Dienstag, 27. Dezember 2005

Wochenbericht 003 (19.12.05 bis 25.12.05)

Der Montag war vor allem von der Reise von Manizales nach Medellin geprägt. Leider war die Fahrt mit dem Minibus nicht gerade sehr angenehm, da der Fahrer anscheinend das Gefühl hatte, zeigen zu müssen, wie toll er fahren kann. Deshalb ist mir doch das eine oder andere Mal der Atem gestockt, als er immer wieder riskante Überholmanöver in den Passstrassen der Anden gewagt hat. Wie auch immer, ich bin heil in Medellin angekommen. Am gleichen Tag habe ich noch ein bisschen das Zentrum von Medellin erkundet. Die Stadt wurde leider nicht gerade mit viel Schönheit bedacht. Das liegt aber vor allem daran, dass sich die Stadt erst etwa in den letzten 100 Jahren entwickelt hat. (Bild 1: Nein, sie ist nicht käuflich, aber ihr Handy kann für 400 Pesos [ca. 25 Rappen] pro Minute gemietet werden [Zentrum von Medellin])

Am Dienstag machte ich mich auf, um "La Pierda" (ein grosser Monolith inmitten einer Seelandschaft in der Nähe von Medellin) zu besichtigen. Mir wurde gesagt, das die Fahrt dorthin ca. 1 1/2 Stunden dauern wird. Nach einer halben Stunde Busfahrt wurde unser Bus von einer Polizeikontrolle angehalten. Zuerst müssen alle Männer aussteigen. Jeder wurde genau kontrolliert (inkl. Gepäck). Danach mussten alle in eine Reihe stehen und an einem Tisch vorbei laufen. Dort musste man dann seinen Ausweis zeigen. Die Polizei überprüfte dann per Funk die Identität eines jeden. Irgendwann kamm dann einmal der Jefe zu mir (ich stand ziemlich am Ende der Reihe). Es spielt sich folgende Szene ab:

  • Jefe: De donde eres?
  • Andy: Soy de Suiza.
  • Jefe: Donde son sus documentos?
    Andy trugt seinen Pass dummerweise nicht auf sich. Er reichte dem Jefe aber eine laminierte, verkleinerte Farbkopie seines Passes rüber. Der Jefe studierte das Teil lange. Irgendwie hatte der Jefe nicht bemerkt, dass es sich um eine handgebastelte Kopie des Passes handelte, denn ansonsten hätte er das Teil sicherlich nicht akzeptiert. Auf jeden Fall erhielt Andy das Teil wieder zurück. Der eigentliche Guerilla-Test folgte aber erst noch.
  • Jefe: Habla inglés?
  • Andy: Si, claro.
  • Jefe: Que hora es? In inglés por favor!
  • Andy: Eleven twenty-five.
  • Jefe: Bien. Regresa al bus!

Damit hatte Andy definitiv bewiesen, dass er kein Guerilla war, und durfte wieder in den Bus einsteigen... ;-) Allerdings nützte ihm dies relativ wenig, denn bis alle kontrolliert wurden (inkl. Frauen und Bus) verging noch einmal eine Stunde. Im Gesamten hatte ich dann statt der 1 1/2 Stunden, geschlagene 3 1/2 Stunden. Ich hatte dann "La Pierda" schlussendlich doch noch erreicht. (Bild 2: La Pierda, ein grosser Granit-Monolith im Hinterland von Medellin // Bild 3: Aussicht von La Pierda)

Als ich am Mittwoch auf dem Weg in Richtung botanischer Garten von Medellin war, welcher übrigens eine herbe Entdäuschung war, "stolperte" ich per Zufall über eine Tanzschule, welche meinen zwei Auswahlkriterien entsprach. Es waren dies:

  1. hübsche Tanzlehrerin... ;-)
  2. günstige Preise

Vor allem das zweite hatte ich in Cali leider nicht gefunden. Wie auch immer, kurz entschlossen machte ich noch für den gleichen Nachmittag einen Termin für meine erste Salsa-Stunde aus. Naja, die Stunde hat ziemlich viel Spass gemacht, und ich musste vor allem immer wieder über mich selber lachen. Lina (meine Tanzlehrerin, 23) war so höflich und hat immer wieder gesagt: "Muy bien, muy bien"... Dass die Kolumbianer gute Höfligkeitslügner sind, hatte ich ja schon früher herausgefunden... ;-) (Bild 4: Andy beim Salsa tanzen, es darf gelacht werden...)

Am Mittwochabend bin ich zusammen mit ein paar anderen Travellers in die Diskothek Mango's gegangen. Anscheinend einer der angesagtesten Clubs in Südamerika. Ich kann nur sagen: affenteuer, saulaut, megacool und bildhübsche Frauen... Nicht jeder von uns hat es dann schlussendlich aus eigener Kraft geschafft, den Club wieder zu verlassen... ;-)

Apropos Frauen in Medellin: Im letzten Wochenbericht hatte ich geschrieben, dass die Frauen in Medellin noch hübscher sein sollen, als in Cali. Dem kann ich nun nur bedingt zustimmen. In Medellin scheint Schönheit sehr eng mit Reichtum verbunden zu sein. Die schönen Kurven entstammen leider all zu oft der künstlerischen Hand eines Schönheitschirurgen. Und ausserdem habe ich mir sagen lassen, dass in Medellin viele junge Frauen sich die untersten Rippen entfernen lassen, um eine schönere Taille zu haben. Gerüchten nach soll such Shakira eine solche Operation gemacht haben... Crazy :-(

Wegen den Nachwirkungen des Vorabends stand der Donnerstag vor allem unter dem Vorzeichen "Ausschlafen". Aber auch eine weitere Salsa-Stunde stand an diesem Tag auf dem Programm. Abends hatte ich dann ein Busfahrt von Medellin nach Bogota gebucht. Angekündigt waren zwölf Stunden Fahrt. Weil es aber auf die Weihnachtszeit zu ging, hatten wir nur schon 5/4 Stunden Verspätung, bis wir den Bus besteigen konnten. Die Fahrt war fürchterlich, und an schlafen war leider nicht zu denken. Wie auch immer, nach 14-stündiger Fahrt und mit drei Stunden Verspätung kamen wir dann in Bogota an. Damit war meine Reise allerdings noch nicht beendet. Um mein Ziel Villa de Leyva, ein kleines Kolonial-Städtchen in den nördlichen Anden von Bogota, zu erreichen, musste ich noch einmal vier Stunden mit zwei verschiedenen Busen fahren. Von Hostel-Tür in Medellin bis Hotel-Tür in Villa de Leyva war ich im Ganzen 22 Stunden unterwegs... :-( Aber auch das gehört halt zum Reisen... (Bild 5: Plaza Mayor von Villa de Leyva)

Am 24. Dez. entschloss ich mich, ein Moutain Bike zu mieten und die Umgebung ein bisschen zu erkunden. Leider erhielt ich ein schlechtes Mountain Bike mit noch schlechteren Bremsen. Ich fuhr mit dem Bike zum Wasserfall "Cascada La Periquera". Der Weg dorthin war ziemlich beschwerlich und führte buchstäblich über Stock und Stein, und ich musste mein Bike manchmal mehr stossen, als dass ich fahren konnte. Als Zweites wollte ich den "Parque Arqueologico de Monquira (El Infiernito)" (astrologische Einrichtung der Ureinwohner, den Muiscas) besichtigen. Allerdings war der Weg dorthin nicht so einfach zu finden. Ein alter Bauer, der zu Fuss mit einem Topf Suppe in der Hand in den Bergen unterwegs war, zeigte mir dann einen Pfad zum El Infiernito. Allerdings war dies wirklich nicht mehr als ein Pfad, und ich musste mein Bike schon wieder mehr stossen, als dass ich fahren konnte. Aber schlussendlich fand ich dann auch diesen Park noch. Ziemlich ausgelaugt kam ich dann nach Villa de Leyva zurück. (Bild 6: Fruchtbarkeitssymbol für die Ernte der Muiscas im "El Infiernito" // Bild 7: Weihnachtsbier der Bergbauern um 14:00)

Um 20:00 des Heiligabends machte ich mich auf, um zu sehen, was in dem Städtchen an Heiligabend so angesagt war. Lustig war, dass um 20:00 sowohl der Supermarkt, der Coiffeur, der Kleiderladen, der Souvenir-Shop, der Internet-Shop sowie viele Restaurants noch offen hatten. Viele Leute waren in den Strassen unterwegs. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass alle Leute entweder mit arbeiten, mit zur Kirche gehen oder mit saufen beschäftigt waren (der überwiegende Teil allerdings mit Letzterem). Irgendwo sah ich noch ein paar Leute ein Festzelt aufstellen. Mir wurde dann gesagt, dass die Party um 23:00 beginnen würde. In der Zwischenzeit schloss ich mir der Mehrheit an und machte es mir mit einer Flasche kolumbianischem Rum gemütlich. Um 23:00 begann dann die Weihnachtsparty. Zu ohrenbetäubendem Salsa tanzte und trank dann Jung und Alt bis spät in die Nacht. Eine etwas andere Weihnacht als in der Schweiz... ;-) (Bild 8: Weihnachtsparty in Villa de Leyva)

Am 25. Dez. mussten dann wieder einmal gewisse Nachwirkungen auskuriert werden, und ich entschloss mich, einen gemütlichen Tag mit Schlafen und Lesen im Hotel zu verbringen.

PS: Bilder können durch einen Klick vergrössert werden... ;-)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Andi
Tolle Wochenberichte. Lese sie gerne. Dir scheint es gut zu gehn. Freut mich für dich. Weihnachten war gemütlich. Uns geht`s gut hier. Alles schön weiss. Hab auch noch 2 Wochen Ferien. :-). Pass weiterhin auf dich auf. Ich wünsch Dir e guete Rutsch wo au immer denn grad bisch!!

Lüchi


Anonym hat gesagt…

Hoi Andy
Deine Berichte sind meine neue Pflichtlektüre und ich hoffe sie reissen nicht ab. SUPER GEMACHT:-) Ich freu mich schon auf die nächsten...... und immer schön vorsichtig mit Transen, Kolumbianerinnen und allfälligen Reiseverzögerungen. Ich denk wir alle wollen noch aus mehreren Wochenberichten lesen wo es wann hingeht.
Yours FI/CO Piter vum Konsi