Dienstag, 4. Dezember 2007

Bericht 100 (24.11.07 bis 03.12.07)

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Am Samstagmorgen um 07:25 fuhr der "Berlin-Warszawa-Express (PKP)" los. Nach einem problemlosen Grenzübertritt von "Polen" nach "Deutschland" fuhr ich schon um 13:30 im modernen "Berliner Hauptbahnhof" ein. Als ich dann so durch diesen Bahnhof schlenderte, die hypermodene Infrastruktur sah und überall Deutsch sprechende Menschen hörte, hatte ich das erste Mal das wehmütige Gefühl, dass meine Reise nun leider langsam dem Ende entgegen geht.

Der Plan war eigentlich gewesen, dass ich mich direkt bei Frank, den ich schon vor fast zwei Jahren im brasilianischen "Amazonasgebiet" kennengelernt hatte, einquartieren sollte. Leider klappte dies an diesem Samstag nicht mehr, weil Frank erstens ausserhalb von "Berlin" wohnt und zweitens unregelmässige Arbeitszeiten hat. Ich quartierte mich deshalb im "Circus Hostel" ein. Ein Dorm-Bett kostete dort zwar ganze EUR 19.00 (CHF 31.40), war aber schlussendlich eines der schönsten Hostels, in welchem auf dieser Reise übernachtet hatte.

Da es erst 14:00 war und das Hostel sehr zentral lag, machte ich mich direkt auf eine erste Erkundungstour in "Berlin". Der "Fernsehturm", der "Berliner Dom", der "Lustgarten" und das "Brandenburger Tor". Nachts ging ich dann in den grossen Ausgang. "Berlin" hat diesbezüglich viel zu bieten. Besonders gut fand ich, dass die öffentlichen Verkehrsbetriebe (BVG) in der Nacht auf Samstag und Sonntag durchgehend fahren.

Nachdem ich am Sonntagmorgen ausgeschlafen hatte, machte ich mich auf Weg zu dem Berliner Aussenbezirk "Rahnsdorf", wo der 46-jährige Frank wohnt. Abgemacht hatten wir, dass ich ihn anrufen würde, sobald ich am S-Bahnhof angekommen war, damit er mich abholen kommen konnte. Allerdings hatte ich vergessen seine Telefonnummer vom seiner Email-Nachricht abzuschreiben. Nach ein bisschen Sucherei fand ich dann schlussendlich die abgelegene Strasse mit dem phantasievollen Namen "Strasse 565" auch selber. Frank hatte sich vor Kurzem ein kleines Häuschen gekauft und selber renoviert. Ein echt cooles Zuhause... Am Abend machten wir eine Kneipentour durch die an diesem winterlichen Sonnabend menschenleeren Strassen der ehemaligen Aussenbezirke von "Ostberlin".

Den Montag und Dienstag verbrachte ich mit Sight-Seeing in "Berlin". Es waren dies: "Checkpoint Charlie", "Berliner Mauer" bei der Zimmerstrasse, "Holocaust Denkmal", nochmals das "Brandenburger Tor", "Reichstagsgebäude", "Schweizer Botschaft", "Bundeskanzleramt", "Tiergarten", "Siegessäule", "Kurfürstendamm", "Berliner Mauer" an der "Spree", "Schloss Charlottenburg" und das "DDR-Museum".

Währenddessen kümmerte ich mich auch um meine Weiterreise. Schon am Sonntag hatte ich am "Berliner Hauptbahnhof" erfahren, dass mich ein Zugticket mit der "Deutschen Bahn (DB)" nach "Belgien" ca. EUR 100.00 (ca. CHF 165.30) für einen Nachtzug bzw. ca. EUR 130.00 (ca. CHF 214.90) für einen Tageszug kosten würde. Das kam natürlich nicht in die Tüte. Ich musste eine Alternative finden. Frank gab mir den Hinweis für den Internet-Dienst "Mitfahrzentrale" (oder auch "Mitfahrgelegenheit"). Eine Mitfahrgelegenheit nach "Belgien" für mein Wunschdatum bot niemand an. Aber eine Person fuhr am frühen Mittwochmorgen von "Berlin" nach "Aachen". Am Montag sendete ich ihm deshalb eine Anfrage, ob er noch Platz hätte, und was es kosten würde. Schon am gleichen Abend hatte ich eine Antwort. Allerdings wollte er ein bisschen viel für die Fahrt, so dass ich nochmals ein Email schrieb. Am Dienstagmorgen hatte ich dann zwei zwei weitere Emails von ihm erhalten. Im ersten Email (von Montagtagabend) schrieb er, dass er mir bis EUR 30.00 (CHF 49.55) entgegen kommen würde. Im zweiten Email (vom Dienstagmorgen) schrieb er dann, dass es sich erledigt hätte, weil das Auto voll wäre. Komisch...

Ich machte mich daran mit Hilfe des Internet eine weitere Reisemöglichkeit zu finden. Fündig wurde ich dann wieder einmal bei "Eurolines" mit einer Nachtfahrt für EUR 48.00 (CHF 79.30) zum Studentenpreis. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass ich den Typen mal anrufen sollte. Es stellte sich dann heraus, dass er am Dienstagmorgen um 05:00 von einen ziemlich berauschten Mitfahrsuchenden belästigt worden war und dachte, dass ich das gewesen wäre. Mein Schweizer Akzent bewies, dass ich's nicht gewesen war, und meine günstige Weiterreisemöglichkeit war wieder gesichert.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam Frank erst gegen 03:00 von der Arbeit nach Hause. Natürlich mussten wir dann zu dieser doch sehr frühen Morgenstunde ein Abschiedsbierchen trinken.

Ich musste mich um 05:30 auf den Weg zum Verabredungspunkt für meine Mitfahrgelegenheit machen. Das Auto war dann schlussendlich wie folgt besetzt:

  • der schauspielernde Fahrer aus dem ehemaligen ostdeutschen "Dresden",
  • ein Kölner, der 10 Jahren im, von der ehemaligen "DDR" umzingelten, "Westberlin" lebte, und seit 18 Jahren das freie "Berlin" seine Heimat nennt,
  • ein jüngerer Mitreisender aus "Aachen" und
  • ein weltreisender Schweizer.

Es war ziemlich interessant, mit den beiden Leuten mit "DDR"-Erfahrung zu diskutieren, vor allem da beide das Ganze aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt hatten.

Gegen 12:30 machten wir dann einen kurzen Halt neben dem "Kölner Dom", um den Kölner abzuladen. Eine Stunde später waren wir dann in "Aachen". Ich wurde direkt beim Hauptbahnhof abgesetzt, so dass ich mich gerade um ein Weiterreiseticket mit der Bahn nach "Belgien" kümmern konnte. Mein Zug nach "Brüssel" fuhr allerdings erst um 15:22, was mir noch die Gelegenheit gab, ein wenig durch die Altstadt von "Aachen" zu spazieren. Mit einer "ICE"-Zugskomposition der "DB" ging es dann nach "Brüssel", und von dort weiter mit einem Regionalzug nach "Herentals", wo ich gegen 18:15 von Peter mit dem Auto abgeholt wurde. Mit Peter und seiner Freundin Katrien hatte ich ja die viertägige Jeep-Tour "Friendship Highway" in "Tibet" im vergangenen Mai absolviert (siehe Bericht 073). Auch sie hatten mich eingeladen, ihnen auf meinem Heimweg einen Besuch abzustatten. Die zwei wohnen in dem kleinen, belgischen Örtchen "Herenthout". Wie ich später erfuhr, ist dieser Ort zum einen für seinen Karneval und zum anderen für die dritthöchste Bar-Dichte in "Belgien" (eine Bar auf ca. 320 Einwohner) bekannt. Eine Bar brauchte ich an diesem Abend aber nicht, denn Peter setzte mir in seinem gemütlichen Wohnzimmer drei "belgische Biere" ("Duvel", "Trappiste Rochefort 8" und "Trappiste Westmalle") "vor, welche mich nicht nur wegen deren Qualität fast vom Hocker fallen liessen, sondern auch wegen deren Alkoholgehalt (keines hatte unter 8%).

Am Donnerstag mussten meine Gastgeber arbeiten. Ich machte einen Tagesausflug nach "Brüssel". Zuerst ging ich zu dem am Stadtrand stehenden "Atomium", ein 165-milliardenfach vergrössertes Eisen-Kristallstruktur, welches anlässlich der "Expo '58" erbaut worden war. Leider regnete es den ganzen Tag, so dass das imposante Bauwerk nur halb so viel Spass machte. Nach dem "Atomium" machte ich noch einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Als dann eine der Hauptsehenswürdigkeiten von "Brüssel" ("Manneken Pis") mit einem komischen Kostüm bekleidet war, brach ich das "Sight-Seeing" ab und ging zu dem Ort, auf welchen ich mich schon seit Wochen gefreut hatte. Andere Touristen hatten mir in der "Mongolei" vom "Délirium Café" erzählt, welches den "Guinness-Rekord" mit dem grössten Biersortiment (2004 Biersorten) hält. Ich probierte ein "Cuvee de Trolls (7.0%)", "Satan Gold (8.0%)", "Liefmann Kriekbier (6.0%)" und ein "Barbär Blond met Honing (8.0%)". Leicht besäuselt machte ich mich dann gegen 19:00 auf den Heimweg, welcher direkt durch das Rotlichtviertel neben den "Gare Nord" führte. Ziemlich speziell ist dort, dass die Damen in Unterwäsche in den Schaufenster stehen... ;-)

Um mein Bett zu finden, musste ich in "Lier" umsteigen. Irgendwie hatte ich aber ein wenig eine lange Leitung. Als ich dann endlich entziffert hatte, auf welchem Bahnsteig mein Anschlusszug fahren sollte, rollte dieser schon aus dem Bahnhof... :-( Naja, das gab mir die Möglichkeit, mich in eine typische, belgische Frittenbude zu setzen und eine riesige Portion "Pommes Frites" (die Belgier habe diese übrigens erfunden) mit "Mayonnaise" zu essen.

Am Freitag hatte sich Peter frei genommen. Es war leider wieder relativ trüb. Trotzdem machten wir mit seinem Hund einen längeren Spaziergang durch das belgische Flachland. Ausserdem fuhren wir zu einem Getränkehandel, wo ich mir mein bisher grösstes Souvenir kaufte: eine Harasse mit 24 unterschiedlichen, belgischen Biersorten... ;-)

Gegen Abend fuhren wir nach "Lier", wo wir Katrien von der Arbeit abholten. Zusammen gingen wir in ein feines Restaurant essen.

Am Samstag machte ich bei herrlichem Wetter einen Tagesausflug nach "Antwerpen". Sicherlich eine schöne Stadt. Mir ging allerdings der frühe Weihnachtsrummel mit den vielen Einkaufenden, die Strassen, welche mit Shops von diesen eintönigen, internationalen Labels vollgestopft waren und im allgemeinen die Touristenströme dermassen auf die Nerven, dass ich mich um 16:00 schon wieder in den Zug setzte. Zuvor hatte ich mir aber noch mein letztes Busticket gekauft: eine Nachtfahrt von "Antwerpen" nach "Basel" mit "Eurolines".

Gegen 17:30 stand ich dann wieder vor der Haustüre meiner Gastgeber. Die war aber verschlossen, und es war auch niemand zu Hause. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Peter mit Begeisterung zur Freiwilligen-Feuerwehr geht. An diesem Samstag war der Gedenktag der "Schutzheiligen St. Barbara" der Feuerwehrmänner. Dies nehmen die 30 Feuerwehrmänner von "Herenthout" jährlich zum Anlass, um ein ganztägiges, feucht-fröhliches Fest zu feiern. Ich dachte mir deshalb, dass ich zur Feuerwehrwache laufen und dort den Schlüssel von Peter in Empfang nehmen könnte. Bei der Feuerwehrwache war allerdings niemand. Auf meine Telefonanrufe reagierte Peter auch nicht. Naja, mir blieb nicht viel anderes übrig, als beim Haus zu warten, bis jemand auftauchen würde. Als ich wieder in die Wohnstrasse einbog, schaute ich durch die Fenster der Bar im Eckhaus. Die Bar war gefüllt mit Feuerwehrleuten. Auch Peter war dort. Allerdings den Schlüssel bekam ich nicht. Anstelle gab es ein Bier auf Gemeindekosten. 1.5 Stunden später hatten vier neue, belgische Biersorten Eingang in meine Bierliste gefunden (darunter auch Bier Nummer 300), und einer der Kommandanten hatte mich eingeladen, zusammen mit Peter und Katrien zum offiziellen "Gala-Dinner" in der Feuerwehrwache zu kommen. Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen.

Das Essen fand im ersten Stock der Feuerwehrwache im Gemeinschaftsraum statt. Lustig war, dass die Feuerwehrleute und ihre Gefährtinnen an den Tischen strickt getrennt waren. Als ich am Tisch der Damen vorbei lief, konnte ich sehen, wie sich praktisch jeder Kopf nach mir umdrehte. Katrien hatte dann zu erklären, was der einzige Nicht-Feuerwehrmann und Nicht-Herenthouter am Feuerwehrfest verloren hatte... ;-) Das Essen kam vom Caterer, war aber mit seinen vier Gängen trotzdem die beste und umfangreichste Mahlzeit, die ich seit Wochen gehabt hatte. Nach dem Essen spielte dann die Tanzmusik auf, und die z.T. doch erheblich alkoholisierten Feuerwehrleute (natürlich mit Ausnahme derjenigen, welche an diesem Tag Piquet-Dienst hatten) schwangen ihre Partnerinnen über das Parkett. Das war ein spassiger Abend gewesen.

Meinen letzten Reisetag liessen wir gemütlich angehen. Ausschlafen, ein toller Brunch, etc. war an diesem grauen Tag genau das Richtige. Wegen einem Sturm, welcher über "Belgien" hinweg zog, musste Peter allerdings zweimal mit der Feuerwehr ausrücken.

Um 20:00 musste ich mich dann verabschieden, um wieder nach "Antwerpen" zu fahren, von wo mein Bus nach "Basel" um 21:30 losfuhr. Nachtbusfahrten kann ich unterdessen zwar nicht mehr ausstehen, aber dank dem bequemen Bus von "Eurolines", den Schlaglöcher-freien Autobahnen in "Belgien", "Luxemburg" und "Frankreich" sowie dem "Schengen-Raum", wo einem kein Zöllner aus dem Schlaf rüttelt, verlief die Fahrt einwandfrei. Einwandfrei bis ich an der Grenze zur "Schweiz" stand. Ausgerechnet so kurz vor dem Ziel wurde mir noch ein negativer Höhepunkt dieser Reise serviert. Die Franzosen hatten das Gefühl, dass sie ausgerechnet mein Gepäck von den acht noch übrig gebliebenen Passagieren auseinander nehmen mussten. Auch der bünzlige Schweizer Zöllner, der geschlagene 25 Minuten brauchte, um acht Pässe zu kontrollieren, fiel nicht gerade sonderlich positiv auf. Im ganzen dauerte der Grenzübertritt 1.5 Stunde, länger als der Grenzübergang zwischen "Russland" und "Finnland". Und währenddessen fuhren tausende Waggis-Pendler, natürlich alle alleine in einem Auto, unbehelligt über die Grenze. Später erklärte mir der Busfahrer, dass die Busse von "Eurolines" in der Vergangenheit oft für Drogenschmuggel und illegale Grenzübergänge benutzt worden sind. Deshalb werden diese Busse nun meistens intensiv kontrolliert...

Wie auch immer, gegen 09:00, genau zwei Jahre und ein paar Stunden nach meiner Abreise (also in meinem dritten Reisejahr ;-) ), kam ich wieder in meiner Heimatstadt in "Basel" an. Ich wurde natürlich von meiner Familie überrascht... ;-)

Did you know?

Natürlich gibt es für meinen dreimonatigen "Home run" von "Saigon" nach "Basel" eine kleine Statistik. Die Details können hier eingesehen werden.

Hast Du gewusst, dass...
  • ich, ohne die Umwege für "Sight-Seeing" einzuberechnen, nur 33 Mal umsteigen musste, um nach Hause zu gelangen.
  • mein Heimweg ca. 19'764 km lang war.
  • ich für diese Strecke 333.95 Stunden bzw. 13.91 Tage bzw. 1.99 Wochen benötigte.
  • mich die reinen Transportkosten für diese Heimreise CHF 1247.35 (EUR 754.30) kosteten.
  • ich auf dieser Heimreise 15 Nachtfahrten im Zug (14x) oder im Bus (1x) — zum guten Glück nur sinnbildlich — durchstehen musste.
  • ich auf meiner dreimonatigen Heimreise 142 verschiedene Biersorten verköstigt habe (46.56% aller probierten Biere, siehe auch "Andy's International Beer Review").
  • diese Heimreise eine der geilsten Zeit auf meiner Weltreise gewesen ist.

Damit endete diese kleine Reise. Ich werde es mir allerdings nicht nehmen lassen, noch ein kleines Fazit-Posting zu schreiben. Dieses letzte Posting wird dann in in den nächsten Tagen wieder an dieser Stelle publiziert...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Morn isch Matsch: S'entscheidende Spiel in dr UEFA Cup Gruppephase FCB-Bergen! D'Hoschis sin immerno im D2 Reihe 17! Hösch! ... und s'git simpels Carlsberg, das aber riichlich ;)


Anonym hat gesagt…

hoi andy, bist du nicht traurig das alles vorbei ist? ich habe fast ganze zwei jahre lang deinen blog intensiv gelesen.. irgendwie traurig keine neuen nachrichten mehr zu finden in zukunft... du könntest doch deine blogeinträge als buch binden lassen mit bildern? das würde ich sofort kaufen, auf der stelle!!
ich hoffe du lebst dich wieder gut ein in basel...
grüsse


Anonym hat gesagt…

jo, so´n buch würd ich schon schreiben. ich würds mir kaufen. fand die blogs doch teilweise sehr lustig geschrieben. oder doch besser das buch schreiben lassen u. wieder auf reise gehen, hm?! nojo, dann erstma viel spass beim wiedereintritt...!