Sonntag, 30. September 2007

Bericht 090 (23.09.07 bis 27.09.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Shanghai

Am Sonntagnachmittag um 15:16 fuhr mein Direktzug, der nur jeden zweiten Tag fährt, von "Hong Kong" nach "Shanghai". Nach drei Stunden wunderte ich mich langsam, wieso ich noch keinen Grenzbeamten gesehen hatte, denn wir hatten die Grenze und "Guangzhou (ehemals Kanton)" schon lange hinter uns gelassen. Nochmals 17 Stunden später und nach einer erholsamen Nacht wusste ich dann auch warum. Der Zug hatte nicht ein einziges mal gehalten, so dass die Einreiseformalitäten in "Shanghai" durchgeführt werden konnten. Diese verliefen diesmal problemlos.

Danach machte ich mich als erstes auf die Suche nach einem Weiterreiseticket nach "Peking". Wegen dem anstehenden Nationalfeiertag am 1. Oktober und der damit verbundenen Ferienwoche erwartete ich kleinere Schwierigkeit. Nach längerem Suchen fand ich dann auch den richtigen Schalter. Von "Shanghai" fahren jeden Abend zwischen 19:00 und 20:00 fünf Expresszüge, die alle am nächsten Frühmorgen im 1'453 km entfernten "Peking" ankommen. Ich hatte Glück und ergatterte noch ein Ticket im letzten Zug. Verlangt hatte ich ein Ticket der "Hard sleeper"-Klasse (sechs Betten pro Abteil). Als mir der Preis gesagt wurde (RMB 478.00, CHF 74.35), musste ich dann allerdings etwas leer schlucken. Aber egal, Hauptsache nicht gestrandet sein.

Nachdem ich mich im "Pudong"-Quartier in der modernen Jugendherberge "BeeHome" eingenistet hatte, fuhr ich zurück ins Stadtzentrum, um einen ersten Rundgang zu machen. Gegen Abend war ich dann am Ufer des "Huangpu"-Flusses. Eine etwa 1-Kilometer lange Promenade entlang dieses Flusses wird "Bund" genannt. Auf der einen, der westlichen, Seite des Flusses sieht man kolossale Kolonialbauten, während man an der anderen, der östlichen, Uferseite die imposante Skyline des neuen "Shanghai"-Viertels "Pudong" bestaunen konnte. Sie beinhaltet den wohl schönsten Fernsehturm der Welt ("Oriental Pearl Tower" [468 m mit Antenne]), das bis an hin höchste, chinesische Gebäude ("Jinmao Tower" [421 m]) und das sich noch im Bau befindliche, neue, höchste, chinesische Gebäude ("Shanghai World Finance Center" (www) [492 m]). Eine faszinierende Skyline.

Am Dienstag stattete ich dann wieder einmal einem Museum ("Shanghai Museum") für mehrere Stunden, einem grossen "Konfuzius-Tempel" (Link 1, 2) und ein paar anderen, minder wichtigen Sehenswürdigkeiten einen Besuch ab.

Abends traf ich mich dann mit Tim, einem ehemaligen Arbeitskollegen, der seit über zwei Jahren in "Shanghai" lebt und arbeitet. Nach einem feinen Nachtessen zeigte er mir dann noch einen kleinen Ausschnitt von "Shanghai's" Nachtleben.

Der Mittwoch und der Donnerstag sind dann schnell erzählt. Nach ein wenig ausschlafen und Wäsche waschen machte ich am Mittwochnachmittag einen Rundgang durch das Quartier "French Concession", wo "Shanghai" ein ganz anderes Gesicht zeigte. Tim hatte mir am Vortag noch ein paar Tipps gegeben, so dass ich noch einige schöne Plätzchen zu Gesicht bekam. Mehr oder weniger auf dem Heimweg lag Tim's Büro, wo ich einen Kaffee spendiert und ein paar nützliche Tipps zur Umgehung der "Great Firewall (= Internet-Zensurierung der chinesischen Behörde in "China")" mit auf den Weg bekam.

Did you know?

In "China" verbrauchen 1.32 Mia. Chinesen jährlich 49 Mia. Wegwerfessstäbchen. Dafür müssen 21 Mio. Bäume geschlagen werden.

Den Donnerstag verbrachte ich in "Pudong", wo ich zu den bekannten, oben schon erwähnten Wolkenkratzern lief, bevor ich noch einen Augenschein in der thailändischen "Mega Brand Mall" nahm. Alles einfach gigantisch gross...

Am Donnerstagabend um 19:44 sollte mein Schnellzug "Z8" nach "Peking" fahren. Gegen 19:00 stand ich vor dem Bahnhof und wollte durch den ersten Eingang laufen. Als ich mein Ticket zeigte, um Zugang zum Bahnhof zu erhalten, wies mich der Typ ab und zeigte mit der Hand nach rechts. Beim nächsten Eingang spielte sich dann noch einmal die genau gleiche Szene ab. Beim dritten Eingang las ich oberhalb der Türe "Soft Waiting Lounge". Na gut, ich hatte zwar ein "Hard-Sleeper"-Ticket bestellt, aber vielleicht durfte ich ja in der Lounge der "Soft-Sleeper"-Passagiere warten. Und tatsächlich, ich wurde endlich in den Bahnhof eingelassen. Warten musste ich dann allerdings nicht, den der Zug war schon bezugsbereit. Meine Wagennummer war die 17, der zweitletzte Wagen des Zuges. Ich lief bis zu Wagen 16 und sah alles nur komfortable "Soft-Sleeper"-Abteile. Ich dachte mir schon: "Typisch, alle fahren 'Soft', nur der arme Schweizer fährt 'Hard'". Gross war dann meine Überraschung, als auch Wagen 17 ein "Soft-Sleeper"-Wagen war. Offensichtlich gab es in dieser Zugskomposition nur "Soft-Sleeper". Und die Dame vom Ticket-Schalter hatte sich beim Ticketverkauf erst gar nicht die Mühe gemacht, mir dies zu erklären. Egal, es wurde auf jeden Fall eine sehr angenehme Nacht.

"Shanghai" hat mir fast ein bisschen besser gefallen als "Hong Kong". Allerdings ist auch hier ziemlich viel auf's Shoppen ausgerichtet. Man merkt sehr schnell, dass die Stadt sehr weltoffen ist. Am meisten war ich über die Englischkenntnisse der "Shanghaianer" erstaunt. Im Vergleich zu anderen, chinesischen Grossstädten waren diese viel besser bzw. ähnlich passabel wie in "Hong Kong".

Mittwoch, 26. September 2007

Bericht 089 (20.09.07 bis 23.09.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Hong Kong

Am Donnerstagmorgen um 09:00 fuhr meine Express-Fähre (Katamaran von "New World First Ferry Services") von "Macau" nach "Hong Kong". Als ich schon eine Stunde später am "China Ferry Terminal" im Quartier "Kowloon" ankam, staunte ich nicht schlecht. Das war wie auf einem Flughafen. Und natürlich standen vor der "Immigration" Beamte des Gesundheitsministeriums mit Atemmasken, Wärmebildkameras und elektronischen Fiebermessern. Ob diese allerdings je schon einmal einen fiebrigen Passagier ausmachen konnten, ist fraglich. In der Fähre hatten die Klimaanlagen nämlich fast schon arktische Wintertemperaturen generiert.

Mein avisiertes Gasthaus lag in Laufdistanz vom Pier. Während dieses nur 15-minütigen Fussmarsches wurde ich doch tatsächlich neunmal von ziemlichen idiotischen Indern wegen massgeschneiderten Anzügen und gefälschten Uhr angequatscht. Als hätte ein Tourist mit Gepäck direkt nach der Ankunft nichts anderes zu tun, als sich einen Massanzug zu bestellen.

Eines der Hauptprobleme von "Hong Kong" ist bekanntlich das knappe Raumangebot. Deshalb wurde/wird alles in die Höhe gebaut. Als ich nach längeree Suche die Adresse des Gasthauses gefunden hatte, musste ich feststellen, dass mein Gasthaus kein Haus sondern eine umfunktionierte Wohnung in einem riesigen, sogenannten "Mansion" war. Das "Mirador Mansion", in welchem das "Cosmic Guesthouse" untergebracht ist, ist ein riesiger, hässlicher Betonklotz, welcher Wohnungen, Büros, Shops, etc. beherbergt. Im Gasthaus liess ich mir zuerst ein Dorm-Zimmer zeigen, um im teuren "Hong Kong" etwas Geld zu sparen. In dem kleinlichen 4er-Zimmer hatten allerdings nicht einmal meine Schultern zwischen den zwei Etagenbetten Platz. Ich nahm mir für unverschämte HK$ 150.00 (CHF 22.60) meine eigene Schuhbox ohne Fenster dafür aber mit einem eigenen 1-Quadratmeter-Bad/WC.

Als ich an der Rezeption den Papierkrieg erledigte, kam ein weiterer Reisender hinzu. Die Rezeptionsdame hatte daraufhin das Gefühl, dass sie uns gleichzeitig abfertigen müsste. Der andere Reisende sagte allerdings: "Please finish this gentleman first! I can wait.". Ich traute meinen Ohren kaum. Ein Backpacker mit guten Manieren. Wie sich dann heraus stellte, natürlich ebenfalls ein Schweizer... ;-) Und erst noch ein "Travel Agent" vom "Globetrotter".

Am Nachmittag machte ich einen ersten Rundgang durch "Kowloon" und besorgte mir beim Bahnhof "Hong Hum" mein Weiterreise-Ticket nach "Shanghai".

Obwohl ich mit der Stadt noch nicht so richtig warm geworden war (zuviel Verkehr, zuviel Smog, zuviele Inder (zumindest im Quartier "Kowloon"), zuviele Regeln und Verbote, zu teuer, etc.) machte ich mich am späteren Freitagmorgen auf, um das Herz von "Hong Kong" - die "Hong Kong Island" - zu erkunden. Schon bald blieb ich aber in einer "IT Shopping Mall" hängen. Unglaublich, was man hier alles zu super-günstigen Preisen hätte kaufen können.

Auch den Samstag verbrachte ich wieder auf der "Hong Kong Island". Nach einem Rundgang durch die Quartiere "Central" und "Admirality" mit seinen unendlich vielen Wolkenkratzern fuhr ich mit dem Schweizer "Peak Tram" zur Aussichtsplattform "The Peak" auf dem "Victoria Peak". Ich hatte an diesem Tag Glück, dass der Smog die Sicht nur geringfügig einschränkte. Es bot sich mir ein atemberaubendes Panorama (Foto 1, 2). Die Tatsache, dass es allerdings auf einem Aussichtspunkt ein "Swarovski Shop", ein "Madame Tussauds Wachsfigurenkabinet", eine "Sony Playstation Spielhalle", ein "Mc Donalds" sowie ein "Burger King" neben zehn weiteren Restaurants braucht, war dann allerdings wiederum ein bisschen ernüchternd. Aber das ist eben "Hong Kong".

Gestärkt von einem "Burger King"-Sundae - Schande über mich; zuerst lästern und dann selber hingehen ;-) - lief ich dann die über 400 Höhenmeter zurück in die Quartiere "Soho", "Lan Kwai Fong" und "Sheung Wan".

Am Samstagabend wollte ich mich ein wenig ins Nachtleben stürzen. Zuvor schaute ich mir aber von der "Kowloon"-Uferpromenade aus um 20:00 die Lichter-Show auf der "Hong Kong Island" an. Allabendlich sollten hier Lämpchen, Scheinwerfer und Laser, die auf verschiedenen Wolkenkratzern und Hochhäusern installiert sind, synchron zu aus kleinen Lautsprechern plärrender Musik blinken und leuchten. Das mit der Synchronität hat nicht ganz so hin gehauen. Es war aber trotzdem irgendwie faszinierend diesem kitschigen Geblinke zu zuschauen. Anschliessend dachte ich mir, dass ich einen ersten Schluck in einer einfachen Bar an der übernächsten Strassenecke von meinem Gasthaus zu mir nehmen könnte. Als dann dort allerdings schon ein kleines Bierchen mit HK$ 40.00 (CHF 6.00) zu Buche schlug, änderte ich meine Samstagnachtpläne (Besuch von ein paar angesagten HK-Bars [Link 1, 2]) schnell wieder.

Am Sonntagmorgen regnete es leider. Bis zur Abfahrt meines Zuges nach "Shanghai" um 15:16 hatte ich somit noch etwas Zeit meine Internet-Seiten zu aktualisieren, bevor ich wieder ins zensurierte "China" reisen musste.

Mal ehrlich. Ich fand "Hong Kong" nicht so wahnsinnig. Wenn man nicht shoppen und dick (=teuer) essen/trinken/ausgehen will, dann hat die Stadt meiner Meinung nach nicht so viel zu bieten. Allerdings ist die "Hong Kong Island Skyline" erste Weltklasse. Die muss man einfach einmal mit eigenen Augen gesehen haben...

Freitag, 21. September 2007

Bericht 088 (18.09.07 bis 19.09.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Macau

Am Dienstagmorgen gegen 11:00 reiste ich in "Macau" ein. "Macau" (Link 1, 2, 3) ist der Ort, wo die Portugiesen als erste Europäer im Jahr 1516 im "Kaiserreich China" eine Siedlung gründen konnten. Der Ort florierte dann schnell als einer der wichtigsten Handelsstädte im "Fernen Osten", bis die Briten "Hong Kong" gründeten und "Macau" den Rang abliefen. In den vergangenen Jahren hat "Macau" allerdings wegen der Glücksspielindustrie nach "Las Vegas"-Stil wieder einen regelrechten Boom erlebt.

"Macau" hat Backpacker-Touristen definitiv nicht auf der Liste mit dem Zielpublikum. Meine Unterkunft im Schuhboxformat in einem schäbigen Gasthaus kostete mich unverschämte 100 "Patacas" (Abkürzung: MOP$ / 100 MOP$ = 14.65 CHF).

Ausgestattet mit tollen Karten und Broschüren des "Macau Government Tourist Office" machte ich mich auf eine erste Erkundungstour. Portugiesische Kirchen und sonstige Kolonialbauten, Plätze, christliche Friedhöfe, chinesische Tempel und Pärke, Museen und die Boxengasse der "Formula 3 Euroserie" (Link 1, 2) standen auf dem Programm. Schön war im ansonsten teuren "Macau", dass man selten irgendwo Eintritt bezahlen musste.

Abends machte ich mich auf, um das andere Gesicht von "Macau" zu erkunden. In dieser "Special Administration Region (S.A.R.)" der "Volksrepublik China" wurden Casino-Lizenzen erst vor ein paar Jahren auch an ausländische Unternehmungen vergeben. Seit dann verbauen Casino-Gesellschaften vorwiegend aus "Nevada" jeden Quadratzentimeter mit gigantischen Hotel-Casinos. Zuerst besuchte ich allerdings das erste und legendäre "Casino Lisboa". Das war aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Alte, abgenutzte Innenausstattung und gelangweilte Croupiers hätten mich - wäre dann das nötige Kleingeld vorhanden gewesen - wirklich nicht zum Spielen eingeladen. Ich ging ins gegenüberliegende, nigelnagelneue und gigantische "Grand Lisboa". Wie die meisten neuen Casinos in "Macau" ist der "Grand Lisboa"-Komplex erst teilweise gebaut. Damit der Rubel schon einmal zu rollen begann, wurden zuerst die Casino-Räumlichkeiten fertig gestellt. Während die Spieler schon fleissig am zocken sind, werden nun über ihnen auch die Hotelzimmer und die Luxus-Shops erstellt.

In den gut besuchten, auf über vier Stockwerken verteilten Spielhallen sah man praktisch nur Asiaten, die bevorzugt "Bakkarat" spielten. Westler hatte es fast keine. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass das Personal in den Casinos etwa wie folgt zusammengesetzt ist:

  • Croupiers und Sicherheit: chinesisch
  • Service und Reinigung: philippinisch
  • Entertainment und Management: westlich

Am Mittwoch erkundete ich noch den südlichen Zipfel der "Macau"-Halbinsel, bevor ich mit einem Bus über die drei Kilometer lange Brücke auf die Insel "Taipa" fuhr. Ursprünglich hatte "Macau" zwei vorgelagerte Insel ("Taipa" und "Coloane"). Durch Landaufschüttung sind die zwei Inseln unterdessen aber zu einer Insel verschmolzen. Auf dem aufgeschütteten Land mit dem Namen "Cotai" entsteht momentan was die Leute als "Asia's Las Vegas Strip (Cotai Strip)" bezeichnen. Eine Grossbaustelle mit wohlklingendem Namen reiht sich an die andere.

Zuerst schaute ich mir im Norden der Insel das Zentrum des historischen Kolonialstädtchen "Taipa" an, bevor ich ganz in den Süden der Insel zum Strand "Cheoc Van Beach" fuhr. Der Strand riss einem nicht wirklich aus den Socken. Dafür wurde ich mit zwei anderen Ding entschädigt:

  • Ein Restaurant, welches mir ein Glas kühles "Macau Beer Blonde (vom Fass)" servierte. Wow, eines der besten Biere in "Asien".
  • Portugiesische Kolonialvergangenheit scheint die Frauen am Strand wie in "Brasilien" zum tragen von extrem knappen Bikinis zu verpflichten. Naja, mich störte es nicht... ;-)

Auf dem Rückweg auf die "Macau"-Halbinsel hielt ich beim ebenfalls neuen "Venetian Casino", welches erst gerade drei Wochen zuvor neu eröffnet worden war. Dekadent ist hier nur das Vorwort. Im Innern des Casino-Komplexes war der "Canale Grande" nachgebaut. Und selbstverständlich konnte konnte man sich natürlich auch einen westlich aussehenden "Gondoliere" mieten. Einer nicht wirklich italienisch aussehenden "Gondoliera" rief ich zu: "Italiana?". In für mich einwandfrei tönenden Italienisch rief sie mir zurück: "Sì, provengo da Venezia.". Der zweite Satz war dann allerdings Russisch... ;-) Die Casino-Halle des "Venetian" ist die grösste, die ich je gesehen habe. Interessanterweise war sie nachmittags um 15:00 schon propenvoll.

Am Abend besuchte ich dann noch zwei weitere Casinos (Wynn, Sands). Selber gezockt hatte ich nicht. Schon ein einziger verlorener Einsatz an den Tischen mit dem tiefsten Mindesteinsatz (100 Patacas, 14.65 CHF) hätte in meinem in "Macau" eh schon arg strapaziertem Geldbeutel ein weiteres, tiefes Loch gesprengt.

Nach knapp 48 Stunden in "Macau" ein abschliessendes Urteil fällen zu wollen, wäre ein bisschen anmassend. Ich beschränke mich deshalb an dieser Stelle zum Schluss ein paar willkürlich zusammengestellte Beobachtungen aufzulisten.

Sprache

In "Macau" ist alles mindestens auf Chinesisch (Kantonesisch) und Portugiesisch, manchmal aber auch noch auf Englisch, angeschrieben. Dass aber nur noch ca. zwei Prozent der Einwohner Portugiesisch sprechen können, macht diese Anstrengungen fast schon sinnlos. Aber dass dieses portugiesische Kulturerbe gepflegt wird, ist eine gute Sache, denn so kommen Portugiesisch- bzw. z.T. auch Spanisch-sprechende Touristen besser zurecht... ;-)

Getunte Autos

Ich habe noch in keinem anderen asiatischen Land so eine hohe Dichte an Sportwagen und getunten Autos gesehen wie in "Macau". Wo diese Boliden auf den nur 28 Quadratkilometer grossen Inseln ausgefahren werden, ist fraglich. Sicherlich aber nicht auf den Schnellstrassen des chinesischen Festlandes, denn dort steht alle paar Kilometer die Polizei am Strassenrand.

Hotels, Casinos und Geld

Über die zahlreichen, luxuriösen und teilweisen dekatenten Hotel-Canisos habe ich ja schon weiter oben geschrieben. Warum z.B. jedes zweite Hotel in integrierten Shopping Malls einen "Gucci", "Giorgio Armani", "Rado", "Samsonite" und "Manchester United" Shop braucht, ist nicht ganz einfach zu verstehen. Aber das Geld der vorwiegend asiatischen Kunden muss in Hülle und Fülle vorhanden sein, sonst würden die Hotel-Casinos mit ihren Shopping-Möglichkeiten nicht gebaut werden. Angeblich soll ein Spieltisch in "Macau" zehnmal rentabler sein als in "Las Vegas" (US$ 22'000 zu US$ 2'200; siehe "Macau Casinos and Gambling"). Interessant fand ich aber, dass in den Casinos praktisch kein Alkohol getrunken wird. Ob die Asiaten lieber nüchtern verlieren, oder ob es an der Tatsache liegt, dass man für alkoholische Getränke bezahlen muss, entzieht sich allerdings meinen Kenntnissen.

Mittwoch, 19. September 2007

Bericht 087 (14.09.07 bis 18.09.07)

Links zum aktuellen Foto-Set: Von Hanoi nach Macau

Das Zugticket für meine Weiterreise von "Hanoi" nach "Guìlín" in "China" hatte ich als erstes am Montagmorgen nach meiner Ankunft in "Hanoi" besorgt. Die 21-stündige Fahrt (832 km) sollte am Freitag um 18:30 beginnen. Das Zugticket war das interessanteste Ticket, das ich bis anhin erhalten hatte. Es war in drei verschiedenen Sprachen gehalten (Vietnamesisch, Russisch und Chinesisch) und enthielt den Fahrpreis in zwei unterschiedlichen Währungen (Schweizer Franken und vietnamesische Dong). Wieso z.B. die russische und nicht die englische Sprache verwendet wurde, und weshalb in aller Welt der Fahrpreis an erster Stelle in Schweizer Franken angegeben wurde, wird mir wahrscheinlich ewig ein Rätsel bleiben.

Wie auch immer, pünktlich um 18:30 fuhr der Zug in Richtung "China" los. Ich teilte das Abteil mit einem jungen, vietnamesischen Pärchen (er trug Militärkleider in Tarnfarben mit der Aufschrift "U.S. Army"; offensichtlich scheint die junge, nordvietnamesische Generation wenig Probleme mit der Vergangenheit zu haben) und einer Deutschen. Während der fünfstündigen Fahrt bis zur chinesischen Grenze wurden wir von der Wagenaufseherin mindestens zehnmal gefragt, ob wir Geld wechseln wollten. Weil in "Hanoi" die Banken schon am frühen Nachmittag schliessen, hatte ich es leider verpasst, meine letzten "Đồng" zu wechseln. Es aber bei ihr zu wechseln, wollte ich wegen dem schlechten Wechselkurs hingegen auch wieder nicht. Ich rechnete schon damit, dass ich meine restlichen 210'000 Dong (CHF 15.30) halt als Souvenir mit nach Hause nehmen musste.

Gegen 23:30 kamen wir in "Dong Dang" an, wo wir mit allem Gepäck aussteigen und die vietnamesischen Ausreiseformaltäten über uns ergehen lassen mussten. Erstaunlicherweise bot am Bahnhof eine andere Angestellte der vietnameischen Eisenbahn ebenfalls Geldwechseldienste an. Dies allerdings zu für mich weit vorteilhafteren Konditionen. Als das Geld gewechselt war und alle Passagiere ihren Ausreisestempel im Pass hatten, konnten wir wieder einsteigen. Allerdings stiegen wir nun in einen chinesischen, sehr komfortablen Bahnwagen (andere Spurbreite) mit roten Teppichen ein. Nach 15 Minuten Fahrt hielt der Zug in "China" bei "Píngxiáng". Dort lief dann ein chinesischer Zollbeamter durch den Wagen und sammelte die ausgefüllten Einreiseformulare, den in "China" obligaten Gesundheitsfragebogen sowie die Pässe ein. Die Pässe und die darin gedruckten Fotos kontrollierte er beim Einsammeln so ausgiebig, wie ich es noch bei keinem Grenzübergang gesehen hatte.

An dieser Stelle muss ich einen kleinen Exkurs machen. Mein Pass hatte nach ca. einem Jahr Reisetätigkeit trotz aller Sorgfalt die ersten Materialermüdungen gezeigt (Danke Micheline für das "tolle Qualitätsprodukt"! Sniff, ich will den alten Pass mit dem schönen, grossen Schweizerkreuz wieder). Die aus Plastik hergestellte erste Seite mit Passfoto und den persönlichen Daten wies an den Schweissstellen erste Brüche auf. Damit sich die Brüche nicht ausweiteten, hatte ich die Schweissstelle mit einem durchsichtigen Scotch-Klebestreifen gestärkt. Seit dann hatte ich mindestens zehn Landesgrenzen (inkl. im Mai 2007 das erste Mal die chinesische Grenze) und fast ebensoviele Visas auf verschiedenen Botschaften beantragt. Nie hatte es mit dem Klebestreifen Probleme gegeben.

Anders war es dann allerdings bei dem jungen, chinesischen, kleinwüchsigen Schnössel, der sich beim Pass kontrollieren aufspielte, als wäre er der Geheimdienstchef von "China" höchstpersönlich. Er schnauzte mich auf chinesisch an. Obwohl ich kein Wort verstand, wusste ich ziemlich genau, was ihn störte. Ich kratzte den Klebestreifen halt wieder ab. Dies dauerte wegen meinen kurz zuvor geschnittenen Fingernägeln und dem brüchigen Klebestreifen aber ein ganzes Weilchen. Ungeduldig wollte er mir immer wieder den Pass aus den Händen ziehen. Nachdem der Klebestreifen weg war, und ich ihm die Bruchstellen gezeigt hatte, schien er zu verstehen und akzeptierte den Pass. Als ob er mich nicht schon genug geärgert hätte (die Bruchstellen hätte man genau so gut auch mit dem Klebestreifen erkennen können), begann er mit dem vietnamesischen Pärchen auf Chinesisch zu plaudern und scherzen. Das es dabei um meinen Pass ging war unschwer zu erkennen, denn er hielt ihn ihnen direkt vor die Nase. Ich traute meinen Augen fast nicht...

Nachdem die chinesischen Grenzbeamten über 1.5 Stunden gebraucht hatten, um die Pässe von nur gerade zwei ausgebuchten Schlafwagen zu kontrollieren, ging die Fahrt um 02:30 weiter.

Um 06:30 kamen wir dann schon in der Stadt "Nánníng" an. Unsanft wurden wir aus dem Schlaf gerissen und von einer chinesischen Bahnangestellten mit einer Trillerpfeiffe in einen luxuriösen Wartesaal gepfiffen. Dort konnte man entweder zwei Stunden bis zur Weiterfahrt warten, oder sich auf den Weg für einen "kleinen" Stadtrundgang machen.

Ich wollte die Zeit nutzen, um mir bei einem Geldautomaten genügend "Yuan Renminbi" zu besorgen. Dem Unterfangen war aber leider kein Erfolg beschieden.

Exakt nach Fahrplan kam mein Zug um 14.09 in "Guìlín" an. Nach ein bisschen herumstiefeln hatte ich dann mit der Geldbeschaffung mehr Glück, so dass ich direkt wieder zum Bahnhof zurück gehen konnte, um mir ein Weiterreiseticket für den kommenden Montag zu besorgen. Vor allen Schaltern stand jeweils eine 30 Meter lange, chinesische Menschenschlange. Langweilig wurde mir bei der 30 minptigen Wartezeit nicht, denn hinter mir stand ein Informatikprofessor, der mir mit seinem gebrochenen Englisch Löcher in Bauch fragte. Gut war dann allerdings, dass, als ich an die Reihe war, er sich zwischen mich und dass Mikrofon zwängte und der Dame erklärte, was ich wollte. Und dabei hatte ich mir doch so viel Mühe gegeben, auf einem Zettel die chinesischen Zeichen für "Guilin" und "Guongzhou", das Datum, die Zugnummer und den Betttyp zu kritzeln. Wie auch immer, ich musste nur noch das Geld hinhalten und konnte mich anschliessend auf die Suche nach einem Bus nach "Yàngshuò" machen.

Bei meinem ersten Besuch in "China" im vergangenen Mai 2007 hatte ich in "Chengdú" in einem Schlafsaal eine ältere Australierin mit chinesischen Wurzeln kennengelernt. Sie hatte mir ans Herz gelegt, dass ich bei nächster Gelegenheit unbedingt das kleine Dörfchen "Yàngshuò", das von einer wunderschönen Karst-Landschaft umgeben ist, besuchen müsste. Als ich am Samstag gegen 17:00 in diesem "Dörfchen" mit dem Bus einfuhr, fiel ich fast von meinem Bussitz. Das war kein Dörfchen, sondern ein Touristenghetto der Sonderklasse. Eine hässliche, chinesische Kleinstadt mit Tausenden von vorwiegend chinesischen Tourgruppentouristen, in welcher man sich am Samstagnachmittag in der Fussgängerzone seinen Weg mit den Ellbogen freimachen musste.

Am Sonntagmorgen startete ich mit einem gemieteten Mountain Bike eine kleine Erkundungstour der "Yàngshuò"-Umgebung. Auf den geteerten Strassen war, was die Anzahl der radelnden Touristen betraf, die Höhle los. Chinesische Touristen scheinen allerdings nicht sonderlich erkundungsfreudig zu sein und sich vorwiegend mit dem Mainstream zu begnügen. Mir war's recht, denn nachdem ich die Hauptstrasse verlassen hatte, traf ich nur noch selten auf andere Touristen. Was ich aber sonst zu sehen bekam, war wirklich sehr faszinierend. Karstberge in einer idyllischen Flusslandschaft mit vielen Reisfeldern und kleinen, sehr einfachen, chinesischen Bauerndörfchen. Die Mittagspause machte ich im zufällig entdeckten Gasthaus "The Giggling Tree", welches ein holländisches Pärchen weit abseits vom Touristenrummel von "Yàngshuò" erst ein paar Monate zuvor in einem alten Bauernhaus eröffnet hatten. Der Holländer erklärte mir einiges über die Umgebung. Unter anderem erzählte er mir auch, dass sich "Yàngshuò" in den letzten Jahren zu einem der meist besuchten Touristenort in "China" entwickelt hat. Die Australierin muss entweder schon vor vielen Jahren in "Yàngshuò" gewesen sein oder etwas komische Vorstellungen von einem "Dörfchen" zu haben. Wie auch immer, der Umweg auf meinem Heimweg hat sich wegen der atemberaubenden Landschaft trotzdem gelohnt. Und vielleicht werde ich in Zukunft auch mein Guidebook wieder etwas genauer lesen... ;-)

Für den Montag hatte ich eine Tour zu den Reisterrassen von "Lóngjî Titían (Dragon's Backbone Rice Terraces)" gebucht. Eigentlich hätte ich diese Sehenswürdigkeit gerne auf eigene Faust besucht. Das lag aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zeitlich nicht drin, da ich abends um 18:42 meinen Zug von "Guilin" nach "Guongzhou" erwischen musste. Mit 30 anderen Touristen wurde ich drei Stunden durch die Gegend gekarrt. Natürlich mit den üblichen, komissionseinbringenden Stopps bei einer Raststätte und in einen "Longhair Women Village", wo man zu einem total überrissenen Preis eine 15-minütige Tanzperformance sich ansehen konnte, während diejenigen, welche die Show nicht sehen wollten, im Gesamten eine geschlagene Stunde warten mussten. Als wir dann endlich bei den Reisterrassen auf 850 m.ü.M. ankamen, hatte die Sonne unterdessen den aufgezogenen Wolken Platz gemacht. Ich hätte den Guide am liebsten erwürgt. Zu guter Letzt konnte man wegen den engen Wegen, die zu den Aussichtspunkten führten, den massenhaft anwesenden Touristen und den dicken Amerikanern, welche sich in Sänften den Berg hinauf tragen liessen, nur im Schneckentempo vorwärts kommen. Ansonsten waren die Reisterrassen sehr schön. Diejenigen auf "Bali" und den "Philippinen" haben mir persönlich aber besser gefallen.

Die zuvor schon erwähnten "Longhair Woman" konnte man in den Reisterrassen überall sehen. Wenn die Touristen bezahlten, wickelten sie ihre Haare vom Kopf. Und tatsächlich hatten die meisten Frauen Haare, die mind. bis zu den Knien reichten. Noch interessanter war aber, dass diese Frauen ihre langen Haare bei speziellen Gelegenheiten kurz schneiden. Die abgeschnittenen Haare (ca. ein Meter lang) werden aufbewahrt und weiterhin täglich mit dem normalen Haar um den Kopf gewickelt. Ältere Frauen tragen so drei bis vier Meter Haar auf dem Kopf.

Kurz vor 18:00 lud mich der Bus in der Nähe des Bahnhofes von "Guilin" ab. Nach einem "tollen", chinesischen Nachtessen fuhr dann wieder auf die Minute um 18:42 mein Zug in Richtung "Guǎngzhōu (ehemals Kanton)" ab. Meine Wagenschaffnerin schien mich wahrscheinlich nicht sonderlich zu mögen. Die kleine Frau, die mir knapp bis an den Bauchnabel reichte, motzte mich doof an, weil ein Nylonriemen meines Rucksackes über den Rand der offenen Gepäckablage hing... :-( Geschlafen habe ich trotz "böser" Schaffnerin und meinen fünf älteren, chinesischen Abteilungsgenossinnen sehr gut.

Gegen 07:00 war ich dann in "Guangzhou", von wo es mit einem Bus direkt zur "China"-"Macau"-Grenze bei "Zhūhǎi" weiterging. Dass von nun an die Reiserei einiges teurer werden würde, merkte ich schon an dem Ticketpreis für die zweistündige Fahrt. Über CHF 10.00 (Yuan 65.00) war wahrscheinlich die teuerste, zweistündige Busfahrt, die ich auf dieser Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht hatte.

Unterdessen hatte ich meinen Pass wieder mit Scotch-Klebestreifen versehen. Ich war gespannt, was an der Grenze passieren würde. Mit tausenden anderen Ausreisewilligen warte ich in einer riesigen Halle, bis ich für die Ausreise zu einem chinesischen Beamten gewunken wurde. Mein Ausreiseschalter war allerdings mit zwei Beamten ausgestattet. Wie sich herausstellte war einer davon eine "Auszubildende". Und da diese noch nie einen Schweizerpass gesehen hatte, nahm sie sich das Recht heraus, meinen Pass einer fünfminütigen Extra-Kontrolle mit Vergrösserungsglas, ultravioletem Licht, und anderen Hilfsmittel zu unterziehen. Den Klebestreifen schien sie dabei aber entweder auch mit ihren "Sherlock Holmes"-Werkzeugen nicht zu sehen oder schlicht einfach nicht zu interessieren.

Über "Macau" erfährt ihr dann mehr im nächsten Bericht...

Freitag, 14. September 2007

Bericht 086 (06.09.07 bis 14.09.07)

Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Nachdem wir beim Bahnhof von "Nha Trang" ein Zugticket für meine Weiterreise am nächsten Tag besorgt hatten, setzte mich mein "Easy Rider" Xuân in einem Gasthaus ab. Es war erst 15:00, so dass ich noch drei Stunden übrig hatte, um diesen Ort zu erkunden. "Nha Trang" ist ähnlich wie "Sihanoukville" in "Kambodscha" eine Grossstadt mit einem schönem Strand und der entsprechenden Touristeninfrastruktur. Der Strand war wirklich ganz in Ordnung. Die Wasserqualität liess allerdings wegen der hinter dem Strand liegenden Grossstadt sehr zu wünschen übrig.

In der Stadt gab es ausserdem noch hinduistische Tempeltürme der Cham-Kultur ("To Po Nagar Cham Türme), einen farbenfrohen Fischerhafen sowie eine grosse, liegende Buddha-Statue zu besichtigen. In meinem Gasthaus fragte ich an der Rezeption, was ein Motorrad für den Hin- und Rückweg kosten würde. Nachdem mir der Rezeptionist den Preis genannt hatte, wollte ich mich schon aufmachen, um einen Motorradfahrer zu suchen. Der Rezeptionist winkte allerdings ab und sagte, dass er mich fahren würde. Naja, der genannte Preis erschien mir Ok, so dass ich mich von ihm fahren liess. Auf dem Motorrad erzählte er mir dann seine ganze Lebensgeschichte (vom Cyclo-Fahrer zum Fotografen, Touristenführer und Rezeptionisten). Nachdem ich alle Sehenswürdigkeiten angeschaut hatte, zeigte er mir im Gasthaus seine Bilder. Wirklich tolle Bilder. Ein paar der Bilder können auf seiner Website oder auf osloart.com (suche Artist "Mai Loc") angesehen werden.

Am Abend wollte ich mich dann in das bekannte Nachtleben von "Nha Trang" stürzen. Wegen der Tiefsaison war aber so gut wie gar nichts los. War aber wahrscheinlich auch besser, denn so konnte ich doch noch mit halbwegs genügend Schlaf am Freitagmorgen um 04:45 wieder aufstehen, meine Sachen packen und zum Bahnhof fahren, wo um 05:40 schon mein Zug nach "Đà Nẵng" abfuhr.

Ich habe im Internet gelesen, dass die Strecke von "Hoh Chi Minh City (ehemals Sàigòn)" bis in nach "Vila Real de Santo António" im Süden von "Portugal" die längst mögliche Strecke der Welt (17'852 km / 12 Länder) ist, die man ausschliesslich mit der Eisenbahn bereisen kann. Ein grossen Teil dieser Strecke werde ich auf meiner Heimreise ebenfalls mit dem Zug abklappern. Die Strecke von "Nha Trang" nach "Danang" (524 km) war nun der erste Teil.

Die vietnamesische Eisenbahn ist sehr gut organisiert und befolgt ihren Fahrplan fast schon mit Schweizer Präzision. Als ich pünktlich in "Danang" ankam, wollte ich direkt ins 30 km entfernte Kleinstädtchen "Hội An" weiterreisen. Dies stellte sich dann allerdings nicht als so einfach heraus, weil man als Tourist auf den öffentlichen Verkehrsmitteln gnadenlos abgezockt wurde... :-(

Gegen 15:30 kam ich dann, nachdem ich doch noch einen halbwegs vernünftigen Preis aushandeln konnte, in "Hoi An" an. Diese Kleinstadt ist v.a. für zwei Dinge bekannt. Erstens für die schöne Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) mit verschiedenen architektonischen Einflüssen aus "Europa" und "Asien" und zweitens für seine über 200 Schneidegeschäfte, wo man sich praktisch jeden Kleiderwunsch relativ günstig massgeschneidert erfüllen lassen kann.

Weil "Hoi An" grösstenteils vom Tourismus lebt, und in der Tiefsaison nicht genügend Touristen unterwegs sind, wurden die vorhanden Touristen entsprechend von allen möglichen Verkäufern attackiert. Sprüche wie "Please buy from me. You are my first customer today.", "Open your heart, open your wallet." oder "Very cheap." sowie die obligaten Rufe "Motor bike" musste musste man sich alle 10 Meter anhören. Abgesehen davon war die Altstadt wirklich sehr schön und gepflegt.

Am Samstagmorgen stand ich schon wieder um 05:00 auf. Ich wollte die Ruinen "My Son" der indisch beeinflussten "Cham"-Kultur 40 km ausserhalb von "Hoi An" bei Sonnenaufgang und ohne Touristen besichtigen. Die Ruinen war interessant. Nachdem ich aber schon in "Indien" war, hätte ich mir diesen Ausflug auch sparen können.

Wieder zurück in "Hoi An" konnte ich dann der Versuchung nicht wiederstehen für US$ 50.00 einen Anzug massschneidern zu lassen. Schon abends um 20:00 sollte ich wieder im Schneidergeschäft für die erste Anprobe erscheinen. Das Jackett war dann zu lang und die Hosen zu eng. Aber schon am Samstagmorgen waren diese Fehler ausgemerzt. Nachdem dann noch zwei weitere Schönheitsfehler innerhalb Stundenfrist eliminiert wurden, war mein Anzug bereit für den Versand. Dafür wurde eigens ein Postbeamter ins Schneidergeschäft gerufen. Dieser brachte dann gerade eine Waage, eine leere Kartonschachtel sowie die notwendigen Ausfuhrformulare mit. Gemäss Preisliste, die mir vorgängig gezeigt worden war, rechnete ich mit weniger als US$ 25.00 für den Versand. Dass dann noch zusätzlich eine heftige Mehrwertsteuer und ein Ausfuhrzoll (wahrscheinlich eine speziell in "Hoi An" zur Anwendung gebrachte Erfindung des vietnamesischen Fiskuses) dazu kamen, hatte mir leider niemand gesagt. Oder war der Ausfuhrzoll ein "Scam", dem ich mangels Zeit (ich musste meinen Zug 1.5 Stunden nach Fertigstellung meines Anzuges erreichen) auf den Leim ging. Wie auch immer, am Schluss waren dann die Versandkosten fast gleich teuer wie der Anzug... :-( Tortzdem bin ich nun gespannt, wie sich mein Anzug im Alltag bewähren wird.

Nachdem die Anzuggeschichte erledigt war, ging die Reise weiter. Am Sonntagnachmittag um 13:00 fuhr mein Nachtzug von "Danang" nach "Hà Nội" (791 km). Die ersten drei Stunden bis nach "Huế" führten durch ein bergiges Küstengebiet. Die Sicht auf unzählige Buchten, Strände, den Regenwald und das offene, "Südchinesische Meer" waren super schön.

Am Montagmorgen erreichte ich um 06:10 ausgeschlafen "Hanoi". Dass im Norden ein anderer Wind wehen würde wie im Süden, bekam ich schon bald vor Augen geführt. Ich sah Uniformierte, welche am Bahnhof Strassenkindern in die Nieren traten und in den Strassen Marktfrauen und ihre Waren mit Geschrei und Stöcken vertrieben. Auch die auf Kundschaft lauernden Motorradfahrer und die "Touts" erschienen mir in "Hanoi" einiges aggressiver. Aber vielleicht lag das ja alles nur am schlechten Wetter.

Nachdem ich mich in einem Hotel einquartiert hatte, machte ich die erste Erkundungstour der Stadt und seiner 10'000 "Travel Agents". Ich wollte nämlich schon am nächsten Tag eine zweitägige Bootstour in der "Halong-Bucht" starten. Unglaublich. Wenn jemand mit seinem Geschäft in "Hanoi" Erfolg hat, wird er gnadenlos kopiert. In einer Strasse gab es fünf Reisebüros, welche alle den gleichen Namen und das gleiche Logo benutzen. Aber nur eines war das Original.

Am Dienstagmorgen um 08:00 ging das Touri-Programm für die Tour zur "Halong-Bucht" los. Abgeholt im Hotel mit dem Minibus von "Vega Travel", drei Stunden Fahrt bis zum Touristenhafen in "Halong City", von wo alle Touren beginnen, Transfer auf unser Boot. Und dann musste man sich gerade für das Mittagessen an den Tisch setzen. Ich hatte es gut erwischt. Mit mir waren noch acht weitere Touristen (drei Holländer, zwei Amerikanerinnen, ein Schweizer, eine Norwegerin und ein Engländer) an Bord, die alle mehr oder weniger im gleichen Alter wie ich waren. Auf dem Schiff waren ausserdem fünf Crew-Mitglieder (die meistens am Rauchen waren) und unser Führer.

Es ist relativ schnell erzählt, was in den nächsten zwei Tagen passierte. Wir fuhren in der atemberaubend Bucht herum und hielten bei verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Nach ein bisschen Paddeln mit Kayaks, einem kurzem Schwumm (wahrscheinlich mein letzter auf dieser Reise) im leider mit ziemlich viel Abfall belasteten Wasser und einem Sonnenuntergang mit teilweise blauem Himmel (es war ansonsten den ganzen Tag bewölkt gewesen) gab es nach dem Nachtessen für die Touristen das obligate Bier trinken auf dem Sonnendeck und für die Crew das allfünfminütige Kontrollieren, ob auch jeder genügend Striche auf der Getränkeliste gemacht hatte.

Am Mittwochmorgen war es leider wieder bewölkt und regnerisch. Ich hatte einen Zweitagesausflug gebucht, während alle anderen sich für drei Tage verpflichtet hatten. Sie wurden nach dem Frühstück auf die Insel "Cát Bà" transportiert, während ich mit anderen Touristen, die von "Cat Ba" kamen, wieder zurück nach "Halong City" bzw. danach nach "Hanoi" transportiert wurde. Die "Halong-Bucht" (UNESCO-Weltnaturerbe) zu besichtigen war wirklich sehr eindrücklich. Leider sind allerdings sogar in der Tiefsaison einfach zuviele Touristenboote unterwegs. Auch die omnipräsenten Nussschalen, derren lautstarke Ruderinnen den Touristen versuchen Zigaretten, Whiskey und Pommes Chips zu verkaufen, sind dem Naturgenuss nicht wirklich dienlich. Zu guter Letzt macht auch der von den Touristen und den in der Bucht lebendenden Vietnamesen (z.T. auf frei schwimmenden Häusern) ins Wasser geworfene Abfall die Bucht nicht wirklich schöner.

Am frühen Mittwochabend feierte ich - zwar alleine - aber mit einem "Bia Ha Noi" meine 1'000'000'000ste Lebenssekunde.

Damit blieben mir noch der Donnerstag und der Freitag, um "Hanoi" zu besichtigen. Am Donnerstag regnete es dann allerdings in Strömen bis in den späten Nachmittag hinein. Naja, mir war's egel. Erstens gefällt mir "Hanoi" eh nicht sonderlich (zuviel Verkehr und zuviele unfreundliche Leute), und zweitens konnte ich so noch ein paar organisatorische Dinge für meine Weiterreise erledigen. Am Abend hatte ich mich dann mit einem freundlichen, jungen "Hanoi"-Pärchen, das ich in "Dalat" kennen gelernt hatte, für ein Bierchen verabredet. Das wurde ein lustiger, sprachlich verwirrender Abend, weil wir keine gemeinsame Sprache sprechen konnten. Er konnte neben Vietnamesisch nur Englisch, und sie neben Vietnamesisch nur Französisch... ;-)

Den Freitag liess ich dann ebenfalls gemütlich angehen, denn meine Weiterreise nach "China" sollte erst abends um 18:30 losbgehen. Dazu dann aber mehr im nächsten Bericht.

Damit ist es wieder an der Zeit ein kleines Fazit über ein Land zu ziehen. Ich verbrachte allerdings nur zwei Wochen in "Vietnam", so dass dieses Fazit etwas kürzer ausfallen wird.

Leute und Tourismus

Bevor ich nach "Vietnam" reiste , hatten mir zahlreiche Touristen gesagt, dass sich in "Vietnam" der Tourismus und die Leute in den vergangenen fünf Jahren nicht wirklich zum Positiven verändert hätten. Als ich dann in "Südvietnam" war, erschienen mir die Leute zwar nicht als extrem freundlich, aber die Umgangsformen mit Touristen war ganz passabel. Schnell bemerkte ich aber, dass die Vietnamesen ein cleveres und fleissiges Völkchen (über 80 Mio. Einwohner) sind, die den Touristen gerne möglichst schnell und viel "Dolllllllars" abknöpfen wollen. Ansonsten staunte ich, wie die Vietnamesen unter einem kommunistischen System in nur 20 Jahren ihr Land modernisiert haben. Da könnte sich manches Entwicklungsland ein Beispiel nehmen. In "Südvietnam" sagten mir dann die Leute, dass die Nordvietnamesen im Vergleich einiges unfreundlicher wären. Ich habe in "Nordvietnam" nur "Hanoi" und die "Halong-Bucht" besucht. Zumindest für diese Orte kann ich diese Aussage grösstenteils unterstützen. Unfreundlich, unehrlich gegenüber Touristen und nicht ein bisschen hilfsbereit, wenn man ein Anliegen hat. Zwei kleine Beispiele: Als ich in "Hanoi" in einem Restaurant in meiner Mahlzeit nach den im Menü erwähnten Shrimps suchte, erklärte mir die Serviertochter, dass die Shrimps schon drin wären. Sie seien allerdings so klein, dass ich sie nicht sehen (und natürlich auch nicht schmecken) könnte. Touristen sind ja schon dumme Leute... Zweites Beispiel. Frägt man in "Hanoi" jemanden nach dem Weg, erhält man meistens eine Antwort, die etwa gleich hilfreich ist, wie die Antwort "etwas zwischen 0 und 10" auf die Frage, was 2 plus 2 ergeben würde. Ansonsten sind die Vietnamesen wie praktisch alle Asiaten stark geldorientiert. Anders ist in "Vietnam" allerdings, dass die Leute mit den Ressourcen (Strom, Benzin, Papier, etc.) sehr sparsam umgehen. Natürlich nicht der Umwelt zuliebe, sondern der Brieftasche zuliebe.

Überwachung, Kommunismus, Sicherheit

Mit Ausnahme der Grossstädte muss man in allen Gasthäusern und Hotels seinen Pass abgeben, bevor man seinen Zimmerschlüssel erhält. Der Pass wird am Abend zur lokalen Polizeistation für die Registrierung gebracht. Fast schon kubanisches Ausmass an Überwachung. Ansonsten sieht man nicht viel Polizei und Militär in den Strassen. Aber jeder Vietnamese versichert einem, dass "Big Uncle" ("Hoh Chi Minh" wird von allen Vietnamesen als "mein Onkel" bezeichnet) sehr genau weiss, was Ausländer aber auch die Einheimischen den ganzen Tag so treiben. Wie weit diese Überwachung tatsächlich geht, kann ich nicht beurteilen. Wenn es sie wirklich gibt, dann ist sie auf jeden Fall sehr diskret. Ansonsten fühlte ich mich in "Vietnam" extrem sicher. Ich konnte zu jeder Tageszeit überall hingehen.

Verkehr

Ich hatte es schon in meinem letzten Bericht erwähnt. Die Dichte an Motorrädern in "Vietnam" wird wahrscheinlich von keinem anderen Land erreicht. In "Vietnam" wird ein Neugeborenes wahrscheinlich direkt nach der Niederkunft zu einem Motorradmechaniker gebracht und fest mit einem Motorradsattel verschraubt... ;-) In "HCMC" oder "Hanoi" kann man hingehen, wo man will. Man wird immer ein konstantes Grollen der Motorradmotoren in den Ohren haben. Als Fussgänger ist man in diesen Städten auf ziemlich verlorenem Posten. Auf der Strasse fahren Millionen von Motorrädern und die Bürgersteige sind entweder von den Auslagen der Geschäfte oder von parkierten Motorrädern verstellt, so dass man nervtötende Zickzack-Wege laufen muss.

Mittwoch, 12. September 2007

Neue Version meiner Reisekarte

Während meines "Thailand"-Aufenthaltes konnte ich meine Karte wieder ein bisschen überarbeiten. Ich habe vor allem das Menü auf der rechten Seite überarbeitet. Es wird jetzt immer angezeigt und kann bei Bedarf auf- bzw. zugeklappt werden.

Die Karte ist wie gewohnt über den Link "Map" im Blog-Menü erreichbar. Sie kann aber auch mit Hilfe dieses Link in einem separaten, bildschirmfüllenden Fenster angezeigt werden.

Viele Spass mit der neuen Karte.

Freitag, 7. September 2007

Bericht 085 (31.08.07 bis 06.09.07)

Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Nach einem weiteren, traurigen Abschied von On startete ich am späten Vormittag des 31.08.07 (Freitag) meine dreimonatige Heimreise zurück in die "Schweiz". Von On's Kondo bis ins Stadtzentrum von "Bangkok" fuhr ich mit dem Bus. Weil ich ein wenig spät dran war, stieg ich dort in ein Taxi um. Leider erwischte ich wieder eines der unzähligen schwärzesten Schafe unter "Bangkok's" notorisch unehrlichen Taxifahrern. In "Bangkok" gibt es drei Typen von Taxifahrern. Die ehrlichen Ortskundigen, die unehrlichen Ortskundigen und die Ortsunkundigen (egal ob ehrlich oder unehrlichen). Die Taxifahrer ersten Types trifft man als "Falang" leider nur selten an. Meistens erwischt man einen, der entweder absichtlich oder mangels besseren Wissens die längere und für den Gast teurere Strecke wählt. Mein Taxifahrer muss mich für extrem dumm gehalten haben. Als wir auf die Stadtautobahn einbogen, zeigte ein grosses Schild mit der Aufschrift "Suvarnabhumi Airport" nach rechts, er spurte allerdings nach links ein. Ich wies ihn darauf hin. Er schüttelte allerdings nur den Kopf und fuhr nach links. Nach einer Viertelstunde hatte er seine Runde auf "Bangkok's" Autobahn abgeschlossen, und wir waren fast wieder am Ausgangspunkt unserer Fahrt angekommen. Der Fahrer sprach kein Wort Englisch. Das war aber auch egal. Ich brauchte drei Handzeichen und den Namen eines bekannten Wahrzeichens in der Nähe, wo ich eingestiegen war, bis er freiwillig das Taximeter wieder auf Null setzte.

Wie auch immer, ich kam dann doch noch rechtzeitig am Flughafen an. Der Flug mit der gemäss Eigenwerbung angepriesenen "Asia's Boutique Airline" ("Bangkok Airlines") von "Bangkok" nach "Hoh Chi Minh City (ehemals Sàigòn)" verlief einwandfrei, und ich kam kurz vor 19:00 beim nigelnagelneuen, internationalen Terminal des Flughafens "Tan Son Nhat" an. Das Terminal war noch so neu, dass es erst von ein paar wenigen Fluggesellschaften benutzt wurde. Um 19:00 waren unser Flugzeug das einzige Flugzeug gewesen, dass gerade gelandet war. Als wir Passagiere bei der "Immigration" ankamen, stand deshalb praktisch für jeden Passagier ein Grenzbeamter zur Verfügung. Zehn Minuten nach Verlassen Flugzeuges hatte ich deshalb schon alle Formalitäten hinter mir und auch meinen Rucksack wieder geschultert. Weniger gut war dann am neuen Terminal, dass die Zeit für die Installation von ATM's nicht mehr gereicht hatte. Diese gab es nur im alten Terminal. Und der Weg dorthin wiederum führt durch den strömenden Regen. Ein bisschen nass, dafür aber vom Geldautomat mit 2'000'000 Đồng (CHF 146.55) bereichert, fuhr mich ein im Gegensatz zu "Bangkok" sehr freundlicher "Saigon"-Taxifahrer auf direktestem Weg ins "Hoh Chi Minh City" Backpacker-Ghetto "Pham Ngu Lao".

Am Samstagmorgen machte ich mich schon früh auf, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Nach dem "Reunification Palace", dem "War Remnants Museum" (sehr eindrücklich), ein paar französischen Kolonialbauten, dem modernen Zentrum, einer Kirche ("Notre Dame") und ein paar chinesischen Tempeln war ich dann gegen Abend wegen dem feucht-heissen Wetter und dem langen Fussmarsch ziemlich ausgelaugt. Gegen Abend zeigte sich dann auch langsam, das am nächsten Tag (2. Septemer) der Nationaltag gefeiert werden würde. Überall wurden Tische und Stühle auf den Bürgersteig gestellt, und die Belegschaft von Autohändlern, Shops, Reisebüros, etc. feierten zusammen feucht-fröhliche Parties.

Da es Samstagabend war, ging ich trotz Müdigkeit ein wenig in den Ausgang. Im Zentrum sah ich etwas, was ich noch nie gesehen hatte. Motorisierte, leichte Mädchen. Man muss wissen, dass in "Vietnam" praktisch jeder ein Motorrad zu besitzen scheint. Die Dichte der Motorräder auf den Strassen ist unglaublich. Für die wenigen Vietnamesen, welche kein Motorrad besitzen, gibt es natürlich Motorrad-Taxis. Und die Fahrer derselben haben es natürlich besonders auf Touristen abgesehen, weil man bei denen mehr abknöpfen kann. Ich habe mir an diesem Morgen den Spass gemacht zu zählen, wie oft ich von einem Motorrad-Taxi-Fahrer angehauen wurde. Als ich um 13:00 schon bei 40 angekommen war, fand ich es nicht mehr so lustig und hörte mit dem Zählen wieder auf. Interessant bei dieser vietnamesischen Gattung von Motorradfahrern ist, dass sie sauer werden, wenn man sie ignoriert.

Zurück zu den motorisierten, leichten Mädchen. Während am Tag grösstenteils ungepflegte Männer auf die zu transportierende Kundschaft lauerten, waren es am Abend junge, aufgedonnerte Vietnamesinnen mit High Heels, welche neben einem auf der Strasse anhielten und mit einem Augenaufschlag auf ihren Rücksitz deuteten oder ein zweideutiges Massage-Angebot mit "Happy End" machten, bevor sie nach einem meinerseitigem Kopfschütteln z.T. mit im Wind flatternden Seidenkleidern wieder davondüsten.

"HCMC" ist eine dieser modernen, aufstrebenden, südostasiatischen Städte mit massenhaft Ausländern/Touristen und relativ wenig wirklich interessanten Sehenswürdigkeiten, wie ich sie schon zahlreich gesehen habe. Es hielt mich nicht wirklich viel, weshalb ich schon am Sonntag nach "Mũi Né" weiter reiste. "Mui Ne" wurde mir von anderen Reisenden als kleines Fischerdorf mit einem schönen, 11 km langen Strand empfohlen. In meinem Guidebook tönte die die Beschreibung aber eher wie ein Feriendorf mit ein paar Fischern. Egal, ich fuhr trotzdem hin, denn schliesslich lag es ja auf dem Heimweg... ;-) Als ich am frühen Nachmittag mit dem Bus in "Mui Ne" einfuhr, traf mich allerdings fast der Schlag. Unendlich viele nigelnagelneue, moderne Resorts säumten die Strasse hinter dem Strand. Weil an diesem Sonntag der Nationalfeiertag war, waren viele Establishments entweder schon voll oder hatten einen heftigen Feiertagzuschlag. Ich fand dann doch noch ein ganz passables Zimmer im Gasthaus mit dem komischen Namen "Mellow". Nachdem ich eingecheckt hatte, engagierte ich einen Motorradfahrer, der mich zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten fahren sollte. Fischerdorf, weisse und rote Sanddünen, rote Schlucht und der Märchenfluss.

Da ich mich ja auf der Heimreise und nicht in den Badeferien befinde, ging die Reise am Montagmorgen weiter nach "Đà Lạt". Wegen seines angenehmen Klimas auf 1'500 m.ü.M. ist der Tourismus neben der florierenden Landwirtschaft eine der Haupteinnahmequellen von "Dalat". Die Stadt ist aber auch bekannt für die "Dalat Easy Rider", eine lose Verbindung von vietnamesischen Motorradfahrern, welche Touristen auf ihren Motorrädern durch "Vietnam" fahren. Ich hatte schon von mehreren anderen Reisenden gehört, dass ein solcher Trip sehr lohnenswert wäre. Und die Schweizerin Flurina, welche ich im Februar auf "Si Phan Don" in "Laos" traf, hatte mir auch die Telefonnummer ihres "Easy Rider" Xuân (Mobile: +85 918 205 531) gegeben. Als ich in "Dalat" in einem Gasthaus eingecheckt hatte, rief ich ihn an. Schon fünf Minuten später stand er am Empfang meines Gasthauses. Nach etwas harzigen Preisverhandlungen (die "Easy Riders" wollen normalerweise US$ 50.00 pro Tag) wurden wir uns über einen dreitägigen Trip von "Dalat" nach "Nha Trang" einig. Am nächsten Morgen um 08:00 sollte es losgehen.

Als ich am Dienstagmorgen mit meinem Gepäck zum Empfang ging, stand er dann auch tatsächlich dort. Allerdings mit einem Kollegen, dessen Gesicht mir gar nicht passte. Xuân sagte, dass er beschäftigt wäre (wahrscheinlich hatte er einen Touristen gefunden, der weniger hart verhandelt hatte), und dass ich mit seinem Kollegen gehen könnte. Mir verschlug es fast die Sprache, denn der Kollege kam für mich nicht in Frage. Ich fand dann aber zum Glück bald den richtigen Hebel. Ich stellte seine Männlichkeit und die Glaubwürdigkeit vietnamesischer Männer im Allgemeinen in Frage. Dann ging plötzlich alles ganz schnell, und fünf Minuten später war mein Rucksack regenfest auf seinem Motorrad (eine vietnamesische Bonus 125 ccm) verschnürt und wir begannen unseren "Easy Ride".

Am ersten Tag fuhren wir bis zum "Lake Lak". Xuân, der zwar selber nicht Autofahren kann, sich aber als "Volvo Driver" bezeichnet (seit zehn Jahren kein Unfall mit Touristen), fuhr sicher durch die Bergstrassen. Zwei bis dreimal pro Stunde hielt er irgendwo an und zeigte und erklärte mir etwas. Blumen- und Kaffeeplantagen, Seidenfabrik, Tempel, Elefantenwasserfall, Kriegsschauplätze, Dörfer von "Montagnards", etc. Xuân wusste auch einiges zur Geschichte von "Vietnam" zu erzählen, was sehr interessant war. Das wurde einmal eine etwas andere Motorradfahrt.

Bevor am Mittwochmorgen die Fahrt weiter ging, besuchten wir weitere Dörfer von "Montagnards", welche um den "Lake Lak" in sogenannten "Langhäusern" leben. Als wir unsere Fahrt fortsetzen wollten, sahen wir plötzlich eine endlos lange Kolonne von weiss gekleideten Schülern durch das Dorf marschieren. Xuân erklärte mir, dass an diesem Tag nach den dreimonatigen Sommerferien die Schule wieder beginnen würde. Traditionell tragen an diesem Tag alle Schüler etwas weisses. Vor allem die Mädchen in ihren weissen, traditionellen, vietnamesischen Seidengewändern und den langen schwarzen Haaren waren faszinierend zu beobachten.

Danach ging die Fahrt wieder mit zahlreichen Stopps weiter bis nach "Buôn Ma Thuôt", wo wir schon um 12:00 ankamen. Nachdem wir uns in einem Gasthaus einquartiert hatten, fuhren wir zu drei Wasserfällen, wovon einer ("D'rai Sáp") der grösste Wasserfall "Südostasiens" ist.

Am Mittwoch verliessen wir die "Central Highlands" wieder und fuhren durch ein während des "Vietnamkrieges" heftig umkämpftes Gebiet (die Spuren von "Agent Orange" und "Napalm" waren noch gut sichtbar) zurück an die Küste bei "Nha Trang". Dort trennten sich dann die Wege von Xuân und mir schon wieder. Trotz kleinen Startschwierigkeiten hatte ich eine gute Zeit mit Xuân, und er hatte mir viele Dinge gezeigt und erklärt, die noch nicht gekannt hatte.