Freitag, 21. September 2007

Bericht 088 (18.09.07 bis 19.09.07)

Link zum aktuellen Foto-Set: Macau

Am Dienstagmorgen gegen 11:00 reiste ich in "Macau" ein. "Macau" (Link 1, 2, 3) ist der Ort, wo die Portugiesen als erste Europäer im Jahr 1516 im "Kaiserreich China" eine Siedlung gründen konnten. Der Ort florierte dann schnell als einer der wichtigsten Handelsstädte im "Fernen Osten", bis die Briten "Hong Kong" gründeten und "Macau" den Rang abliefen. In den vergangenen Jahren hat "Macau" allerdings wegen der Glücksspielindustrie nach "Las Vegas"-Stil wieder einen regelrechten Boom erlebt.

"Macau" hat Backpacker-Touristen definitiv nicht auf der Liste mit dem Zielpublikum. Meine Unterkunft im Schuhboxformat in einem schäbigen Gasthaus kostete mich unverschämte 100 "Patacas" (Abkürzung: MOP$ / 100 MOP$ = 14.65 CHF).

Ausgestattet mit tollen Karten und Broschüren des "Macau Government Tourist Office" machte ich mich auf eine erste Erkundungstour. Portugiesische Kirchen und sonstige Kolonialbauten, Plätze, christliche Friedhöfe, chinesische Tempel und Pärke, Museen und die Boxengasse der "Formula 3 Euroserie" (Link 1, 2) standen auf dem Programm. Schön war im ansonsten teuren "Macau", dass man selten irgendwo Eintritt bezahlen musste.

Abends machte ich mich auf, um das andere Gesicht von "Macau" zu erkunden. In dieser "Special Administration Region (S.A.R.)" der "Volksrepublik China" wurden Casino-Lizenzen erst vor ein paar Jahren auch an ausländische Unternehmungen vergeben. Seit dann verbauen Casino-Gesellschaften vorwiegend aus "Nevada" jeden Quadratzentimeter mit gigantischen Hotel-Casinos. Zuerst besuchte ich allerdings das erste und legendäre "Casino Lisboa". Das war aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Alte, abgenutzte Innenausstattung und gelangweilte Croupiers hätten mich - wäre dann das nötige Kleingeld vorhanden gewesen - wirklich nicht zum Spielen eingeladen. Ich ging ins gegenüberliegende, nigelnagelneue und gigantische "Grand Lisboa". Wie die meisten neuen Casinos in "Macau" ist der "Grand Lisboa"-Komplex erst teilweise gebaut. Damit der Rubel schon einmal zu rollen begann, wurden zuerst die Casino-Räumlichkeiten fertig gestellt. Während die Spieler schon fleissig am zocken sind, werden nun über ihnen auch die Hotelzimmer und die Luxus-Shops erstellt.

In den gut besuchten, auf über vier Stockwerken verteilten Spielhallen sah man praktisch nur Asiaten, die bevorzugt "Bakkarat" spielten. Westler hatte es fast keine. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass das Personal in den Casinos etwa wie folgt zusammengesetzt ist:

  • Croupiers und Sicherheit: chinesisch
  • Service und Reinigung: philippinisch
  • Entertainment und Management: westlich

Am Mittwoch erkundete ich noch den südlichen Zipfel der "Macau"-Halbinsel, bevor ich mit einem Bus über die drei Kilometer lange Brücke auf die Insel "Taipa" fuhr. Ursprünglich hatte "Macau" zwei vorgelagerte Insel ("Taipa" und "Coloane"). Durch Landaufschüttung sind die zwei Inseln unterdessen aber zu einer Insel verschmolzen. Auf dem aufgeschütteten Land mit dem Namen "Cotai" entsteht momentan was die Leute als "Asia's Las Vegas Strip (Cotai Strip)" bezeichnen. Eine Grossbaustelle mit wohlklingendem Namen reiht sich an die andere.

Zuerst schaute ich mir im Norden der Insel das Zentrum des historischen Kolonialstädtchen "Taipa" an, bevor ich ganz in den Süden der Insel zum Strand "Cheoc Van Beach" fuhr. Der Strand riss einem nicht wirklich aus den Socken. Dafür wurde ich mit zwei anderen Ding entschädigt:

  • Ein Restaurant, welches mir ein Glas kühles "Macau Beer Blonde (vom Fass)" servierte. Wow, eines der besten Biere in "Asien".
  • Portugiesische Kolonialvergangenheit scheint die Frauen am Strand wie in "Brasilien" zum tragen von extrem knappen Bikinis zu verpflichten. Naja, mich störte es nicht... ;-)

Auf dem Rückweg auf die "Macau"-Halbinsel hielt ich beim ebenfalls neuen "Venetian Casino", welches erst gerade drei Wochen zuvor neu eröffnet worden war. Dekadent ist hier nur das Vorwort. Im Innern des Casino-Komplexes war der "Canale Grande" nachgebaut. Und selbstverständlich konnte konnte man sich natürlich auch einen westlich aussehenden "Gondoliere" mieten. Einer nicht wirklich italienisch aussehenden "Gondoliera" rief ich zu: "Italiana?". In für mich einwandfrei tönenden Italienisch rief sie mir zurück: "Sì, provengo da Venezia.". Der zweite Satz war dann allerdings Russisch... ;-) Die Casino-Halle des "Venetian" ist die grösste, die ich je gesehen habe. Interessanterweise war sie nachmittags um 15:00 schon propenvoll.

Am Abend besuchte ich dann noch zwei weitere Casinos (Wynn, Sands). Selber gezockt hatte ich nicht. Schon ein einziger verlorener Einsatz an den Tischen mit dem tiefsten Mindesteinsatz (100 Patacas, 14.65 CHF) hätte in meinem in "Macau" eh schon arg strapaziertem Geldbeutel ein weiteres, tiefes Loch gesprengt.

Nach knapp 48 Stunden in "Macau" ein abschliessendes Urteil fällen zu wollen, wäre ein bisschen anmassend. Ich beschränke mich deshalb an dieser Stelle zum Schluss ein paar willkürlich zusammengestellte Beobachtungen aufzulisten.

Sprache

In "Macau" ist alles mindestens auf Chinesisch (Kantonesisch) und Portugiesisch, manchmal aber auch noch auf Englisch, angeschrieben. Dass aber nur noch ca. zwei Prozent der Einwohner Portugiesisch sprechen können, macht diese Anstrengungen fast schon sinnlos. Aber dass dieses portugiesische Kulturerbe gepflegt wird, ist eine gute Sache, denn so kommen Portugiesisch- bzw. z.T. auch Spanisch-sprechende Touristen besser zurecht... ;-)

Getunte Autos

Ich habe noch in keinem anderen asiatischen Land so eine hohe Dichte an Sportwagen und getunten Autos gesehen wie in "Macau". Wo diese Boliden auf den nur 28 Quadratkilometer grossen Inseln ausgefahren werden, ist fraglich. Sicherlich aber nicht auf den Schnellstrassen des chinesischen Festlandes, denn dort steht alle paar Kilometer die Polizei am Strassenrand.

Hotels, Casinos und Geld

Über die zahlreichen, luxuriösen und teilweisen dekatenten Hotel-Canisos habe ich ja schon weiter oben geschrieben. Warum z.B. jedes zweite Hotel in integrierten Shopping Malls einen "Gucci", "Giorgio Armani", "Rado", "Samsonite" und "Manchester United" Shop braucht, ist nicht ganz einfach zu verstehen. Aber das Geld der vorwiegend asiatischen Kunden muss in Hülle und Fülle vorhanden sein, sonst würden die Hotel-Casinos mit ihren Shopping-Möglichkeiten nicht gebaut werden. Angeblich soll ein Spieltisch in "Macau" zehnmal rentabler sein als in "Las Vegas" (US$ 22'000 zu US$ 2'200; siehe "Macau Casinos and Gambling"). Interessant fand ich aber, dass in den Casinos praktisch kein Alkohol getrunken wird. Ob die Asiaten lieber nüchtern verlieren, oder ob es an der Tatsache liegt, dass man für alkoholische Getränke bezahlen muss, entzieht sich allerdings meinen Kenntnissen.