Freitag, 7. September 2007

Bericht 085 (31.08.07 bis 06.09.07)

Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Nach einem weiteren, traurigen Abschied von On startete ich am späten Vormittag des 31.08.07 (Freitag) meine dreimonatige Heimreise zurück in die "Schweiz". Von On's Kondo bis ins Stadtzentrum von "Bangkok" fuhr ich mit dem Bus. Weil ich ein wenig spät dran war, stieg ich dort in ein Taxi um. Leider erwischte ich wieder eines der unzähligen schwärzesten Schafe unter "Bangkok's" notorisch unehrlichen Taxifahrern. In "Bangkok" gibt es drei Typen von Taxifahrern. Die ehrlichen Ortskundigen, die unehrlichen Ortskundigen und die Ortsunkundigen (egal ob ehrlich oder unehrlichen). Die Taxifahrer ersten Types trifft man als "Falang" leider nur selten an. Meistens erwischt man einen, der entweder absichtlich oder mangels besseren Wissens die längere und für den Gast teurere Strecke wählt. Mein Taxifahrer muss mich für extrem dumm gehalten haben. Als wir auf die Stadtautobahn einbogen, zeigte ein grosses Schild mit der Aufschrift "Suvarnabhumi Airport" nach rechts, er spurte allerdings nach links ein. Ich wies ihn darauf hin. Er schüttelte allerdings nur den Kopf und fuhr nach links. Nach einer Viertelstunde hatte er seine Runde auf "Bangkok's" Autobahn abgeschlossen, und wir waren fast wieder am Ausgangspunkt unserer Fahrt angekommen. Der Fahrer sprach kein Wort Englisch. Das war aber auch egal. Ich brauchte drei Handzeichen und den Namen eines bekannten Wahrzeichens in der Nähe, wo ich eingestiegen war, bis er freiwillig das Taximeter wieder auf Null setzte.

Wie auch immer, ich kam dann doch noch rechtzeitig am Flughafen an. Der Flug mit der gemäss Eigenwerbung angepriesenen "Asia's Boutique Airline" ("Bangkok Airlines") von "Bangkok" nach "Hoh Chi Minh City (ehemals Sàigòn)" verlief einwandfrei, und ich kam kurz vor 19:00 beim nigelnagelneuen, internationalen Terminal des Flughafens "Tan Son Nhat" an. Das Terminal war noch so neu, dass es erst von ein paar wenigen Fluggesellschaften benutzt wurde. Um 19:00 waren unser Flugzeug das einzige Flugzeug gewesen, dass gerade gelandet war. Als wir Passagiere bei der "Immigration" ankamen, stand deshalb praktisch für jeden Passagier ein Grenzbeamter zur Verfügung. Zehn Minuten nach Verlassen Flugzeuges hatte ich deshalb schon alle Formalitäten hinter mir und auch meinen Rucksack wieder geschultert. Weniger gut war dann am neuen Terminal, dass die Zeit für die Installation von ATM's nicht mehr gereicht hatte. Diese gab es nur im alten Terminal. Und der Weg dorthin wiederum führt durch den strömenden Regen. Ein bisschen nass, dafür aber vom Geldautomat mit 2'000'000 Đồng (CHF 146.55) bereichert, fuhr mich ein im Gegensatz zu "Bangkok" sehr freundlicher "Saigon"-Taxifahrer auf direktestem Weg ins "Hoh Chi Minh City" Backpacker-Ghetto "Pham Ngu Lao".

Am Samstagmorgen machte ich mich schon früh auf, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Nach dem "Reunification Palace", dem "War Remnants Museum" (sehr eindrücklich), ein paar französischen Kolonialbauten, dem modernen Zentrum, einer Kirche ("Notre Dame") und ein paar chinesischen Tempeln war ich dann gegen Abend wegen dem feucht-heissen Wetter und dem langen Fussmarsch ziemlich ausgelaugt. Gegen Abend zeigte sich dann auch langsam, das am nächsten Tag (2. Septemer) der Nationaltag gefeiert werden würde. Überall wurden Tische und Stühle auf den Bürgersteig gestellt, und die Belegschaft von Autohändlern, Shops, Reisebüros, etc. feierten zusammen feucht-fröhliche Parties.

Da es Samstagabend war, ging ich trotz Müdigkeit ein wenig in den Ausgang. Im Zentrum sah ich etwas, was ich noch nie gesehen hatte. Motorisierte, leichte Mädchen. Man muss wissen, dass in "Vietnam" praktisch jeder ein Motorrad zu besitzen scheint. Die Dichte der Motorräder auf den Strassen ist unglaublich. Für die wenigen Vietnamesen, welche kein Motorrad besitzen, gibt es natürlich Motorrad-Taxis. Und die Fahrer derselben haben es natürlich besonders auf Touristen abgesehen, weil man bei denen mehr abknöpfen kann. Ich habe mir an diesem Morgen den Spass gemacht zu zählen, wie oft ich von einem Motorrad-Taxi-Fahrer angehauen wurde. Als ich um 13:00 schon bei 40 angekommen war, fand ich es nicht mehr so lustig und hörte mit dem Zählen wieder auf. Interessant bei dieser vietnamesischen Gattung von Motorradfahrern ist, dass sie sauer werden, wenn man sie ignoriert.

Zurück zu den motorisierten, leichten Mädchen. Während am Tag grösstenteils ungepflegte Männer auf die zu transportierende Kundschaft lauerten, waren es am Abend junge, aufgedonnerte Vietnamesinnen mit High Heels, welche neben einem auf der Strasse anhielten und mit einem Augenaufschlag auf ihren Rücksitz deuteten oder ein zweideutiges Massage-Angebot mit "Happy End" machten, bevor sie nach einem meinerseitigem Kopfschütteln z.T. mit im Wind flatternden Seidenkleidern wieder davondüsten.

"HCMC" ist eine dieser modernen, aufstrebenden, südostasiatischen Städte mit massenhaft Ausländern/Touristen und relativ wenig wirklich interessanten Sehenswürdigkeiten, wie ich sie schon zahlreich gesehen habe. Es hielt mich nicht wirklich viel, weshalb ich schon am Sonntag nach "Mũi Né" weiter reiste. "Mui Ne" wurde mir von anderen Reisenden als kleines Fischerdorf mit einem schönen, 11 km langen Strand empfohlen. In meinem Guidebook tönte die die Beschreibung aber eher wie ein Feriendorf mit ein paar Fischern. Egal, ich fuhr trotzdem hin, denn schliesslich lag es ja auf dem Heimweg... ;-) Als ich am frühen Nachmittag mit dem Bus in "Mui Ne" einfuhr, traf mich allerdings fast der Schlag. Unendlich viele nigelnagelneue, moderne Resorts säumten die Strasse hinter dem Strand. Weil an diesem Sonntag der Nationalfeiertag war, waren viele Establishments entweder schon voll oder hatten einen heftigen Feiertagzuschlag. Ich fand dann doch noch ein ganz passables Zimmer im Gasthaus mit dem komischen Namen "Mellow". Nachdem ich eingecheckt hatte, engagierte ich einen Motorradfahrer, der mich zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten fahren sollte. Fischerdorf, weisse und rote Sanddünen, rote Schlucht und der Märchenfluss.

Da ich mich ja auf der Heimreise und nicht in den Badeferien befinde, ging die Reise am Montagmorgen weiter nach "Đà Lạt". Wegen seines angenehmen Klimas auf 1'500 m.ü.M. ist der Tourismus neben der florierenden Landwirtschaft eine der Haupteinnahmequellen von "Dalat". Die Stadt ist aber auch bekannt für die "Dalat Easy Rider", eine lose Verbindung von vietnamesischen Motorradfahrern, welche Touristen auf ihren Motorrädern durch "Vietnam" fahren. Ich hatte schon von mehreren anderen Reisenden gehört, dass ein solcher Trip sehr lohnenswert wäre. Und die Schweizerin Flurina, welche ich im Februar auf "Si Phan Don" in "Laos" traf, hatte mir auch die Telefonnummer ihres "Easy Rider" Xuân (Mobile: +85 918 205 531) gegeben. Als ich in "Dalat" in einem Gasthaus eingecheckt hatte, rief ich ihn an. Schon fünf Minuten später stand er am Empfang meines Gasthauses. Nach etwas harzigen Preisverhandlungen (die "Easy Riders" wollen normalerweise US$ 50.00 pro Tag) wurden wir uns über einen dreitägigen Trip von "Dalat" nach "Nha Trang" einig. Am nächsten Morgen um 08:00 sollte es losgehen.

Als ich am Dienstagmorgen mit meinem Gepäck zum Empfang ging, stand er dann auch tatsächlich dort. Allerdings mit einem Kollegen, dessen Gesicht mir gar nicht passte. Xuân sagte, dass er beschäftigt wäre (wahrscheinlich hatte er einen Touristen gefunden, der weniger hart verhandelt hatte), und dass ich mit seinem Kollegen gehen könnte. Mir verschlug es fast die Sprache, denn der Kollege kam für mich nicht in Frage. Ich fand dann aber zum Glück bald den richtigen Hebel. Ich stellte seine Männlichkeit und die Glaubwürdigkeit vietnamesischer Männer im Allgemeinen in Frage. Dann ging plötzlich alles ganz schnell, und fünf Minuten später war mein Rucksack regenfest auf seinem Motorrad (eine vietnamesische Bonus 125 ccm) verschnürt und wir begannen unseren "Easy Ride".

Am ersten Tag fuhren wir bis zum "Lake Lak". Xuân, der zwar selber nicht Autofahren kann, sich aber als "Volvo Driver" bezeichnet (seit zehn Jahren kein Unfall mit Touristen), fuhr sicher durch die Bergstrassen. Zwei bis dreimal pro Stunde hielt er irgendwo an und zeigte und erklärte mir etwas. Blumen- und Kaffeeplantagen, Seidenfabrik, Tempel, Elefantenwasserfall, Kriegsschauplätze, Dörfer von "Montagnards", etc. Xuân wusste auch einiges zur Geschichte von "Vietnam" zu erzählen, was sehr interessant war. Das wurde einmal eine etwas andere Motorradfahrt.

Bevor am Mittwochmorgen die Fahrt weiter ging, besuchten wir weitere Dörfer von "Montagnards", welche um den "Lake Lak" in sogenannten "Langhäusern" leben. Als wir unsere Fahrt fortsetzen wollten, sahen wir plötzlich eine endlos lange Kolonne von weiss gekleideten Schülern durch das Dorf marschieren. Xuân erklärte mir, dass an diesem Tag nach den dreimonatigen Sommerferien die Schule wieder beginnen würde. Traditionell tragen an diesem Tag alle Schüler etwas weisses. Vor allem die Mädchen in ihren weissen, traditionellen, vietnamesischen Seidengewändern und den langen schwarzen Haaren waren faszinierend zu beobachten.

Danach ging die Fahrt wieder mit zahlreichen Stopps weiter bis nach "Buôn Ma Thuôt", wo wir schon um 12:00 ankamen. Nachdem wir uns in einem Gasthaus einquartiert hatten, fuhren wir zu drei Wasserfällen, wovon einer ("D'rai Sáp") der grösste Wasserfall "Südostasiens" ist.

Am Mittwoch verliessen wir die "Central Highlands" wieder und fuhren durch ein während des "Vietnamkrieges" heftig umkämpftes Gebiet (die Spuren von "Agent Orange" und "Napalm" waren noch gut sichtbar) zurück an die Küste bei "Nha Trang". Dort trennten sich dann die Wege von Xuân und mir schon wieder. Trotz kleinen Startschwierigkeiten hatte ich eine gute Zeit mit Xuân, und er hatte mir viele Dinge gezeigt und erklärt, die noch nicht gekannt hatte.