Samstag, 6. Mai 2006

Wochenbericht 021 (24.04.06 bis 30.04.06)

Nach unserem "tollen" Wochenende in "La Rioja", wo es ausser Orangenbäume auf dem Hauptplatz, nicht gerade viel zu bestaunen gab, kamen wir nach einer langen Nachtbusfahrt am späten Montagvormittagtag in "Salta" an. Wir quartierten uns im Hostel "Terra Osculta" ein. Das war eines der besten Hostels, in welchem ich bis jetzt war. Vor allem das Personal war super-freundlich. Es machte sich die Mühe, jeden Reisenden immer beim Namen anzusprechen, und war bei Fragen und Spezialwünschen immer helfend bei Hand. Wir erkundigten uns, was man in "Salta" und Umgebung so unternehmen könnte. Langsam kristallisierte sich die Idee heraus, dass wir für zwei Tage ein Auto mieten könnten. Bis wir allerdings eine befahrbare und auch in zwei Tagen machbare Route zusammengestellt und ein Mietauto gefunden hatten, verging der ganze Montagnachmittag. Jetzt hiess nur noch, zwei weitere Personen zu finden, welche sich uns anschliessen würden, damit wir die Kosten durch mehrere Personen teilen konnten. Es dauerte nicht lange, bis wir im Hostel Kirstie aus England, welche uns an beiden Tagen beleiten wollte, und Tom aus Südafrika, welcher uns nur am zweiten Tag begleiten wollte, gefunden hatten. (Bild 1: Cabildo am Plaza 9 de Julio)

Da wir das Mietauto erst für den Mittwoch gebucht hatten, konnten wir am Dienstag ein wenig die Stadt "Salta" anschauen. Obwohl die Stadt ziemlich viel Tourismus erhält, hat sie ihre Authentizität nicht verloren. Viele gepflegte Kolonialbauten, einen schönen Zentralplatz mit Palmen und Orangenbäumen, gut erhaltene Kirchen, usw. Abends konnten wir dann unser Mietauto abholen. Wir hatten ziemliches Glück, denn die "Car Agency" hatte in ihrer Dispo einen Fehler gemacht, so dass sie für uns kein Auto der günstigsten Mietklasse zur Verfügung hatten. Sie mussten uns dann für den gleichen Preis ein Auto einer besseren Mietklasse geben, wogegen wir natürlich nichts einzuwenden hatten. Wir bekamen einen VW-Golf, welcher erst gerade 8'000 km auf dem Tacho hatte. (Bild 2: Iglesia San Francisco in Salta bei Nacht)

Am Mittwoch machten wir uns mit unserem Mietauto auf, um nach "Cachi" zu fahren. Wir legten an diesem Tag über 500 km zurück, wovon mind. 80% ungeteerte Strassen waren. Diese 500 km waren aber wahrscheinlich die schönsten 500 km die ich bis jetzt auf meiner Reise zurückgelegt habe. Wir fuhren zuerst durch die "Quebrada de Escoipe", dann über den "Cuesta del Obispo" und den "Piedra del Molino" (3'348 M.ü.M). Danach erreichten wir den "Parque Nacional Los Cardones". Das war sensationell. 100'000 von riesigen Kakteen auf einer flachen Ebene, und in weiter Ferne die z.T. schneebedeckten Gebiergszüge der Anden. (Bild 3: Parque Nacional Los Cardones)

Gegen Mittag erreichten wir dann das Bergdörfchen "Cachi", wo wir eine traditionelle, argentinische Mahlzeit ("Locro") verköstigen konnten. Auf meinem Rundgang durch "Cachi" traff ich wieder einmal auf zwei Schweizer Pärchen, welche mit ihren LandRovers durch Südamerika reisen. Unsere Reise führte uns dann noch weiter nach "Molinos", welches ebenfalls ein kleines Bergdörfchen ist. Die Rückfahrt führte uns dann wieder durch den "Parque Nacional Los Cardones", dieses Mal aber durch ein Gebiet, welches "Los Colorados" genannt wird. Lauter kleine Täler, welche in öden, roten Gesteinsformationen liegen. Gegen 21:00 waren wir dann wieder im Hostel in Salta, wo wir uns auf der Dachterrasse gerade an den Tisch setzen, und uns mit einem leckeren "Asado" (privates, argentinisches Barbeque) verwöhnen lassen konnten. (Bild 4: Trocknende Peperoni in der Nähe von Cachi / Bild 5: Hauptplatz in Cachi mit Kirche)


(Bild 6: Panoramabild Los Colorados)

Am Donnerstag fuhren wir in Richtung Norden nach "Tilcara". Unser Hauptziel unterwegs war allerdings die Salzwüste "Salinas Grandes". Zuerst fuhren wir aber durch "San Salvador de Jujuy" und danach durch die "Quebrada de Humahuaca". Dabei kamen wir auch beim "Cerro de Siete Colores" (Hügel der sieben Farben) vorbei. Um zu der Salzwüste zu gelangen, mussten wir einen 4'000-Pass überqueren, welcher unseren 1.6l-Golf mit einer Last von vier Personen ziemlich ins Schnaufen brachte. Vor dem Pass machten wir aber noch einen Halt in einem kleinen Dörfchen "Purmamarca", welches uns einen ersten Eindruck vermittelte, wie es in Bolivien sein wird. Farbenfroher Markt, indianische Frauen mit den typischen, bolivianischen Hütten auf dem Kopf, usw. (Bild 7: Cerro de Siete Colores in der Nähe von Purmamarca in der Quebrada de Humahuaca / Bild 8: Wandgemälde auf dem Markt von Purmamarca)

Die ganze Fahrt bis zu der Salzwüste war ebenfalls von der Berglandschaft her sensationell. Man konnte sich gar nicht satt sehen. Auch die Salzwüste war ein tolles Erlebnis. Man fühlte sich, als wäre man im Schnee. Wir verbrachten fast eine Stunde damit, allerlei Fotos und Filme zu drehen. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, besuchten wir noch den bekannten Friedhof von "Maimará" und das Dörfchen "Tilcara", welche, nach dem was wir in den letzten beiden Tagen gesehen hatten, fast ein bisschen enttäuschend waren. (Bild 9: Unser strapazierter VW Golf mit Kirstie, Tom und Raphael in der Salzwüste Salinas Grandes)

Am Freitag war wieder einmal ein Ruhetag, oder besser gesagt, ein Tag ohne Sight-Seeing angesagt. Es musste die Reise nach Bolivien vorbereitet, die Haare geschnitten und die Fotos auf CDs gesichert werden. Nachts um 00:30 fuhr dann unser Bus nach "La Quiaca", ein argentinisches Grenzstädtchen zu Bolivien. Leider hatte ich eine ziemlich unruhige Nacht in diesen Bus, so dass ich, als wir morgens um 05:30 auf 3500 M.ü.M in "La Quiaca" ankamen, ziemlich erschöpft war. Raphael und ich entschieden uns, zuerst einmal im Bus-Terminal mit all den in Wolldecken eingewickelten und schlafenden Indios zu warten, bis es hell werden würde. Wie sich später herausstellte, war dies eine weise Entscheidung gewesen. Tom, welcher mit einem früheren Bus gereist war, wurde beim bolivianischen Bahnhof von einem falschen Polizisten um $ 50 erleichert. Wir überquerten um 08:00 dann die Grenze in Richtung "Villazón" auf der bolivianischen Seite, was ziemlich problemlos verlief. (Bild 10: Kirstie trägt Tom auf Händen / Bild 11: Bus-Station in La Quiaca)

Damit war ich das vierte und letzte Mal aus Argentinien ausgereist. Im Gesamten hatte ich knapp vier Wochen in Argentinien verbracht. Da auch dieses Land extrem gross ist, hatte ich auch in diesem Land wieder zahlreiche Bus-Kilometer zurückgelegt. Es waren dies:

  • Puerto Iguazú - Posadas: 398 km
  • Ausreise nach Paraguay bei Posadas, Einreise in Argentinien bei Clorinda von Asuncíon (Paraguay) aus
  • Clorinda - Corrientes: 439 km
  • Corrientes - Gualeguaychú: 799 km
  • Ausreise nach Uruguay in der Nähe von Gualeguaychú, Einreise in Argentinien in Buenos Aires von Montevideo (Uruguay) aus
  • Buenos Aires - San Antonio de Areco: 132 km
  • San Antonio de Areco - Buenos Aires: 132 km
  • Buenos Aires - Puerto Madryn: 1'321 km
  • Puerto Madryn - San Carlos de Bariloche: 1'006 km
  • San Carlos de Bariloche - Chilenische Grenze in der Nähe von Villa La Angostura: ca. 120 km
  • Ausreise nach Chile in der Nähe von Villa La Angostura, Einreise in Argentinien bei Las Cuevas von Santiago (Chile) aus
  • Las Cuevas - Mendoza: 207 km
  • Mendoza - Chilecito: 663 km
  • Chilecito - La Rioja: 290 km
  • La Rioja - Salta: 706 km
  • Ausflüge mit Mietauto nach Cachi und Tilcara: 943 km
  • Salta - La Quiaca: 546 km
Im Total waren dies wieder einmal 7'702 km, welche ich in Argentinien auf Langstreckenfahrten und mit einem Mietauto zurückgelegt habe.

Mir hat "Argentinien" sehr gut gefallen, obwohl mir des öftern das richtige "Südamerika-Feeling" ob der guten (Tourisms-) Infrastruktur fast ein wenig gefehlt hat. Falls jemand eine Reiseempfehlung für ein sicheres Land in Südamerika habn will, welches unglaubliche Landschaften und freundliche Leute bietet, kann ich Argntinien nur empfehlen. Ich empfehle für den Norden des Landes ein Auto (am besten ein 4x4) zu mieten, und die Landschaft und die Natur auf eigene Faust zu erkundigen.

Was das reisen in "Argentinien" nicht unbedingt leichter machte, war die Sprache. Hatte ich im "Wochenbericht 018" noch geschrieben, dass z.B. in der Umgebung von "Buenos Aires" das "Doppel-L" und das "Y" als "sch" ausgesprochen wird, so wird im nördlichen "Argentinien " nun das "R" und das "Doppel-R" als "sch" ausgesprochen. Ein "caro (Auto)" wird normalerweise als "caro" ausgesprochen. Im Norden von "Argentinien" wird es allerdings als "cascho" ausgesprochen, was wiederum fast gleich tönt, wie das Wort "calle (Strasse)", welches normalerweise als "caie" ausgesprochen wird, in der Umgebung von "Buenos Aires" allerdings als "casche" ausgesprochen wird. Naja, diese Feinheiten machte die Kommunikation manchmal etwas komplizierter, aber bei weitem nicht unmöglich... ;-)

Ansonstem bietet "Argentinien" alles, was das Herz begehrt: günstige Preise, gute Tourismusinfrastruktur, Sicherheit, atemberaubende Landschaften, gute Transportmöglichkeiten, riesige Steaks, gute Weine, schöne Frauen, unglaubliche Desserts, und vieles mehr... ;-)

Nun aber wieder zurück zum Grenzübergang zu "Bolivien". Nachdem wir die Grenze zu "Bolivien" überquerten haten, gingen direkt zum bolivianischen Bahnhof, um uns ein Ticket nach "Tupiza" zu kaufen. Allerdings fuhr der Zug "Expreso del Sur" erst um 15:30. Die sechs Stunden Wartezeit verbrachten wir mit frühstücken und im Internet surfen. Allerdings schlief ich am Computer mehrmals fast ein.

Die Zugfahrt nach "Tupiza" führte durch eine wunderschöne, aber sehr trockene und staubige Landschaft. Das hiess dann wieder einmal drei Stunden lang Staub schlucken, was eigentlich wirklich nicht das war, was ich zu diesem Zeitpunkt brauchte.

"Tupiza" ist v.a. dafür bekannt, dass in der Nähe dieser Stadt die beiden Wild-West-Outlaws "Butch Cassidy" und "The Sundance Kid" zur Strecke gebracht wurden. Wir (Raph, Tom und ich) wollten uns hier zuerst einmal an die Höhe aklimatisieren. Ausserdem wollten wir auch von hier aus eine Tour zu den Salzseen von "Uyuni" starten. Zuerst mussten wir aber wahrnehmen, dass man in Bolivien vor Dieben ziemlich auf Hut sein muss. Wir stiegen in "Tupiza" aus dem Zug aus, und ich war noch keine 20 Meter auf dem Perron gelaufen, als mir jemand im Gedränge meinen kleinen Rucksack geöffnet hatte. Zum guten Glück lag die Regenjacke zuoberst, so dass die wertvollen Dinge nicht erreicht werden konnten. Als wir dann im "Hotel Mitru Anexo" einchecken wollten, konnte Raphael beobachten, wie ein Bolivianer die Fotoausrüstung, welche ein unvorsichtiger Tourist auf einen Stuhl gelegt hatte, mitgehen lassen wollte. Weil Raphael ihn aber beobachtete, zog er seine Hand schnell wieder zurück. Wir waren von der langen Reise und der Höhe so müde, dass wir nach einem leckeren Nachtessen direkt in den Tiefschlaf fielen. Und dies obwohl es Samstagabend war... :-( (Bild 12: Tupiza von einem Aussichtspunkt aus photographiert / Bild 13: Restsurant "Deine Pizza" in Tupiza)

Nachdem wir am Sonntagmorgen kräftig ausgeschlafen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer "Travel Agency", bei welcher wir eine Tour durch den "Altiplano" und die Salzwüste "Salar de Uyuni" buchen konnten. Nach längeren Verhandlungen wurden wir dann schlussendlich mit "Tupiza Tours" einig. Zum Mittagessen gönnten wir uns ein bolivianisches Mahl. Für zehn Bolivianos (ca. CHF 1.60) erhielten wir als Vorspeise eine leckere Gemüsesuppe, zum Hauptgang gab es ein halbes Poulet (bzw. für mich Rührei) mit Pommes Frites und Salat, und zum Dessert gab es dann noch einen Pudding. Da soll noch einer sagen, man könne in Bolivien nicht anständig essen. Hoffentlich bleibt das Essen so gut und v.a. auch so günstig. Nach dem Essen mussten wir uns schon um die nächste Tour kümmern. Obwohl unsere "Guidebooks" empfahlen, den klassischen "Machu Picchu"-Trek ("Inca Trail") in Peru ca. zwei Wochen vor dem gewünschten Starttermin zu reservieren, sagten uns viele von Peru kommende Reisende, dass man mind. ein bis zwei Monate vorher reservieren sollte. Und da wir den Trek Ende Mai machen wollten, waren wir gemäss diesen Informationen schon relativ spät dran. Es hiess deshalb, so viele "Tour Operators" mit einer Reservationsanfrage zu bemailen, wie möglich.

Während der kurzen Zeit, welche ich bis anhin in Bolivien verbracht hatte, war mir aufgefallen, dass das Geschehen in den Strassen der bolivianischen Städte für südamerikanische Verhältnisse sehr ruhig verlief. Nicht so aber am Sonntag. Die Bolivianer feiern gerne Feste, und es galt den 1. Mai gebührend zu feiern. Schon um 20:00 sah man überall torkelnde, lallende und brüllende sowie urinierende Männer herumstehen. Bei eisigen Temperaturen schien sich die gesamte Bevölkerung beim Bahnhof zu versammeln, und sich gemeinsam mit heissen, alkoholischen Getränken in einen Rausch zu trinken. Da unser Hotel gerade um die Ecke des Bahnhofs war, konnte an ein eine Kappe Schlaf leider erst ab 04:00 gedacht werden. Das war nicht gerade ideal, denn am Montagmorgen früh sollte unsere viertägige Tour durch den bolivianischen "Altiplano" und den Salzsee "Salar de Uyuni" beginnen.