Sonntag, 30. September 2007

Bericht 090 (23.09.07 bis 27.09.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Shanghai

Am Sonntagnachmittag um 15:16 fuhr mein Direktzug, der nur jeden zweiten Tag fährt, von "Hong Kong" nach "Shanghai". Nach drei Stunden wunderte ich mich langsam, wieso ich noch keinen Grenzbeamten gesehen hatte, denn wir hatten die Grenze und "Guangzhou (ehemals Kanton)" schon lange hinter uns gelassen. Nochmals 17 Stunden später und nach einer erholsamen Nacht wusste ich dann auch warum. Der Zug hatte nicht ein einziges mal gehalten, so dass die Einreiseformalitäten in "Shanghai" durchgeführt werden konnten. Diese verliefen diesmal problemlos.

Danach machte ich mich als erstes auf die Suche nach einem Weiterreiseticket nach "Peking". Wegen dem anstehenden Nationalfeiertag am 1. Oktober und der damit verbundenen Ferienwoche erwartete ich kleinere Schwierigkeit. Nach längerem Suchen fand ich dann auch den richtigen Schalter. Von "Shanghai" fahren jeden Abend zwischen 19:00 und 20:00 fünf Expresszüge, die alle am nächsten Frühmorgen im 1'453 km entfernten "Peking" ankommen. Ich hatte Glück und ergatterte noch ein Ticket im letzten Zug. Verlangt hatte ich ein Ticket der "Hard sleeper"-Klasse (sechs Betten pro Abteil). Als mir der Preis gesagt wurde (RMB 478.00, CHF 74.35), musste ich dann allerdings etwas leer schlucken. Aber egal, Hauptsache nicht gestrandet sein.

Nachdem ich mich im "Pudong"-Quartier in der modernen Jugendherberge "BeeHome" eingenistet hatte, fuhr ich zurück ins Stadtzentrum, um einen ersten Rundgang zu machen. Gegen Abend war ich dann am Ufer des "Huangpu"-Flusses. Eine etwa 1-Kilometer lange Promenade entlang dieses Flusses wird "Bund" genannt. Auf der einen, der westlichen, Seite des Flusses sieht man kolossale Kolonialbauten, während man an der anderen, der östlichen, Uferseite die imposante Skyline des neuen "Shanghai"-Viertels "Pudong" bestaunen konnte. Sie beinhaltet den wohl schönsten Fernsehturm der Welt ("Oriental Pearl Tower" [468 m mit Antenne]), das bis an hin höchste, chinesische Gebäude ("Jinmao Tower" [421 m]) und das sich noch im Bau befindliche, neue, höchste, chinesische Gebäude ("Shanghai World Finance Center" (www) [492 m]). Eine faszinierende Skyline.

Am Dienstag stattete ich dann wieder einmal einem Museum ("Shanghai Museum") für mehrere Stunden, einem grossen "Konfuzius-Tempel" (Link 1, 2) und ein paar anderen, minder wichtigen Sehenswürdigkeiten einen Besuch ab.

Abends traf ich mich dann mit Tim, einem ehemaligen Arbeitskollegen, der seit über zwei Jahren in "Shanghai" lebt und arbeitet. Nach einem feinen Nachtessen zeigte er mir dann noch einen kleinen Ausschnitt von "Shanghai's" Nachtleben.

Der Mittwoch und der Donnerstag sind dann schnell erzählt. Nach ein wenig ausschlafen und Wäsche waschen machte ich am Mittwochnachmittag einen Rundgang durch das Quartier "French Concession", wo "Shanghai" ein ganz anderes Gesicht zeigte. Tim hatte mir am Vortag noch ein paar Tipps gegeben, so dass ich noch einige schöne Plätzchen zu Gesicht bekam. Mehr oder weniger auf dem Heimweg lag Tim's Büro, wo ich einen Kaffee spendiert und ein paar nützliche Tipps zur Umgehung der "Great Firewall (= Internet-Zensurierung der chinesischen Behörde in "China")" mit auf den Weg bekam.

Did you know?

In "China" verbrauchen 1.32 Mia. Chinesen jährlich 49 Mia. Wegwerfessstäbchen. Dafür müssen 21 Mio. Bäume geschlagen werden.

Den Donnerstag verbrachte ich in "Pudong", wo ich zu den bekannten, oben schon erwähnten Wolkenkratzern lief, bevor ich noch einen Augenschein in der thailändischen "Mega Brand Mall" nahm. Alles einfach gigantisch gross...

Am Donnerstagabend um 19:44 sollte mein Schnellzug "Z8" nach "Peking" fahren. Gegen 19:00 stand ich vor dem Bahnhof und wollte durch den ersten Eingang laufen. Als ich mein Ticket zeigte, um Zugang zum Bahnhof zu erhalten, wies mich der Typ ab und zeigte mit der Hand nach rechts. Beim nächsten Eingang spielte sich dann noch einmal die genau gleiche Szene ab. Beim dritten Eingang las ich oberhalb der Türe "Soft Waiting Lounge". Na gut, ich hatte zwar ein "Hard-Sleeper"-Ticket bestellt, aber vielleicht durfte ich ja in der Lounge der "Soft-Sleeper"-Passagiere warten. Und tatsächlich, ich wurde endlich in den Bahnhof eingelassen. Warten musste ich dann allerdings nicht, den der Zug war schon bezugsbereit. Meine Wagennummer war die 17, der zweitletzte Wagen des Zuges. Ich lief bis zu Wagen 16 und sah alles nur komfortable "Soft-Sleeper"-Abteile. Ich dachte mir schon: "Typisch, alle fahren 'Soft', nur der arme Schweizer fährt 'Hard'". Gross war dann meine Überraschung, als auch Wagen 17 ein "Soft-Sleeper"-Wagen war. Offensichtlich gab es in dieser Zugskomposition nur "Soft-Sleeper". Und die Dame vom Ticket-Schalter hatte sich beim Ticketverkauf erst gar nicht die Mühe gemacht, mir dies zu erklären. Egal, es wurde auf jeden Fall eine sehr angenehme Nacht.

"Shanghai" hat mir fast ein bisschen besser gefallen als "Hong Kong". Allerdings ist auch hier ziemlich viel auf's Shoppen ausgerichtet. Man merkt sehr schnell, dass die Stadt sehr weltoffen ist. Am meisten war ich über die Englischkenntnisse der "Shanghaianer" erstaunt. Im Vergleich zu anderen, chinesischen Grossstädten waren diese viel besser bzw. ähnlich passabel wie in "Hong Kong".