Donnerstag, 5. April 2007

Bericht 067 (30.03.07 bis 03.04.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Bangkok (Part V)

Für die Nachtbusfahrt von "Chiang Mai" nach "Bangkok" hatte ich mir am Freitagmorgen sorgfältig diejenige Busgesellschaft ausgesucht, welche das beste Preis-Leistungsverhältnis für die zehnstündige Fahrt versprach. Nur drei Sitze pro Sitzreihe, serviertes Nachtessen, viel Beinfreiheit und bettähnliche Sitze versprachen eine gemütliche Fahrt zu werden.

Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir in eine Kontrolle. Die Behörden kontrollierten alle Busse auf Sicherheitsmängel und die Busfahrer auf Alkohol. Wow, so was hatte ich auf meiner Reise noch nie gesehen. Allerdings meinten sie es mit dem Kontrollieren dann ein wenig zu gut. Denn als sie die Klimaanlage inspizierten, stieg dies aus. Als Nächstes fuhr der Bus deshalb zu einer Tankstelle, wo ein Mechaniker 1.5 Stunden herumschraubte, bis das Teil wieder funktionierte. Die Passagiere liess man während dieser Zeit allerdings nicht aussteigen. Bei feuchten 30 Grad und keiner Möglichkeit ein Fenster zu öffnen nicht gerade sonderlich angenehm. Dafür durfte ich aber "Silvester Stallone's" "Cliffhanger" auf thailändisch schauen... ;-) Mir kam die Verzögerung allerdings nicht sehr ungelegen, denn somit kam ich nicht schon um 04:00 in "Bangkok" an. Nachdem der Schaden repariert war, verlief die Fahrt problemlos, und ich kam ausgeschlafen kurz vor 06:00 in "Bangkok" an. Dort quartierte ich mich wieder im "Riverline Guesthouse" ein.

In "Bangkok" wollte ich nur zwei Dinge erledigen. Erstens mich wieder mit On treffen (siehe auch Bericht 058), und zweitens mit der Planung meiner Reise in "Zentralasien" und dem "indischen Subkontinent" zu beginnen (in diesen Gebieten macht es leider wenig Sinn, nach einer ad-hoc erstellten Reiseroute zu reisen).

Am Sonntag traf ich mich dann mit On. Wie schon bei meinem ersten Besuch im Januar war sie wieder erst gerade ein paar Tage zuvor umgezogen. Da sie weit ausserhalb des Zentrums von "Bangkok" wohnt, war es wieder ein kleineres Abenteuer sie zu finden.

In thailändischen Städten wohnen viele Leute in sog. Condos. In "Europa" würde man etwas Vergleichbares mit "grosse Einzimmerwohnung" umschreiben. Die thailändischen Condos bestehen meistens aus einem grossen, länglichen Raum und einem Badezimmer. Und wer Glück hat besitzt auch noch einen kleinen Balkon. Oft ist allerdings das Badezimmer ein abgetrennter Teil des Balkons, so dass man zuerst auf den Balkon heraus muss, um ins Badezimmer zu gelangen. Viele Condos haben nur wenig Fensterfläche. Das fehlende Licht wird deshalb oft durch eine Neonröhre ersetzt. Küchen haben die Wenigsten. Sie wird oft durch ein kleines Gestell ersetzt, auf welchem Geschirr, Besteck, verschiedene Kochutensilien sowie mind. zwei elektrische Reiskocher untergebracht sind. Diese zwei Reiskocher ersetzen Herd und Pfannen. Auf dem Boden sitzend zaubern die Thailänder in ihnen aber trotzdem herrliche Gerichte hervor. Tische und Stühle sind in solchen Condos praktisch unbekannt. Neben den erwähnten Dingen stehen in einem thailändischen Condo noch ein grosses Bett, in welchem manchmal ganze Familien schlafen, ein grosser Schrank sowie eine Komode. Auf der Komode darf natürlich der Fernseher inkl. Karaoke-Anlage nicht fehlen. Zu guter Letzt muss noch erwähnt werden, dass sich die etwas Betuchteren oft noch ein Sofa sowie einen Kühlschrank leisten. Das Leben spielt sich in einem solchen Condo meistens auf dem Boden ab. Kochen, essen, trinken, Party machen, fernsehen, etc. wird praktisch alles am Boden gemacht. Und wer in der Nacht kein Platz im Bett hat, schläft eben halt auch auf dem Boden. Thailänder sind sehr reinliche Leute. So wird ein solcher Condo z.B. nie mit Schuhen betreten. Und der Boden wird manchmal mehrmals pro Tag mit einem feuchten Lappen aufgezogen. Also gute Voraussetzungen für "ein Leben auf dem Fussboden"... ;-)

So ähnlich kann man sich nun On's neuen Condo vorstellen. Allerdings mit den Unterschieden, dass sie weder Kühlschrank noch Sofa hat, dafür aber einen Schminktisch und viele Fenster. Als alleinlebende, junge Thailänderin ist ihr Condo natürlich auch entsprechend thailändisch, kitschig dekoriert. Rosarote Vorhänge, rosaroter Bettüberwurf, gelber Teddybär sowie rosarotes Herzkissen auf dem Bett, etc. sind nur ein paar der Dinge, die hier erwähnt werden sollen.

In die Gegend, wo On wohnt, verirrt sich höchst selten ein "Falang (Ausländer)". Entsprechend zogen wir dann auch die Blicke an, wenn wir zusammen irgendwo hin liefen. Zum einen zog On die Blicke der Männer an, weil sie halt eine attraktive Frau ist, auf der anderen Seite zog ich die Blicke der Frauen an, weil ich ein... eben ein in dieser Gegend selten gesehener "Falang" bin... ;-) Und die Tatsache, dass man uns zusammen sah, intensiviert die ganze Angelegenheit noch weiter. Wir bekamen bei dieser Gelegenheiten dann so ziemlich alles, von liebevollen über eifersüchtigen bis fremdenfeindlichen Kommentaren, zu hören. Bzw. muss ich sagen, dass On es zu hören bekam, und sie es mir jeweils übersetzte.

Wegen dem "Sex-Tourismus-Problem" in "Thailand" ist es für eine Thailänderin mit gewissen Risiken verbunden, sich mit einem Ausländer sehen zu lassen. Schnell kann es passieren, dass sie deshalb mit dem zwar lustigen, aber nicht sonderlich nett gemeinten Namen "Working Girl" betitelt wird. Nicht ganz zu Unrecht allerdings. Ich bin unterdessen zu meiner persönlichen, subjektiven Überzeugung gelangt, dass mind. 90% der Beziehungen zwischen Ausländern und Thailänderinnen ihren Ursprung im Umfeld der unzähligen Rotlichtmilieus haben, und dass bei 98% der Beziehungen zumindest von thailändischer Seite her die finanziellen Interessen im Vordergrund stehen. Ich möchte damit nicht behaupten, dass Thailänderinnen ihre "Falangs" z.T. nicht mögen, lieben oder was auch immer. Aber die Liebe bzw. die Gefühle stehen in 98% der Fälle immer an zweiter Stelle. Denn die erste Stelle in der thailändischen Prioritätenliste hat immer das Geld inne. Aber das ist bei allen Thailändern so, nicht nur bei den mit Ausländern liierten Frauen. Das ist eben leider auch "Thailand"... :-(

Am Montag startete ich dann mit der Planung meiner Weiterreise. Für das Mitagessen hatte ich mich allerdings mit Bogie verabredet. Sie arbeitet im Geschäftsviertel "Silom" für eine grosse, internationale Bank in der Kreditkartenabteilung. Als ich vor dem Bürogebäude auf sie wartete, bot sich mir wieder einmal ein Bild zum schmunzeln. Hunderte von Thailändern mit gelben T-Shirts strömten aus dem Fahrstuhl kommend an mir vorbei. Denn Montag ist der Tag, an welchem man in "Thailand" ein gelbes mit Königsemblem versehenes Shirt zu tragen hat... ;-) Ich würde gerne mal sehen, wie dies aussehen würde, wenn jeden Montag 70% der Schweizer in einem roten T-Shirt mit Schweizerkreuz auf der Brust zur Arbeit gehen würden.

Auch am Dienstag setzte ich mich wieder mit meinen Reiseplänen auseinander und konnte auch schon den ersten Flug buchen. Die Details werde ich in einem der nächsten Berichte beschreiben, wenn die Sache dann fertig geplant ist.

Am Mittwoch machte ich mich in Richtung Inseln im Südwesten von "Thailand" auf. Dazu aber mehr im nächsten Bericht...