Mittwoch, 24. Oktober 2007

Bericht 094 (18.10.07 bis 22.10.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Ulaanbaatar (neue Fotos hinzugefügt)

Nach zwei Wochen fast ohne Zivilisation war es schön, wieder ein bisschen die Annehmlichkeiten einer Grossstadt zu geniessen. Supermarkt, Restaurant, Toiletten mit Spülung, warme Douschen, Internet, etc.

Ich hatte mich entschieden, vier Tage in "Ulaanbaatar (UB)" einzuschieben. Es gab wieder einiges zu erledigen. Weiterreise nach "Russland" organisieren, 1'600 Fotos von der "Mongolei"-Tour bearbeiten, Blog aktualisieren, ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen gehen, etc. Die vier Tage waren vorüber, bevor ich zweimal geblinzelt hatte. Etwas wahnsinnig Spannendes ist während dieser Zeit allerdings nicht passiert. Erwähnenswert ist aber eventuell, dass ich mich ein paar Stunden vor meiner Abfahrt nach "Russland" mit einer jungen Mongolin zum Nachtessen verabredet hatte. Solongo (ihr mongolischer Name, der übersetzt Regenbogen bedeutet) hatte ich während meiner "Mongolei"-Tour in dem ländlichen Kaff "Arvaikheer" in einem Krämerladen kennen gelernt. Beeindruckt hatte mich die 19-Jährige mit guten Englischkenntnissen (eine Seltenheit in der ländlichen "Mongolei"), einem "Hallo" und "Danke" in der thailändischen Sprache, der standhaften Weigerung für ein Foto zu posieren (und dies obwohl ich meinen ganzen Charme in die Waagschale geworfen hatte) sowie mit der Tatsache, dass sie in "Ulaanbaatar" Finanzwissenschaften studiert. Da unterdessen die Semesterferien wieder vorbei waren, war sie ebenfalls wieder in "UB" eingetroffen. Eigentlich wollte ich sie in ein thailändisches Restaurant einladen. Mongolen scheinen aber definitiv nichts mit scharfen Speisen anfangen zu können. Sie bevorzugte eine Pizza und weigerte sich weiterhin, sich fotografieren zu lassen... ;-)

Am Sonntagabend um 19:35 fuhr dann mein Zug von "UB" nach "Ulan-Ude" in "Russland". Ich hatte ein Abteil mit drei Frauen erwischt. Alle drei waren ganz liebenswerte "Buryat"-Russinnen (russische Mongolen). Leider hatte jede aber auch einen kleinen Haken... ;-) Eine etwas ältere Frau mit guten Englischkenntnissen war einmal ein bisschen zu tief in einen "Buddha"-Topf gefallen. Sie erzählte mir unaufhörlich von ihren spirituellen "Yoga"-Erfahrungen und den tollen Gurus, die sie schon alle im Kloster "Ivolginsk Datsan" getrofen hatte. Der Haken der zweiten, jüngeren Frau war ihr ebenfalls mitreisender, dreijähriger Sohn. Ein richtiger Zappel-Philipp, der die ganze Zeit am sich in die Hosen pinkeln und schreien war. Die dritte Frau, welche ich altersmässig zwischen den zuvor erwähnten Frauen ansiedelte, verdiente sich ihr Geld mit günstig in "UB" eingekauften Waren, die sie in "Russland" teurer verkaufen kann. Entsprechend war sie mit Gepäck beladen. Da man in "Russland" natürlich nicht einfach beliebig viele Waren einführen darf, war sie nach der Abfahrt des Zuges mehrere Stunden damit beschäftigt, in dem engen Abteil ihre 1'000 Sachen mehrmals umzupacken, in ihren Schuhen und Unterhosen zu verstecken und die grösseren Stücke an andere Reisende zu verteilen.

Am nächsten Morgen erreichten wir schon um 06:00 die mongolische Grenzstadt "Sükhbaatar". Allerdings liess man uns noch bis 08:30 schlafen. Erst dann begannen die "Offiziellen" die Papiere und den Eisenbahnwagen zu inspizieren. Um 11:00 war es vollbracht und unser Zug rollte in Richtung "Russland". Wie es dort weiter gegangen ist, lest ihr dann natürlich im nächsten Bericht...

Da dieser Bericht noch ziemlich kurz ist, möchte ich an dieser Stelle den Platz noch kurz nutzen, um etwas über die "Mongolei" zu schreiben.

Die "Mongolei" ist z.B. über viermal grösser als "Deutschland", hat aber 28-mal weniger Einwohner (DE: 82.3 Mio. / MN: 2.9 Mio.). Über ein Drittel davon lebt in der Hauptstadt "Ulaanbaatar". Die Unterschiede zwischen der Hauptstadt und dem Land sind frappant. Während auf dem Land noch einem sehr einfachen und ziemlich naturverbundenen Leben nachgegangen wird, gibt sich "Ulaanbaatar" trotz hässlicher Soviet-Architektur sehr modern und weltoffen. Alles scheint hier möglich und erhältlich zu sein.

Über die "Mongolei" habe ich persönlich nur drei negative Punkte zu berichten:

  • fades, eintöniges Essen
  • die wahrscheinlich schlechtesten Strassen in "Asien"
  • eine etwas unsichere Hauptstadt (angeblich sollen 5% aller Touristen Opfer von Diebstählen etc. werden), wo man wegen dem rüpelhafte Fahrstil der "UB"-Autofahrer wie ein gejagter Hase über die Strassen hetzt

Abgesehen davon hat mir die "Mongolei" einfach super gut gefallen. Ich habe es in meinem letzten Bericht schon erwähnt. Schöne Landschaft, viele Tiere, blauer Himmel, freundliche Leute und das Nomadenleben. Einfach faszinierend! Besonders angetan haben es mir aber die mongolischen Frauen aus "Ulaanbaatar"... ;-) Da läuft doch tatsächlich fast jede zweite Frau mit einem geschminkten Vollmondgesicht und "High Heels"-Stiefeln, welche meistens bis zu den Knien reichen, herum.