, als mich nach "Muang Sing" mit zu nehmen... :-(

Naja, ich kam dann an diesem Tag trotzdem noch nach "Muang Sing", und sogar noch nach "Luang Nam Tha", wo ich wieder ein tolles Gasthaus fand.

Am Sonntag stand dann die letzte, aber schlimmste Etappe der Reise nach "Thailand" auf dem Programm. Die "Hill tribe"-Leute zu beobachten ist das Schöne an Nord-"Laos". Mit ihnen einen Bus zu teilen ist allerdings die Kehrseite der Medaille. Schlechter Geruch, zuviel Gepäck, zuviele Hühner, zuviele schreiende und auf den Boden pinkelnde Kinder sind nur ein paar der vielen Unannehmlichkeiten, die mir auf dieser Fahrt wiederfuhren. Naja, das war dann halt der Preis für die schönen Fotos, die ich mit den "Hill tribe"-Leuten machen konnte.

Gegen 17:00 kam ich dann in "Huay Xai" an. Da ich um diese fortgeschrittene Stunde in "Thailand" eh nicht mehr weit gekommen wäre, entschloss ich mich noch einmal eine Nacht in "Laos" zu übernachten. Ich lernte beim Sonnenuntergang auf der Dachterrasse meines Gasthauses eine Australierin und einen Holländer kennen. Zusammen verbrachten wir dann einen netten Abend mit den letzten "Beer Lao"-Flaschen... sniff... :-( Bye bye, Laos.

So, damit ist nach knapp vier Wochen ein weiteres ein Land "abgehakt". "Laos" hat mir sehr gut gefallen, speziell der Norden. Zeit wieder ein Mal aus meiner subjektiven Perspektive ein paar Aspekte dieses Landes auszuleuchten.

  • Leute: Im Vergleich zu den Khmers erschienen mir die Laoten als super-freundlich, -offenherzig und -gastfreundlich. Wenn sie was zu feiern hatten, war man als Tourist immer ein gern gesehener Gast, und man musste jeweils nicht lange warten, bis man entweder ein Glas "Beer Lao" oder "Lao Lao Whiskey" in der Hand hatte. Wie in einem früheren Bericht schon erwähnt sind die Laoten allerdings schon ein wenig Chaoten. Logisches Denken, Organisation, effiziente Prozesse und dergleichen scheinen wirklich nicht so ihre Dinge sein. Alles geht in "Laos" deswegen ein wenig langsam von statten (siehe dazu auch unter der nächsten Rubrik "Transport"). Aber vielleicht ist es gerade diese Langsamkeit, die "Laos" zu einem solch "relaxten" Land macht. Leider sprechen in "Laos" nur ganz wenige Leute ein wenig Englisch. Deshalb kamen leider relativ wenige interessante Gespräche mit den Laoten zustande.
  • Transport: Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Hauptverkehrsachsen in ganz ordentlichem Zustand sind. Verlässt man diese allerdings, wird es praktisch immer eine ziemlich holprige und staubige (in der Trockenzeit) bzw. schlammige (in der Regenzeit) Angelegenheit. Geschwindigkeitslimiten braucht es in "Laos" nicht. Mit Ausnahme der klimatisierten Geländewagen von internationalen Hilfsorganisationen sind praktischen alle laotischen Fahrzeuge hoffnungslos überaltert, untermotorisiert und/oder überladen. Ein durchschnittliches Vorwärtskommen mit 40 km/h ist meistens das höchste der Gefühle. Einen Bus zu besteigen scheint für eine temporäre Fahrgemeinschaft eine grössere Herausforderung zu sein. Auf meiner letzten Busfahrt in "Laos" dauerte es doch geschlagene 1.5 Stunden bis 35 Personen (darunter sieben Touristen) ihr Gepäck verstaut, ein Ticket gekauft und ein Platz im Bus gefunden hatten. Da musste diskutiert, Gepäck aus- und wieder eingeladen, Plätze getauscht, etc. werden. Als dann der Bus endlich losgefahren war, sagte nach 100 Meter ein Passagier, dass er etwas zu Hause vergessen hatte. Der Bus hielt an und wartete geschlagene 10 Minuten, bis der Typ wieder auftauchte. Ein weitere Unsitte in "Laos" ist, dass z.B. die Busse und Pickups vor der Fahrt nicht schon betankt sind. Erst wenn alle Passagiere sitzen, fährt der Bus zur Tankstelle. Und wenn die erste Tankstelle kein Benzin mehr hat (was nicht selten vorkommt), gehen halt alle Passagiere mit auf Benzinsuche. Ein anderes Beispiel. Als ein Passagier in einem kleinen Dorf von einem Pickup stieg, musste er dem Fahrer 4'000 Kip (ca. US$ 0.4) bezahlen. Er bezahlte mit einer 5'000-Kip-Note. Aber der Fahrer hatte keine Wechselgeld (eine 1'000-Kip-Note ist in "Laos" die zweitkleinste Währungseinheit). Am Schluss mussten 21 Leute fünf Minuten warten, bis der Passagier für Wechselgeld in dem kleinen Dorf von "Pontius" zu "Pilatus" gerannt war, nur damit er seine 1'000 Kip (ca. US$ 0.1, was auch in "Laos" kein riesiges Vermögen ist) Wechselgeld erhalten würde.
  • Schönste Gegend: Wie schon weiter oben erwähnt hat mir der Nordwesten von "Laos" am besten gefallen. Die zwar nicht gerade sonderlich kamerafreundlichen, dafür aber umso farbenfroheren "Hill tribe"-Leute waren faszinierend zu beobachten. Im Gegensatz zu "Nord-Thailand" kann man in "Laos" auch auf eigene Faust immer noch "Hill tribes" finden, welche mit dem Tourismus bis anhin nur marginal in Kontakt gekommen sind. Der Norden hat allerdings auch seine Kehrseite. Die Laoten brandroden gnadenlos grosse Flächen ihrer Wälder. So kommt es öfters vor, dass man zwei, drei Stunden durch kahle, trostlose Berggebiete fährt... :-(

Damit neigt sich dieser Kurz-Trip (Bangkok-Kambodscha-Laos-Bangkok) schon langsam dem Ende zu. Bevor ich nach "Bangkok" zurückkehre, werden ich noch ein paar Tage in "Nord-Thailand" herumreisen. Die Pläne für "Bangkok" sind schon geschmiedet. Ob sie sich auch umsetzen lassen, wird sich in ein paar Tagen weisen.

Zum Abschluss dieses "Kambodscha-Laos"-Trips möchte ich noch ein paar persönliche Gedanken zum Thema "Hilfswerke" loswerden. "Kambodscha" (BSP pro Kopf und Jahr ca. US$ 460) und "Laos" (BSP pro Kopf und Jahr ca. US$ 570) gehören mitunter zu den ärmsten Länder dieser Welt. Natürlich ein willkommenes Betätigungsfeld für private und UN-geführte Hilfsorganisationen. Eventuell etwas blauäugig habe ich mir bis anhin immer vorgestellt, dass für solche Organisationen westliche, qualifizierte Mitarbeiter vor Ort mit der hilfsbedürftigen Bevölkerung Hand in Hand an der Lösung der vorhandenen Probleme arbeiten. Was ich persönlich in "Kambodscha" und "Laos" beobachtet habe, gibt mir aber ein ganz anderes Bild. Die westlichen Hilfswerkmitarbeiter habe ich vor allem nachts in den angesagtesten Bars der Grossstädte zu Gesicht bekommen, wo sie sich von den "Arbeitsstrapazen" in ihren riesigen, klimatisierten Bürogebäude derselben Städte entspannten, nicht selten in Begleitung einer jungendlichen Lokalschönheit. Nicht dass sich ein Hilfswerkmitarbeiter nicht in einer Bar vergnügen dürfte. Mich erstaunte nur, dass ich eine solche Person nie in ländlichen Gebieten zu Gesicht bekommen habe. Im westlichen Fernsehen sieht man immer wieder von diesen mutigen, aufopferungsbereiten Hilfswerkmitarbeitern, die vor Ort unter z.T. widerlichen Bedingungungen der notleidenden Bevölkerung helfen. Diese Leute repräsentieren wahrscheinlich nur einen kleinen Bruchteil der westlichen Mitarbeiter, die in diesem Wirtschaftszweig tätig sind. Denn der grosse Rest ist vermutich damit beschäftigt, die riesigen Finanzströme an Hilfsgeldern durch administrativen Leerlauf verpuffen zu lassen. (Irgendwie müssen die Drinks in den angesagten Bars "Südostasiens" ja auch finanziert werden.) Auf dem Land waren dann vorwiegend einheimische Mitarbeiter der Hilfsorganisationen unterwegs. Und wie sie unterwegs waren. Mit ihren weissen, modernen und klimatisierten Geländewagen kurvten sie in der Gegend herum, als wären sie im Vergleich zu den den lokalen Fortbewegungsmittel in einem Formel-1-Wagen unterwegs. Ach, vielleicht noch einmal ein paar Worte zu den westlichen Hilfswerkmitarbeitern. Ich habe mit einigen dieser Leute in den oben erwähnten Bars verschiedene Gespräche geführt. Selten war einer darunter, der sich und seine Arbeit nicht selber in den siebten Himmel lobte. Vielen dieser Leute würden wahrscheinlich die meisten Westler - mich inklusive - nicht einmal ihren Hund anvertrauen. Manche machten auf mich den Eindruck, dass sie sich in einem westlichen, kompetitiven Umfeld nicht behaupten konnten, und nun im sicheren Hafen eines internationalen Sozialwerkes ein Plätzchen gefunden hatten, wo sie sich zumindest gegenüber der lokalen Bevölkerung gross aufspielen können. Zugegeben, eine etwas zynisch und überspitzt formulierte Meinung über internationale Hilfswerke. Diese Organisationen übernehmen in solch armen Ländern sicherlich eine wichtige Rolle und lindern manches Leid. Aber ein kleines Fünkchen Wahrheit liegt in den obigen Zeile allemal.