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Im letzten Bericht hatte ich erwähnt, dass in "Thailand" unterdessen die Regenzeit begonnen hätte. Irgendwie war ich da ein bisschen falsch informiert gewesen. Ich hatte anscheinend nur ein bisschen Pech gehabt, dass es während meiner Insel-Tour dreimal kurz aber heftig geregnet hatte. In "Thailand" herrschen zur Zeit 38° bis 42°, was vor allem in "Bangkok" nicht immer so angenehm ist... :-) Und Regen bzw. Abkühlung ist im Moment leider weit und breit nicht in Sicht.
Vom 13. bis zum 15. April wird in "Thailand" das thailändische Neujahr "Songkran" gefeiert. Der Wikipedia-Eintrag erklärt gut, um was es beim "Songkran" geht (und die NZZ hatte am 16.04.07 ebenfalls einen guten Artikel über "Songkran" veröffentlicht). Kurz gesagt ist es die Zeit der spirituellen sowie physischen Reinigung, während welcher die Seele, die Häuser, die Tempel etc. gereinigt werden. Am bekanntesten ist "Songkran" aber für seine Wasserschlachten, bei welchen man sich in den Strassen gegenseitig mit Wasser bespritzt, und sich so im entferntesten Sinne gegenseitig reinigt. Neben den Wasserschlachten gibt es natürlich auch Zeremonien, Paraden, Festivale etc. Angeblich soll der "Songkran" in "Chiang Mai" vom kulturellen Standpunkt als auch vom Fun-Faktor her der beste "Songkran" sein. Offiziell dauert der "Songkran" drei Tage. Je nach Provinz oder Stadt kann er aber bis zu sieben Tagen dauern.
Die Wasserschlachten sind ziemlich lustig. Während dem "Songkran" kann man seine Unterkunft nur mit der Erwartung klitschnass zu werden verlassen. Ein Mobiltelefon, eine Kamera oder dergleichen ungeschützt mit sich durch eine städtische Strasse zu tragen ist zumindest für das Gerät mit Todesgefahr verbunden. An meinem zweiten "Songkran"-Tag dauerte es z.B. nicht einmal 30 Sekunden, bis ich nach dem Verlassen meines Gasthauses tropfnass war. Deshalb habe ich von "Songkran" auch nur ganz wenige Bilder, weil meine Kamera immer zu Hause bleiben musste. Sorry...
Hauptsächlich gibt es drei Arten, wie die Thailänder die Wasserschlachten begehen:
- Stationär: Viele Thailänder stellen vor ihr Haus ein oder mehrere Fässer oder dergleichen, legen einen Wasserschlauch zu denselben und füllen sie mit Wasser. Mit Wasserpistolen, Schöpfkellen, Eimern etc. werden dann die vorbeilaufenden bzw. -fahrenden Passanten mit Wasser bespritzt bzw. regelrecht begossen. Am beliebtesten sind aber "Wasserkanonen". Dies sind Baurohre aus Plastik, welche auf der einen Seite eine kleine Öffnung und auf der anderen Seite einen Schieber haben, mit welchem das Wasser eingesogen bzw. herausgepresst werden kann. Mit diesen Wasserkanonen kann man Wasser mit grossem Druck über weite Distanzen spritzen.
- Mobil, motorisiert: In "Thailand" gibt es unendlich viele Pickups. Für die Wasserschlachten werden ein bis mehrere mit Wasser gefüllte Fässer auf die Ladefläche der Pickups gestellt. Ausserden stehen oder sitzen zwischen fünf und zehn Personen auf der Ladefläche, welche das Wasser aus den Fässer allem, was dem langsam fahrenden Pickup in die Nähe kommt, mit Schöpfgefässen anwerfen. Es gibt dann noch die Motorräder, auf welchen jeweils zwei bis vier Personen sitzen, wobei die Soziusfahrer meistens eine riesige Wasserpistole mit sich führen.
- Mobil, zu Fuss: Natürlich kann man die "Songkran"-Wasserschlachten auch zu Fuss begehen. Viele Leute ziehen mit Wasserpistole, mit PET-Flasche oder anderen Wasserbehältern bewaffnet durch die Strassen und lassen sich mit Wasser bewerfen bzw. werfen das Wasser selber. Viele der Fussgänger tragen aber auch einen kleinen Kessel, welcher eine Mischung aus weissem Kalkpulver und Wasser enthält, mit sich herum. Diese Brühe wird anderen Passanten meist liebevoll auf die Backen gestrichen und dabei ein frohes, neues Jahr gewünscht.
Die Thailänder nennen das Ganze auf Englisch "play water". Nicht immer ist es allerdings ein Spiel. Manche "Wasserspieler" gehen nicht sonderlich ziemperlich mit den übrigen Spielern um. So kann es z.B. vorkommen, dass man das Kalkgemisch nach einer aggressiven Attacke in Mund, Nase und Ohren gleichzeitig hat. Oder es gibt Leute, die einem aus kürzester Distanz mit vollem Druck eine Ladung Wasser mit einer Wasserkanone ins Gesicht spritzen, und dabei wenig darauf achten ob es ins Auge gehen könnte oder nicht. Auch nicht gerade nett fand ich die Beobachtung wie ein mit einem Mobiltelefon telefonierender Mann den Inhalt eines Wasserkessels an den Kopf geworfen bekam.
Angeblich kommen jedes Jahr ca. 500 Thailänder während den Festivitäten rund um den "Songkran" ums Leben (vorwiegend Unfälle wegen der hohen Reisetätigkeit der Thailänder während dem "Songkran", meistens mit Alkoholeinfluss). Eine Zahl, die wahrscheinlich auch 2007 wieder erreicht worden ist, denn gemäss "Bangkok Post" waren die Zahl der Toten am fünften Tag schon bei 318 angelangt. Eine ziemlich hoher Preis für einen Jahreswechsel.
Naja, nicht jedem gefällt "Songkran". Für mich war der erste Tag super-lustig. Am zweiten Tag war es dann noch lustig und am dritten dann nur noch mässig lustig. Ab dem vierten Tag ging es dann langsam ein bisschen auf die Nerven nirgends mehr einen Schritt tun zu können, ohne dabei dauernd nass zu werden (und "Falangs" sind natürlich beliebte Opfer). Und jeden, den man nur schon von weitem mit einer Wasserpistole in den Händen sah, hätte man am liebsten auf den Mond schiessen können. Ich habe deshalb vom vierten bis zum sechsten Tag versucht so gut wie möglich dem ganzen Rummel aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise ist nach Sonnenuntergang mit dem Wasserwerfen jeweils Schluss, so dass man sich auch trockenen Fusses wieder frei bewegen konnte. An diese ungeschriebene Regel haben sich leider nur ein paar saudumme "Falangs" nicht halten können. Am siebten Tag, dem grossen Finale, warf ich mich dann aber noch einmal in das Schlachtfeld, und das war wirklich super-spassig. Es ist deshalb vorwiegend eine Einstellungssache, ob man die "Songkran-Wasserspiele" lustig findet oder nicht. Will man mitspielen, dann findet man es lustig. Will/kann man hingegen an einem Tag nicht mitspielen, und man kann es aber trotzdem nicht verhindern, dass man nass wird, dann findet man es eben nicht so lustig.
Wie auch immer, trotz "Songkran" habe ich unterdessen auch mit den Behördengängen für die Organisation meiner Weiterreise begonnen. Im Moment liegt mein Pass auf der chinesischen Botschaft in "Bangkok". Die brauchen volle fünf Arbeitstage, um ein Visa zu erstellen. Danach werde ich meinen Pass dann auf die kasachische Botschaft bringen. Und dort soll es dann sogar sieben Arbeitstage dauern. Naja, bin ja mal gespannt, ob das alles klappen wird...
PS: Zum 500-tägigen Reisejubiläum vom 16.04.2007 habe ich eine Auswahl von Fotos, die ich während meiner Südamerika-Rundreise gemacht habe, auf www.flickr.com publiziert. Viel Spass beim anschauen...
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