Mittwoch, 3. Oktober 2007

Bericht 091 (28.09.07 bis 01.10.07)

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Am Freitagmorgen um 07:00 erreichte ich gut ausgeschlafen von "Shanghai" kommend "Peking". In meinem Guidebook hatte ich gelesen, dass "Peking" meistens von hässlichen Smog-Wolken bedeckt ist. Von dem bekam ich aber zumindest an diesem Morgen nichts mit, den der Himmel präsentierte sich im schönsten Blau. Mein avisiertes Gasthaus befand sich in der Nähe des "Tian'anmen-Platz". So in den frühen Morgenstunden über diesen riesigen, geschichtsträchtigen Platz zu laufen war trotz den etwas zu zahlreich vorhandenen roten Fahnen ziemlich eindrücklich.

Nachdem ich ein Dorm-Bett bezogen hatte, musste ich als erstes das Reisebüro finden, bei welchem ich schon 1.5 Monate zuvor ein Zugticket von "Peking" nach "Ulaanbaatar" ("Mongolei") bestellt hatte. Im riesigen Peking (über 15 Millionen Einwohner) nicht gerade das einfachste Unterfangen. Nachdem dies geschafft war, startete ich einen ersten Rundgang zu ein paar von den in "Peking" unzählig vorhandenen Sehenswürdigkeiten.

Am Samstagmorgen wollte ich eigentlich einen Teil der "Chinesischen Mauer" anschauen gehen. Da es aber frühmorgens ziemlich bewölkt war, verschob ich diesen Ausflug auf den nächsten Tag. Am späteren Vormittag startete ich dann einen langen Fussmarsch. Zuerst wieder über den "Tiananmen-Platz" und anschliessend durch die "Verbotene Stadt" (Link 1, 2). Wie nicht anders zu erwarten war, hatte es unendlich viele (chinesische) Touristen. Leider war die "Verbotene Stadte" für meinen Geschmack viel zu kitschig aufbereitet worden, und zusätzlich bekamen die zwei Haupttempel zu dieser Zeit für die "Olympischen Sommerspiele 2008" ein "Face Lifting". Die Schönheit und das Alter dieser einmaligen Kaiserstadt konnte deshalb gar nicht richtig zur Geltung kommen.

Did you know?

In "Peking" zu Fuss unterwegs zu sein ist die Höhle. Da ist zum einen die schlechte Luft, welche einem schon bald mit einem gereizten Rachen beglückt. Zum anderen ist da aber auch die grosszügige Stadtplanung mit riesigen Strassen, die das Vorwärtskommen zu Fuss ziemlich mühsam machen. Das Schlimmste sind aber die unendlichen vielen Absperrungen, welche es einem Fussgänger verunmöglichen den direktesten Weg zu laufen. Überall muss man lange Umwege in Kauf nehmen bzw. sich auf die Suche nach einer Fussgängerunterführung oder -brücke machen. Getopt wird das Ganze noch von einem System, dass nicht gerade für grosse Umsicht der Planer spricht. So wollte ich z.B. zweimal eine Kreuzung diagonal überqueren. Als ich die erste Strasse unterquert hatte, musste ich feststellen, dass dies bei der zweiten nicht mehr funktionieren würde. Ich musste wieder zurück laufen und die Kreuzung in der anderen Uhrzeigerrichtung unterqueren.

Anschliessend bestieg ich einen Aussichtshügel im "Jingshan Park", von wo man eine schöne Aussicht über die "Verbotene Stadt" haben sollte. Aber auch hier machten die Baugerüste der olympischen Renovationsarbeiten alles zunichte. Danach lief ich zum "Bell Tower" und zum "Drum Tower" bevor ich mich durch unendlich viele, schmale Gässchen ("Putongs") bis zum "Konfuzius-Tempel" (Link 1, 2) vorkämpfte. Dort verpasste ich leider den letzten Eintritt um zwei lausige Minuten... :-(

Did you know?

Die olympischen Sommerspiele "Beijing 2008" waren schon im letzten Mai, als ich das erste Mal in "China" war, ein grosses Thema. Irgendwie scheint es, dass das ganze Land diesem Event entgegen fiebert. Aber vielleicht sind es auch nur die Funktionäre und die Sponsoren, welche diesen grossen Wirbel verursachen. Wie auch immer, in "Peking" wird momentan praktisch an jeder zweiten Strassenecke irgend etwas neu gebaut oder renoviert. Neue Metrolinien, neue Einkaufszentren, neue Hotels, etc., etc. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass die Olympiade gesamthaft in "China" zwei Mio. neue, temporäre Arbeitsstellen geschaffen hat. Ob diese riesige Zahl wirklich stimmt, sei dahin gestellt. Im olympischen Baugeschäft sind aber auf jeden Fall gigantisch viele Leute am arbeiten.

Gegen Abend erreichte ich dann auch noch das zukünftige Olympia-Gelände und konnte einen ersten Augenschein auf das noch unfertige Olympiastadion werfen. Zwar haben die Chinesen noch über 300 Tage Zeit, um alles für die Spiele fertig zu stellen. Allerdings gibt es auch noch viel zu tun. Aber die chinesischen "Bauarbeiterameisen" werden das schon richten... ;-)

"He who has not climbed the Great Wall is not a true man."

Mao Zedong

Am Sonntagmorgen machte ich mich schon um 07:00 auf den Weg, um der "Chinesischen Mauer" endlichen einen Besuch abzustatten. Ich hatte keine Lust gehabt, mich einer Tourgruppe anzuschliessen. Ich wollte selbständig nach "Jinshanling" fahren, von dort zehn Kilometer auf der Mauer nach "Simatai" (Link 1, 2) laufen und dann wieder zurück nach "Beijing" fahren. Es war wieder einmal ein richtiges Drama dieses Ziel mit den öffentlichen Verkehrsmittel und zu normalen Preisen erreichen zu können. Aber an diesem Tag lief einfach alles zu meinen Gunsten. "Jinshanling" erreichte ich praktisch zur gleichen Zeit wie die ersten Tourgruppen. Nachdem ich auf dem ersten Mauerkilometer etwas Gas gegeben hatte, liess ich alle anderen Touristen hinter mir und hatte die "Chinesische Mauer" bei blauem Himmel und Sonnenschein bis nach "Simatai" für mich alleine. Das war wieder einmal ein Highlight dieser Reise gewesen... :-)

Der 12-stündige Ausflug zur Mauer war ziemlich anstrengend gewesen. Deshalb liess ich den Montag ein bisschen gemütlicher angehen. Ein paar Sachen besuchte ich aber trotzdem. Unter anderem besuchte ich je einen Tempel der drei wichtigsten chinesischen Religionen/Philosophien: den Konfuzius-Tempel "Kong Miào" (Link 1, 2), den Tao-Tempel "Dongyue" (Link 1, 2) und den buddhistischen "Lama-Tempel" ("Yonghe") (Link 1, 2).

Eigentlich wäre es jetzt wieder einmal an der Zeit, ein kleines Fazit über ein Land zu ziehen. Was ich über die chinesische Politik denke, habe ich an anderer Stelle schon beschrieben. Daran hat sich auch nichts geändert. Ansonsten ist "China" einfach zu gross und zu zu komplex, um nach so kurzer Zeit, die ich vorwiegend in Grossstädten verbracht habe, ein vernünftiges Urteil fällen zu können. Anbei aber trotzdem ein paar subjektive Beobachtung, die mir gerade so auf der Feder bzw. auf meinem "Touchscreen-Pen" liegen.

Modernität und Macht

Schon bei meinem ersten Besuch in "China" war ich persönlich ziemlich überrascht gewesen, was ich zu sehen bekam. Ich hatte von "China" ganz andere Vorstellungen gehabt. Natürlich hatte ich gewusst, dass z.B. vor allem die chinesische Küstenregion Infrastruktur-mässig schon ziemlich weit entwickelt war. Als ich aber in "Chengdu", einer 3.5 Mio. Stadt von der ich bis kurz zuvor noch nie etwas gehört hatte, plötzlich 80% der Zweiräder mit einem Elektromotor ausgestattet sah, musste ich schon das erste Mal leer schlucken. Und wenn man dann in den florierenden, extrem dynamischen Städten wie "Shanghai" und "Peking" war, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, weshalb vor allem die westliche Wirtschaft aber auch die westliche Politikergarde dieses Koloss im "Fernen Osten" so fürchtet. Wirft man diese Kraft/Dynamik, den chinesischen Stolz und das chinesische Selbstbewusstsein sowie die Arroganz gegenüber vielen internationalen Konventionen in einen Topf, dann brodelt da wirklich ein Süppchen, dass einem einen gehörigen Respekt einfliessen lassen kann. Ich musste es allerdings zuerst mit eigenen Augen sehen, um es ansatzweise zu verstehen.

Leute, Tourismus und Frauen

Über die Chinesen kann weder etwas sehr Gutes noch etwas sehr Schlechtes schreiben. Sie sind gegenüber Touristen nicht besonders freundlich, aber auch nicht besonders unfreundlich. Prinzipiell hatte ich das Gefühl, dass die Chinesen ziemlich indifferent gegenüber Ausländern sind. Sie lieben sie nicht, aber es Ok, wenn sie in "China" sind. Was macht es schon, wenn bei 1.3 Mia. Chinesen noch eine Handvoll Ausländer im Land herum spazieren. Was ich aber über die Chinesen definitiv sagen kann, ist die Tatsache, dass es einfach zu viele gibt, und dass sie meistens ziemlich schlechte Manieren haben... ;-) Aber darüber habe ich auch schon an anderer Stelle geschrieben. Eigentlich hat "Indien" etwa ähnlich viele Einwohner wie "China". Allerdings ist es mir dort nie so überfüllt vorgekommen wie in "China". Vielleicht liegt die Ursache dieser Beobachtung an der Tatsache, dass der nationale Tourismus in "China" schon lange eine viel wichtigere Rolle einnimmt als der internationalen Tourismus. Die Top-Sights mit 10'000 anderen, lärmenden Chinesen zu teilen ist allerdings wirklich nicht so das Höchste der Gefühle.


Quelle: China Daily (29.09.07)

Etwas enttäuscht war ich von den Chinesinnen. Bei über 700 Mio. Frauen sollte man doch meinen, dass es da schon etwas zu sehen gibt... ;-) In meiner gesamten "China"-Zeit sind mir allerdings nur gerade fünf Damen über den Weg gelaufen, welche ich als Schönheiten bezeichnet hätte.

Essen

Viele Leute schwärmen von der chinesischen Küche. Das Alltagsessen, welches man beim "Chinesen an der nächsten Strassenecke" erhält, fand ich öfters relativ eintönig und vor allem ziemlich fettig. Allerdings muss ich zugeben, dass man in einem Spezialitätenrestaurant oder bei einem Restaurant der etwas gehobeneren Preisklasse schon ganz tolle Sachen serviert bekam.

Naja, es gäbe noch viel zu schreiben, aber die Zeit reicht heute nicht mehr für mehr...