Samstag, 30. Juni 2007

Bericht 079 (24.06.07 bis 28.06.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Delhi

Am Sonntag schon um 07:00 ging die Reise vom nördlichen "Amritsar" weiter zur indischen Hauptstadt "Delhi". Für die achtstündige Fahrt hatte ich mir dieses Mal das günstigste Ticket der klimatisierten Klassen (AC3 Tier) gebucht. Ich hatte Glück. Ich erwischte einen fast fabrikneuen Wagen und der Zug fuhr für indische Verhältnisse auch fast schon pünktlich los... ;-)

Der 150% teurere Ticketpreis im Vergleich zur nächst günstigeren Klasse hat sich wirklich gelohnt zu berappen. Entspannt und weder überhitzt noch total verdreckt kam ich gegen 15:30 im Bahnhof von "Old Delhi" an. Einquartieren wollte ich mich allerdings im günstigen Touristenghetto "Pahar Ganj" in der Nähe des Bahnhofs von "New Delhi". Von einer Fahrrad-Rickshaw liess ich mich deshalb dorthin kutschieren. Viele Leute hatten mich wegen "Delhi" schon vorgewarnt. Und was ich auf der kurzen Rickshaw-Fahrt und in "Pahar Ganj" zu sehen bekam, entsprach genau dem von den Warnenden Gesagtem. Das war "Indien" pur, wie ich es bis anhin fast überall gesehen hatte.

Am Montagmorgen war wieder einmal die übliche Tätigkeit, zu welcher man als "Asien"-Reisender in dessen Hauptstädten direkt nach Ankunft verpflichtet ist: Visa für die nächste Reisedestination organisieren. Für mich hiess das wieder einmal eine thailändische Botschaft aufsuchen zu müssen. Meine Meinung über thailändische Botschaften habe ich in Bericht 063 ja schon mal beschrieben. Ich hatte mich ein paar Tage zuvor telefonisch erkundigt. Ein Tonband hatte die Unterlagen, welche man für einen Visa-Antrag benötigte, die Öffnungszeiten der Botschaft, etc. erläutert. Mit einer Auto-Rickshaw liess ich mich deshalb durch halb "'Delhi" ins Botschaftenviertel zur thailändischen Botschaft fahren. Eine Viertelstunde vor der Öffnungszeit (08:45) war ich vor der Botschaft. Allerdings nur um zu erfahren, dass Touristen-Visas nicht auf der Botschaft ausgestellt würden. Für diese musste man zu einer Adresse im Zentrum der Stadt gehen, und dort waren die Öffnungszeiten nur von 08:00 bis 10:00. Es wäre natürlich zu viel verlangt gewesen, diese Informationen ebenfalls auf das Tonband zu sprechen... :-(

Wie sich herausstellte war die Adresse nur gerade etwa zehn Gehminuten von meinem Gasthaus entfernt. Also wieder alles zurückfahren. Die thailändische Botschaft hatte mit dem "Geschäft" Touristen-Visa "Outsourcing" betrieben. Eine private Gesellschaft (VFS Global Services) hatte diese Dienstleistung übernommen. Das hatte Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite wurde man freundlich und schnell (nur ein Tag Wartezeit für ein Visa) bedient. Auf der anderen Seite durfte man zusätzlich zur Visa-Gebühr noch 30% Service-Gebühr für die Gesellschaft hinblättern.

Danach konnte ich mich ans "Sight-Seeing" machen, was ich dann auch die nächsten drei Tage tat. Da sich während diesen drei Tagen nichts sonderlich spektakuläres ereignete, fasse ich diese Zeit ein wenig zusammen. Gesehen habe ich in "Delhi":

  • Regierungsviertel (Präsidentenpalast, Parlament, Ministerien rund um "Rajpath")
  • India Gate (Denkmal für im 2. Weltkrieg gefallene, indische Soldaten)
  • Purana Qila (Altes Fort)
  • Humayun's Mausoleum
  • Lodi Garten mit dem Bara Gumbad Mausoleum
  • Safdarjang's Mausoleum
  • Connaught Platz (Zentrum von "New Delhi", Shopping, Gastronomie)
  • Central Cottage Industries Emporium (Shopping Center für indische (Kunst-)Handwerke)
  • Raj Ghat (Kremationsstelle von Mahatma Gandhi)
  • Chandni Chowk (Strassenmarkt in "Old Delhi")
  • Khari Baoli (Gewürzemarkt)
  • Lal Qila (Rotes Fort)
  • Jama Masjid (grösste Moschee Indiens)
  • Indira Gandhi Memorial (Wohnhaus der ehemaligen Staatspräsidentin)
  • Qutab Minar (73 Meter hohes Minaret)
  • Bahai Lotus Tempel (Gebetshaus in Lotusform, welches den Gläubigen aller Religionen offen steht)
  • ISKCON Tempel (Hare Krishna Tempel)
  • Lakshmi Narayan Tempel (Buddhistischer Tempel, welcher dem Wohlstandsgott gewidmet ist)
  • Gurdwara Bangla Sahib (grösster Sikh-Tempel in "Delhi")

Selbstverständlich sind die meisten der oben aufgeführten Sehenswürdigkeiten wieder auf meiner Karte markiert... ;-)

"Dehli" ist eine riesige Stadt (ca. 12 Mio. Einwohner). Sie bei über 40° Celsius grösstenteils zu Fuss zu erkunden, war ein bisschen ermüdend... ;-) Erstaunt war ich über den Teil von "Delhi", welcher "New Dehli" genannt wird. Das von den Briten Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert geplante und gebaute Gebiet wollte so gar nicht in mein bisheriges Bild von indischen Städten passen. Alleen, Grünflächen, breite Strassen, Verkehrsschilder, saubere Strassen, etc. Einmal eine etwas andere "Indien"-Erfahrung... ;-)

Enttäuscht war ich ein wenig von einer von "Delhi's" Hauptsehenswürdigkeiten, dem "Roten Fort". Das Fort war in einem ziemlich schlechten Zustand. Die Briten hatten während ihrer Besatzungszeit, in der das Fort als Militärstützpunkt diente, ihre hässlichen Spuren hinterlassen. Und ausserdem waren alle Gebäude für Besucher geschlossen... :-( Trotzdem hat das Fort gerade in den letzten Tagen den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes zugesprochen bekommen.

Für den Donnerstag hatte ich mir ein Zugticket gekauft, mit welchem ich in einer Nachtfahrt durch halb "Indien" von "Delhi" nach "Mumbai" (auch Bombay genannt) donnern konnte. Die Fahrt sollte um 16.30 beginnen. Den Morgen nutzte ich noch, um zwei Tempel in der Nähe meines Gasthauses zu besichtigen. Ich war damit gerade fertig, als ein heftiger Regenschauer einsetzte. Das war nun definitiv der erste richtige Monsunregenschauer, welcher "Dehli" erreicht hatte. In der Strasse meines Gasthauses gab es wieder das übliche Bild zu sehen. Abgas spuckende Stromgeneratoren (wegen Stromausfall) und Überflutungen (vermischt mit Kuhscheisse).

In "Mumbai" war der Monsun schon lange zuvor eingetroffen. Wie der Besuch einer indischen Millionstadt während der Monsunzeit ist, lest ihr dann wieder im nächsten Bericht...