Donnerstag, 8. Februar 2007

Bericht 060 (03.02.07 bis 09.02.07)

Links zu den aktuellen Foto-Sets:

Am Samstagmorgen reiste ich von "Phnom Penh" mit einem Bus nach "Battambang". Eine Stadt im Nordwesten von "Kambodscha", die gemäss meinem Reiseführer ein relaxter Ort mit zahlreichen, im französischen Baustil gebauten Häusern sein sollte. Schon um 11:00, eine Stunde früher als angekündigt, kam ich in "Battambang" an. Ich quartierte mich in einem Zimmer ein, welches mich mehr an einen Operationssaal als an ein Hotelzimmer erinnerte. Nicht etwa weil es so sauber war, sondern weil Boden und Wände mit weissen Fliessen ausgestattet waren... :-( Wie auch immer, ich machte mich auf, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Von den schönen, französischen Häuser konnte ich aber nicht viel erkennen. Da war nur eine staubige Hauptstrasse, ein paar Tempel und zwei Monumente.

Meine Uhr zeigte 16:00 an, als ich mir überlegte, was ich als nächtes tun könnte. Obwohl die Sonne schon relativ tief stand, dachte ich nicht weiter darüber nach. Denn schliesslich hatte ich eine Schweizer "Swatch" am Handgelenk, und die zeigt immer die richtige Zeit an. Also genügend Zeit um mit einem Motorrad-Taxi zu einem ca. 10 km ausserhalb von "Battambang" gelegenen Tempel zu fahren. Vielleicht gab es ja noch ein paar schöne Fotos bei Sonnenuntergang. Daraus wurde dann allerdings nichts, denn als wir um 16:30 beim Tempel ankamen, war die Sonne gerade dabei am Horizont zu verschwinden... :-( Weltuntergang? Naja, die Lösung des Rätsels war zum guten Glück einfacher: leere Batterie... ;-) Aber auch nicht weiter tragisch. Der Tempel war nichts sonderlich speziell.

Zurück in "Battambang" gab es dann wie schon am Mittag ein sensationelles Essen. Da mir ausser den zwei guten Essen über "Battambang" nicht viel in Erinnerung bleiben wird, entschied ich mich schon am nächsten Sonntagmorgen wieder weiter zu reisen. Mein nächstes Ziel war "Siem Reap", das Touristen-Ghetto vor den Toren der weltberühmten Khmer-Tempeln von "Angkor Wat". Das musste ich mir aber zuerst einmal verdienen. Fünf Stunden in einem Bus, in welchem die Lüftung nicht mehr funktionierte, über holprige, staubige Strassen. Zusätzlich noch eine Sitznachbarin, die ihren Sitz aus Kostengründen mit ihrem zappligen Sohn teilte. Um die Mittagszeit verschlang sie dann zusammen mit ihrem Sohn das in einem Plastiksack mitgebrachte, übel riechende Essen (Reis, Fleisch und Sauce) mit Essmanieren, welche eher einem Schwein als einem Menschen zugestanden hätten. Das mehrere Teile ihres Essens auf meinen Hosen landeten, schien sie in keiner Weise zu stören.

Wie nicht anders zu erwarten war, wurde der Bus in "Siem Reap" von einer Horde Motorad-, TukTuk- und Taxifahrern sowie Hotelbesitzern auf Kundenfang erwartet. Mit solchen Leuten habe ich unterdessen überhaupt keine Geduld mehr. Und meine wahrscheinlich unwirschen Antworten veranlasste eine dieser Personen mir einen netten Satz an den Kopf zu werfen. "Don't come here if you don't have money!" Besser könnte man Tourismus in "Kambodscha" nicht beschreiben. Obwohl sich der Tourismus in diesem Land erst in den letzten 10 bis 15 Jahren entwickelt hat, haben die Leute sehr schnell gelernt. Die Touristen werden hier "in extremis" als wandelnde Geldautomaten betrachtet. So etwas hatte ich bis jetzt nur in "Indonesien" erlebt. Und von dort stammt ja ein anderer, interessanter Satz: "Thank you for your money!"

Wie auch immer, ich lief quer durch die Stadt "Siem Reap" und entschied mich schlussendlich für das "Smiley's Guesthouse" aus der unglaublichen Vielzahl von Gasthäusern, Hotels und Luxushotels, die zur Auswahl standen. Danach schaute ich mich noch weiter in der Stadt herum. Überall total durchgestylte Restaurants und Bars, die in krassem Gegensatz zum restlichen, armen "Kambodscha" mir total fehl am Platz erschienen.

Am Montagmorgen machte ich mich dann früh morgens mit einem gemieteten Fahrrad, welches natürlich wieder viel zu klein für mich war, auf, um die ersten Tempel der "Region Angkor" zu besuchen. Zuerst musste ich aber ein Ticket kaufen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Die Ticketverkaufsstelle sah aus wie eine Gebührenzahlstelle auf einer Autobahn. Der einzige Unterschied war, dass vorwiegend TukTuks und Tourenbusse in den Reihen vor den Kassen standen. Auch der Preis war speziell. US$ 40.00 für einen Dreitagespass. Der höchste Eintrittspreis den ich bis anhin auf meiner Reise hinblättern musste... :-(

Den Montag bis Mittwoch verbrachte ich dann mit Tempeln anschauen. Es waren dies:

  • Angkor Wat (Haupttempel, schön bei Sonnenauf- und -untergang)
  • Prasat Ta Noreay
  • Baksei Cham Krong
  • Bayon (Tempel mit über 200 grossen, in Stein gemeisselten Gesichtern)
  • Baphuon (grösstes Puzzle der Welt. Der Tempel wurde vor der Machtübernahme durch die "Roten Khmer" von Archäologen komplett auseinander genommen. Dummerweise vernichteten die "Roten Khmer" dann die Pläne für den Wiederaufbau)
  • Elefantenterrassen
  • Terrasse von König Leper
  • Praeh Khan
  • Praeh Neak Pean
  • Ta Som
  • Pre Rup (schön für Sonnenuntergang)
  • Bakong
  • Praeh Ko
  • Lolei
  • Ta Prohm (mein Favorit, von Bäumen überwucherte Tempel. Hier wurden u.a. Filme wie "Indiana Jones" und "Tomb Raider" gefilmt.)
  • Panteay Kdei
  • Prasat Kravan
  • Phnom Bakheng (schön für Sonnenuntergang, Sicht auf Angkor Wat, aber zuviele Touristen am Abend)

Die Tempel waren sehr eindrücklich. Die Grösse, die unglaubliche Anzahl von Tempeln in der Region und z.T. das Alter (manche Tempel sind fast 1'000 Jahre alt) liessen einem immer wieder mit offenem Mund zurück. Dies ist die eine, die schöne Seite von "Angkor Wat". Die andere Seite ist die unglaubliche Anzahl von Touristenströmen, welche zu den Tempel fliessen. Viele Touristen scheinen direkt von "Thailand" zu kommen, wohin sie dann nach zwei bis drei Tagen wieder zurückkehren. Vielleicht gar nicht die schlechteste Lösung, denn ausser "Angkor Wat" gibt es in "Kambodscha" nur wenig, was man unbedingt gesehen haben muss.

Aber zurück zu den Tempeln. Die berühmtesten Tempel waren natürlich total überlaufen, und man musste manchmal länger warten, bis man das gewünschte Foto machen konnte. Wenn man nicht zu viele Touristen sehen wollte, musste man entweder die unbekannten Tempel oder die berühmten Tempel zu Randstunden besuchen. Wo dies dann allerdings nicht so ganz hingehauen hat, war der Sonnenaufgang bei "Angkor Wat" an meinem dritten Tag. Diesen, leider durch Wolken teilweise verdeckten, Sonnenaufgang musste ich nämlich mit ca. 5'427 Koreanern und zwei, drei weiteren Touristen teilen... :-(

Ich habe mir übrigens den Spass gemacht, alle besuchten Tempel auf meiner Karte zu markieren. Es ist ziemlich interessant die Angkor-Region auf dem Satellitenfoto zu studieren. Wer Interesse hat, fängt am besten beim Haupttempel "Angkor Wat" auf meiner Karte an...

Nach drei Tagen sowie einem schmerzenden Hintern hatte ich dann aber definitiv genug Tempel gesehen. Deshalb legte ich am Donnerstag und Freitag noch zwei Ruhetage ein, denn als nächtes geht es in den Norden von "Kambodscha", der sowohl infrastruktur-mässig sowie touristisch ziemlich unerschlossen sein soll. Bin mal gespannt...